Acta Pacis Westphalicae III D 1 : Stadtmünsterische Akten und Vermischtes / Helmut Lahrkamp
226. Diarium Wartenberg Münster 1648 Mai 26

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Diarium Wartenberg


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Münster 1648 Mai 26

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HStAD , Kurköln VI 250 fol. 197–199.

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Bankett der niederländischen Gesandtschaft für den kaiserlichen und die spanischen Gesandten im
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Krameramtshaus.

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Mittags umb 12 ist die Spanische gesandtschafft in fünff gutschen, iede von
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6 pferden, nachfolgender ordnung ankhommen undt empfangen, erstlich
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4 gutschen mit cavallieren undt auffwartern, welche alle außerhalb des vor-
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deren thors außgestanden und in den hoff hineingangen, darauff der vice-
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stallmeister mit einem schonen pferdt, deßen mähnen undt schopff mit gelb-
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und rhotseidenen rosen eingeflochten gewesen, geritten. Diesem folgten
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eine große anzahl laggeyen und anderer diener in der livree, undt darauf
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neben der fünfften gutschen, warinnen der herr graff Pignoranda undt Brün
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geseßen, die pagien auff beyden seithen gangen, undt ist selbige gutschen in
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den inneren hoff biß an die stiegen gefahren, waselbsten sie, Spanische herrn
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gesanten, von den Hollandischen, alß erstlich von dem Meynerswyck undt
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Mattenes, hern Paw und Donia und lezlich von dem Ripperda undt Glandt,
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mit gleichen complimenten, wie ihnen vorhin von den Spanischen wieder-
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fahren

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Peñaranda hatte am 17. Mai den Niederländern in seinem Quartier ein Gastmahl gegeben; vgl.
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J. J. Poelhekke S. 539.
, gantz courtoisemente empfangen undt in ein großes tapezirtes salet
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begleitet worden. Indem man nun hinc inde angefangen zu discurriren, undt
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der herr von Ripperda mit zweyen Spanischen cavallieren von den Nieder-
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landischen vestungen, denen darin bißhero geführten kriegen undt seiner
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dabey bedienter chargen red gehabt, ist gleich darauff der Kayserliche ge-
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santer herr graff von Naßaw ankhommen, deme dan der graff Pignoranda
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undt herr Brün nebenst den Hollandischen gesanten entgegen, undten an
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der stiegen empfangen undt in obberürtes zimmer geführt. Darauff also-
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gleich durch die Hollandische laggeyen zwölff speisen in silber auffgetragen
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und durch zween cavallier ordentlich auff die taffel gesezt. Der tisch für sich
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selbst war mit keinem sonderlichen apparat, sondern gantz schlecht be-
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kleidet , zwischen zweyen und zweyen tellern gantz niedrige platte silberne
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saltzfäßer gesezt, auch gar keine credentz, sondern nur zwey große silberne
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lafor mit vier gißkanten zu eingang des zimmers auff einem tisch gestelt ge-
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wesen . Nach aufgetragen- und gesezten speisen haben vier pagien, zwey den
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geladenen und zwey den Hollandischen gesanten, das handtwaßer undt die
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cavallieri das handtuch praesentirt; darauf der predicant mit harter stim,
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doch gar langsamb und ad quemlibet paragraphum etwas wenig pausirendt,

[p. 230] [scan. 254]


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das Oculi omnium etc. nebenst dem Pater noster auff Lateinisch gebettet
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nach deßen vollendung dem herrn grafen von Naßaw (welcher wegen noch
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nit allerdings erholter gesundtheit von einem cavallier beym arm geführt
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wordt) die oberstell nach lenge des tisches in der mitte praesentirt, der graff
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Pignoranda demselben a sinistris undt der herr Brün a dextris gesezt worden.
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Vorhaubts des tisches an der lincken seiten saßen der herr von Meinerswyck
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undt Mattenes, unten an der taffel der herr Paw undt herr Donia; an der
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andern nebenseithen saßen an beyden ecken an der lincken der herr Ripper-
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da , an der rechten der herr Glandt. Zwischen diesen zweyen stunden zwey
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cavallier, so die speisen auff- und abgesezt, welche neben andern auch auff-
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wartenden cavallieren die gantze zeit mit gedecktem haubt gedient. Sobaldt
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man angefangen zu eßen und die gesanten einer durch den andern vorge-
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schnitten , hat sich eine schone instrumentalmusic auf einem altan hören laßen,
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welche beym ersten undt zweyten gang continuirt worden. Die erste gesund-
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heit in sanitatem Caesareae maiestatis haben die beyde herrn von Meiners-
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wyck und Mattenes den beyden hern grafen von Naßaw undt Pignoranda zu-
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gleich zugetruncken, welche dan auch stehend herumbgangen, darauf regis
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catholici, Imperatricis, regiae sponsae, archiducis Leopoldi, serenissimae in-
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fantae Hispaniarum etc. alle stehendt getruncken. Beym dritten gang, wel-
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cher gleichs vorigen mit 12 speisen undt mehrentheilß von fischen, großen
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seekrebsen und krabben angericht gewesen, hat man die vorige gesundthei-
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ten mit größern gläsern abermahln repetirt, undt anstatt der music ist auff
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ein durchs fenster mit einem serviet gegebenes zeichen zu allen gesundthei-
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ten von den trommetern geblasen worden, inter caetera pro pace communi
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et universali totius christianitatis, pro conservatione perpetua conclusae
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pacis inter Hispanos et Hollandos, pro felici successu tractatuum inter reges
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Hispaniae et Franciae, wobey es dan allerhandt discursus de situatione, fer-
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tilitate provinciarum Belgicarum, de indigenarum moribus, commerciis
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und sonsten abgeben. Alß von dem Ripperda die gesundtheit super instru-
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mento pacis angefangen, wardt derselbe von dem herrn von Meinerswyck
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subridendo interpellirt, non oportere amplius bibere super instrumento, sed
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testamento pacis, quod iam per mortem testatoris (sopito nempe et mortuo
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bello) ratificatum esset et in executione sua consisteret, welche gesundheit
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dan auch gleichs andern mit trompettenblasen stehend herumbgangen, biß
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endtlich dem hern grafen von Naßaw (alß welcher wegen schwacheit noch
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nit wol stehen können) zu gesellschafft die andere sich auch niedergesezt.

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Nachdem man nun drey- undt yedesmahls 12 schone speisen angericht und
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weggetragen, hat man das confect magnific mit 24 schalen aufgetragen und
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iedem ein frisches serviet vorgelegt. Bey dem confect ist gantz wenig ge-
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truncken , sondern der Ripperda, Paw, Glandt und Meinerswyck continuir-
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lich mit außtheilung der confituren unter das umbstehende frawenzimmer
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occupirt gewesen.

[p. 231] [scan. 255]


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Der Pignoranda hat sich auch nit, wie vorhin in diesem logiment beschehen,
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kniendt dienen laßen, sondern in allem sich den Hollandern conformirt undt
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gleich gehalten.

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Sobaldt es nun umb 4 uhren gewesen, ist man auffgestanden, gebettet, etwas
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wenig discurrirt und complimentirt, danach der abscheidt mit freundtlicher
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embrassirung genohmmen worden.

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In dem nebenzimmer waren zwey lange tisch gedeckt, warinnen an einem
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die Spanische cavallier, an anderm underschiedtliche burger undt andere
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tractirt worden, darauf dan baldt hernach einige von den cavalliern auff-
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gestanden undt das zusehende frawenzimmer theilß geladen und hinein-
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geführt . Die Spanische und Hollandische cavallier haben sonsten sich gar
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cordial gegeneinander bezeigt undt einer dem andern mit trincken starck zu-
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gesezt . Auch nachdeme die hern gesanten weggefaren, seindt theilß caval-
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lieri daselbst noch verblieben, die ubrige, so mit ihren hern weggefahren
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gewest, darnach wiederkhommen, undt biß nach zehen uhren in der nacht
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ein continuirliches iauchsen und ruffen „Vive la Spania“, „Vivent les Hol-
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landois “ gehört worden.

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