Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
76. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1647 März 31

2

Plenarkonferenz der katholischen Stände


3
Münster 1647 März 31

4
Köln ( Stadt ) A I p. 1250–1304 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 579’–604’,
5
Bamberg B fol. 481–483, Kurmainz B. Vgl. ferner Kurbayern A III fol. 441–452’,
6
Kurbayern B I fol. 357–361; Österreich A III WFr XXXVII fol. 183–189; Öster
7
reich
B II p. 207–219, Ba I und Bb II; Wartenberg / Register II fol. 401’–422 und I a.

8
Stand der Religionsverhandlungen in Osnabrück. Hessische Satisfaktion. Die pfälzische Sache.
9
Rückgabe der Bergstraße an Kurmainz. Hilfegesuche an die Mediatoren und die kaiserlichen und
10
französischen Gesandten.

11
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Aachen, Augsburg, Augsburg (Stadt),
12
Baden-Baden, Bamberg, Bayern-Hg., Berchtesgaden, Brixen, Burgund, Chur, Corvey, Deutsch-
13
meister , Eichstätt, Ellwangen, Fulda, Halberstadt, Hildesheim, Johanniterorden, Kempten, Köln
14
(Stadt), Kurbayern, Kurköln, Kurmainz, Kurtrier, Lüders, Lüttich, Münster, Murbach,
15
Österreich, Osnabrück, Paderborn, Passau, Pfalz-Neuburg, Prüm, Regensburg, Schwäbische
16
Grafen, Speyer, Stablo, Straßburg, Trient, Verdun, Weißenburg, Würzburg, Worms.

17

25
504, 17 –505, 7 Kurmainz – recommendiren] In Kurmainz B ausführlicher formuliert;
26
ohne sachliche Ergänzungen.
Kurmainz . Setzt voraus, daß der Inhalt der letzten Verhandlungen zwischen den
18
ksl. Gesandten und den Protestanten in Osnabrück bekannt ist

30
Über den Fortgang der Verhandlungen, in denen den Protestanten weitgehende Zugeständnisse in
31
den Fragen des Besitzes der streitigen Bistümer, der Parität in den schwäbischen Reichsstädten
32
und des Besitzes der württembergischen Klöster gemacht wurden, vgl. G. Schmid S. 115ff.;
33
F. Dickmann S. 363ff.; F. Wolff S. 167ff.
. Die Protestanten
19
geben in nichts nach, sondern stellen noch schwerere Forderungen

34
Die folgenden Forderungen waren nicht in den evangelischen Projekten vom 9. März 1647 (vgl.
35
Meiern IV S. 89 ) und 18. März 1647 ( ebd. S. 132 ) enthalten, sondern wurden von einzelnen
36
Gesandten vorgebracht.
– sie verlangen u.a.
20
die Überlassung des Stifts Osnabrück, Landabtretungen als Satisfaktion für Hessen-
21
Kassel und eine

27
21 Entschädigung ] Kurbayern A III, Kurmainz B und Wartenberg / Register II erwäh
28
nen
, daß es sich dabei um die 1642 von Braunschweig-Lüneburg an Hildesheim zurück
29
gegebenen
Ämter des „großen Stifts“ handelt.
Entschädigung für den Herzog von Holstein

37
Prinz Friedrich von Dänemark, Herzog von Holstein und Administrator von Bremen, hatte
38
seine Ansprüche am 5. März 1647 durch seinen Kanzler, den berühmten Juristen Theodor
39
Reinkingk, bei den ksl. Gesandten anmelden lassen (vgl. Diarium Volmar S. 417; Meiern IV
S. 89 ). Über das Erzstift Bremen und den Westfälischen Friedenskongreß vgl. demnächst die
41
Dissertation von W. Fleitmann .
, der Bremen abtreten
22
muß.

23
Dannenhero nothwendig ermeßen wurde, in diesem pleno catholicorum
24
zu deliberiren, waß vor mittel darzu zu ergreiffen, ob nicht die herren

[p. 505] [scan. 573]


1
mediatores die herren Frantzösischen plenipotentiarii umb interposition,
2
die Kayserliche plenipotentiarii auch dahin anzulangen, damit sie mit
3
weiteren nachgeben einhalten. Dahero zu consultirn, ob angeregte depu-
4
tationes zu thun und wohin die proposition zu stellen, waß vor gesandte
5
darzu zu gebrauchen seyen, ob nicht auch der Pfaltzischen sachen furder-
6
liche abhandtlung, item die erhaltung der catholischen religion wie auch der
7
Bergstraße und andere interesse zu recommendiren.

8

40
505, 8 –514, 34 Kurtrier – inclinirten] Fehlt in Bamberg B.
Kurtrier . Nach Wiederholung der Proposition: Befindeten auch, maßen in der
9
proposition vermeldet, das die protestirende in einigen puncten ihrer ersten
10
vorschläg nit allein nit gewichen, sonderen dieselbe auch zu härter beschweh-
11
rung der catholischen erhöhet, und daß bey ihnen weder vernunfft noch
12
einige friedtliebende intentiones zu verspüren, sondern, gleichwie die suc-
13
cessus der waaffen fallen, also sie ihre consilia und postulata richten.

14
Zum Vorschlag, eine Deputation zu den französischen Gesandten zu schicken:

15
An ihrem orth befinden sie kein anderes mittell alß biß dahero gebraucht
16
worden; man hette mit rationibus gehandtlet, dem gegentheill mit geist-
17
und weltlichen motiven begegnet und verhoffet, sie wurden sich daran
18
begnüget haben und zu einem beßeren geschritten sein, aldieweilen aber
19
solches nit erfolget, so hetten sie bey dem furgeschlagenen medio gar kein
20
bedenckens, sonderen hielten dafur, daß dieses und dergleichen mittel mehr
21
zu gebrauchen.

22
Waß 2 do vor ingredientia an handt zu nehmen, da wolte ihnen bedüncken,
23
es wurde den herren deputatis an der materi nit ermangelen, und wißen die
24
herren Frantzösischen selber wol, wie die sachen beschaffen, und wan sie
25
nur einigen eiffer haben, zur sachen zu thun, darff es große information
26
gar nit.

27
Vor allem muß den Franzosen die Ursache der Beteiligung Hessens am Kriege
28
erklärt werden

42
Vgl. zum Folgenden Ch. Rommel VII passim; K. Demandt S. 190ff.
: Landgraf Moritz, als Mitglied der protestantischen Union, ist
29
von Spinola zur Neutralität gezwungen worden, hat diese aber nicht gehalten. Darauf
30
ist Tilly in Hessen einmarschiert, der auf Wunsch Wilhelms, des verstorbenen Gatten
31
der jetzigen Landgräfin, den alten Landgrafen zur Abdankung gezwungen hat.
32
Hessen hat sich also aus eigenem Antrieb in die Kriegswirren gemischt und kann jetzt
33
von den katholischen Ständen keine Satisfaktion verlangen.

34
Durch welche nun die deputation ins werck

41
34 zu richten] Fehlt in der Vorlage, nach Bamberg A I und Kurmainz B ergänzt.
zu richten, hielten sie darvor,
35
nachdemalen dergleichen mehr ad dominos mediatores et Galliae pleni-
36
potentiarios ratione gravaminum beschehen, es weren dieienige, so vorigen
37
beygewohnet, hierzu nachmalß zu erbetten.

38
So were auch Churmaintz in dero begern wegen der Bergstraßen zu wil-
39
fahren und solches bestens zu recommendiren, weilen dero fugnuß hell und

[p. 506] [scan. 574]


1
clar, deßgleichen die endtliche abhelffung der Pfaltzischen sachen, darzu die
2
herren Frantzösischen von selbsten gewogen.

3
Kurköln (Ihre Fürstliche Gnaden). Nicht ohne were es, das die tractaten
4
mit den protestirenden und Schwedischen in puncto gravaminum zu Oßna
5
bruck also bewandt, maßen vom directorio im vortrag erwehnet, und mit
6
denselben gar nit zurechtzukommen, weilen sie in einigen puncten nit
7
weichen, sonderen mehr und mehr, sogar auch newe postulata auf die bahn
8
bringen. Ihre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck wolten ihrestheils nit repe-
9
tiren , waß vorgangen, weilen es ad consilia imperii noch nit kommen und
10
also res acta et transacta inter Caesareos et coronas zu halten, eß were aber
11
das praeiudicium, so darauß entstehet, groß und sehr schwehr zu remediirn,
12
waß die

30
12 protestirende] In Kurmainz B folgt vordem.
protestirende von den Kayserlichen erlanget, und scheinet ietzundt,
13
das sie noch weiter tretten wolten.

14
Regulam anni 1624 hetten sie erstlich gesetzet, dargegen, obschon ihr stifft
15
Oßnabruck anno 1623 in catholischen händten gewesen und der herr car-
16
dinal , ihro vorfahr

40
Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern, Bischof von Osnabrück 1623–1625 ( vgl. P. Gauchat
41
S. 267 ).
, solche legitime possedirt, das also die regul billig solte
17
platz haben, so wollens doch nit gelten laßen, hingegen aber kein eintzig
18
kirch, so post primam Ianuarii eiusdem anni in catholicorum manibus sich
19

31
19 nicht] Fehlt in der Vorlage, hier nach Kurmainz B ergänzt.
nicht befunden, nachgeben. Wiewol nun dieses ihnen gnugsamblich remon-
20
strirt worden, so kommen sie doch auffgezogen mit allerhandt praetexten und
21
machen in specie der cronen interesse darauß, alß wan Schweden diesen
22
stifft Gustavo Gustavi geschencket hette, und were er in deßen possession

42
Vgl. oben S. 460 Anm. 4.
.

23

32
23–25 Waß – gehabt] Nach Kurbayern A III an dieser Stelle: Es hetten Ir Furstliche
33
Gnaden den herren Khayserlichen gesagt, das sie verhoffen, man mache ia den friden,
34
das einer dem andern das seinige widerumb restituiren müesse, dan auf den widrigen
35
fall würde auch Schweden die Khayserlichen erblandt behalten.
Waß nun dieselbe belanget, stünde zu consideriren, das, wan man frieden
24
machet, die occupirte örther gütentheilß restituirt werden müsten, unge-
25
achtet waß einer und der anderer darbey fur interesse gehabt, und müsten
26
sich damit contentiren, das sie es usque ad restitutionem

36
26 genossen] So Bamberg A I und Kurmainz B; in der Vorlage ( offenbar durch Lesefehler
37
nach Bamberg A I ) irrtümlich gengten.
genossen. Gustaf
27
Gustafson selbst habe den

38
27 französischen ] So nach Kurbayern A III und Wartenberg / Register II; in der Vorlage
39
und in den damit identischen Protokollen: fürstlichen.
französischen Gesandten vorgeschlagen, man solle ihm zur

28
Entschädigung die Kontribution aus dem Stift in gegenwärtiger Höhe einige Monate
29
weiterzahlen

43
Vgl. dazu den Bericht von d’Avaux in der Konferenz mit den ksl. Gesandten und Salvius am
44
11. Februar 1647 ( Diarium Volmar S. 411).
.

[p. 507] [scan. 575]


1
Den stifft Minden anreichendt, den hetten die herren Kayserlichen a regula
2

30
2 anni] In Kurmainz B folgt 1624.
anni excipirt, und deßen catholici sich gegen dieselbe bedancket, und hin-
3
gegen , damit es darbey mögte gelaßen werden, den pfaltzgraven Philips
4
Ludtwichen außbehalten

36
Minden hatte 1624 mit Christian von Braunschweig-Lüheburg noch einen evangelischen Admini-
37
strator (vgl. die Angaben oben S. 129f.), hingegen war Pfalzgraf Ludwig Philipp (der hier offenbar
38
gemeint ist) bereits 1620 aus seinem Fürstentum Simmern vertrieben worden (vgl. oben S. 344).
, deme doch unerachtet wollen die protestirende
5
diesen stifft noch darzuhaben. Nhun ist bekandt, waß deßwegen vorgangen,
6
daß nemblich Churbrandeburgische die Kayserlichen dahin persuadiren
7
wollen, das solcher stifft, wan catholici selben nit behielten, ihro verbleiben
8
mochte, darauf sie auch einige vertröstung bekommen haben mögten, un-
9
angesehen der Salvius gesagt, Magdeburg wer vor Brandeburg gnug,
10
Halberstatt aber zuviel. Als Kurbrandenburg seine Ansprüche weiterverfolgt habe,
11
hette man sich catholischentheilß erclärt, es solte der stifft bey lebzeiten
12
Seiner Fürstlichen Gnaden in statu quo verbleiben, darnach aber zwischen
13
beeden religionsverwandten alternativ sein

39
So in den ksl. Vorschlägen vom 15. März 1647 ( vgl. Meiern IV S. 118 ). Zum Alternations-
40
plan
vgl. auch UuA IV S. 543; A. Knoch S. 137ff.
, so sie doch nit annehmen
14
wolten, und gedächten sie ietzo den stifft gantz zu halten, daß capitulum
15
mit der election bey beeden hauseren Brandeburg und Lüneburg alterniren
16
solten. Soviell nun Brandeburg angehet, ist oben schon bedeutet, Lüneburg
17
praetendirt aber die satisfaction, weilen sie auff den ertz- und stiffteren Mag-
18
deburg und Halberstadt herren haben, welche einist bischoven zu werden
19
verhoffen, und damit sie solche praetension desto cräfftiger machen, haben
20
in Februario zu

31
20 Bremen] In Wartenberg / Register II dagegen Magdeburg ( nb. dort hatte die Wahl
32
bereits im November 1646 stattgefunden ). Der ganze Passus in Kurbayern A III etwas
33
anders: […] hetten sie khurtzlich einen vom hauß Brandenburg zu Magdeburg,
34
zu Halberstat aber einen vom hauß Lüneburg zum coadiutor erwählt.
Bremen und zu Halberstadt in Martio electionem angestel-
21
let

41
In Bremen war Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg zum Koadjutor gewählt worden
42
( vgl. Meiern VI S. 397 ), in Halberstadt Anton Ulrich ( vgl. Meiern VI S. 402; H.
43
Boettcher II S. 129 ). Magdeburg besaß bereits seit November 1646 mit Ernst August einen
44
Koadjutor aus dem Hause Braunschweig ( vgl. Meiern IV S. 256 ).
, das sie also vermeinen, ein ius

35
21 iudicatum] Kurmainz B: radicatum.
iudicatum zu haben, darin gleichwol
22
die regenten nit verstanden.

23
Hierbey stündte wol zu bedencken, ob catholici Seine Fürstliche Gnaden
24
ohne schult et citra meritum wolten verstoßen und capitulum solcher-
25
gestaldt post eius vitam constringirn laßen, da eß doch anno 1624 in posses-
26
sione gewesen. Einmal wolte dem catholischen standt viel daran gelegen
27
sein, das die stiffter bey ihrer freyer wahl gelaßen, forma imperii nit mutirt
28
und diese stiffter (wie Verden, Magdeburg, Bremen, Halberstadt, Camin
29
und andere) in weltliche fürstenthumber verendert werden, so dem geist-

[p. 508] [scan. 576]


1
lichen standt und primario statui nachtheilig. So were ferners zu beobachten,
2
das durch solche constrictiones und mutationes die fürstlichen und graff-
3
lichen häuser, auch ritterschafft außgeschloßen werden, da doch libera electio
4
bey den Teutschen allein erhalten worden. Solte dieselbe nun ad certas
5
familias constringirt werden, wa wirdt dan die ritterschafft, ia auch graff-
6
liche und fürstliche hauser hinkommen.

7
Obwohl die ksl. Gesandten den Protestanten die württembergischen Klöster angeboten
8
haben und die Autonomie in Augsburg und an anderen Orten nach dem Stande des
9
Jahres 1624 gestatten wollen

38
Art. 9 und Art. 11 der ksl. Vorschläge vom 15. März 1647 (vgl. Meiern IV S. 121 , 123).
, sind die Protestanten nicht zufrieden und verlangen
10
die unbeschränkte Freistellung. Neuerdings fordern sie auch Teile von Hildesheim
11
für den Prinzen von Dänemark

39
Nämlich das im Goslarer Vertrag 1642 von Braunschweig-Lüneburg an das Fürstbistum
40
Hildesheim zurückgegebene Gebiet des „großen Stiftes“ (vgl. Meiern VI S. 522; S. Pufendorf ,
41
Reb. Suec. XIX § 94).
.

12
In diesen landen gibt es nit stiffter genug, und wirdt man balt weiter hinauff
13
gegen Wurtzburg und Bamberg kommen, daß also eine gemeine sach hier
14
auß zu

36
14 machen] In Wartenberg / Register II folgt hier ferner ein Hinweis auf die schwedischen
37
Donationen.
machen.

15
Zur hessischen Satisfaktion wie Kurtrier. Landgraf Wilhelm war früher mit einer
16
Entschädigung von 50 000 fl. zufrieden, der Landgräfin sind bereits 600 000 fl. ange-
17
boten
worden

42
Vgl. oben S. 206f.
. Daß sie nun auf landt und leuth gehet, betrifft alleinig die
18
catholische und sonderlich geistliche. Ihre Churfürstliche Durchlaucht zu
19
Cöllen könten und wolten darzu nicht verstehen, maßen auch die herrn
20
Kayserlichen, welche darzu noch ferners zu animirn. Die herren Frantzö
21
sische wie auch die Heßen wenden fur, wan ihnen die landten nit erblich
22
verbleiben solten, das sie per hypothecam müsten versichert sein, so ia in
23
fide publica gnugsam beschicht, und wan Heßische damit nit zufrieden,
24
wie werden die catholischen gesichert sein der restitution, wan die landt-
25
graffin ihre ländere biß zu erfolgender zahlung einbehalten solte. Diese
26
remonstration hetten Galli von den mediatoribus wol eingenohmmen, ob-
27
schon sie vermeinen, man könte der landtgravin cum assecuratione religionis
28
gnugsame caution geben. Wie die Heßen pflegen zu handtlen, were bey
29
Hirschfeldt und Seiner Fürstlichen Gnaden stiffteren bekandt, auch wie
30
sie den Passawischen vertrag gehalten

43
Neben der Reichsabtei Hersfeld, die seit 1604 faktisch im Besitz von Hessen-Kassel war, waren
44
nach 1552 auch mainzische, fuldische und paderbornische Besitzungen eingezogen worden.
. Die landtgräffin hette vorgeschla-
31
gen , wan man uff gelt schließen wurde, könte ihr solches auß dero quartiren
32
in 5 monaten erstattet werden, darzu ihro dan auch auß den landen obsides
33
offerirt worden, so biß auf völlige zahlung zu Caßel verbleiben solten.

34
Nun das werck an sich selbsten belangendt, da wißen sich die herrn gesand-
35
ten zu erinneren, waßmaßen Seine Fürstliche Gnaden in pleno catholicorum

[p. 509] [scan. 577]


1
concordiam et constantiam mehrmalß recommendirt; weilen aber solches
2
nit geschehe und man noch taglich wanckete, so könne es nit anderst zu-
3
gehen , und wirts keiner anderst bey sich befinden. Undt weilen die sach
4
einen ieden trifft, alß hetten Seine Fürstliche Gnaden sowol von wegen
5
Churcöllen alß fur sich selbsten zelo religionis catholicae constantiam et
6
concordiam nochmalß eifferig recommendirn wollen, sonderlich aber den
7
geistlichen, und befindete sich auch, gottlob, das meiste darauff instruirt,
8
damit die catholische religion nit gar extirpirt, sonder ein bestendiger
9
friedt erhandelt werde, so per talia media et isto modo wol nit zu erhoffen.
10
Die protestirende kommen täglich zusammen, gehen zu den Schwedischen,
11
deliberiren mit ihnen und stehen vor ein geringes stättel, sogar eines pastorn
12
underhalt zusammen, catholischentheilß aber, wan man gantze stiffter hin-
13
weggibt , schweigen aber still. Ob dieß nun salus patriae et salvatio conscien-
14
tiae seye, ließen sie dahingestelt sein, es heische aber: hodie mihi cras tibi.
15
Die protestirende werden mit der zeit so potent, das sich weder Kayser,
16
weder catholische gegen sie werden defendirn können, umb desto mehr
17
ursach hetten catholici

41
17 zusammenzusetzen] Kurmainz B: zusambenzuhalten.
zusammenzusetzen und constantiam zu bezeugen,
18
weilen es exteri improbiren, wie dan auch Galli wol intentionirt und per
19
omnia catholicis zu assistiren befelchet; sehen, das den Schwedischen und
20
protestirenden pro satisfactione mehr verwilligt, alß bona conscientia ge-
21
geben werden kan, gestaltsam die herren

42
21 mediatores] Nach Kurbayern A III der venezianische Botschafter.
mediatores Seiner Fürstlichen
22
Gnaden

43
22 noch gesteren referirt] Kurmainz B nur gesteren repetirt.
noch gesteren referirt, waß sie bey Gallis verrichtet, sie weren nemb-
23
lich noch wol animirt, wan nur die herrn Kayserlichen bestendig weren
24
und beysammenhielten. Ihre Fürstliche Gnaden ermahneten derowegen,
25
man solte beßer beyeinanderstehen, sonsten wurde Got noch mehr straffen.

26
D’Avaux reist morgen wieder nach Osnabrück und ist bereit, den katholischen
27
Ständen zuvor eine Audienz zu geben. Auch die Mediatoren und die ksl. Gesandten
28
sollen erneut um Unterstützung ersucht werden, umb so mehr, weiln es zur haubt-
29
sachen gehet; undt gibt herr graff von Trautmannsdorff den rationibus zwarn
30
platz, er vermeldet aber hingegen: hic ulla ratione non valet. Wie nun die
31
protestirende mit gewalt durchtringen wolten, also hetten sich catholici cum
32
Gallis zu widersetzen.

33
Zur Zusammensetzung der Deputation wie Kurtrier.

34
Soviel die materii belangt, were den herren Kayserlichen zu gemuth zu
35
fuhren, waß fur ansehentliche assistentz Ihre Kayserliche Mayestät nit allein
36
von den catholischen insgemein, so wol ihr eußerst gethan, sonderen ab-
37
sonderlich hierundigen stiffter Münster, Paderborn, Hildesheim und anderen
38
gehabt. Ob nun das gratiarum actio were, daß sie nun verlohren gehen und
39
deme gegentheill accresciren solln, damit die protestirende die catholischen
40
gar außmüstern und Caesari

44
40 leges – halten] Fehlt in Kurmainz B.
leges praescribirn! Waß man nit halten noch

[p. 510] [scan. 578]


1
salvirn kan, were per se, Oßnabruck und Minden weren aber extra regulam
2
anni 1624, an Münster, Hildeßheimb und Paderborn hetten sie keine
3
befugnuß.

4
Daß consilium theologicum, so die herren Kayserlichen eingeben, alß man
5
de termino ad quem deliberirt

41
Vgl. oben Nr. 47.
,

40
5–6 ist – gangen] Kurbayern A III statt dessen: gehe zwar auf die perpetuitet.
ist auf ein gewiße iahracht gestelt, deme
6
doch zuwider seint die herrn Kayserlichen ad perpetuitatem gangen, darbey
7
gleichwol beede ihre stiffter excipirt worden, so itzo nit mehr geachtet
8
werden will. Die instructiones, soviel sie nachricht erlangt, gingen dahin,
9
das zu alienirung der stiffter nitt zu verstehen, maßen von Pfaltz Newburg
10
communication beschehen, darfur dancksagendt, welches die herrn Kay
11
ßerlichen ad constantiam mögte moviren, denen auch zu repraesentirn, waß
12
die hingebung fur gedancken bey der posterität erwecken werde.

13
Die Heßische satisfaction betreffent ist vordem sowohln von den catholischen
14
alß protestirenden concludirt worden, daß der landtgrafin kein recompens
15
gebuhre

42
Vgl. oben S. 208.
, so contrariirt auch deme die generalamnistia, so sie so eyferig
16
begeret, referendo se ad antedicta.

17
Gallis remonstranda miseria catholicorum und was sie intuitu beyder cronen
18
zuruck mußen laßen, wie von den herren Kayßerlichen allschon bewilliget.
19
Sie hetten ihre waffen pro libertate imperii und einen ieden zu dem seinigen
20
zu verhelffen geführet, es wolte aber daß religionsexercitium vertilligt wer-
21
den , indeme so viell stiffter und clöster fortgehen, so ihrer mit der cron
22
Schweeden und den protestirenden gemachter alliantz nit gemeeß; man be-
23
gerte sie zwar nit darvon abwendig zu machen, sonderen daß sie in dero
24
terminis bieß zum frieden verbleiben und, was der religion zu nachtheill
25
vorgehet, abgeschaffet werde: Minden, Osnabrück und die württembergischen
26
Klöster sind zu restituieren; in Augsburg darf die Parität nicht eingeführt werden.

27
Wegen der Pfaltzischen sach und der Bergstraß, weiln dießes an sich selbst
28
gantz billig, vergleichen sich mit Churtrier.

29
Kurbayern . Er (von Haßlang) achte unnoetig sein, von unbilligkeit der
30
postulatorum zue reden, sondern were zu wunschen, daß, waß noch nit
31
begeben, conservirt könte werden, zu dem die deputation ad Gallos fur-
32
geschlagen worden, darmit er sich vergleiche.

33
Der Vortrag bei den Franzosen ist nach den Voten Kurtriers und Kurkölns einzu-
34
richten
. Wartenberg wird gebeten, sich selbst an der Deputation zu beteiligen. Die
35
kurmainzischen Ansprüche auf die Bergstraße sollen unterstützt werden. Bedanckte
36
sich schließlich, daß man die erorderungen der Pfältzischen sach auch re-
37
commendirn wolte laßen, pittet solcheß angelegentlich zu vollfuhren.

38
Österreich. Auf die gestelte fragen gebe man ex parte deß hochloblichen
39
haußes Osterreich ob temporis angustias kürtzlich dieße andtwortt: Eß were

[p. 511] [scan. 579]


1
bekand, waß daß hauß Osterreich den gemeinen catholischen wesen, solang
2
daßelbe von zeit des ersten abfallß hat sustinirt werden mußen, zum besten
3
gethan unnd bedörffe keiner erweisung, daßelbig were erbietig, ein solches
4
bieß zu endt der weldt zu continuirn, wan es nur von den catholischen
5
assistentz und constantiam haben wurde, maßen von Oßnabruck wohl er-
6
wehnet . So wer auch bekand, waßmaßen Galli bey gegenwerttigen tractaten
7
durchgehentß und gleich anfangs bey dem Magdeburgischen admissions-
8
stritt sich heraußgelaßen und große vertröstung geben, deßwegen dan an-
9
sehentliche deputationes an dieselbe gethan, die rationes auch in scriptis
10
dem herrn nuncio ubergeben worden; so were seithero auch eine zu Oßna
11
bruck beschehen

43
Am 13. Februar 1647 (oben Nr. 74).
. Uber daß wuste man auch und were auß discursen, zeitungen
12
und schreiben kundbar, daß der her graff von Avaux sich seither gegen die
13
herren Kayßerlichen verlautten laßen, daß sie befelcht, bey den catholischen
14
und dem Kayser für einen man zu stehen und alles erhalten zu helfen, waß
15
immer moglich. Denselben Gallis weren die extrema bekand und wusten,
16
woher sie kommen, wie sie in reich causirt worden und zu remediiren weren.
17
Ob nun uber dießes alles bey ihnen mit nochmaliger deputation einzu-
18
kommen , wolten sie ihrestheilß indifferent sein, eß were aber kündig, daß
19
von denen, welche dergleichen deputationes befurderen, ein andereß inten-
20
tirt werde, und were ihres ermeßens viel beßer, wan man darmit nit so
21
liberal were, weiln man ohnedem täglich zu ihnen kommen kan und sie
22
vorhin genucht bericht haben.

23
Die materi were weitleufig, und hetten sie sich darauf nit versehen; in Oßna
24
bruckischen voto were sie weitleufig außgefuhret und könte pro et contra
25
davon geredet werden. In deme prothocollo hetten wahrgenommen, eß
26
were viell darahn gelegen, daß sich die herren Kayßerlichen nit praecipitirten
27
und den Heßen nit alleß verwilligen, wie dan ietzo darfurgehalten werden
28
wolle, sie weren weiter außgeschritten, so ihnen ursach gibt, solches zu
29
notificiren; weiln unterdem aber nit zu zweiflen, eß werden die herrn
30
Kayßerlichen den catholischen alles zum besten gemeint haben, so muste
31
man auch andere meinung von ihnen nit haben. Waß etwa zu erinderen,
32
könte bono modo geschehen, sie seint bieß dahero behutsamb gangen,
33
werdens noch thuen, iuxta illud finis coronat opus. Wegen der Wirtem-
34
bergischen clöster weren sie erschwungen worden, wie auch in den erb-
35
landen , sachen einzugehen, daran Ihre Mayestät sonsten nie gedacht, und
36
were zu besorgen, es werde dergleichen noch mehr erfolgen.

37
Mögen aber hierbey sich nit langer aufhalten, et quoad deputationem (uti
38

41
38 dicitur] Kurmainz B: dictum.
dicitur) indifferent sein. Obs nutzen bringen werde, stünde dahin, et proficiat
39
illis, die

42
39 so] In der Vorlage irrtümlich sach.
so eiferig darauf gehen. Circa personas vergleichen sich mit den
40
vorstimmenden.

[p. 512] [scan. 580]


1
Bayern-Hg. wie Kurbayern

2
Burgund. In deliberatione quoad deputationem ad Gallos ad petendam
3
illorum interpositionem in materia gravaminum pro domo Burgundica dic-
4
tum fuit, quod licet conveniens fuisset communicari prius omnia et singula,
5
quae hactenus in hac materia acta sunt et actitata; audita tamen relatione a
6
directorio atque illustrissimo principe Osnabrugensi facta placere, ut ad
7
Caesareanos atque mediatores fiat deputatio, ad Gallos vero non ita nisi
8
simul fiat vel utriusque coronae catholicae plenipotentiarios.

9
Experientiam compertam esse ex omnibus deputationibus, quotquot hactenus
10
ad Gallos factae sunt, nullum prorsus effectum esse subsecutum. Im Gegen-
11
teil
haben die Protestanten ipsorummet Gallorum forte instinctu ihre Forde-
12
rungen
erhöht; unter französischem Schutz haben sie die württembergischen Klöster
13
zurückgewonnen

38
Nach der Vertreibung der Spanier aus Oberdeutschland durch die französisch-weimarischen
39
Armeen 1639 begann der Herzog von Württemberg mit der Wiedereinziehung der Klöster (vgl.
40
H. Günter S. 307ff.).
und können jetzt Minden und Osnabrück fordern. Ex adverso
14
conditionem catholicorum redditam esse omni ex parte deteriorem, Marte
15
et arte Gallicis catholicos a catholicis esse divisos eoque rem redactam, ut,
16
nisi Deus causae suae adsit, religio catholica per Germaniam manifeste
17
periclitetur.

18
Hisce malis non edoctos non debere iterum in eundem lapidem impingere,
19
salutem quaerendam non esse ab iis, qui nos perditos cupiunt, neque illorum
20
auxilia imploranda, qui discordiis et divisionibus nostris unice studeant
21
pacemque internam remoratam cupiunt, ut tanto facilius bello externo nos
22
possint opprimere. Quae dicta sunt multo magis consideranda esse circa
23
deputationem ratione satisfactionis Hassiacae, quam Galli tanquam propriam
24
promovent et illius postulandae authores sunt et adiutores; illos suis et
25
sociorum commodis potissimum studere eoque collimare, ut, quo plures
26
atque ampliores dantur satisfactiones, ipsi suum quoque, quam obtendunt,
27
possint adiungere.

28
In negotio vero Palatino mirum esse agi de interpositione Gallica praeterito
29
rege catholico, qui eius legitimus esse possessor

41
Die linksrheinische Pfalz betrachtete Spanien seit der Besetzung 1622 als Pfand für eine künftige
42
Kriegskostenerstattung (vgl. M. Ritter III S. 189).
et cuius

37
29 res ea] Fehlt in Kurmainz B.
res ea praecipue
30
interest ac sine cuius interventu componi non potest, deinde satis constare
31
quam parum cordi sint Gallis res religionis catholicae in Palatinatu Inferiori
32
reducto adversus leges imperii Calvinismo iam dudum e provincia illa
33
exterminato

43
Vgl. oben S. 265 Anm. 2.
.

34
Caeterum ex quo in propositione a directorio facta de mediis pacis conse-
35
quendae mentio erat iniecta censere domum Burgundicam non aliud con-
36
venientius pro catholicis medium esse quam unionem et constantiam, imi-

[p. 513] [scan. 581]


1
tandum esse ipsorumet adversariorum exemplum, qui concorditer et con-
2
stanter res suas agunt ac ad finem, quem desiderant, deducunt; coniunctio-
3
nem vero non animorum modo, sed armorum esse necessariam, abrumpen-
4
das esse neutralitatis, armistitii aliasque eiusmodi tractationes singulares

39
Der Waffenstillstand zwischen Kurbayern und den Kronen war bereits am 14. März 1647
40
geschlossen worden (vgl. hierzu F. Dickmann S. 396f.).
, si
5
pacem velimus, bellum esse parandum pacemque sub clypeo tractandam.
6
De modis vero et mediis,

37
6–7 quibus – propius] Kurmainz B statt dessen nur sententiam alias se.
quibus id fieri possit, regis catholici sententiam,
7
ubi desuper deliberabitur, sese propius explicaturum.

8
Pfalz-Neuburg (Dr. Caspari). Nach Wiederholung der Proposition: schlägt
9
ad 1. vor, durch Deputationen die Franzosen, die ksl. Gesandten und die Spanier
10
um Unterstützung der katholischen Seite zu bitten. Zur Zusammensetzung der Depu-
11
tation wie Kurtrier.

12
An seinem orth hette er zur erinderen, daß Ihre Furstliche Durchlaucht nie-
13
maln nichts anders begehret oder gesuchet als die conservation der reichs-
14
satzungen , sonderlich deß religionsfriedens, damit ein ieder bey den seynigen
15
verbleiben mögte, insonderheit Seine Furstliche Gnaden zue Oßnabruck bey
16
dero stiffteren, deßgleichen auch Straßburg wie nit weniger die reichspraelaten
17
bey ihren clösteren und iurisdiction, also auch beydte reichsstätt Achen und
18
Augspurg bey ihrem exercitio religionis und ublichen herkommen.

19
Ihre Furstliche Durchlaucht wustens fur Gott und im gewißen nicht zu
20
verandtwortten, wan die geistlichen gutter anderwerts, als sie verordnet,
21

38
21 verwendet] Fehlt in Kurmainz B.
verwendet werden solten; verhoffent, es werden die catholische ihro deß
22
gleichen in dero landten, wie den Sultzbachischen ämbteren, gern gönnen,
23
darinnen sie alß landtsfurst post terminum 1624 reformirt, weiln sie regulam
24
cuius est regio, eius quoque est de religione dispositio, sententias et rescripta
25
Caesarea vor sich haben

41
Vgl. oben S. 320.
. Und wurde Seiner Fürstlichen Durchlaucht wie
26
auch sambtlichen catholischen disreputirlich sein, wan einer unter ihnen
27
von den Augspurgischen confessionsverwandten solte bestritten und nicht
28
manutenirt werden, deßen sich die protestirende zu ihrem vortheill bedienen
29
wurden. Und were nicht wenig zu verwunderen, daß die protestirende
30
setzen dörfen, die religion solle restituirt werden, dan wan sie also auffge-
31
zogen kommen, welcher uncatholische würde sich convertirn!

32
Insbesondre wird dem Vorschlag der ksl. Gesandten widersprochen, daß allen zum
33
Sulzbacher Hof gehörenden Personen das exercitium religionis freistehen soll

42
So nach Art. 14 der ksl. Vorschläge vom 15. März 1647 ( vgl. Meiern IV S. 125 ).
.

34
Ad 4., die Bergstraß betreffendt, ließe sichs nicht zuwieder sein und gönne
35
Churmaintz gar woll, das sie dießelben behalten; fiat proinde mentio per
36
dominos deputatos.

[p. 514] [scan. 582]


1
Ad 5. thette sich auf die in dem am 16. und 28. huius abgelegten voto
2
eingewendte protestation bezihen

36
Bei den genannten Sitzungen des Fürstenrates in Osnabrück protestierte Pfalz-Neuburg gegen
37
die geplante Regelung der pfälzischen Frage, durch die die Rechte der Rudolfinischen Linie der
38
Wittelsbacher verletzt wurden (vgl. Meiern IV S. 373 f., 393f.).
.

3
Osnabrück wie Churcöllen

4
Baden-Baden wie Cöllen und Oßnabruck

5
Deutschmeister. Hette vernommen, was vorgetragen worden, darinnen
6
praesupponirt, man hette davon bericht gehabt, deßen er sich nit beruhmen
7
könte; hette zwar mit muhe einige nachricht erlangt, es were aber zu
8
beclagen, daß auß dießer wichtigen und gemeiner sachen mit den ständten
9
nicht communiciret würde

39
Die ksl. Gesandten selbst hatten eine Beteiligung der katholischen Stände an den laufenden Ver-
40
handlungen verhindert (vgl. F. Wolff S. 168f.).
. Wie dem gleichwoll, so hette er dannoch auß
10
dem Colnischen voto zimbliche information erlanget uber dasienige, so zu
11
Oßnabruck tractirt worden, und wolte demnach ad quaestiones kommen.

12
Und erstlich zwar, ob an die herren Frantzoßischen zu deputirn, hielte
13
darfur, nachdeme dießes von den herrn Kayßerlichen zu Oßnabruck vor-
14
geschlagen worden, daß es nicht außer acht zu laßen. Quoad materialia ist
15
alles von Oßnabruck in voto Coloniensi wol erinnert worden, daß der
16
Bergstraßen, unbilligkeit der Heßischen praetension, der stätt Achen und
17
Augspurg wie auch der Wirtembergischen clöster gedacht werde, recom-
18
mendirte deß Teutschen ordens interesse bey der kirchen zu Nürenberg
19
wie imgleichen die Straßburgischen strittigkeiten mit den uncatholischen,
20
gestalten auch wegen

35
20 dasiger häusser] So nach Kurmainz B; in der Vorlage irrtümlich dieser.
dasiger häusser, so were wenigers nit Oßnabruck und
21
Mindten aufs trefflichst zu recommendirn.

22
Sonsten were die oft- und vielmahls beschloßen unio et constantia woll zu
23
wuntschen, aber nit zu hoffen, und wird derienige, so daran ursach, es gegen
24
Gott zu verantwortten haben.

25
Ob nun auch die deputation an die herren mediatores fortzusetzen, solche
26
hielte er vor billig, damit sie den catholischen weeßen auch assistirn. Ob aber
27
bey denselben anzuregen, daß die herren Kayßerlichen zu weit gangen, da
28
stündte er seinestheils nicht wenig ahn, obs dienlich, daß man sie dergestalt
29
beschuldigen solte; were daruber nicht informirt. Die personen belangent
30
conformirt sich mit Trier, daß die vorige zu ersuchen, wie er sie dan requi-
31
rirt , dergestalt, daß Ihre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck der deputation
32
auch wolten beywohnen.

33
Die Pfaltzische sach konte den herren Frantzoßischen iuxta conclusum auch
34
recommendirt werden, sonderlich weill sie darzu inclinirten.

[p. 515] [scan. 583]


1

38
1 Bamberg ] In der Vorlage und Bamberg A I daneben Abgelegt den 31. Martii 1647.

39
515, 1 –516, 28 Bamberg – dorften] In Kurmainz B knapper und in veränderter Ordnung
40
( der Abschnitt über die Rückgabe der Bergstraße steht dort an späterer Stelle ), aber auch eine
41
sachliche Ergänzung ( s. unten ).
Bamberg. Nach Wiederholung der Proposition: Dißeits hette man verhoffet,
2
daß dem in reich hergebrachten modo et methodo gemeeß, bevorab in so
3
wichtigen, soviell geistliche gutter betreffenden sachen mit der sambtlichen
4
catholischen wißen, belieben und einrathung dato were gehandlet und ver-
5
fahren worden, gestalten dan hiebevor auß gehabten specialbefelch der
6
vorschlag beschehen, daß den herren Kayßerlichen etliche deputati von den
7
catholischen zu dießer handlung zu adiungiren. Weiln aber solcher vor-
8
schlag keine belieb- oder effectuirung gefunden und dan Ihre Fürstliche
9
Gnaden zu Bamberg außer des mithabenden allgemeinen catholischen inter-
10
esse bey dießen puncto nicht so sehr specialiter interessirt, haben, was zu
11
änderen in ihren machten nit geweßen, billich dahingestellet sein laßen
12
mußen; wuntschen und desiderirn mehrers nicht, als das der sambtlichen
13
und eines ieden catholischen ständts interesse unverletzt erhalten und zu
14
dem endt alle ersprießliche expedientia ergriffen. Bei den jetzt vorgeschlagenen
15
Deputationen sollen alle Einzelerinnerungen berücksichtigt werden.

16
Daß aber in etlichen votis erwehnung beschehen, die deputation an die
17
herren Frantzösischen werde entweder keinen oder schlechten effect haben,
18
erinnert man sich, zu Oßnabruck der deputation zum conte d’Avaux bey-
19
gewohnet zu haben

42
Vgl. oben Nr. 74.
, welcher uf des catholischen sambtlichen interesse
20
beschehener recommendation hinwiderumb antworttete, tacentibus catho-
21
licis coronae et sibi catholicorum interesse curae et cordi fuisse; warbey
22
von ihme auch dießer vorschlag beschehen, daß die Kayßerliche und
23
catholische sich in puncto gravaminum religionis, was sie aigentlich und
24
endtlich thun wollen, eines gewißen schluß vergleichen, folgents denselben
25
und, daß man a parte catholicorum semel pro semper salva conscientia et
26
religione weiters nicht gehen könte, den Schwedischen und protestirenden
27
wie auch den herren Frantzösischen plenipotentiariis bedeuten solte. Frank-
28
reich
würde dann die katholischen Stände in allen Punkten, besonders bei der Erhal-
29
tung
der Bistümer, unterstützen. Auf die weitere Frage, ob Frankreich Realassistenz
30
leisten würde, wenn die Protestanten nicht nachgeben und den Krieg fortsetzen wollten,
31
habe d’Avaux nochmals auf eine endgültige Erklärung der Katholiken gedrängt und
32
gesagt, da es ad extrema et continuationem belli kommen solte, were inner-
33
halb wenig tagen von Pariß die resolution einzuzihen. Dieße des herrn
34
conte d’Avaux resolution ist des herrn graffens Trautmannsdorffs excellenz
35
damaln von den catholischen deputatis referiret und von ihro hinwider
36
geanttwortet worden, wolten mit ihren herren collegis auß den sachen
37
reden, das ultimatum in puncto gravaminum ufsetzen, den chür- wie auch

[p. 516] [scan. 584]


1
fürstlichen catholischen gesandten communiciren

36
Vgl. oben Nr. 75: Trauttmansdorff hatte versprochen, die vornehmsten Gesandten zu
37
informieren.
. Ob nun solches besche-
2
hen , davon hette keine nachrichtt.

3
Kurmainz kann zu Recht die Rückgabe der Bergstraße fordern; denn dieses Gebiet
4
gehört den Pfalzgrafen nicht erblich, sondern es ist ihnen 1462 von Dietrich von
5
Isenburg für die Unterstützung gegen Adolf von Nassau im Streit um das Erzstift
6
verpfändet

30
6 worden] Nach Kurmainz B wird hier auf das Interesse hingewiesen, das Bamberg als kreis-
31
ausschreibender Fürst in Franken an der Erhaltung der freien katholischen Religionsausübung
32
in Nürnberg hat.
worden

38
Vgl. hierzu oben S. 333 Anm. 1.
.

7
Die erhaltung des catholischen exercitii in der Unterpfaltz ist nicht wenigers
8
billig: als der abgelebt konig in Schweeden pfaltzgraffen Friederichen resti-
9
tuiret , hette derselbe versprechen mußen, der Luterischen religion einfuh-
10
rung in der Unterpfaltz zu verstatten, also wurden die Frantzoßen nicht
11
nachgeben, daß die catholische religion, so bereits introducirt, hinwider
12
außgeschaffet werden solte

39
Zur Wiedereinführung des Luthertums in der Unterpfalz vgl. B. G. Struve S. 567f., 571ff.;
40
L. Häusser II S. 501. Über die Ausbreitung des Katholizismus oben S. 444 Anm. 1.
.

13
Wegen der hessischen Satisfaktion wie Kurköln; wegen der Restitution der Elisabeth-
14
Kapelle in Nürnberg wie Deutschmeister. Dieses Gotteshaus hat die Stadt bereits
15
zu Zeiten des Schwäbischen Bundes dem Deutschen Orden überlassen müssen, sie
16
kann jetzt nicht die geringsten Rechte daran geltend machen. Außerdem ist dort
17
durch einen nach dem Prager Frieden zwischen Stadt und Orden geschlossenen Vertrag
18
das katholische exercitium publicum zugelassen worden

41
Vgl. dazu das ausführliche Memorial des nürnbergischen Gesandten Ölhafen ( Meiern IV
S. 187f. ), wo diese Darstellung bestritten und die Einführung des katholischen Exercitium
43
religionis auf das Restitutionsedikt zurückgeführt wird.
.

19
Zur Zusammensetzung der Deputation wie die Vorstimmenden.

20
Letzlichen seye freulich wohl zu wuntschen, daß alle catholische in Europa
21
coniunctis animis et armis des catholischen interesse sich annehmen theten,
22
bevorab beyde mechtigste cronen Franckreich und Spanien vermittels deren
23
vorgehender pacification, weiln der ständt im reich zustandt undt vermogen
24
leider mehr als zuviel bekant und der uncatholischen ubermuth so groß ist,
25
daß sie der Frantzöschen hilfleistung den catholischen, daran gleichwoll
26
sehr zu zweiflen, derentwegen nit hoch estimiren, weiln sie darvorhalten,
27
wan Franckreich mit Spanien nicht vorhero reconciliiret, die meiste vires
28
nicht bey den uncatholischen, sondern wider Spanien emploiiren dorften.

29

33
29 Würzburg wie Bamberg] So nach Wartenberg / Register II. Es ist indes fraglich, ob
34
dieses Votum abgegeben wurde, da der konstanzische Gesandte, der es bisher geführt hatte,
35
im März 1647 nicht mehr in Münster war.
Würzburg wie Bamberg

[p. 517] [scan. 585]


1

30
517, 1 –522, 34 Worms – einzutreten ] Fehlt in Bamberg B.
Worms. Ist mit den Deputationen an die Franzosen, die ksl. Gesandten und die
2
Mediatoren einverstanden. Im übrigen durchgehend wie die Vorstimmenden; bittet
3
um Berücksichtigung der kurmainzischen Interessen an der Bergstraße.

4

31
4 Eichstätt wie Kurköln ] Nach Wartenberg / Register II ergänzt.
Eichstätt wie Kurköln

5
Speyer wie Churtrier

6
Straßburg wie Teutschmeister

7

32
517, 7 –518, 24 Augsburg – votum] In Kurmainz B in einigen Formulierungen abweichend;
33
insbesondere sind dort die hier stichwortartig gefaßten Stellen als vollständige Sätze wiedergegeben.
Augsburg

35
Das Votum des Stifts Augsburg wird hier offenbar von Leuchselring geführt, wie aus der
36
Bemerkung auf S. 518, 24, vor allem aber auch aus der Art des Vortrags und der Argumentation
37
geschlossen werden kann. Belege dafür, daß Leuchselring längere Zeit dieses Votum geführt hat,
38
auch in APW III A 4,2.
. Auf die erste frag affirmative, adeo daß die deputation auch ad
8
dominos mediatores, Caesareos et Hispanos fortgesetzet werde. Wegen der
9
ingredientien were pro 2 do im Cölnischen voto schon gnugsambe erwehnung
10
beschehen, dabeynebens aber sonderlich zu remonstrirn, wie weit catholische
11
albereits gangen, daß Franckreich pro 2 do causam religionis in den alliancen
12
außgenommen, 3. daß auffnehmen der uncatholischen und die vermehrung
13
ihrer religion der crön Franckreich schadtlich fallen mögte, sintemaln, wan
14
sie im reich meister, auch auf diese crön ihre verderbliche intentiones
15
extendiren dorften.

16
Zur Zusammensetzung der Deputation wie die Vorstimmenden, Wartenberg sollte
17
jedoch auch beteiligt werden. Es wird um Berücksichtigung der Partikularinteressen
18
gebeten.

19
Sonsten wuste aigentlich nicht, was in den gravaminibus vorgangen. Was
20
im Septembri anno 1646 vor eine resolution den herren Kayserlichen extra-
21
dirt

39
Die Erklärung vom 17. September 1646 (vgl. oben S. 367, 370).
, dißer hett sich wohl zu erinneren, seinestheils bezihete er sich darauff;
22
warauß zu ersehen, ob Caesarei davon abgewichen. Es scheinte aber, das
23
seithero daß werck gantz geendert worden, wiewohl es nur vorschläg zum
24
frieden weren und die catholische nicht bindeten. Dieses wehre fast be-
25
frembdtlich , das in etlichen monaten a catholicis nichts ratione gravaminum
26
deliberiret, hingegen acatholici fast täglich consultiren, dießeits bleibe alleß
27
erliggen, unangesehen es das zeitliche und ewige betrifft.

28
Vernehme, daß dem stifft und statt Augsburg alles vergeben, waß sie per
29
res transactas et iudicatas erhalten

40
Art. 11 der ksl. Vorschläge vom 15. März 1647 schrieb für die Stadt Augsburg die Parität
41
nach dem Stande des Jahres 1624 vor und beseitigte somit die Herrschaft des katholischen Magistrats
42
(vgl. Meiern IV S. 123 ).
, dahero

34
29 bitte er die gesandten] Fehlt in der Vorlage, hier nach Kurmainz B ergänzt.
bitte er die gesandten, diese

[p. 518] [scan. 586]


1
rechtmäßige sach ihro anbefohlen sein zu laßen. Einmal Caesareos sine con-
2
sensu tractasse, Gallicos plenipotentiarios inculpare liberalitatem Caesarea-
3
norum , dahero zu sehen, wie solche zu restringiren, alias inutilem ipsorum
4
assistentiam fore. Kein theologus könte guthaischen, was bereits bewilli-
5
get , res transactas et iudicatas cassari, ohnangesehen deren erhaltung so offt
6
resolvirt; sie giengen alle

35
6 viel] In der Vorlage weil, ebenso in Bamberg A I.
viel weiter hinauß, und stündte es ietzo an deme,
7
ob es bey dem letztern verbleiben mögte.

8
Wegen der stiffter Oßnabruck und Minden, Heßen Caßelischen satisfaction,
9
constantiae, unionis, deputationis vergleichet sich mit den Churcölnischen
10
und Trierischen votis. Soviel die Bergstraß betrifft, quod constantiam attinet,
11
wie Burgundt, de reliquo auf die vielmahls eingewendte protestation mit
12
begern, solches abereins ad prothocollum zu nehmen. Sein meinung were
13
gleichwol nit, einigen standt daß geringste zu entziehen, sonderen contra-
14
dicirte es per expressum.

15
Die saecularisation der stiffter improbirten sogar die uncatholischen scri-
16
benten selbsten, dato habe es die erfahrung abgeben, ie mehr von den geist-
17
lichen gütern abandoniret, ie großer die straff Gottes und schwerer der
18
friedt gefallen, Caesareis quidem gratiae agendae, daß sie ihr möglichst
19
thäten, dahingegen aber zu betauren autonomiam internis hereditariis, item
20
in perpetuum actionum suspensionem concessam.

21
In Pfaltz Newburgischem voto seye erwehnung beschehen, alß wan ichts
22
zu deren nachtheil bewilliget, daruber were niemalen deliberiret, wenigers
23
consultiret worden.

24
Repetit ratione Kembten dieß votum.

25
Hildesheim wie Churcöllen

26

36
26 Paderborn ] Danach in Wartenberg / Register II : Freyßingen wie vorstimmende.
37
Der salzburgische Gesandte, der das Votum Freisings führte, war jedoch in dieser Sitzung
38
nicht anwesend.
Paderborn, Regensburg
item

27
Passau wie Teutschmeister

28

39
28 Trient ] Nach Bamberg A I und Kurmainz B ergänzt; fehlt in der Vorlage, so daß der
40
folgende Absatz dort zum Votum Passaus gezogen ist.

41
28–32 Trient – nehmen] In Kurmainz B in abweichenden Formulierungen.
Trient. Were befelchet in allem, waß a catholicis vor rathsamb angesehen
29
wirdt, sich zu conformiren, vergleicht sich dahero mit dem furstlich Oßna
30
bruckischen voto durchgehendt, insonderheit auch, das Ihrer Fürstlichen
31
Durchlaucht Pfaltz Newburg, Straßburg, praelatische, Augsburgische und
32
Aachische postulata in acht zu nehmen.

33
Brixen. Repetit votum

42
33 Tridentinum] In Wartenberg / Register II folgt: Baden wie Churcöln.
Tridentinum.

34
Münster, Lüttich wie Cöllen

[p. 519] [scan. 587]


1
Halberstadt wie Teutschmeister

2

39
2–12 Verdun – remedium] In Kurmainz B mit teilweise leicht variierenden Formulierungen.
Verdun. Sentire se deputationem ad Caesareos et mediatores bonam, ad
3
Gallos vero inutilem esse, cum sine illorum ope et auxilio protestantes nihil
4
petant, ii vero intercessores sint inutiles, qui ipsi interesse praetendunt;
5
deinde per eiusmodi deputationem Gallis propriarum virium diffidentiam
6
propalari, propterea aliud se non videre medium quam concordiam. Dolen-
7
dum autem esse, quod dissensionibus unus alterum destruat. Quodsi iam
8
unio conclusa fuerit, facturum ratione serenissimi ducis declarationem ulte-
9
riorem , et, cum ex praecedentibus votis colligat, quod proposita deputatio
10
per maiora approbata, censet similem ad Hispanos faciendam et omnium
11
ipsis interesse recommendandum, unionem autem et constantiam catholi-
12
corum omnium optimum futurum remedium.

13
Chur wie Cöllen

14

40
14–27 Fulda – recommendiren] In Kurmainz B knapper gefaßt; ohne sachliche Lücken.
Fulda. Dankt den Ständen für ihr Eintreten gegen die hessischen Satisfaktions-
15
forderungen und bittet um weitere Unterstützung, auch in der Frage der Freistellung
16
der Untertanen.

17
Es haben zwar hiebevor etliche protestirende sich dahin bewerffen wollen, daß
18
weilen die autonomia in Franckreich verstattet worden, das von den catho-
19
lischen solche gleichfalß salva conscientia bewilligt werden könte, welcher-
20
gestalt aber die autonomia in Franckreich bewilligt, seye ex historia be-
21
kandt ; es hetten die Hugenotten alle in bello civili eingezogene kirchen und
22
clöster restituiren müßen, so wurde ihnen auch kein exercitium gestattet,
23
wo sedes episcopales begriffen. Wan die Lutheraner alle in Teutschlandt
24
eingezogene bischthumb und clöster zu restituirn sich erclären, wirdt man
25
sich sodan ratione autonomiae concedendae auch resolviren können.

26
Im ubrigen were das fürstlich Oßnabruckische, Pfaltz Newburgische und
27
andere particular interesse bey den deputationibus zu recommendiren.

28
Kempten wie Augsburg

29
Murbach, Lüders, Johanniterorden wie Teutschmeister

30
Ellwangen wie Oßnabruck und Cöllen

31
Weißenburg, Prüm wie Trier

32
Berchtesgaden, Stablo wie Collen

33
Corvey. Conformirte sich mit dem Teutschmeisterischen voto, höchlich
34
clagendt, das er von deme, so gehandtlet worden, kein andere wißenschafft
35
alß etwas clanculum erlanget; fiele denen, de quorum corio agitur, sehr
36
beschwerlich, hette seinestheilß auch nit gewust, de qua materia ietzundt
37
man handtlen würde, weilen aber die sach wichtig, so wolte er sich alle
38
notturfft vorbehalten haben.

[p. 520] [scan. 588]


1
Nun auff die quaestiones zu kommen, resolvirt sich ad primum affirmative,
2
könte die vorgeschlagene deputation nit improbiren, sonderen sehe vor gut
3
ahn, das solche auch an die herren Spanische fortgesetzt werde, damit eß
4
das ansehen nit gewinne, alß wolte man sie gar despectiren, da man doch
5
die Holländer inaudito prorsus exemplo visitirt, und wan sie schon nit
6
mögten helffen können, so erforderte es doch decentia. Per quos ad maiora,
7
scilicet per anteriores deputatos.

8
Der Vortrag der Deputierten sollte zuvor schriftlich verfaßt werden, um zu ver-
9
meiden
, daß einzelne Punkte vergessen werden. Hierbei wird an die Klöster in Bremen
10
wie nicht weniger deren geistlichen im Cölnischen und Bergischen, von
11
deren legato er in deßen abreiß substituirt worden

40
Mit eigenen Bevollmächtigten waren die Abteien Siegburg (Dr. Christoph Lohausen) und Essen
41
(Lic. Bernhard Tripodius) auf dem Kongreß vertreten (vgl. APW III D 1 S. 352f.).
, erinnert.

12
Dahin were auch zu sehen, damit die herren mediatores nicht etwan ver-
13
meinen , man hette catholischentheils alles bewilliget, da sie doch darüber
14
nicht gehoret und es auch contradicirt. In specie die Wirtembergischen
15
clöster anlangent, bedanckte sich gegen die, so deren gedacht, und wolte
16
nicht verhoffen, das andere, so davon still geschwiegen, nicht instruirt sein
17
solten. Auß dieser deputation were gute frucht zu hoffen, dan alß er bey
18
dem conte d’Avaux gewesen, umb die clöster in particulari zu recommen-
19
diren , hette er sich vernehmen laßen, sie hetten daruber vom cardinal
20
Mazarini schreiben bekommen; alß er aber in ihnen getrungen, ob sie den
21
catholischen würckliche assistentz leisten

39
21 wolten] In Kurmainz B folgt: hette er (grave von Avaux) gesagt.
wolten: wan Caesarei et catholici
22
sich beständig erzeigten, daß es sicher were, widrigens aber müsten sie es
23
fahren laßen. Solten nun diese clöster von iederman, auch von Franckreich
24
verlaßen werden, müsten sie es Gott allein clagen und ahn ihnen ihr appella-
25
tion richten, der eß zu seiner zeit wol gedencken wurde, repetendo ea, quo
26
ante hac fusius dixit. Der Bergstraßen sambt andern interessatis wie auch
27
Pfaltz Newburg könne und solle kein praeiuditz zugezogen werden.

28
Schwäbische Grafen wie Augsburg

29
Köln ( Stadt ) . Ad 1., 2. und 3. wie die Vorstimmenden.

30
Und kommet einem ersamen rhath sehr beschwerlich fur, das die protesti-
31
rende , aller remonstration unerachtet, ie länger ie härter bey der autonomia
32
beharren, welches auch viell höhere chur-, fürsten und ständt, sonderlich
33
statt Cöllen und Aach betreffen thut. Diß ist ein werck, daran salus status
34
catholici beruhet, welches die löblichen vorfahren tanquam substantiam
35
religionis iederzeit verfechtet, und weilen die statt Cölln einem ieden daß
36
seine wol gönnet, so wurdt zum höchsten gebetten, dieses auch bey der
37
deputation zu recommendirn.

38
Aachen. Durchgehend wie Köln (Stadt). Aachen kann den Termin 1624 annehmen.

[p. 521] [scan. 589]


1
Augsburg ( Stadt ). Referire sich ad votum Augustanum und befinde die
2
deputation umb so viel mehr nötig, weil er von den herrn Kayserlichen zu
3
den Frantzosen gewiesen worden; und hette er bey dieser ordinari schreiben
4
bekommen, falß die protestirende ihre intentiones durchtringen solten, das
5
viel 1000 seelen zu scheiteren gehen wurden. Biß daher were ihm keine
6
instruction zukommen, in die Kayserlichen vorschläg zu willigen, hoffe
7
hingegen, es werden die herren Kayserlichen die statt zu gravirn nit ge-
8
meint sein; wurde sonsten den catholischen sehr wehe thun, das sie ihre
9
rathstellen den uncatholischen solten abtretten, diese aber hingegen froh-
10
locken . Sie verblieben bey kayser Carls wahlordtnung

39
Zur Wahlordnung von 1549 vgl. oben S. 135 Anm. 1.
und waß davon depen-
11
dirt , wie ad longum abgelesen wirdt.

12
Kurmainz . Sie hetten vernommen, wahin die vota auf die 3 von ihnen
13
vorgestelte fragen außgeschlagen, und weilen die zeit verlauffen, wolten sie
14
solche kürtzlich recapituliren, und darauff gleich schließen.

15
Ad 1 um giengen alle außerhalb Burgundt und Verdün unanimiter dahin, daß
16
die deputation nit allein ad Gallos, sonderen auch Caesareos et mediatores
17
fortzusetzen

40
Zur Deputation zum Nuntius vgl. unten Nr. 77, zu den Franzosen unten Nr. 78. Über eine
41
Besprechung mit den ksl. Gesandten findet sich im Diarium Volmar S. 419 erst unter 1647
42
April 8 eine kurze Notiz.
; 2. daß vorige deputati nachmals zu erbitten; die ingredientia
18
aber pro 3 tio ex voto Coloniensi zu ziehen weren, und das deren von ein-
19
und andern begerten recommendationen auch zu gedencken.

20
Ihrestheilß, ob sie wol (die warheit zu bekennen) nicht wenig anstündten,
21
ob die deputation sehr nutzlich sein wurde, weilen doch alle vorstimmende
22
darauff gehen, so laßens dahingestelt sein, ut proxime fiat.

23
Sie findeten die vota auch dahin gerichtet, daß dergleichen deputation zu
24
Oßnabruck anzuordtnen, weilen der conte d’Avaux hinuberverreiset

43
D’Avaux befand sich noch in Osnabrück ( vgl. Nég. secr. IV S. 50ff. ).
, daß
25
aber derentwegen ein gesamptes schreiben an dahige legatos abzufertigen,
26
achteten unnötig und gnugsamb zu sein, wan namens aller ständt sie es an
27
die Churmaintzische räth gelangen ließen, gestalt ein solches den ubrigen
28
vor- und anzubringen. Dafern nun, maßen in votis erwehnet, gewiß, daß
29
die herren Frantzösischen von der cron befelchet, den catholischen in
30
ihren anliggen zu assistiren, so hoffeten sie, die deputation ohne frucht
31
nit abgehen wurde, ob sie sich aber des catholischen wesens halben mit
32
den Schweden und protestirenden abwerffen werden, stünden sie starck an,
33
zumalen nit unbekandt, weßen sie sich gegen die protestirende erclärt und
34
wie hoch sie denselben obligirt, dahero zu besorgen, sie mögten sich
35
wegen eines und anderen closters unnd puncten mit ihnen nit abwerffen;
36
doch wurde es die zeit schon geben.

37
In votis were auch vorkommen, das nichts beßers alß unio animorum et
38
constantia, nun were dieses zum drittmalen vorbracht worden, alß man

[p. 522] [scan. 590]


1
gesehen, daß die protestirende auff ihrer ersten resolution bestandten, ob
2
man nemblichen catholischentheilß ihnen nachgeben oder eine resolution,
3
sich zu manutenirn, faßen solle, derzeit were auch kein beßer mittel von Ihrer
4
Fürstlichen Gnaden erachtet und vorgeschlagen worden alß unitas et con-
5
stantia . Wan solche aber nur in worten bestehet und nicht (maßen von
6
Burgundt erinnert) andere mittel darzu geschafft werden, gestalten die
7
catholischen bey den noch habenden stifft- und geistlichen guetern zu
8
manutenirn, so wirt wol alles umbsonst sein. Were großer underschiedt
9
zwischen den catholischen und protestirenden, daß diese zusammenlieffen
10
und ihre sachen denen cronen recommendirten, solches machten die victo-
11
riose waffen, und wißen alle assistentz; das aber catholici den Schweden
12
unnd Frantzosen ihr anligen recommendiren solten, da hetten sie nur feindt
13
vor sich. Die Schwedischen gehen uff der catholischen undertrucken und
14
assistiren ihnen darzu die Frantzosen, daß es den catholischen also an cräfften
15
und assistentz ermanglet. Man redet zwar viel von der zusammensetzung,
16
wan es aber in die proposition kombt, dan ist es zu frühzeitig unnd will
17
keiner darauf stimmen, damit es nit etwan vor die cron komme. Dieses
18
sagten sie darumben, daß die unio rechtschaffen unnd nicht blößlich mit
19
worten, sondern in dem werck selbst erwiesen werde.

20
So were die deputation etlicher votis nach nit allein ad Gallos, sondern auch
21
ad Hispanos zu thun. Nun laßen sie sich diesen vorschlag nit zuwider sein,
22
sintemalen bekandt, waß fur ansehentliche officia diese cron dem catholischen
23
gemeinen weesen geleistet und wenigers nit alß frembte, so catholicos
24
befeindten, honorirt werden solten, aldieweilen aber hingegen auch kündig,
25
waß fur ein schwerer praecedentzstreit sich zwischen beeden cronen Spanien
26
und Franckreich enthaltet, und dan auch wißig, waß es damit fur beschaffen-
27
heit hat, alß hielten sie dafur, es könte ob morae periculum die deputation
28
ehist bey den Frantzösischen und hernacher einßmalß bey den Spanischen
29
zu werck gerichtet und also dan auch wegen der Underpfaltz und der
30
religion darin mit ihnen

35
30 conferirt] Kurmainz B: confirmirt.
conferirt werden, darvon hernegst ein mehrers.
31
Da aber noch einer oder der ander, daß es nit geschehn solte, bedenckens
32
truge, wolten sie es gern vernehmen.

33
Die Partikularinteressen der einzelnen Stände sollen berücksichtigt werden; Kurmainz
34
bedankt sich für das Erbieten der Stände, für die Rückgabe der Bergstraße einzutreten.

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