Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
72. Deputation der katholischen Stände bei den kaiserlichen Gesandten Münster 1646 Dezember 20

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Deputation der katholischen Stände bei den kaiserlichen Gesandten


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Vgl. hierzu auch Diarium Volmar S. 379.

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Münster 1646 Dezember 20

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Köln ( Stadt ) A I p. 1240–1249 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 575’–580,
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Bamberg B fol. 411–415’, Konstanz . Vgl. ferner Kurmainz A Fasz. 14; Österreich
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B I p. 1442, Ba I und B b II.

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Mitteilung des Conclusums vom Vortage. Die kaiserlichen Gesandten fordern konstruktive Vor
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schläge
der katholischen Stände für die weiteren Verhandlungen.

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In Trauttmansdorffs Quartier. Vertreten: Augsburg (Stadt), Bamberg, Köln (Stadt), Kurbayern
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Kurmainz, Österreich, Prälaten, Salzburg, Schwäbische Grafen und die kaiserlichen Gesandten
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(Trauttmansdorff, Volmar).

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Das Conclusum vom 19. Dezember 1646

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Vgl. oben S. 492f.
wird den ksl. Gesandten von dem kur-
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mainzischen Kanzler vorgetragen.

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Nach kurtz genohmmenem abtritt recapitulirt herr Volmar anfänglich sum-
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marie , welchergestalt ein zeit hero in puncto gravaminum procedirt, sie
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(Kayserliche) keinen fleiß noch muhe ersparet, und daß auf ersuchen der
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catholischen ständt selbst Ihre Excellenz der herr graff von Trautmansdorff
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die tractaten fortgesetzet

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Vgl. oben Nr. 69.
, hetten darbey auch ein anderes nit gethan, alß
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waß sie gegen Gott, die Kayserliche Mayestät und daß reich zu verandt-
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worten in ihrem gewißen getraweten. Ihre Excellenz wurde sich etwan
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nachmalen selbsten auf Oßnabruck bemuhen, dahero nötig, das die catho-
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lischen ständt gleichergestalt deputirten, doch nicht also, daß man gegen
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ihre (der Kayserlichen) außgegebene declarationes folgendts nit allerhandt
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einwendungen, protestationes, contradictiones und (wie dem verlauth nach
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beschehen seye) comminationes hervorbringe. Solchermaßen seye der friedt
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nit zu erheben, vor der letztextradirter schrifft seyen bereits 24 und mehr
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memorialia, erinnerungen und erclärungen ihnen behandiget, warunder
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auch ein concept in nahmen der stat Kauffbeuren gewesen, wüsten nicht,
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ob sie selbiges ein decretum oder mandatum an die Kayserlichen abgesandte
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zu titulirn. Daß man friedt machen und einem ieden in seinem particular-
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interesse satisfaction geben solle, were unmöglich zu erhalten. Alles, waß
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möglich, wolten sie nit underlaßen.

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Hisce subiungebat hochwolgemelter herr graff, eß werde alles vergeblich
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sein, wan man post rem factam ihre erclärungen allererst examiniren, syndi-
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cirn und corrigiren wolte. Were vorhabens, erster tagen nacher Oßnabruck

[p. 495] [scan. 563]


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zu raysen

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Trauttmansdorff begab sich am 9. Januar 1647 nach Osnabrück ( vgl. Nég. secr. IV S. 3 ),
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Volmar bereits am 5. Januar ( vgl. Meiern IV S. 29 ).
und den punctum satisfactionis Suecicae zur richtigkeit innerhalb
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wenig tagen zu bringen; seye von Ihrer Kayserlichen Mayestät befelchet,
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omnimodi friedt zu machen, könte eines oder anderen stants particular-
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interesse nit so viell alß sambtlicher chur-, fursten und ständt sambt dero
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landen conservation und dero widrigenfalß unaußbleibende hochste gefahr
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beobachten, müste hierin gleichmäßige andtwort, alß gegen die Churbrande-
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burgische beschehen

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Vgl. die Proposition des ksl. Rates Plettenberg an Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg
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1646 Dezember 19 ( UuA IV S. 475).
, geben, nemblich daß er zwar daß best- und möglichste
8
bey den sachen thun, iedoch dardurch den frieden nit hindern wolte. Man
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praetendire viell und woll nichts geben, welchergestalt der friedt nit zu
10
erhalten seye.

11
Nach beschehener underredung der deputirten bedanckete sich gegen dero-
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selben der herr Maintzische cantzlar des Kayserlichen erbietens, die handt-
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13 fortzusetzen] Fehlt in der Vorlage; nach Bamberg A I, Bamberg B und Konstanz
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ergänzt.
lung in puncto satisfactionis et gravaminum fortzusetzen; an seiten der
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catholischen ständt wurde allein begert, ehe und bevor den protestirenden
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eine erclärung eroffenet werde, entweder die gesambte catholische oder
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dabey interessirte informationis causa daruber zu vernehmen.

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Ferner wird den ksl. Gesandten nochmals die Sache des Klosters Kitzingen empfohlen;
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dieses Kloster liegt extra territorium occupantium und sollte deshalb wie die übrigen
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geistlichen Besitzungen dieser Art den Protestanten nicht überlassen werden.

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Herr Volmar replicirte, alles vorhero an die catholischen ständt gelangen
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zu laßen, wurde lange zeit und verhinderung des wercks erfordern; die-
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ienige , so interessirt, mögten ihnen auff Oßnabruck nachtolgen, ihre parti-
23
cularia selbst in acht nehmen und anbringen.

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Subiungebat herr graff Trautmansdorff, sie weren von den Newburgischen
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ratione Sultzbach bereits informirt; wegen der clöster, so extra territorium
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gelegen, besorgte, daß weder die in ihrer resolution specificirte noch andere
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nicht benambste clöster zu erhalten sein wurden. Kitzingen betreffendt were
28
von dem Brandeburgisch Culmbachischen gesandten die information be-
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schehen , daß Wurtzburg erweißlichen mehrers, alß iemalen verpfändt gewe-
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sen , eingezogen.

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Herr Volmar interloquirte, Brandeburg praetendirte daß closter nicht alß
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zum pfandt gehörig, sonderen alß ein geistlich gut.

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Bamberg. Erläutert die Rechtslage

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Vgl. oben S. 132 Anm. 1.
und erklärt sich bereit, den Spruch eines
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Austregalgerichts anzuerkennen.

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Augsburg ( Stadt ). Berichtete, daß in dem memoriali ratione Kauffbewren
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er nichts anders vermeldet, alß nachdem die protestirende in ihrer hievoriger

[p. 496] [scan. 564]


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erclärung dieser statt halben alles ad annum 1555 zu setzen und zu stellen
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begeret

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In der Erklärung vom 24. August 1646 ( vgl. Meiern III S. 336 ).
, welches er auch alß Kauffbeuerischer bevolmächtigter damalß
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acceptiret, dahero weilen in der iungster Kayserlicher erclärung uber deß
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gegentheilß vermeinte beschwehrung durch ertheilung Kayserlicher com-
5
missarien zu cognosciren und solche beyzulegen anerbieten beschehen, er
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(der Kauffbeuerische plenipotentiarius) in seinem memoriali gebetten, daß
7
bey dem ersten gegenseitigen acceptirten petito allerseits verbleiben mögte,
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hoffte und bäthe dieses also und keiner anderer gestalt gnedigst zu ver-
9
stehen .

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Herr graff Trautmansdorff replicirte, were dißfalß keiner weiterer excusation
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vonnöthen.

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