Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
54. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1646 Juni 27

2

Plenarkonferenz der katholischen Stände


3
Münster 1646 Juni 27

4
Köln ( Stadt ) A I p. 762–795 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 346–362’,
5
Konstanz , Kurmainz B. Vgl. ferner Kurbayern A III fol. 133–150; Kurmainz A
6
Fasz. 14; Österreich B I p. 891–910, Ba II und Bb I; Wartenberg / Augsburg II
7
fol. 909–918’ ( damit identisch Wartenberg / Register I fol. 250–266 und I a ).

8
Bericht über die Verhandlungen zwischen kaiserlichen und kursächsischen Gesandten in Osnabrück.
9
Die protestantische Forderung nach Fortsetzung der direkten Verhandlungen zwischen den Ständen.
10
Zurückweisung der protestantischen Erklärung in puncto gravaminum vom 19. Juni 1646.

11
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Aachen, Augsburg, Augsburg (Stadt),
12
Baden-Baden, Bamberg, Basel, Bayern-Hg., Berchtesgaden, Besançon, Besançon (Stadt), Brixen,
13
Burgund, Chur, Corvey, Deutschmeister, Eichstätt, Ellwangen, Freising, Fulda, Halberstadt,
14
Hersfeld, Hildesheim, Johanniterorden, Kempten, Köln (Stadt), Konstanz, Kurbayern, Kurköln,
15
Kurmainz, Kurtrier, Leuchtenberg, Lüders, Lüttich, Minden, Münster, Murbach, Österreich,
16
Osnabrück, Paderborn, Passau, Pfalz-Neuburg, Prälaten, Prüm, Regensburg, Salzburg, Schwä
17
bische Grafen, Speyer, Stablo, Straßburg, Trient, Verden, Verdun, Weißenburg, Worms, Würzburg.

18
Kurmainz. Rekapituliert die Verhandlungen der letzten Wochen und berichtet,
19
daß die Protestanten nicht mit der ursprünglich von ihnen geforderten Interposition
20
der ksl. Gesandten zufrieden sind, sondern die Fortsetzung der direkten Besprechungen
21
zwischen den Ständen wünschen

38
Vgl. oben S. 300.
. Wan nun zu besorgen, eß möchte auß ver
22
änderung dieses gut befundenen modi weitlauffigkeit entstehen und man
23
sich catholischerseits ab ferner

37
23 deputation] In Köln ( Stadt ) irrtümlich disputation, hier nach Kurmainz B verbessert.
deputation beschweren, alß ist dieses plenum
24
angestelt worden, gestalt zu entschließen, ob mann nochmahls deputiren
25
solle, wehm (newe oder die vorige), und 2. weiln die protestirende mit
26
denen von grafen von Trautmansdorf erofneten mediis nit zufrieden, son-
27
dern darauff eine fernere erclärungh, auß 55 puncten bestehent, außgehän
28
diget

39
Vgl. oben S. 300 Anm 2.
, ob in materia ipsa ihnen zu deferiren und wie weit zu gehen. Wan
29
legati ihre gedancken werden offenbahret haben, will man Churmeintzi
30
schentheilß auch an tagh thuen, waß sie noch neulich circa modum et formam
31
vor expreßen befelch empfangen. Es werden zuvor aber die heren deputirte
32
nacher Oßnabruck gebuhrent ersuchet, daß sie den heren gesandten insge-
33
sambt referendo communiciren wollen, wie in particulari die handtlungh
34
abgeloffen und warin sie endtlich bestanden

40
Zu den Verhandlungen in Osnabrück vgl. F. Wolff S. 160f.
.

35
Deputati. Wissen nit viell zu referiren, weiln sie keine handlung gepflogen,
36
sondern seye alles von heren grafen von Trautmansdorpf tractirt und durch

[p. 303] [scan. 371]


1
sie anhero communicirt worden. Stehet kurtzlich darin: der Keyserliche
2
abgesandter Cran habe sie zu sich beschieden und ihnen die ad extrahendum
3
acatholicis auffgesetzet puncta

39
Nämlich die Erklärung vom 11. Juni 1646 (vgl. oben S. 300 Anm. 1).
vorgelesen, dabey sey eß gelaeßen und be-
4
dinget , daß sie sich passive halten muißen, werden allein hinuber geschickt,
5
falß circa media proposita einig dubium vorfallen mochte, daruber erlaute-
6
rungh zu thuen, allermaßen sie auch, weiln die puncta nit eben bedencklich
7
und mit dißeitigen vorschläg einig gewesen, verschiedene erinderungen zu
8
nutzen deß catholischen wesen gethan, daran her graf von Trautmansdorf
9
gefallens gehabt. Alß nun diese

32
9 puncta – die] Fehlt in Köln ( Stadt ), nach Bamberg A I, Konstanz und Kurmainz
33
B ergänzt.
puncta außgeanthwortet worden, seindt die
10
protestirende etliche tag zu rath gangen,

34
10–11 von – worden] In Kurbayern A III statt dessen: Eußerlich hette man nachricht
35
erhalten, das die protestirende sehr befrembde, das man die amnistia wolte ad punc-
36
tum gravaminum zihen.
von denen sie eußerlich erfahren,
11
sie hettens hoch empfunden, daß der punctus amnistiae nit annectirt worden

40
Nach Meiern III S. 156f. wendeten sich die evangelischen Stände in der Konferenz am 14. Juni
41
1646 vielmehr dagegen, daß in dieser Erklärung die Frage der Amnestie, die den Kollegial-
42
beratungen vorbehalten geblieben war, berührt wurde.
,
12
darauf sie ihnen zu verstehen geben, daß rührete von den catholischen nit
13
her, sondern stunde bey Kayserlicher Mayestät, pardon zu ertheillen, wie
14
dan hierauf die puncten auch separirt verpliben.

15
Soviell aber dieselbe betrifft, hette herr graf den protestirenden bedeutet,
16
falß sie bey den ihrigen 55 puncten verpleiben wolten, daß sie den tractat
17
aufstoßen wurden, der habe auch solche ihnen zugestelt, umb deren größe
18
unfuigh den protestirenden zu remonstriren, insonderheit durch mich
19
(cantzlaren Buschman) den Sachßischen gesandten

43
Trauttmansdorffs Entgegnung auf die evangelische Erklärung vom 19. Juni 1646 wurde den kursäch
44
sischen Gesandten bereits am folgenden Tage, dem 20. Juni, übergeben. Text: Meiern III S. 187f.
, weiln sie bey der con-
20
sultation nit gewesen noch sich zu den punctis bekenneten, welche sich in
21
der geringen zimblich erklärt

45
Text der kursächsischen Kompositionsvorschläge vom 23. Juni 1646: Meiern III S. 188.
, heten sich aber in den wichtigen stercklich
22
gehalten.

23
Sie bestreiten die Gültigkeit des Geistlichen Vorbehalts, verlangen 200 Jahre als
24
terminus ad quem und setzen den terminus a quo auf 1624, allerdings mit Aus-
25
nahme der Stifter Halberstadt, Osnabrück und Minden. Für die Erblande, insbe-
26
sondere für Schlesien, verlangen sie die Autonomie und wollen den Emigrationszwang
27
für lutherische Untertanen andersgläubiger Landesherren aufheben lassen. Im Justiz-
28
wesen fordern sie die Parität, wünschen jedoch keine Vermehrung der höchsten Reichs-
29
gerichte .

30
Welches alleß er (Buschman) Ihrer Excellenz von Trautmanßdorpf referirt,
31
darauf sie sich entschloßen, mit den

37
31 Schwedischen] In Wartenberg / Augsburg II und Wartenberg / Register I statt
38
dessen Chursächsischen.
Schwedischen die sach zu communicirn

[p. 304] [scan. 372]


1
und die puncta weiterß zu urgiren.

37
Ein Hinweis auf die Verhandlungen Trauttmansdorffs mit Salvius über die Gravamina in
38
Osnabrück im Diarium Volmar S. 325. Eingehendere Beratungen fanden dann zwischen
39
Trauttmansdorff und Oxenstierna nach beider Ankunft in Münster im Juli statt (vgl. Diarium
40
Volmar S. 328ff.; Meiern III S. 87ff. , 189ff.).
Sonsten seint die von herrn Chraen
2
proponirten puncta dictirt, daß sie also nichts weiterß zu referiren haben.

3
Kurtrier. Agit dominis deputatis pro suscepto labore gratias et ad primum
4
propositionis membrum tractandi, modum concernens, erindert sich, auß
5
waß trifftigen ursachen die heren catholischen den von den protestirenden
6
gethanen vorschlag amplectirt, daß nemblich beßer die handlung den heren
7
Keyserlichen zu ubertragen, alß daß sich catholici, welche sich nur passive
8
halten wollen, einlaeßen, wie sie dan auch darauf nit instruirt gewesen.
9
Churtrierischentheilß hete mann befelch, auß dißen modo nit zu weichen,
10
deme dieses zusetzet, daß deputati zu ersüchen, sie wollen furtershin bieß zum
11
end wegen der etwa furfallender dubiorum der handlungh beywohnen.

12
Ad 2. Da Trauttmansdorff zur Zeit in Münster ist

41
Trauttmansdorff war am 25. Juni 1646 aus Osnabrück zurückgekehrt ( vgl. Diarium Volmar
42
S. 325; A. Adami S. 258 ).
, mögen die Protestanten eine
13
Deputation hierher schicken.

14
Quoad ipsa materialia haben noch bey voriger post außtrucklichen befelch
15
empfangen, ex primis

36
15 mediis] Nach Kurmainz B ergänzt, fehlt in Bamberg A I, Köln ( Stadt ) und Konstanz .
mediis nit zu weichen. Ihre Churfurstliche Durch-
16
laucht haben daß werck mit ihren theologis consultirt und befinden in
17
conscientia, daß sie nit weiter gehen können, muißen derowegen ihre den
18
14. und 15. Maii abgelegte vota anhero wiederholen

43
Vgl. oben S. 229, 247.
, mit dem bedinck-
19
lichen anhang gleichwoln, daß Ihre Churfurstliche Durchlaucht nit gemeint,
20
waß zwischen Caesareis et protestantibus geschloßen werden mochte, zu
21
hintern, sondern begnugen sich daran, daß sie ihren dissensum ad proto-
22
collum geben.

23
Kurköln. Ad 1 m quaestionem ist im Trierischen voto gnugsamb erwehnet,
24
warumb catholici Caesareis et Suecis die handlungh ubertragen, sonderlich
25
weiln mann bey vorigen tractaten verspuhret, daß mit dem viellfeltigen
26
recessirn hinc inde nichts gerichtet und nur mehrere alienation erwecket
27
wurde, 2. weiln der mehrer theill abgesanden sich nit instruirt befunden,
28
dahero sie sich passive halten muißen. Nachdemahl dan eß ihrerseitß annoch
29
in selbigen terminis beruhet, so muißen bey solchem concluso bewenden
30
laeßen, zumahln vergeblich sein wirde und nur zeitverlust, die tractaten
31
zweyfach anzustellen. Es weren gleichwohl die heren Keyserlichen zu er-
32
suchen , sie wollen bey der handlungh also provide und genau verfahren,
33
damit einigen standt, soviell immer moglich, kein nachtheil zugezogen
34
werde, und mit denen, so eß treffen mögte, darauß vor allem schluß commu-
35
nicirn .

[p. 305] [scan. 373]


1
Nachdeme mann auch gute nachricht hat, welchergestaldt die protestirende
2
sich ganß steiff auf die cron Franckreich verlaeßen, gestaltsamb dero resident
3
zu Oßnabruck la Barte

35
Jean de La Barde, Baron de Marolles, war 1645/46 französischer Resident in Osnabrück (vgl.
36
APW III D 1 S. 346).
sich außtrucklich vernehmen laßen, eß were mit den
4
anerbottenen 100 iahren der sachen nit geholffen

37
Dies wird von Longueville ebenfalls berichtet ( vgl. Meiern III S. 182 ).
(darzu gleichwohl die
5
Keyserliche anleitung geben, da sonsten die protestirende mit 70 iahren
6
wohl zufrieden heten sein können), alß wurde nit undienlich sein, wan
7
dieses den heren plenipotentiariis remonstrirt wurde, durch welche aber
8
stunde zu consultirn. Die materi betreffendt, nachdemahln die zeitt ver
9
floßen ,

33
9 köndte] Nach Bamberg A I, Konstanz und Kurmainz B ergänzt, fehlt in Köln
34
( Stadt ).
köndte ad proximum differirt werden.

10
Kurbayern. Bedancket sich gegen deputatos wegen der ubernommener
11
muhewaltungh, und ist ad primum kundbahr, wie daß protestirende den
12
modum furgeschlagen und darauf alß nutzlich von catholicis acceptirt
13
worden, weiln sich die ständt untereinander schwerlich wurden vergleichen
14
können, were derowegen zu inhaeriren.

15
Materiam ipsam anreichent, haben auß protestirenden responsis bekundet,
16
daß extrema et impossibilia sein, dardurch in 50 iahren die catholische reli-
17
gion gantz diminuirt muste werden, und falß sie darbey beharren, were
18
ihnen die schrifft wiederzugeben, umb sich congrue auf die per Trautmans-
19
dorf ihnen zugestehe media zu erclären; mann muiste sonsten die sach Gott
20
befohlen sein laßen und die noch ubrige mittel ergreifen.

21
Dan vermercket mann auch, daß protestirende unter sich nit einß, muiße
22
derowegen sehen, welche auf den extremis bestehen und ob sie maiora
23
constituirn.

24
Die von den heren Keyserlichen aufgesetzte 14 puncta

38
Trauttmansdorffs Erklärung vom 20. Juni 1646 (vgl. oben S. 303 Anm. 3).
seint der catho-
25
lischen religion zwar nachtheilig, sie stehen aber an, ob deßwegen der fried
26
länger aufzuzihen, hielten darfur, sie weren bälder einzugehen. In zwei
27
Punkten sind Ergänzungen nötig: Ad 2. Hier müssen die Rechte der katholischen
28
Bischöfe in den protestantischen Territorien ( Visitationsrecht usw. ) besser geschützt
29
werden

39
Gemeint ist der in Trauttmansdorffs Erklärung unter 3. genannte Vorschlag, was die Catho-
40
lischen in ihren Landen befugt, soll den Evangelischen auch nachgelassen seyn ( vgl.
41
Meiern III S. 187 ).
. Punkt 9 soll durch den entsprechenden Passus der kath. media ersetzt
30
werden

42
Die katholischen media compositionis ( Art. 1, vgl. Meiern II S. 579) forderten die strikte
43
Aufrechterhaltung des Geistlichen Vorbehalts zugunsten der Katholiken, Trauttmansdorff wollte
44
ihn dagegen auch auf die protestantischen Stifter ausdehnen.
.

31
Die von den Chursachßischen legatis auffgesetzte puncta seint alle der
32
catholischen religion abbruchig und reserviren noch darbenebens handlung

[p. 306] [scan. 374]


1
pro reliquis, hielten alßo darfur, daß den Keyßerlichen vorschlägen pure
2
zu inhaeriren.

3
Österreich. Ad 1. weren die tractaten nach vorigen votis per Caesareos
4
et deputatos fortzusetzen.

5
Ad 2. will alhie haereticorum naturam nit disputiren, daß sie nichts
6
halten; eß seint gleichwohll bey ietzigen convent unterschiedtliche delibe-
7
rationes furgangen, so nit verfangen wollen, wie dan auch gradus ge-
8
setzet , aber dardurch nur die zeitt verlohren worden und die sach schwerer
9
gemacht.

10
Wie wenig die Protestanten ihre Versprechungen zu halten pflegen, sieht man aus
11
den Vorgängen um die Admission Magdeburgs und Hessen-Kassels. Auch der
12
Verlauf der Konferenzen in Osnabrück hat gezeigt, daß die Protestanten nicht bereit
13
sind, in irgendeiner Frage nachzugeben. Zudem wirft auch Schweden jetzt neue
14
Truppen ins Reich.

15
Per gradus wird die sach auffgehalten und der cron Franckreich mehrerer
16
vortheil in die hand gespielt, die gibt gute wortt, aber ohne werck, und
17
wird niemmer etwaß cräfftiges pro religione praestirn; were derowegen den
18
protestanten einß mit einer heroischen resolution zu begegnen, damitt man
19
einmahl auß der sachen kommen moge. Wan solches nit operirt, so kan
20
mann sich doch die außwerttige catholische entschuldigen, daß man nichts
21
erwinden laßen, sogahr auch gegen Franckreich, so ratione religionis nit
22
wenig

39
22 interessirt] Nach Kurmainz A Fasz. 14 wird bedauert, daß die katholischen Fürsten
40
Europas untereinander zerstritten sind; von einem Religionskrieg könne nicht mehr gesprochen
41
werden.
interessirt. Biß dahero haben die protestirende vorgeschutzet, catho-
23
lici wollen sie untertrucken, so ihnen durch diese handtlungh benohmmen
24
wirdt. Zudeme seint sie einer meinung nicht, wie von Beyeren angeregt,
25
und mochten sie sich etwa separiren; ihre extremiteten mochten auch den
26
uberigen catholicis in Europa etwaß nachdencken causirn.

27
Proxime könnte circa materialia von puncten zu puncten gangen und ein
28
ieder in particulari deliberirt werden.

29
Ihre Keyserliche Mayestät laßen sich daß werck eiferich angelegen sein und,
30
damitt durch diese religionsstreittigh- und mißhelligkeiten der fried nit
31
mehrereß verzöget werde, geben sie in den erblanden viel nach. Will sich
32
mitt den maioribus gern vergleichen.

33
Bayern-Hg. wie Churbeyeren

34
Burgund. Ad 1. wie die Vorstimmenden.

35
Ad 2. Non esse recedendum a mediis Caesareorum salva religione catholica
36
ac ideo materialibus nuper conclusis insistendum. Burgundia nullis obnoxia
37
est gravaminibus, prout rex catholicus semper se subduxit; reliqui principes
38
statuant, quod bonum iis videbitur.

[p. 307] [scan. 375]


1
Pfalz-Neuburg. Praemittit salutationem seines genedigsten herens

39
Die offizielle Delegation Pfalz-Neuburgs traf erst Mitte Juni 1646 in Münster ein (vgl. APW
40
III D 1 S. 157), nachdem vorher schon zeitweilig Sondergesandte Herzog Wolfgang Wilhelms
41
am Kongreßort anwesend waren (vgl. oben S. 187 und demnächst K. Wieczorek ).
cum
2
apprecatione felicis successus, de reliquo, weiln von dieser materi annoch
3
keine communication gehabt und dannenhero nit weiß, woran sie bestehe,
4
petit eandem und will sich alßdan vernehmen laeßen.

5
Salzburg. Agit gratias pro salutatione Neoburgica uti et deputatis, daß sie
6
dieße nochmahlige muhewaltung uber sich genohmmen.

7
Ad 1. wie die Vorstimmenden, daß die ksl. Gesandten die Verhandlungen mit den
8
Protestanten fortsetzen sollen, mit der erinderungh, daß zu praeiuditz der
9
catholischen

36
9 ihrer] Fehlt in Köln ( Stadt ), hier nach Kurmainz B ergänzt.
ihrer ungehört nichts moge resolvirt werden.

10
Ad 2 dm . Aldieweiln vorstimmente ad dilationem gehen, so thut deßgleichen
11
in proximam deliberationem.

12
Baden-Baden. Agit similiter gratias; quoad modum inhaerendum concluso,
13
addendo cum antecedentibus et deputati Caesareis assistent. Ad materiam
14
ipsam vergleichet sich allerdinghs mit Beyeren.

15
Osnabrück. Actis quoque gratiis conformire sich Ihre Furstliche Durch
16
laucht, weiln es spat wirdt, mit vorstimmenten, sonderlich Coln und Beyren
17
und haben iungst ad punctum istud speciale ihre rationes allegirt, warumb
18
darbey

37
18 zu pleiben] In Köln ( Stadt ) durch grobes Versehen ublich, nach Bamberg A I, Kon-
38
stanz
und Kurmainz B verbessert.
zu pleiben, und ist anderß nit, wie von Osterreich wohl und reiflich
19
angezogen, daß protestirende bey dießen tractaten nur glatte wortt geben
20
und alles dernach umbgestoßen, so ex ultimo acta am meisten erscheinet,
21
da sie den modum tractandi furgeschlagen und, weiln catholici denselben
22
eingangen, fallen sie darvon ab und suchen zu verlängerung der zeitt ein
23
neueß, so wohl arguirt, daß sie ihr absehen auf den waffen haben, umb,
24
wan sie ihnen favorisiren, ein mehreres zu begehren. Dies soll, wie Kurköln
25
vorgeschlagen hat, den Franzosen vorgetragen werden. Es ist zu erwarten, daß sie
26
dann ihre Hilfe nicht versagen.

27
Bey diesem passu sagen Ihre Furstliche Gnaden den deputirten vor ihre
28
bemuhungh und erzeigten eifer gebuhrenten danck, sie requirirendt, sie
29
wollen sich fernerß gebrauchen laeßen, Gott wird gluck geben, wan man
30
beständigh bleibt und außaget, daß dieß ultima media seyn, daruber mann
31
catholischentheilß nit schreiten köne noch zu schreiten gedencke, eß gehe
32
auch wie eß nun wolle, wie mit mehren von Osterreich erindert, darmit
33
sich allerdinghs conformirend.

34
Ad materialia quod attinet, seindt sehr wichtige sachen, erstlich der prote-
35
stirende 55 puncten, die Sachßische media, Keyserliche erclärungh und

[p. 308] [scan. 376]


1
satisfactio Suecorum, soviel dieselbe beede ertz- und stiffter Bremen und
2
Verden betrifft, und weilen matura deliberatione opus, remittiren sich Ihre
3
Furstliche Gnaden ad aliud tempus; summariter aber von der sach zu
4
reden, wollen Ihre Furstliche Gnaden dero considerationes wolmeinentlich
5
angedeutet haben, damit die herren gesandte ihre reflection drauff machen
6
mögen.

7
Die 55 puncta seint enormia, impossibilia und viel zu scharff eingestellet,
8
were derowegen den protestirenden widerzugeben, maßen von Bayern votirt
9
und man auch neulich in churfürstlichem rhat der meinung gewesen

41
Vgl. oben S. 300f.
,
10
darumben unnötig, dieselbe viel zu bedencken, weilen sie alle dahin zielen,
11
wie die catholische religion eliminirt werde, wie Bayern und Osterreich
12
angezeigt und hernegst weiters remonstrirt werden könne.

13
Die der protestantischen Erklärung angefügte Liste, die die katholischen und prote-
14
stantischen
Immediatstifter spezifiziert

42
Diese Liste bei Meiern III S. 168.
, ist fehlerhaft und unbrauchbar, da sie u. a.
15
auch die Suffragane Salzburgs und die von den Calvinisten und Schweizern eingezo-
16
genen
Bistümer enthält. Zwar werden auch Maulbronn und Königsbronn zu den
17
katholischen Reichsabteien gerechnet, aber hiergegen hat Württemberg bereits pro-
18
testiert

43
Text der württembergischen Protestation: Meiern III S. 171 ; vgl. auch C. F. Sattler VIII
44
S. 143.
. In designatione acatholicorum befinden sich Ihrer Fürstlichen
19
Gnaden stiffter Oßnabruck, Minden und Verden, dargegen sie in solem-
20
nissima forma protestiren und wollen es weiter in schrifften zum directorio
21
einlieffern.

22
Under den Sächßischen puncten seindt viel, welche in conscientia nit passir-
23
lich , alß in specie in puncto secundo ratione iuris catholicorum in ihren
24
landen, so von Bayern gar wohl in acht genohmmen worden; dan ratione
25
termini von 100 iahren zu 100 iahren; theologi halten darfur, daß nit uber
26
60 oder ad summum 80 iahr die ecclesiastica zu uberlaßen; dawider doch
27
die herrn Kayserlichen 100 iahr eingewilliget, daß tempus müße iuxta con-
28
cilium perpetuo nit gleich sein, so doch daß 100 iährige ist, und wan dieß
29
kein platz hat, so habens noch viel weniger die 200 iahr.

30
Daß auch der geistliche vorbehalt kein pars essentialis deß religionfriedens
31
sein solle, können Ihre Fürstliche Gnaden nit eingehen, seint allezeit anderer
32
meinung gewesen.

33
Also seint sie auch ad 6. circa declarationem Ferdinandaeam gesinnet, das
34
sie nit zu passiren, quia conscientiae est contraria.

35
7 mo . Pertinet ad Caesarem, welcher sich der erblanden halber alschon
36
ercläret.

37
8. Können bona conscientia nit zulaßen, das emigratio voluntaria sein
38
solle.

39
In politicis ziehlen der 4., 5. und 9. puncten auch ad eversionem status
40
politici und seint dannenhero ebensowenig alß vorige zu passirn.

[p. 309] [scan. 377]


1
Waß nun die Kayserliche erinnerung anlanget, repetiren Ihre Fürstliche
2
Gnaden dero votum vom 18. Aprilis

39
Vgl. oben S. 197f.
, wie auch alle declarationes und
3
protestationes, so deßwegen nach und nach in votis abgelegt worden, und
4
weilen sine praescitu et consensu viel vorgangen, so mußen sie sich darab
5
nit allein beschwehren, sonderen es auch contradicirn, laßet sich wenigers
6
nit alß andere gefallen, daß die herren Kayserlichen zu ersuchen, furtershin
7
zu tractiren, communicato tarnen consilio cum iis, quorum interesse potest.

8
Die disposition uber die erbkönigreich und -landten stehet bey Kayserlicher
9
Mayestät, iedoch ohne praeiuditz der reichsständt.

10
Ratione iuris emigrandi wie Bayern, daß beßer specificirt und die closter,
11
so under uncatholischen und in reichsstätten gelegen, excipirt werden.

12
4. Aus dem bloßen ius gladii kann das Reformationsrecht nicht abgeleitet werden.

13
In 6. ratione exercitii laßen es Ihre Fürstliche Gnaden wegen der reichs-
14
ritterschafft bey den catholischen mediis bewenden, soviel aber die statt
15
Augsburg betrifft, weilen volmacht ab Augustano episcopo haben, contra-
16
diciren sie, daß eine kirch den Lutherischen wider solle eingeraumet werden,
17
und wird kein theologus rathen, das man den uncatholischen kirchen ein-
18
geben solle, quia ita concurritur ad actum positive

37
18 malum] Danach folgt in Kurbayern A III: Ad 7. bedanckhen sich wegen Osnabruck,
38
Minden und Halberstatt, requiriren die herren abgesandte um fernere assistenz.
malum.

19
Ad 9. ist von Bayeren wol allegirt, es unverandtwortlich seye, einig reser-
20
vatum zu gestatten, welche das catholische so hefftig bestreiten, viel weniger
21
aber können sie ihrestheilß darin gehehlen, das in den 100 iahren kein
22
catholischer auff die uberlaßende ertz- und stifft solle admittirt werden,
23
requirendo omnes et singulos, sie wollen sich ihrer stiffter mit einem rechten
24
eiffer annehmen.

25
11. Wegen der ritterschafft zu Oßnabruck: davon ist Ihrer Fürstlichen
26
Gnaden nichts wißig, konnen auch darzu nit verstehen, weilen es die herrn
27
Kayserlichen selbsten gesetzt

40
Nach Art. 11 in Trauttmansdorffs Vorschlägen vom 20. Juni 1646 sollte dem evangelischen
41
Adel in den Stiftern Minden und Osnabrück die freie Religionsausübung gestattet werden (vgl.
42
Meiern III S. 187 ). Angaben über die Stellung der osnabrückischen Ritterschaft bei K. Stüve II
43
S. 70, über die sie betreffenden Verhandlungen auf dem Friedenskongreß: J. L. Walther S. 433.
, hoffendt, die reichsconstitutiones werden ihro
28
sowoll in utilibus alß onerosis gelten. Dan müßen die maiora nicht allein
29
in puncto collectarum platz haben, sonderen auch in allen anderen sachen
30
exceptis causis religiosis.

31
Zu 1. wird ergänzt, daß auch in den schlesischen Fürstentümern die Entscheidung
32
über das exercitium religionis vom Kaiser zu treffen ist.

33
Den punctum satisfactionis belangendt repetiren Ihre Fürstliche Gnaden
34
die vorhin underschiedtlich abgelegte vota, das sie in ewigkeit nit verwilli-
35
gen werden, das Bremen und Verden consideratis circumstantiis der cron
36
Schweden eingeraumbt werden sollen, dan alle theologi, sonderlich die

[p. 310] [scan. 378]


1
Lintzischen, resolvirt, das die stiffter certo quidem modo, sed non in perpe-
2
tuum begeben werden können

37
Vgl. dagegen die Zusammenfassung im Diarium Volmar S. 307: Danach kann im Notfall
38
auch der ewige Verzicht auf geistliche Güter – speziell auch auf Bremen und Verden – gestattet
39
werden.
.

3
Verden nun in specie betreffendt haben die theologi niemahlen geschloßen,
4
das, wo ein herr vorhanden, das bischthumb bona conscientia cedirt werden
5
könne, dieienige aber, welche sich in uncatholischen händten befinden,
6
mögten ad tempus können gelaßen werden. Nun hatt Halberstadt wie auch
7
Verden ihre herrn, außerhalb das sie durch die waffen vertrungen worden,
8
so muß non quid sit facti, sed iuris angesehen werden. Dabey dieses sonder-
9
lich zu considerirn, und bitten Ihre Fürstliche Gnaden es wol in acht zu
10
nehmen, dan die cron Schweden ohne Churbrandeburgs consens nicht
11
haben will, die stiffter Bremen und Verden understehet man aber contra-
12
dicentibus episcopis et capitulis zu ubergeben, inmaßen der ertzstifft Bremen
13
per legatos Caesareis bedeuten laßen, sie können oder wollen zur alienation
14
nit verstehen

40
Text der Protestation des Erzstifts Bremen (vom 17. April 1646): C. W. Gärtner IX
41
Nr. 31 S. 138; Halberstadts (vom 16. Mai 1646): ebd. Nr. 138 S. 785. Zur Protestation
42
Verdens, die im Juli 1646 vor die Reichsstände gebracht wurde, vgl. Meiern III S. 647ff.
, deßgleichen thun die capitula zu Halberstatt und Verden,
15
hre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck alß bischoff zu Verden contradiciren
16
nd zweiffelen nicht, Ihre Ertzherzogliche Durchlaucht Leopold Wilhelm
17
Iu Osterreich alß bischoff zu Halberstatt werden desgleichen thun.

18

35
18 Leuchtenberg ] In Bamberg A I, Köln ( Stadt ), Konstanz und Kurmainz B irrtüm
36
lich
Leichtenstein
Leuchtenberg wie Ihre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck

19
Besançon. Circa modum nil omnino mutandum rogandique domini Cae-
20
sarei , ut in rebus status concernentibus cum iis communicent.

21
2. Remittantur protestantibus extradita puncta iuxta vota Bavaricum et
22
Austriacum cum aliis.

23
Deutschmeister. Eß scheinet wol, protestirende haben keine lust zu hand-
24
len , sonderen wollen leges vorschreiben ad eliminandam catholicam religio-
25
nem , darumb kurtz abrumpiren und ihre schrifft zu remittiren, dan man nit
26
verspüren kan, das sie zum frieden geneigt; wan doch die maiora ein anders
27
wollen, conformirt sich, das iuxta vota praecedentia dem eligirten modo
28
inhaerirt und Caesarei ersucht werden, zu praeiuditz der ständt das geringste
29
nit zu passiren. Ob wegen der in vorigen votis erinnerter remonstrance an
30
die Gallos zu schicken, stehet an, halte vor beßer, das es bey herren nuncio
31
beschehe, damit er ihnen zu verstehen gebe, wie wenig sie pro religione
32
operiren. Quoad materialia, könne wol biß hernegst ein anstandt haben.

33
Bamberg. Die Verhandlungen mit den Protestanten sollen fortgesetzt werden. Dv
34
Trauttmansdorff sich in Münster befindet, mögen sie eine Deputation hierher schicken.

[p. 311] [scan. 379]


1
Die katholischen Gesandten sollen sich ebenfalls an diesen Verhandlungen beteiligen.
2
Ratione materialium acceptat dilationem ut alii.

3
Worms. Quoad formam tractatuum vergleichet sich, das derselben inhaerirt
4
werde.

5
Ad 2. differt.

6
Würzburg wie Cöllen

7
Eichstätt. Kurtze halben wie Cöllen, das den herren Kayserlichen das
8
werck also an handt gegeben werde, damit in particularibus interessati
9
gehört werden. De reliquo differt ut praecedentes.

10
Speyer. Agit ut alii gratias Newburg et deputatis seque conformat voto
11
Trevirensi.

12
Straßburg wie Teutschmeister

13
Konstanz. Wie die Vorstimmenden, insbesondere wie Kurköln, daß die Verhand-
14
lungen in der bisher beliebten Form zu führen sind. Im übrigen werden die eben vor-
15
gebrachten Vorschläge Bambergs unterstützt.

16
Approbavit Bavari sententiam, das die protestirende zu separiren under-
17
standen werde, weilen sie sich gegen herren graffen Trautmansdorff erclärt,
18
daß sie mit den mediis secundum quid nicht alle zufrieden.

19
Daß Franckreich uber die handtlung eine remonstratio geschehe, haltet
20
nützlich und nötig, maßen auch herrn nuncio et Veneto, weilen sich die
21
protestirende der Frantzößischen hilff berühmet.

22
Augsburg. Ihre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck haben schon angezeigt,
23
das Caesareis nicht absolute auffzutragen, quod Papae competit. Ubriges
24
und soviel die materialia betrifft will bey negster session vorbringen.

25
Von den Nachstimmenden stimmen wie Kurtrier: Prüm und Weißenburg ; wie
26
Kurköln: Berchtesgaden, Chur, Hildesheim, Lüttich, Münster,
27
Paderborn, Verdun und Stablo; wie Salzburg: Freising; wie Osnabrück:
28
Minden, Regensburg und Verden; wie Deutschmeister: Halberstadt,
29
Hersfeld, Johanniterorden, Lüders, Murbach und Passau; wie Bam-
30
berg : Fulda; wie Konstanz: Kempten und Basel; wie Augsburg: Ellwan-
31
gen . Brixen
stimmt wie Trient, das lediglich auf sein Votum vom 21. Mai 1646

40
Vgl. oben S. 282.

32
verweist.

33
Corvey. Ad 1. wie die Vorstimmenden. Dan sollen auch die herrn Kayser-
34
lichen ersucht werden, alle tractaten bey ihrer integritet zu laßen und durch
35
die geschwindte verheischungen nicht zu vulneriren.

36
Materialia anbelangendt, weren die puncta, wie Osterreich erinnert, ut
37
materia non tractabilis widerzugeben, dan solle man sich catholischentheilß
38
standthafftig halten und die sach Gott und dem gluck heimbstellen. De
39
reliquo behaltet sich fernere notturfft bevor.

[p. 312] [scan. 380]


1
Prälaten. Wie Corvey; gegen den Anspruch Württembergs auf die Klöster in
2
Schwaben wird protestiert

39
Text der Protestation der Prälaten gegen die württembergischen Ansprüche auf Maulbronn und
40
Königsbronn (vom 26. Juni 1646): Meiern III S. 171.
.

3
Schwäbische Grafen. Es habe die meinung niemalen gehabt, das Caesare-
4
anis der last allein solle auffgeladen werden, läst es dabey wie auch dem
5
Trierischen voto, daß auß den ersten vorschlägen nicht zu schreiten; ver-
6
stehet wenigers nicht darzu cum aliis, daß den protestirenden ständten die
7
itzt außgehendigte puncta zuruckzugeben, und wan man solte ferners trac-
8
tiren , were es alhier zu thun, da es aber dahin nit zu bringen, conformirt
9
sich mit Cöllen, Saltzburg, Oßnabruck, Bisantz und anderen gleichstim-
10
menden votis, daß die herren Kayserlichen in ihren resolutionen keinen
11
standt praeiudiciren, sondern mit den interessirten darauß communiciren
12
sollen. Vor seine person entschültiget sich in eventum ob ferner deputation,
13
weilen doch nichts damit gerichtet wirdt, habe dabey so viel vermercket,
14
das die protestirende ut singuli gute wort geben, wan sie aber collegialiter
15
zusammenkommen, ist es alles nichts.

16
Im ubrigen vergleichet sich mit Osterreich außerhalb deme, so in punctis
17
Caesareanorum zu praeiuditz der catholischen religion gereichet und in
18
conscientia nit verandtwörtlich ist. Ferners were zu versuchen, ob nicht die
19
protestirende mögten separirt, wie vorhin erinnert, und die puncta pro
20
varietate materiarum voneinander getheilet werden. Quoad deputatione ad
21
Gallos, nuncium et Venetum wie Cöllen et alii. Daß closter Maulbron und
22
andere werden zu den reichscontributionibus gezogen, zu den tägen be-
23
schrieben , und soll die eingewendte und noch ferners ad dictaturam ein-
24
gebene protestation wol beobachtet werden.

25
Schließlichen sollen die herren Kayserlichen sine praescitu statuum ins
26
künfftig nichts eingehen, cui sententiae per omnia subscribit, excepto das
27
vasalli ius reformandi haben.

28
Köln ( Stadt ). Legatus Tridentinus zeigt an, die abgeordtnete dieser statt
29
haben auß bewegenden ursachen gehöriger orthen ihren abschiedt genohm-
30
men und sich bey dem directorio substituiret

41
Vgl. hierzu L. Ennen V S. 737. Köln (Stadt) wurde bis zu diesem Zeitpunkt durch den
42
Rentmeister Constantin von Lyskirchen und den Syndikus Dr. Gerwin Meinertzhagen vertreten.
, sagt demnach ad 1. wie
31
maiora, und ad 2. behaltet sich die notturfft bevor.

32
Aachen. Schließt sich der Mehrheit an.

33
Augsburg ( Stadt ). Caesar habe sich im außschreiben erclärt, er wolle
34
keinem standt ichtwaß begeben, deßgleichen haben sich die herren Kayser-
35
lichen gesandten vernehmen laßen, wie dan zu solchem endt die deputirte
36
adiungirt worden, deme doch unangesehen haben sie newe media an die
37
handt geben und darin gegen die verträg und urtheil den protestirenden
38
eine kirch zu Augsburg offerirt

43
In Punkt 6 der Erklärung Trauttmansdorffs vom 20. Juni 1646 (vgl. Meiern III S. 187 ).
, muß sich dargegen auß expreß habenden

[p. 313] [scan. 381]


1
befelch bedingen, die verandtwortung gegen Gott, seine liebe heyligen und
2
die gottseligen fundatoren anderen heimlaßendt, auch sein und seiner oberen
3
gewißen deßhalben exonerirendt. Beßer were es und dem religionfrieden
4
gemeeß, wan die stäit, in welchen tempore erectae pacis die catholische
5
religion in vigore gewesen, den catholischen die kirchen restituirten.

6
Besançon ( Stadt ). Habet gratias Newburg seque cum maioribus con-
7
format .

8
Kurmainz. Befindet ad 1., das alle dahin zielen, man solle bey dem new-
9
lichen concluso unaußgesetzt beharrn, mit dem zusatz, das Caesarei et
10
deputati zu ersuchen, sie wollen die abhandtlung fortsetzen und ohne prae-
11
iuditz communicato verfahrn; dan weren protestirende eins anhero zu
12
vermögen, weilen catholici schon dreimal zu ihnen geschickt, wie auch 3 tio
13
der cron Franckreich plenipotentiariis die in votis erwehnte remonstration zu
14
thun und denselben ein rechter calor und eiffer zu machen.

15
Ad 2. aber weren die materialia uff etliche tag zu verschieben und außzu
16
stellen , damit man denselben desto beßer nachdencken könne.

17
Nun Reverendissimi meinung und gedancken zu eröffnen, saget vorderist
18
danck Newburgischer Fürstlicher Durchlaucht wegen des endtbottenen
19
gnädigsten gruß, wie auch den herren deputatis wegen der ubernohmmener
20
muhe.

21
Ad 1. Haben bey negster post expressen befelch erlangt, bey dem beliebten
22
modo zu verharren und ihr votum dahin nicht zu geben, das ein anderwerte
23
deputation ad tractandum inter status geschehe, doch mögen vorige depu-
24
tatis den herrn Kayserlichen assistiren.

25
Die Partikularerinnerungen sollen beachtet werden.

26
Placet deßgleichen, das ein versuch gethan werde, die protestirende anhero
27
zu ziehen, item wegen der erinnerung bey den herren Frantzößischen, das
28
solche viam ordinaria geschehe und Kayserliche ersucht werden, solche ad
29
mediatores zu werck zu richten, nit zweiffelendt, sie werdens gern uber-
30
nehmen .

31
Die Beratung der einzelnen Punkte der Erklärung wird auf die nächste Sitzung
32
verschoben.

33
Stehet sonsten bey dem vorschlag, daß protestirenden ihre

42
33 55] In Köln ( Stadt ) irrtümlich 45
55 puncta so
34
crude zu remittiren, in etwaß an, weilen es inconvenientia gebären mögte;
35
vermeinte beßer und glimpflicher zu sein, gleich wie sie per Caesareos
36
catholicis zugestellet worden, das sie auch könten zuruckgegeben werden
37
mit notturfftiger remonstration, waß catholicos darzu bewogen.

38
Sehet auch nit, wie protestirende zu separiren, sonderen ist anders nicht,
39
alß wie von statt Augsburgischem legato erwehnet, das sie in privato
40
favorable reden fuhren, wan sie aber collegialiter zusammenkommen, seints
41
gleich einer meinung.

[p. 314] [scan. 382]


1
Die abtheilung der puncten wirdt unnötig sein, weilen darauff ein mehrers
2
nit alß vordem votirt wirdt, außer das noch einig weitere erinnerungen
3
mögten einzubringen sein.

4
Auff den unverhoffenden fall aber man sich in der güte nicht vereinbarn
5
könte, wirdt zu reden stehen, wie von Osterreich wol erinnert, waß man
6
endtlich vor mittel zu ergreiffen, damit das ubrige an geistlichkeit conservirt
7
werde.

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