Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
49. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1646 Mai 19
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Münster 1646 Mai 19
Köln ( Stadt ) A I p. 649–691 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 296–312;
Bamberg B fol. 190–191’, Konstanz , Kurmainz B. Vgl. ferner Kurbayern A III fol.
83’–88’, 100–104; Kurmainz A Fasz. 14; Österreich A II WFr XXXIV fol. 67–76;
Österreich B I p. 793–814, Ba I und Bb II; Wartenberg / Augsburg II fol. 560–563’;
Wartenberg / Register I fol. 215’–225 und Ia.
Vorlage des in der Deputation beratenen Gutachtens über die Gravamina. Fortsetzung der Ver-
handlungen mit den Protestanten durch die kaiserlichen Gesandten. Die Satisfaktion Frankreichs.
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Aachen, Augsburg, Augsburg (Stadt),
Baden-Baden, Bamberg, Basel, Berchtesgaden, Besançon, Besançon (Stadt), Brixen, Burgund,
Chur, Corvey, Deutschmeister, Eichstätt, Ellwangen, Freising, Fulda, Halberstadt, Hersfeld,
Hildesheim, Johanniterorden, Kempten, Köln (Stadt), Konstanz, Kurbayern, Kurköln, Kurmainz,
Kurtrier, Leuchtenberg, Lüders, Lüttich, Minden, Münster, Murbach, Österreich, Osnabrück,
Paderborn, Passau, Prälaten, Prüm, Regensburg, Salzburg, Schwäbische Grafen, Speyer, Stablo,
Straßburg, Trient, Verden, Verdun, Weißenburg, Worms, Würzburg.
Kurmainz. Die Gesandten werden ersucht, sich zu dem Gutachten, das die Depu-
tierten über die Differenzpunkte mit den Protestanten und die dazu eröffnete Erklä-
rung der ksl. Gesandten angefertigt haben , zu äußern.
Kurtrier. Salvis prioribus votis addit, das vor allen dingen der geistliche
vorbehalt solle behaubtet werden, und weilen darinnen nicht versehen, wan
totum capitulum vel pars ipsius ad defectionem a religione catholicae ge-
rathen mögte, daß dannoch kein gewalt zu reformiren haben sollen, daß
dieses ietzo mit claren wortten einzurücken were.
Augsburg. Legatus protestirt nachmalß, das Ihre Fürstliche Gnaden biß
ans endt, so nicht weit mehr ist und sie gleichsamb einen fuß im grab ha-
ben , umb beßeren gewißens willen contradiciren, waß gegen die statt
Augsburg mögte statuirt werden, wollen die maiora doch nicht hindern.
Kurmainz. Proponirt hierauff weiters, ob nicht nötig, den catholischen
gesandten zu Oßnabruck zu schreiben, daß sie diesem modum tractandi
per Caesareos den protestirenden notificirn, oder obs beßer, daß von hieauß
an sie deßwegen immediate geschrieben werde; leßete daß eventualiter
auffgesetzte concept ab.
Kurtrier. Hat uber die vorhin abgelegte vota bey dem abgelesenen auffsatz
weiters nichts zu erinneren alß daß demselben convenienti loco eingerucket
werde, daß es per maiora also beschloßen worden, und dan denen zu Oßna-
bruck subsistirenden legatis catholicis auffzugeben, sie wollen mit den herren
Kayserlichen auß dieser handtlung fleißig communiciren und allen verlauff
anhero berichten.
Uber dieses ist bey newligen consultationen von verschiedenen erinnert
worden, man solle den punctum satisfactionis, insonderheit mit der cron
Franckreich, zu facilitirung dieser schwehrer religionsstreitigkeiten embsigst
fortzusetzen, vereinigt sich damit, und daß es bey uberliefferung deß auff-
gesetzten gutachtens den herrn Kayserlichen bestergestalt recommendirt
werde.
Kurköln. Laßet eß allerdings bey dem auffsatz, und weilen hierbeneben
noch andere puncta sich in den catholischen mediis enthalten, so in diesem
bedencken nit begriffen, alß wern dieselbe noch zu inseriren, bevorab daß
mit den Augsburgischen confessionsverwandten geredt werde, ob die Cal-
vinisten in den religionfrieden auffzunehmen oder nit.
Sonsten ist auch erwehnung beschehen, die herren Kayserlichen geben gar
geschwinde resolutiones, welche man darnach nicht mehr zuruckziehen kan,
gibt derowegen zu bedencken, ob nicht einzurucken, sie wollen beyzeiten,
dum res adhuc integra est, die interessatos uber die vorfallende sachen
vernehmen.
Sonst wie Kurtrier, daß die Verhandlungen über die französische Satisfaktion be-
schleunigt werden mögen.
Kurbayern. Bittet, die katholischen Gesandten in Osnabrück über die jüngsten
Beschlüsse der Stände in Münster zu informieren, damit sic sie bei den künftigen
Verhandlungen beachten.
Sonsten repetirt, daß Caesarei inständig zu ersuchen, sie wollen so gnaw
und vorsichtig alß immer möglich in diesen sachen gehen und allemahl
annectirn, wan man sich nicht durchauß vergleichen wirdt, daß alle gethane
oblationes unverfänglich sein sollen.
De caetero wie Trier und Cöllen, weilen die cron Franckreich completa
satisfactione assistentz versprochen, alß hielte vor rathsamb, daß nicht allein
per deputatos den Kayserlichen daß bedencken zugestelt, sonderen auch per
eosdem die Frantzößische satisfaction pari passu also recommendirt werde,
damit sie noch ante discessum deß herren graven von Trautmansdorff
Trauttmansdorff reiste am 7. Juni 1646 wieder nach Osnabrück (vgl. Diarium Volmar S. 320).
Wie in den Relationen der ksl. Gesandten vom 22. Mai 1646 hervorgehoben wird, verzögerte
sich seine Abreise wegen des verspäteten Eingangs des katholischen Gutachtens über die Gravamina
(vgl. C. W. Gärtner IX Nr. 153 S. 868f. und Nr. 154 S. 869ff.).
richtigkeit erlangen möge, dardurch zu hoffen, man werde den punctum
gravaminum in multis salviren können.
Salzburg. Agit similiter gratias und behaltet seinem gnädigsten herrn alle
notturfft bevor.
Österreich. Daß werck ist von großer importantz, kan sich so geschwindt
darauff nit resolviren, bittendt communicationem, der meinung doch nicht,
dardurch daß werck auffzuziehen, sondern könne die außhändigung einen
alß den andern weg geschehen. Wirdt den herrn Kayserlichen sehr schwehr-
fallen , wan man sie mit der iudicatur uber die necessitet allein beladen wolte,
und enthalten sich dergleichen sachen mehr in dem auffsatz, so ihnen be-
dencklich fallen mogten. Ietzundt kombt man abereins ad punctum satis-
factionis , daruber er sich newlich nomine seiner herrn, de quorum corio
luditur, beschweret. Das reichsherkommen bringt mit sich, das materiae
deliberandae ante consultationem sollen communicirt werden, damit man
sich darauff könne gefast machen; laßet sich destoweniger nit gefallen, daß
die herren Kayserlichen wegen befurderung der satisfaction erinnert werden,
es were aber auch gut und furdersamb, wan Franckreich bedeutet wurde,
das sie es beßer mit der catholischen religion meinen. Selbiger cron kan ohne
interesse des reichs ihre satisfaction nit verschaffet werden, weren dero-
halben alle ständt daruber zu vernehmmen, waß fur ein satisfaction man
geben solle. Man sagt, das werck hafftet an Breisach, Ihre Kayserliche
Mayestät wollen sich uberwinden, und waß dergleichen mehr ist, darmit
ist der sachen aber nit
orth verstanden, Schweden wolle wegen uberlaßung Pommeren vor Brande-
burg Meppen und die Vecht haben, dan werden auch Oßnabruck und
Minden vor den administratoren zu Bremen begert
protestirende offentlich verlauten, die Pfältzische sach konne nicht vertragen
werden alß durch eine alternation, wollen auch die 13 millionen wegen der
Oberen Pfaltz cassirt haben
Entsprechende Äußerungen berichtet auch T. Pfanner S. 339f. Vgl. ferner das Gutachten der
evangelischen Stände über den Vertragsentwurf der ksl. Gesandten vom 12. Mai 1646 ( Meiern
III S. 77 ). Zur bayerischen Kriegskostenersatzforderung über 13 Millionen Gulden vgl. unten
S. 273.
Wan deme nun also, so ist zu ermeßen, ob ein ieder zum geben geneigt
wie Osterreich, haltet man aber dißeits unbillig, so ist der schluß auch
leichtsam zu machen, daß Breysach den frieden nit hindern und noch viel
weniger die beylegung der religionsstreitigkeiten, damit es ie nichts zu thun
hat. Will man nun nicht all die praetendirende stuck hinweggeben, so kan
daß eintzige Breisach den frieden nicht erheben.
Sicher ists, daß eine cron ohne die andere sich nit werde behandtlen laßen,
sich auch die Schwedische von den protestirenden nimmer separiren, dero-
wegen sol man sich catholischentheilß nit irren laßen, sondern die arma
einmutig fortsetzen, dan wol zu gedencken, das die cron Franckreich der
cron Schweden in nichts sich werde widrig erzeigen, damit es an erlangung
Breisach auch nicht gesteckt werde. Wan die cron Franckreich in compo-
sitione gravaminum assistirn wolte, wurde sie contra religionem so lang
nicht gekrieget haben noch auch weiters ein saeculum daran zu wenden
sich erkläret. Hierzu thun die schone worth nichts, es werden die werck
erfordert, und ist ia khundtbar, daß diese cron biß dahero daß geringste
catholicis nit praestirt, wie ab der Heßischen satisfaction gantz handtgreiff-
lich zu verspüren , und wan sie sich der sachen undernehmen wolte, müste
ihre gantze macht daran wagen, so sich nicht einbilden noch glauben kan,
daß sie pro bono religionis catholicae die cron Schweden und protestirende
bekriegen werde, in betrachtung dardurch ihre foedera und politica zer-
fallen müsten.
Bey dem vorhabenden anbringen solle man die herren Kayserlichen anlangen,
daß sie nicht in specie auff Breisach, sonderen in genere tractirn, Breysach
pro bono imperii erhalten und die cron Franckreich ad meliora consilia
bringen wollen. Diese cron gibt vor, sie müste Breysach haben, damit sie
daß hauß Osterreich im zaum halten könne – ach, leider sehet man nicht,
das hierdurch das reich wirdt zu leiden haben; wan man rechtschaffen
zusammenhaltet, so hat man desgleichen nit zu befahren.
Baden-Baden wie Bayeren
Burgund. Verschiebt sein Votum zu den einzelnen Punkten des Gutachtens, da
bis jetzt nicht für alle Instruktion vorliegt. Interim, quandoquidem ex electo-
ralium votis intelligar materiam satisfactionis Galliae huic gravaminum
materiae immisceri, praeteriri non posse, quin dicatur, quod si satisfactio,
quae ab hostibus petitur, ad pacem religionis constituendam quidquam
momenti habere possit, eam ex parte regis catholici satis abundeque esse
oblatam, factum id quoque esse per augustissimam eius domum possessioni-
bus avitis eisque amplissimis coronae Galliae oblatis; quodsi reliqui quoque
status aut catholici principes, qui in communi causa commune habent inter-
esse , pro viribus ad satisfactionis praestationem concurrerent, forte rem
facilius feliciusque processuram, observandam esse hac in re aequitatem
naturalem, quae dictat navi laborante iacturam mercium ab omnibus pro
portione esse sarciendam.
Deinde, licet satisfactionis negotium foret constitutum, falli eos, qui in
praesidio Gallico pacis religionis componendae spem collocant; constare
omnibus (et catholocis in imperio satis id expertos esse) maiorem status
quam religionis apud Gallos haberi rationem. Ratio status, quae eos movit
ad bellum inferendum, movebit quoque ad movendas religionis discordias.
Quae movit, ut cum Suecis, cum protestantibus foedera inirent, movebit,
ne ab eis recedant aut saltem foederatos non offendant, si quid forte catho-
licis nunc spondent, id iam ante spoponderunt protestantibus vel post hac
spondebunt; religionis catholicae conservatio quam parum Gallis cordi sit
et e contra libertas domi forisque commendata satis notum esse, ostendere
id exempla Calvinismo ad Rhenum et Mosellam in locis, ubi non erat,
introducto
Turenne hatte nach der Besetzung der Unterpfalz zu Beginn des Jahres 1645 durch seine Armee
dort die Wiedereinsetzung der alten kurpfälzischen Beamten und die Restituierung der früheren
Religionsverhältnisse angeordnet (vgl. Turennes Manifest vom 11. Januar 1645 bei C. W. Gärtner
III S. 103; ferner M. Koch II S. 149).
esse operae pretium.
Im übrigen wird erneut die Bereitschaft des Katholischen Königs beteuert, alles für
die katholische Sache im Reich zu tun.
Leuchtenberg wie Cöllen
Osnabrück. Ihre Fürstliche Gnaden laßen es bey auffgesetzten und ver-
lesenen concept und halten benebens wie Churcollen darfur, das die herren
Kayserlichen zu erinneren, sie wollen dasienige, so mit reiffer deliberation
in mediis catholicorum zusammengetragen und in diesem auffsatz nicht
begriffen, auff solche maaß und weiß sich recommendirt sein laßen und daß
alles zu einem guten schluß befurderen.
Was aber das temporale angehet, haben sie bevelch, wie newlich angezeigt,
im nahmen Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht zu Cöllen dabey beständig
zu verbleiben, könne es auch anders in conscientia nicht befinden.
das die necessität der Kayserlichen iudicatur heimbzugeben, betreffendt,
scheinet, daß sie anders wollen außgelegt werden; den verstandt haben sie,
maßen newlich vorkommen, daß man ad fundamentum sehen solle, qua
re debeamus recedere a legibus iustitiae et quasi conscientiae, so durch die
obhandene noth wil excusirt werden. Ob sie nun also beschaffen, stehe nicht
bey den ständten zu disputiren undt woltens Ihre Fürstliche Gnaden auch
nicht thun; einmal ist aber gewiß, daß die theologi ihr fundament darauff
setzen, ist derowegen nicht zu zweiffelen, es werden Ihre Mayestät die noth
also groß erkendt haben, und dannenhero die iudicatur bey ihro bestanden,
Churcöllenn haben befohlen, dieselbe zu exonerirung dero gewißens den
herren Kayserlichen heimbzugeben, Ihre Fürstliche Gnaden können ihres-
theilß anderer meinung nicht sein.
Von der satisfaction ist auch meldung geschehen, daß, weilen sich die un-
catholischen den gravaminibus so starck opponiren und darzu von beeden
cronen gesteiffet werden, dahin zu sehen, wie sie etwan dardurch dahin zu
gewinnen sein mögten, die protestirende capaces zu machen. Mit der cron
Schweden ist zwar tractirt worden und seindt ihro zimbliche oblationes
beschehen, es beschwehret sich aber die cron Franckreich, daß die herrn
Kayserlichen sie auff die seithen setzen und mit den Schweden allein
tractiren.
Churcöllen und Ihr Fürstliche Gnaden seindt der meinung, daß mit beeden
cronen in puncto satisfactionis zugleich zu tractiren, waß aber in specie
darzugeben, das können sie nicht resolviren, dan biß dahero dieses absolvirt
worden, das einer dem andern das seinige nicht abvotiren solle; wünscheten,
es were an seithen der Kayserlichen deme auch inhaerirt und der cron
Schweden keine landen der interessenten ungehört offerirt worden; bleiben
der meinung, daß den cronen solche satisfaction zu geben, wie man getrawet,
auffs möglichst von ihnen zu kommen. Daß an der vestung Breysach vie l
gelegen, seind vornehme rationes von Osterreich angefuhret, were von Gott
zu wunschen, daß er Gallorum corda ad capacitatem incliniren wolte.
Daß aber in votis nichts solle angeregt werden, so in die proposition nit
kommen, da wißen Ihre Fürstliche Gnaden sich ex longo usu zu bescheiden,
welchergestalt allezeit sustinirt worden, daß man die vota dirigirn könne,
wie mans gegen Gott und das gewißen zu verandtworten getrawet, welches
sie pro libertate votorum et conservando iure suo also anzeigen müßen.
In particulari von der satisfaction zu reden, wirdt der stifft Minden Ihrer
Fürstlichen Gnaden ungehört weggeben, eß melden aber theologi von
denen, so von langer zeit von den uncatholischen possidirt gewesen, und
nicht denen, so sich in catholischen handen befinden wie Minden, mußen
derowegen omni meliori modo dargegen protestiren und soviel sich alß
der kirchen alle notturfft vorbehalten, können aber zumahl einigen consen-
sum nicht geben. Nicht ohne ists, daß Ihre Fürstliche Gnaden ex protho-
collo Caesareanorum ersehen, wasmaßen die cron Schweden mit den oblatis
nicht zufrieden, sonderen noch daruber Minden und Oßnabruck haben will .
Im Falle von Osnabrück treten die Schweden als Erben der Ansprüche auf, die bisher
der Administrator von Bremen erhoben hat. Diese aber sind unbegründet, da seine
Koadjutorwahl 1626 erzwungen wurde und ungültig ist . Im übrigen werden alle
Ansprüche auf Minden, Osnabrück und Verden zurückgewiesen.
Der ertzstifft Bremen solle auch schon offerirt sein und dorffte auch Halber-
stadt mitgehen
Diese beiden Stifter waren den Schweden in dem Vertragsentwurf der ksl. Gesandten vom
8. Mai 1646 angeboten worden ( vgl. Meiern III S. 75f.; F. Dickmann S. 278f. ).
gute achtung zu geben, damit der status nicht gar immutirt werde, dan der
gegentheil sich besorget, wan die stiffter in ihren standt gelaßen werden,
es mögte der Pabst mit seinem anhang, wie sie sagen, händel anfangen;
deme vorzukommen, gedencken sie die praebenden zu erblichen zu machen,
so die possessores wol acceptirn mögten.
Es erfordert die höchste notturfft, daß (wie von Collen angeregt) man sich
wegen des Calvinismi wol vorsehe und Caesareanos erinnere, daß sie mit
den catholischen darauß communiciren, die protestirende auch hieruber
vernehmen wollen. Eß hat vor diesem geschehen sollen, damit exclusio
Calvinistarum auff sie fallen mögte, weilen es aber darzu keine gelegenheit
abgeben, so muß es noch ehist geschehen, dan die catholische religion durch
admissio der Calvinisten einen harten stoß bekommen und die reichs-
constitutiones zu boden geworfen wurden.
Waß ratione theologorum erwehnet worden, ist ohne nicht, das sie das
consilium zu Lyntz gestellet und uff die necessitet fundirt
quod stante tali necessitate bona ecclesiastica concedi quidem possint, dari
autem nequeant, und ist das consilium umb so weniger vor perfect zu halten,
weilen darin libertatis praesentandi catholicos nit gedacht wirdt, und ist
von Kayserlicher Mayestät nicht zu praesumiren, daß sie derselben begeben
haben sollen oder wollen. Damit nun nichts versaumbt werde, so were
hierauß mit den catholischen zu communiciren.
Daß sonsten diese handtlung den catholischen zu Oßnabruck zugeschickt
werde, vergleichen sich Ihre Fürstliche Gnaden. De reliquo seye das silen-
tium sehr notig, wie von Churmaintz bedeutet worden.
Quoad modum extradendi vergleichen sich Ihre Fürstliche Gnaden mit
Bayeren, das es per ordinarios geschehe, et, quia est morae periculum, quam
primum.
Besançon. Quoad sessionem Magdeburgicam, cum non constet, quid hac
in re actum, petit communicationem et protestatur de praeiuditio. Circa
satisfactionem et Brisaci concessionem habet, quod dicat, statum scilicet
ecclesiae Bisantinae esse vicinum et, si Brisacum Gallis concedatur, subsidia
et commercia interclusum iri; quamdiu Galli Brisaco potiantur, nec pax nec
quies speranda. Man soll sich mit der Satisfaktion nicht übereilen, die militärische
Lage ist für die Franzosen ungünstig, da die weimarische Armee von den Bayern
geschlagen ist
spem ipsi status iniqua concedendo accenderunt assistuntque protestantes
cum Hassiae landgravia. Suadet deputationem ad mediatores, ut cum iis de
retentione Brisaci agatur et, nisi cunctis viribus Gallorum progressibus
et praetensionibus resistatur, erunt denique ab ipsis utique leges accipiendae.
Deutschmeister. Eß hetten die verlesene puncta undt resolutiones vorderist
ad dictaturam billig sollen geben und darnach die deliberation angestellet
werden, wie es des reichs herkommen mit sich bringt, nachdemahlen aber
davon dißmal abgewichen worden, muß es dahingestelt sein laßen. Hat
gleichwol bey der sachen selbst kein sonderbahres bedencken, sonderen wil
sich mit dem uffsatz gern vergleichen, doch das alles einem ieden commu-
nicirt werde. Diese puncta weren den herren Kayserlichen zusambt den
mediatoribus zu proponirn, wan sich aber die herrn Kayserlichen getrawen,
daß werck allein zu erheben, so were der herren mediatoren darmit zu
verschonen.
Eß weren noch wol underschiedtliche sachen zu erinneren, damit sich gleich-
wol nit mitt wil auffhalten. Die preces primariae sowie die Papstmonate und
die übrigen Kollationen sollen an den protestantischen Stiftern erhalten bleiben. Den
Reichsstädten ist das Reformationsrecht extra muros nicht zu gestatten. Wegen
Halberstadt wird alles Nötige vorbehalten.
Weiß nichts davon, das in puncto satisfactionis ichtwaß per maiora solle
sein beschloßen worden, einmahl gehöret es ad gravamina nicht, und werden
es dieienige, welche es mögen resolvirt haben, zu erclären wißen. Den
cronen ist man keine satisfaction schültig, außerhalb deren, so sie an sich
gelocket haben, muße es gleichwol ohne ferners disputiren dahingestellet
sein laßen.
Bamberg. Bezieht sich auf die kurfürstlichen Voten.
Zu dem Vorschlag Osnabrücks, die Entscheidung über die Aufnahme der Calvinisten
in den Religionsfrieden den Protestanten zuzuschieben: Dieser Vorschlag ist vor
einigen Monaten von Bamberg gemacht worden, als es schien, daß die Gegensätze
zwischen Lutheranern und Calvinisten unüberbrückbar seien . Nachdem aber seit-
hero der punctus gravaminum und die handtlung wider die catholischen
uff die bahn kommen, hetten diese beede confessionsverwandte more solito
ihre gegenhabende stritt beyseits gesetzet und die Calvinisten zu den Schwe-
dischen herren plenipotentiariis, alß welche den passum ratione Calvinismi
ihrer proposition eingerucket
Art. 3 der schwedischen Hauptproposition vom 11. Juni 1645 (vgl. Meiern I S. 437 ).
lischen eine partie formiret, die Lutherischen Heßen Caßel zu ihrer ad
punctum gravaminum gemachter deputation gezogen […], dahero etwan
räthlicher, nachmalen dahin zu gedencken, wie dieser punctus Calvinismi
ad communia consilia zu remittiren.
Waß sonsten in dem Teutschmeisterlichen voto ietzo geandet worden, ob
were es des reichs herkommen zuwider, daß dieser schwehrwichtiger punc-
tus gravaminum religionis von etlichen allein und nicht in pleno deliberirt,
da würde dem herrn Teutschmeisterlichen gesandten vielleicht nicht bewust
oder er damahlen nicht alhier gewesen sein, alß vor etlich monaten in pleno
catholicorum gewiße ständ dergestalt deputirt, das auff nothwendige befin-
dung dieselbe ieweilen zusammenkommen, die materias deliberandas der-
gestalt praepariren und berathschlagen solten, daß gleichwol nichts schließ-
liches oder verfängliches handtlen, sonderen alles vorhero ad ratificandum et
corrigendum in pleno resolvirt werden mögte .
Zu dem früheren Vorschlag Bambergs, die Papstmonate unter Umständen dem Kaiser
zu überlassen, wird noch bemerkt, daß man diese Frage vorläufig mit Stillschweigen
übergehen soll, bis die genauen Forderungen der Protestanten bekannt werden.
Der Bischof von Bamberg ist als Diözesanbischof besonders daran interessiert, daß
den katholischen Bürgern in Nürnberg ihr freies exercitium religionis in der
Deutschherrnkapelle und in den Privathäusern uneingeschränkt verbleibt; bittet in
dieser Sache um Unterstützung.
Die neue katholische Erklärung in puncto gravaminum möge den Mediatoren
bald mitgeteilt werden.
Worms. Ist noch ohne Instruktion, schließt sich den Vorstimmenden an.
Bambergense votum.
Eichstätt wie Ihre Fürstliche Gnaden zu Oßnabruck
Speyer. Wie Churtrier, setzt allein hinzu, ob den herren mediatoribus von
dieser handtlung communication zu erstatten.
Straßburg. Wie Teutschmeister, und hat kein bedencken darbey, waß von
Bamberg wegen der engerer deputation angezeigt worden; begeret allein,
das die deliberationes mögen communicirt werden.
Konstanz wie Würtzburg
Augsburg. Ihre Fürstliche Gnaden gedencken bey dero erlebten hohen
alter, das es beßer incidere in manus hominis quam Dei, qui potest corpus
occidere et animam in gehennam, ubi sempiternus horror inhabitat. Erinne-
ren sich auch Augustiniani illius hic ure, hic seca, modo in aeternum parcas,
und kan im ubrigen der catholischen religion nichts begeben. Merito ad
dominos mediatores dieser sachen halben zu deputiren, weilen die Päbst-
liche Heiligkeit mercklich darbey interessirt, und solle dem auffsatz ein-
gerucket werden, das der schluß per maiora gemacht worden.
Daß die satisfaction mit der cron Franckreich befurdert werde, haltet vor
rathsamb, aber ohne praeiuditz einigen standts, maßen von Oßnabruck
angezeigt.
Zu admission des Calvinismi kan sich gantz und gar nit verstehen, wei en
dardurch großere confusion im reich müste erwecket werden, da man mit
den Lutherischen allein nit außkommen kan.
Von den Nachstimmenden votieren wie Kurköln: Hildesheim und Paderborn;
wie Salzburg: Freising; wie Burgund: Verdun ; wie Osnabrück: Chur, Lüt-
tich, Minden, Münster, Regensburg und Verden; wie Deutschmeister:
Halberstadt, Hersfeld und Passau; wie Bamberg: Fulda; wie Würzburg:
Basel; wie Augsburg: Trient und Brixen .
Kempten. Wie Augspurg, addendo das die satisfaction auff die zu ver-
schieben , welche sie verursacht. Laßet sich gefallen, daß diese handtlung
an die herren mediatores gebracht und den herren Kayserlichen anheimb-
geben werde, hierin nach dem bedencken auffs gnaueste zu gehen; wan sie
sich aber beschweren und die sach nicht uber sich nehmen mögten, were
nicht weiter dißeits zu deputiren, sonderen deßen von den protestirenden
zu erwarten.
In den vorfallenden sachen sollen die interessirte angehort werden, sonsten
wirdt der cron Schweden interposition dem catholischen standt geringen
vortheil bringen, und were dahin zu sehen, daß die vergleichung in grava-
minibus religionis ante conclusam pacem zustandt gebracht werde.
Ratione deputationis ad Caesareos et mediatores vergleichet sich mit Oßna-
bruck .
Murbach, Lüders und Johanniterorden wie Teutschmeister
Ellwangen wie Oßnabruck
Weißenburg, Prüm wie Churtrier
Berchtesgaden, Stablo wie Churcöllen
Corvey, Prälaten. Wie bey der deputation, addit, waß sich in executione
eines closters im Wurtembergischen landt zugetragen
damit der gottesdienst erhalten und befurdert, auch die clöster bey gegen-
wertigen tractaten bey ihrer possession geschutzt werden mögen.
Schwäbische Grafen. Wie vorstehende praelaten, insonderheit das den
Wurtenbergischen clöster geholffen werde.
Köln ( Stadt ). Widerholet, waß am 9. Maii votirt, daß sie mit keiner
haeresi vermischt mögen werden. Pittet directorium, es wolle ratione pari-
tatis ihre notturfft einrucken. Deputationem ad Caesareos laßet sich gefallen,
und were es wol in puncto satisfactionis ein sach, wan der feindt also könte
auffgehalten werden, gleichwie man die consilia fuhret, were derowegen die
satisfaction zu befurderen, sich derenthalben mit anderen vergleichendt.
Aachen. Repetirt sein und daß statt Cölnische votum in puncto 17., das
kein ander exercitium solle eingefuhrt werden.
Augsburg ( Stadt ). Wil gern beeder stätt vota secundiren und repetirt
dieselbe und seine vorige zu solchem endt.
Besançon ( Stadt ). Quamvis summe sit luctuosum Germaniam eo conster-
nationis esse redactam, ut in celeberrimis hisce comitiis in quaestionem
vocetur, utrum Brisacum Gallis concedendum, id est an claves Germaniae
hostibus tradendae ac principibus imperii iugum imponendum, et an avita
libertas exterorum arbitrio mancipanda sit, tarnen (cum nescio, quo infor-
tunio res nostrae ita constitutae sint, ut praepostero belli taedio precario
immatura ac intuta pax libertatis nostrae pretio potius emenda quam decora
utilis armis et virtute conquirenda videatur) sinerem me forte tam pacis
amore tam aliorum authoritate in eandem trahi sententiam, si per huiusmodi
profusionem aliquis tandem hostium nostrorum aviditati modus et Germa-
norum litibus finis praescribi posset, sed re bene perpensa non solum sum-
mam negotii in cedendo Brisaco sitam non esse, verum hoc potius impe-
dimentum paci futurum coniicio; longe enim magis arduae supersunt diffi-
cultates , quibus indecisis nullam in imperio sperari posse quietem sapien-
tiores arbitrantur. Dazu gehören die schwedische Satisfaktion, die brandenburgische
Entschädigung, die Beilegung der Gravamina und die Regelung der pfälzischen Frage,
denique serenissimorum Hispaniae regis et ducis Lotharingiae utpote imperii
principum et de imperio optime meritorum in hisce tractatibus inclusio
iuxta imperii recessus et novissimam horum comitiorum deliberationem tarn
solemniter habitam
In der Fürstenrats-Korrelation über die erste Klasse der Propositionen vom 26. März 1646
( Meiern II S. 518 f.) war der Einschluß des Herzogs von Lothringen in den Frieden gefordert
worden.
fidei legum foederumque religionem destituantur, nihil aliud effectum erit,
quam imminutis viribus nostris auctaque inimicorum potentia amicorum ac
defensorum indignationem ac vindictam lacessivisse, atqui concesso Brisaco
Galli pro ea, qua pollent authoritate ac zelo, erga bonum publicum moderan-
dis Suecorum aliorumque praetensionibus serio incumbent? Quidni ergo,
si hoc ardore ferantur, exemplo potius quam verbis hanc sociis suis mode-
rationem suadere nituntur? Die Schweden werden gewiß nicht weniger mächtig
im Reich als die Franzosen sein wollen und dementsprechend ihre Satisfaktions-
forderungen stellen.
Ne tarnen nobis exprobrari possit nos ad patefaciendum promovendae
pacis desiderium quidquam intentatum reliquisse, non abnuerem omnino,
si plenipotentiariis Gallicis per dominos mediatores vel alia quacunque me-
liori via dextre insinuaretur, dummodo ipsi ad pacem universalem viam per-
fecte complanare possint aut velint et praefata obstacula ita submovere, ut
manifeste constet totum pacis generalis ad solum Brisaci difficultatem redac-
tam esse, tunc status imperii efficacissimis officiis ac urgentissimis precibus
allaturos, quatenus Gallis vel mediante Brisaco vel per aliud aequivalens tem-
peramentum satisfiat, quo pacto, si Galli vero ac sincero ferveant pacis deside-
rio , eo vehementius apud suos acturi sunt confoederatos, quo se non aliter
scopum suum assecuturos noverint quam dissipatis prius omnibus ad pacem
obstaculis; spes enim sub tali conditione iniecta eorum acuet industriam et
exstimulabit desiderium, quodsi antea satientur, refrigerascerent. Alioqui si
tam facile et absque ullo reciprocae utilitatis commercio omnia ultro non
tam concedamus quam obtrudamus et hostes nostri impotentem illum pacis
ardorem nullis coerceri limitibus subodorentur, probabile est, quod nullam
pariter figent aviditati suae metam, nec deerit unquam novis praetensionibus
materia iis, qui nihil sibi negatum iri praesumere coeperint.
Kurbayern. Addit, habe auß dem Osterreichischen voto vernohmmen, waß
wegen der chur und 13 millionen umbgehet und daß protestirende auff
einer alternation zu beharren gedencken und angeregte 13 millionen vor
bagatella halten; ihrestheilß müstens dahingestelt sein laßen, ob in parti-
culari dergleichen discursen gefuhret werden. Sonsten haben sie schreiben,
daß die protestirende deme inhaeriren wollen, so anno 1627 zu Mulhausen
der chur halben beschloßen worden, daß nemblich die Wilhelmische lini
darbey manutenirt werden solle
Ein Kollegialschluß dieses Inhalts war nicht gefaßt worden, doch hatten die evangelischen Kur-
fürsten die Kurwürde Maximilians von Bayern anerkannt, dabei aber auch den pfälzischen Erben
ihre Rechte vorbehalten wollen (vgl. BuA NF II/3 Nr. 470, besonders S. 673ff. und S. 730ff.;
vgl. auch die kurmainzische Erläuterung zum Kollegialschluß von Mühlhausen bei Londorp III
S. 1012).
electoratum auffrichten und die Pfaltzgraven ultimo loco wider admittiren
wolte, daß sie sich damit conformiren würden […]. Wegen der 13 millionen
solle die Oberpfaltz insolutum ewig verbleiben
Im Münchner Vertrag vom 22. Februar 1628 hatte Kaiser Ferdinand II. die Oberpfalz an
Maximilian von Bayern gegeben, der dafür auf Oberösterreich, das ihm als Ersatz für seine
Kriegskostenforderungen in Höhe von 13 Millionen Gulden verpfändet worden war, verzichtete
(vgl. BuA NF II/4 Nr. 32 S. 28ff.; S. Riezler V S. 315f. Text des Vertrages: Lünig
V 1 S. 695).
einige difficultet eraignen mögte, so seint Ihre Kayserliche Mayestät und
daß hauß Österreich darfur obligirt, gestaltsam sich weilandt ertzhertzog
Leopoldt darfur verschrieben und Kayserliche Mayestät es confirmirt
darumb Churbayeren nichts daran gelegen, ob Ihro die 13 millionen in bahren
geldt erstattet oder darfur daß landt ob der Enß eingeraumbt werde, so
eine notturfft erachtet pro informatione anzuzeigen.
Österreich. […] Die 13 millionen disputirt Osterreich nit, wie ers auch
einigen befelch nit hatt; waß versprochen, solle sancte gehalten werden,
vermeinten iedoch, daß hingegen die gesetzte conditiones auch adimplirt
werden. Man soll in dieser gemeiner sachen fur einen man stehen, und ist
gewiß, wan Osterreich solte undertruckt werden, daß noch mehr hauser
und ständt darauffgehen werden, wan man aber recht Teutsch wil handlen,
so ist mit beßer ehren auß der sachen zu kommen.
Kurmainz. Eß gehen fast alle ad communicationem punctorum, weilen
doch in mora periculum, so stellet es dahin, ob nit noch heut den herren
Kayserlichen zu bedeuten, man wolle daß vergleichende bedencken ehist
nachschicken, dabey sie zu ersuchen weren, sie wollen diese handtlung dem
gemeinen catholischen wesen zum besten ubernehmen, underdem könten
die hinc inde noch ermanglende erinnerungen eingeholt und dem concept
inserirt werden.
In puncto satisfactionis seind verschiedene rationes wegen der vestung
Breisach vorkommen, weilen doch die meistere vota in genere ad recom-
mendationem schließen, so laßet sich diß membrum posterius gefallen, mit
beygefügter erinnerung, waß in diesen schwehr wichtigen consultationen
verhandtlet wirt, in guter verschwiegenheit zu halten.