Acta Pacis Westphalicae III A 4,1 : Die Beratungen der katholischen Stände, 1. Teil: 1645 - 1647 / Fritz Wolff unter Mitwirkung von Hildburg Schmidt-von Essen
45. Plenarkonferenz der katholischen Stände Münster 1646 April 30

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45

18

Plenarkonferenz der katholischen Stände


19
Münster 1646 April 30

20
Köln ( Stadt ) A I p. 489–512 = Druckvorlage; damit identisch Bamberg A I fol. 223’–233’,
21
Bamberg B fol. 155–156’, Fulda I fol. 302–303, Konstanz , Kurmainz B. Vgl. ferner
22
Kurbayern A III fol. 2–15 und Aa II; Kurmainz A Fasz. 14 Nr. 38, 39; Österreich
23
A II WFr XXXIII fol. 68–74; Österreich B Ia p. 1413–1428, Ba II und Bb I;
24
Wartenberg /[ Kurköln ] I fol. 222’–227 ( damit identisch Kurköln fol. 20 [ II fol. 11 ],
25
Wartenberg / Register IV fol. 484’–493’ ).

26
Ablehnung der Satisfaktionsforderungen Hessen-Kassels durch die katholischen Stände.

27
[Im Kurfürstenratszimmer des Bischofshofs]. Vertreten: Aachen, Augsburg, Baden-Baden, Bam-
28
berg , Berchtesgaden, Besançon, Besançon (Stadt), Burgund, Chur, Deutschmeister, Eichstätt,
29
Ellwangen, Freising, Fulda, Halberstadt, Hersfeld, Hildesheim, Johanniterorden, Köln (Stadt),
30
Kurbayern, Kurköln, Kurmainz, Kurtrier, Leuchtenberg, Lüders, Lüttich, Minden, Münster,
31
Murbach, Österreich, Osnabrück, Paderborn, Passau, Prüm, Regensburg, Salzburg, Speyer,
32
Stablo, Straßburg, Verden, Verdun, Weißenburg, Worms.

33

35
212, 33 –213, 2 Kurmainz – machen] Die hier im Regest wiedergegebene Proposition in
36
Kurmainz B ausführlicher (mit genauem Bericht der Konferenz 1646 IV 28 – s. o. Nr. 42) als
37
in der Vorlage.
Kurmainz. Berichtet über die Beratung der von den hessischen Satisfaktionsforde-
34
rungen betroffenen Stände vom 28. April. Das dort gefaßte Conclusum wird den

[p. 213] [scan. 281]


1
katholischen Ständen mitgeteilt

42
Vgl. oben S. 211f.
; sie werden gebeten, die geplanten Maßnahmen zu
2
unterstützen oder weitere Vorschläge zu machen.

3

40
213, 3 –216, 33 Kurtrier – vermögen] Fehlt in Bamberg B und Fulda I .
Kurtrier. Befindet die Heßen Caßelische forderung auff aller unbilligkeit
4
stehen, erinnerendt sich dabey, das expresse befelcht, der punctus satisfac-
5
tionis falle wie er wolle, daß sich daraußhalten solle. Dies postulatum aber
6
belangendt, ob sich deßwegen nit specialiter instruirt befindet, so ist doch
7
ohnschwehr zu ermeßen, Reverendissimus werde ungern sehen, das dero
8
mitchur- und fürsten ihr landt und leuth sollen entzogen werden; einmal ist
9
die unbilligkeit notori. Will alles hinderbringen und sich underdem fernere
10
notturfft vorbehalten haben.

11
Das Conclusum vom 28. April wird gebilligt.

12
Kurköln. Bedancket sich gegen das directorium, das es diese sach propo-
13
nirt und die rationes vorgetragen; hatt darbey nichts zu erinneren, alß
14
allein alle und iede zu ersuchen, das sie das werck an handt nehmen und wol
15
bedencken wollen, daß religio catholica und status ecclesiasticus dabey
16
starck interessirt. Kurmainz und Kurköln würden zudem einen großen Teil ihrer
17
Einkünfte verlieren. Und hat man sich umb so mehr zu den löblichen catholi-
18
schen ständen zu versehen, sie sich der sachen eifferig annehmen werden,
19
weilen ex capite der catholischen liga die recompens gesucht wirdt, und
20
dannenhero von allen dero zugewandten billiger alß etlich wenigen particu-
21
laren allein, seindt derowegen dieses beginnen zu steuren und zu wider-
22
stehen schültig oder den angeforterten zu hulff zu kommen verbunden,
23
bevorab propter illud exemplum, so nuper in simili causa angefuhrt, hodie
24
mihi cras tibi. Der friedt ist noch nit endtlich beschloßen, und können
25
anderen ständen dergleichen beschneidungen begegnen; der effectus wirdt
26
viel sicherer sein, wan alle ständt sich zusammenhalten. Franckreich appro-
27
birt das postulatum nit, und läst sich herr

41
27 nuncius] Kurmainz A Fasz. 14 statt dessen Venetus.
nuncius verlauthen, wan totum
28
corpus catholicorum sich der sachen annimbt, werde wol zu erheben sein
29
und Franckreich Heßen abstehen, also ist iniustitia causae publicum. Umb
30
desto mehrer thut man sich der zusammenhaltung versehen, mit nach-
31
maliger ersuchung.

32
Kurbayern. […] Befindet die postulata Hessen-Kassels absurda. Eher
33
hätten die Stände, an die Hessen seine Ansprüche richtet, eine Entschädigung zu
34
fordern, da ihre Länder seit Jahren von der hessischen Soldatesca verwüstet werden.
35
Weilen aber generalis amnistia alß abolitio omnium praeteritorum ergrif-
36
fen , so fallet dieses, und muß ja auch ex eodem capite uti reciproca gegen
37
Heßen Caßel pro catholicis operiren, weilen dieß hauß dern in plena
38
restitutione wol genießet, und nachdemalen a Caesare et catholicis allein
39
protestirenden volkommentliche satisfaction geschehen, wie Baden Durlach

[p. 214] [scan. 282]


1
und Wirtemberg

40
Die vom Kaiser nach der Besetzung Württembergs 1634 ausgegebenen Herrschaften und Ämter
41
hatte der Herzog zu Beginn des Jahres 1646 zurückerhalten (vgl. oben S. 188 Anm. 1), über
42
die Besitzansprüche an den württembergischen Klöstern war jedoch noch nicht endgültig entschieden
43
(vgl. H. Günter S. 326).
44
Die badische Sache wurde endgültig erst Anfang 1648 geregelt
45
(vgl. F. Dickmann S. 382, 467).
, so ist ia billig und recht, das desgleichen von Heßen
2
Caßel auch beschehe, und ob schon die erlittene schäden considerirt werden
3
wolten, so müßen sie dannoch iniuriae temporum zu- und bälter inter casus
4
formitos gerechnet alß derentwegen einige reparatio begert oder gesucht
5
werden.

6
Wan der schäden wegen Heßen Caßel solte satisfaction widerfaren, were
7
es beßerer condition alß kein standt des reichs, indeme es der ertz- und
8
stiffter genoßen und dabeneben viel millionen erhoben, da andere das
9
entretenement kaum hetten. Darbey auch dieses noch zu bedencken, wan
10
die praetendirte stuck müßen uberlaßen werden, würde fomes belli sein,
11
wan ein jeder fürst daß seinige repetiren wolte. Es würde auch in puncto
12
gravaminum kein vergleich können getroffen werden, weilen catholici nit
13
gemeint, etwas in perpetuum zu begeben, so können sie ia auch ebenso-
14
wenig verstatten, das Heßen sich so vornehme glieder appropriiren solte,
15
durch deren entziehung Churmaintz und Cöllen die lebensmittel abge-
16
schnitten werden, das also voriger meinung verbleiben muß, man seye nit
17
schültig, Heßen Caßell einige satisfaction zu thun […].

18
Dieses gehet sonderlich zu gemuth, das bey der uberlaßung die religion
19
periclitiret. Auff die setzende conditiones, wie starck die auch gemachet
20
werden, ist nichts zu geben, und werffen catholische chur- und fürsten ihr
21
landt und leuth in den raachen des teuffels; Galli haben displicentz darab und
22
verwunderen sich uber die forderung. Hielte dafur, wan man die proponirte
23
media mit rechtem ernst brauchen wirdt, das sie wol fruchten werden, ver-
24
gleichet sich derowegen, das sie nit immediate an die mediatores und cronen,
25
ad evitandam offensionem, sonderen ad Caesareos gebracht und dieselbe
26
ersucht werden, 1. die Heßen Caßelischen deputatos vor sich zu bescheiden
27
und ihnen erwehnte motiva also zu representiren, damit sie von der praeten-
28
sion divertirt werden, 2. die sach zu dem endt den herren mediatoribus zu
29
recommendiren, daß sie nicht allein Gallis indignitatem postulatorum
30
eifferig und beweglich vorhalten mit bedeutung, das catholici keineswegs
31
nachgeben oder weichen werden, sonderen auch Venetum ersuchen wollen,
32
die motiva gleichergestalt den Schwedischen und Heßischen under augen
33
zu legen.

34
Die Mediatoren sollen gebeten werden, den Nuntius und den venezianischen Gesandten
35
in Paris um Unterstützung zu ersuchen; auch sollte man den Papst selbst durch den
36
Nuntius um eine Intervention bei Frankreich bitten.

37
Die katholischen Gesandten in Osnabrück sollen versuchen, die Hilfe der kaiserlichen,
38
schwedischen und protestantischen Gesandten gegen Hessen-Kassel zu gewinnen. Auch
39
an den Kaiser selbst soll deswegen geschrieben werden.

[p. 215] [scan. 283]


1
In dem vortrag ad Gallos were zu setzen: nachdeme sie durch erlangung
2
Elsaß in societatem imperii kommen und sonsten in communi religionis
3
interesse begriffen weren, sie wollen sich pro religione interponiren, aller
4
maßen sie zu thun versprochen.

5
Österreich. Wegen der verschiedenen Deputationen wie Kurbayern; iedoch das
6
solche maturirt werden, antequam Caesareanorum duplicae extradantur,
7
darbey es dan bleiben läst. Und weil es mit dem Elsaß vielleicht nit allerdings
8
richtig sein mögte

36
Die Einigung über die Satisfaktion Frankreichs war wieder in Frage gestellt, nachdem die
37
Franzosen über das ksl. Angebot vom 14. April 1646 hinaus am 29. April 1646 erneut die
38
Abtretung Breisachs gefordert hatten (vgl. Meiern III S. 9 ; Diarium Volmar S. 301).
39
Zu den Verhandlungen vgl. F. Dickmann S. 279ff.
und dan ietzundt die zusammensetzung vor nützlich
9
und gut angesehen wirdt, so bittet, gleich wie man sich der ertz- und stiff-
10
ter gegen Heßen Caßel annimbt, man wolle deßgleichen wegen gedachten
11
Elsaß Ostereichs und der unschültigen Leopoldischen pupillen

40
Ehg. Leopold, Gubernator von Tirol und der vorderösterreichischen Lande, hinterließ bei seinem
41
Tode (1633) zwei Söhne (Ferdinand Karl und Sigmund Franz) und zwei Töchter (vgl. Isenburg
42
I S. 18).
wider-
12
faren laßen, welches ex contingenti nit hette können unangedeutet sein
13
laßen.

14
Burgund. Den Argumenten der Vorstimmenden kann höchstens hinzugesetzt
15
werden, daß nach dem Schmalkaldischen Kriege auch von Hessen keine Entschädigung
16
verlangt wurde. Rex catholicorum consors fuit ligae catholicae libenterque
17
impendet operam suam, ut episcopatus et praetensa dominia

35
17–18 statibus – conserventur] Kurmainz B dagegen nur: retineantur.
statibus, a
18
quibus praetenduntur, illaesa conserventur.

19
Salzburg. Bekandt ist es, daß allezeit bey dem catholischen wesen sein
20
eußerist gethan, habe sich aber niemalß in die liga eingelaßen, kan der-
21
wegen nit unangezeigt sein laßen, das, wan Heßen Caßel mit der satisfaction
22
auff die liga gehen solte, sich darmit nit könne beladen laßen. Weil doch das
23
werck totum statum ecclesiasticum betrifft, so haben sichs billig alle abge-
24
sandten eifferig anzunehmmen.

25
Im übrigen wie die Vorstimmenden.

26
Osnabrück. Ex parte seiner 3 stiffter wil die rationes auß dem Cölnischen
27
voto anhero repetirt haben. Modum belangendt, müße die sach per deputa-
28
tionem aliquam angebracht werden, und weilen von Maintz bedeutet, daß
29
es mehreren nachtruck hatt, wan es von uninteressirten geschicht, so last
30
sichs auch gefallen. Bayren erbietet sich darzu, und wan Trier anstatt
31
Maintz die deputation ubernehmen könte, were darumb zu bitten, wan
32
aber bedenckens haben solte, so könte sich Bayeren ex electorali collegio
33
allein damit beladen laßen. Im fürstenrhat werden sich die ordinarii nit
34
difficultiren, da iedoch ein- oder der ander anstehen mögte, so könte der

[p. 216] [scan. 284]


1
Teutschmeisterische gesandter darzugezogen werden, wiewol der auch
2
wegen Hirschfeldt interessirt. Auß dem stättrhat were Aach, weilen sich
3
Cöllen alß benachbart entschültigen mögte, zu deputiren. An waß orth die
4
deputation anzustellen, ist von Bayern und Osterreich wol vorgeschlagen,
5
meinete gleichwol, sie könte zugleich ad Caesareos et mediatores fortgesetzet
6
werden, auß ursachen, das es der herr nuncius vor gut befindet.

7
Baden-Baden wie

34
7 Maintz und Cöllen] Wartenberg / Kurköln und Wartenberg / Register IV dagegen:
35
Kurköln und Bayern; Kurbayern A III: Kurköln.
Maintz und Cöllen

8
Besançon. Perduelli non debetur recompensa, repetit de caetero rationes
9
in medium allatos tentandaque omnia quidem esse, sed nihil in Gallis
10
praesidii ponendum censet. Quoad deputationem ut alii.

11
Leuchtenberg wie

36
11 Maintz und Cöllen] Kurbayern A III dagegen: Baden.
Maintz und Cöllen

12
Deutschmeister. Sein gnedigster herr principalis bekenne sich zu einiger
13
satisfaction nit, weilen in liga nit gewesen, waß Heßen derentwegen etwa
14
möge zu forderen haben. Sonsten wirdt per hanc satisfactionem der geistliche
15
standt also beschnitten, das er sich nit wol mehr defendirn kan, zumalen
16
von Pariß nacher Rhom geschrieben, Franckreich begere kein friedt nisi sub
17
certis conditionibus, daß seindt die abziehende stifft und landtgraffschafft
18
Elsaß. Uber dieses kömbt noch die gefahr des erbfeindes und dergleichen
19
trangsalen, dardurch die conditiones pacis schwerer gemacht werden, man
20
müße es Gott befohlen sein laßen.

21
Wegen der Intervention des Pariser Nuntius wie Kurbayern, desgleichen wegen der
22
übrigen Deputationen.

23
De modo ist indifferent […], vergleiche sich deßwegen mit Maintz. Jedoch
24
sollen die Deputationen so bald wie möglich ihre Aufgaben verrrichten.

25
Daß Herschfeldt bereits begeben solte sein, wil nit hoffen, und begeret
26
dannenhero dieses nit also absolute zu setzen

37
Die Designation der hessischen Entschädigungsforderungen (vgl. oben S. 208 Anm. 1) führte
38
Hersfeld nicht gesondert auf, sondern ging (wie auch die früheren hessischen Erklärungen) davon
39
aus, daß es zu Hessen-Kassel, das seit dem 15. Jahrhundert die erbliche Schutzherrschaft darüber
40
besaß, gehöre (vgl. hierzu K. Demandt S. 263ff.). Das offizielle Rückgabeangebot der nach
41
dem Restitutionsedikt 1629 an Erzherzog Leopold Wilhelm gefallenen Abtei erfolgte erst 1647
42
Januar 8 durch die ksl. Gesandten (vgl. Meiern IV S. 423 ).
, mögte noch etwa zu erhalten
27
sein, obschon Caesar sich weit ercläret, sein herr werde sich doch pro amore
28
pacis einzulaßen nit difficultiren.

29
Wan man auff die catholische liga tringen wolte, wurde causa belli berührt,
30
so man niehmal fur rathsam gehalten, müste also auch in hac materia under
31
laßen werden. Vergleicht sich im ubrigen, recommendando interesse
32
domini principalis promittendoque, wolle eß demselben rühmen et ad
33
cooperandum aliorum conservationi vermögen.

[p. 217] [scan. 285]


1

39
1–38 Bamberg – lassen] In Kurmainz B knapper, aber ohne sachliche Lücken.
Bamberg. Man soll sich vor allem auf das gemeinsam mit den Protestanten
2
gefaßte Conclusum der Reichskollegien berufen.

3
Im übrigen werden die vorgeschlagenen Deputationen und Interventionsersuchen gut
4
geheißen . Insbesondere sollen auch die Kronen daran erinnert werden, daß sie sich in
5
dem Vertrag von Paris vom 1. November 1634 verbunden haben, das katholische
6
Exerzitium im Reich ein dem Stande von 1618 zu lassen. Auch auf dem Frank-
7
furter Konvent 1634 habe Frankreich den Schutz der katholischen Religion im
8
Reiche übernommen

40
Zum Pariser Vertrag vgl. oben S. 211. Über das Eintreten der französischen Gesandten für die
41
katholische Sache auf dem Frankfurter Konvent 1634: S. Pufendorf , Reb. Suec. V § 70;
42
J. Kretzschmar II S. 540.
.

9
Weiln dan ietzo die Hessen Caßlischen ietzo daß gantze stifft Paderborn
10
unndt von anderen ertz- undt stiftern ansehentliche stuck stätt, ambter,
11
landschaften undt dorfschafften etc. praetendirten, so wolte man nicht
12
zweiffeln, die Frantzoßen würden zufolg ihrer hievorigen confoederationen
13
beding- unndt versprechung nunmehr der catholischen geistlichen lander
14
undt guter unterhaltung eifferig angelegen sein laßen, weiln selbige mehren
15
theilß entweder von Carolo Magno oder deßen linea directa descendentibus
16
theils fundiret, theilß dotiret worden, zumaln die Frantzoßischen vernunftig
17
bey sich zu ermeßen unndt anderß nicht zu vermuhten hetten, dan da
18
dieselbe der Hugenotten in Teutschlandt macht mit accrescirung so an-
19
sehentlicher den catholischen geistlichen entzogener landen verstercken solten,
20
daß hernegst die Hugenotten in Franckreich mit hilfe der Teutschen Calvi-
21
nisten ein ebenmassiges wieder die catholischen in Franckreich practicirn,
22
dieselbe deprimirn, ia wol den gantzen stat unndt standt (wie sie es ehevor
23
mehrmahls tentiret) evertiren konten.

24
Unndt sintemaln die negativa ratione Hassicae satisfactionis von den catho-
25
lischen unndt uncatholischen gefasset undt geschlossen worden, so were
26
dißeitigen darvorhalten nach dahin zu sehen, damit dieses von beiden
27
religionis anverwahnten gefastes conclusum causa communis et inseparabilis
28
verbleibe.

29
Aus diesem Grunde sei auch jetzt ein isoliertes Vorgehen der katholischen Stände
30
nicht anzuraten: da es auch hernegst die notturfft erfurderen solte, umb diver-
31
tirung sothaner praetensionen nomine statuum eine deputation zu den
32
cronen oder remonstrationes den Caßelischen zu thuen, mogten die uncatho-
33
lischen leichtlich den vorschutz nehmen, diese sach gehore nicht mehr
34
ad communia, sonderen separata consilia, weiln dieselbe bey der handtlung
35
ad punctum gravaminum gezogen seye, dahero besser sein mogte, dießes
36
Heßen Caßelische memorial in den reichsrähten deliberirn unndt der ge-
37
sambten standt vorschlag, wie die praetensiones zu divertirn, vernehmen
38
zu lassen.

[p. 218] [scan. 286]


1

38
218, 1 –219, 1 Worms – maioribus] Fehlt in Bamberg B und Fulda I, in beiden ist nur
39
das ( hier als Kurzregest wiedergegebene ) Votum Fuldas vorhanden.
Worms. Haltet billich, daß alle catholische standt sich der gemeinen sachen
2
annehmen, amplectitur proposita motiva unndt vergleichet sich circa mo-
3
dum mit Maintz.

4
Eichstätt. Ist nit gemeint, iemanden zu praeiudicirn, darauß, obschon
5
kein specialbefelch hat, zuschliessen, daß diß ubermaßiges begehren nit werde
6
billigen, sehe aber nicht, wie mit votirn der sachen zu helfen, man musse
7
wurcklich darzuthuen, unndt vergleichet sich derowegen mit dem modo,
8
so am dienlichsten befunden wirdt; einmall seint alle ratione ligae interessirt.

9
Speyer wie Tryer

10
Straßburg wie Teutschmeister

11
Konstanz abest.

12
Augsburg. Verstehet gar nit darzu.

13
Von den nachstimmenden Ständen votiern wie Kurtrier: Prüm und Weißenburg;
14
wie Kurköln: Berchtesgaden, Hildesheim, Lüttich, Münster, Pader-
15
born und Stablo; wie Osnabrück: Minden, Regensburg und Verden; wie
16
Deutschmeister: Halberstadt, Hersfeld, Johanniterorden, Lüders,
17
Murbach und Passau; wie Bamberg: Fulda (mit besonderem Protest gegen
18
die hessischen Ansprüche auf Teile des Stifts); wie Augsburg: Ellwangen. Chur,
19
Freising und Verdun schließen sich der Mehrheit

40
19 an ] Nach Kurmainz A Fasz. 14 auch Trient und Brixen.
an.

20
Köln ( Stadt ). Will sich mit Coln unndt Oßnabruck vergleichen, ist nicht zu
21
zweiffelen, wan die proponirte mittel fortgesetzet werden, sie werden der
22
sachen erledigung woll erreichen. Falß deme zugegen die Heßische prae-
23
tension behauptet werden solte, muste sich mit Saltzburg conformirn, weiln
24
auch nit in der liga gewesen. Protestirende werden ratione facti conclusi
25
bey catholicis stehen unndt bey Schweden cooperiren haben; in dem stattrat
26
seint sie indifferenter der meinung gewesen, daß keine satisfaction zu geben.
27
Hofet, nachdeme die landtgräffin in weniger zeitt viel 100 000 rthlr. erprest,
28
ihre praetension werde damit abgetruckt unndt hingelegt sein, si tarnen die
29
abhandlung differatur, werden die Hessische per executionem in kürtzen
30
so viell einbringen, daß die iahrliche 20 000 rthlr. erforderen, wirdt sonsten
31
kein man auffm landt bleiben konnen, derowegen mit allem ernst undt fleiß
32
zur sachen zu thuen. Beschwert sich sonst der deputation, weiln benachbart
33
unndt derentwegen in schaden gerahten konte.

34
Aachen. Vergleicht sich mit den angefuhrten argumentis, wan aber Hessen
35
nicht weichen solten, repetirt daß Saltzburgische votum; quoad deputatio-
36
nem bittet seiner zu verschonen, weiln wie Coln benachbart, schlaget Augs-
37
purg vor.

[p. 219] [scan. 287]


1
Besançon ( Stadt ) cum maioribus

2

27
2–26 Kurmainz – gratificirn] In Kurmainz B in anderen Formulierungen, sachlich ohne
28
Abweichungen.
Kurmainz. Befinde die maiora einmütig dahin gehent, daß die bey iünster
3
conferentz vorgeschlagene expedientia vermittels einer deputation per extra-
4
ordinarios deputatos et in hoc puncto

29
4 [non]] Fehlt irrtümlicherweise in Köln ( Stadt ), Bamberg A I, Bamberg B, Fulda I ,
30
Konstanz und Kurmainz B; richtig in Wartenberg /[ Kurköln ] und Wartenberg /
31
Register IV: … das die interessati zu mehrern der sachen nachtruck nicht mochten
32
adhibirt werden.
[non] interessatos, warzu Trier,
5
Bayern, Osterreich, Saltzburg unndt Teutschmeister vorgeschlagen worden,
6
den Kayßerlichen plenipotentiariis die in der Maintzischen proposition ein-
7
gefuhrte motiven zu remonstrirn unndt benebens von denselben zu ver-
8
nehmen , ob sie nicht weinigers rahtlich hielten, per deputatos catholicorum
9
die herrn mediatores anzulangen

34
Vgl. hierzu C. W. Gärtner IX Nr. 85 S. 565.
, gestalten in den Bambergischen unndt
10
Hildeßheihmbischen votis solches erwehnet worden; sie (die Maintzischen)
11
hielten darvor, daß die Kayßerlichen bey der deputation kein bedencken
12
tragen wurden.

13
Nicht weniger hetten den im Bambergischen voto gethanen vorschlag, daß
14
dieser punctus satisfactionis ad communia consilia cum acatholicis zur ein-
15
follgiger deren reciprocirter assistentz zu bringen, vernohmen, wolten mor-
16
gen derentwegen ihren collegis hinuber schreiben, uf daß davon in den
17
rhaten alda deliberiret werde.

18

33
18–25 Waß – beschicken] Fehlt in Fulda I .
Waß hinc inde erindert, auch proponirt worden, will in ein memorial
19
bringen, damit man sich mit weitleuffigen vortragen nicht auff halte, sonderen
20
ubergeben konne, weiln Kayßerliche unndt mediatores viell sachen unter
21
handen haben unndt der proposition leichtsamb vergessen konnen.

22
Solle auch woll in acht genommen werden, waß von dem Teutschmeister-
23
lichen wegen Hirßveld erwehnet worden […]. Die Deputierten konnen
24
auch von den herrn Kayßerlichen vernehmen, ob sie kein bedencken haben,
25
die herren mediatores dieser sachen halben immediate zu beschicken.

26
Schließlichen erbiethet sich, auf andere zutragenheit hinwieder zu gratificirn.

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