Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
371. Auersperg an Plettenberg Osnabrück 1644 August 25
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Osnabrück 1644 August 25
Kopie: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. a fol. 123–123’, 125–125’, Auflösung der Chiffre fol. 124
= nr. 370,B.
Dänische Erklärung über die Fortsetzung der Verhandlungen in Osnabrück. Plan Plettenbergs,
Dänemark durch Schweden und Frankreich zu den Verhandlungen einzuladen.
Des herrn schreiben zusambt [nr. 370, A] hab ich zu recht erhalten undt ver-
merke auß den ganzen context, sonderlichen aber auß denen wortten „die
Oßnabruggischen tractaten auf dero interposition fundirt“, item „haben
ihr Kayßerliche mayestät ia weder mit reputation noch manier NB mit
solchen leüten tractirn können“, item (beßer unten) „in keine auf diese weiß
nie verabredete noch approbirte handlung“ etc., daß der könig uns gern zu
verstehen geben wolten, daß mann ohn seine interposition nit tractirn solte
noch könte, auß furcht, wier würden darauß sein verlangen zu seiner vorher-
gehenden nohtwendigen accommodation mit Schweden abnehmen undt
vieleicht die gelegenheit desto ehender suchen, auch alhie mit Schweden
zu tractirn. Sey dehme aber, wie ihm wolle, weiln der könig in diesen
bescheidt diese wort gegen den schluß braucht: „zumahln, da alles ad pacem
universalem totius Europae angesehen, welcher aber bey so einseitigen
tractaten nimmer zue erlangen“ etc., so wehre ich der unvorgreiflichen
meinung, der herr auß anlaß dieser worth mit dexteritet replicirn, der herr
vermerkte, daß der könig der meinung wehre, daß, weiln dieser congressus
ad pacem universalem totius Europae angesehen, solcher bey so einseittigen
tractaten nimmer zu erlangen undt also auch nit zu tractiren seye, undt
dahero wohl vieleicht in den gedanken begriffen sein köntten, ob vermeinte
man dießeits, durch dergleichen abseitige handlungen die auflag des ver-
zugs abzuwenden undt den congress zu erhalten, worauf man doch dies-
theils, alß eine sach, so den Kayßerlichen auch churfürstlichen contesta-
tionibus zuewiederlaufen würde, nie nit gedacht, sondern wehren mit den
könig gleicher meinung, daß durch abseitige handlung, auff waß orth undt
endt auch von wehm immer selbige vorgenomben werden solten, kein
friedt Europae damit gegebenn werden, undt darumben sich ihre Kayser-
liche mayestät entschloßen, mit außschließung ihrer königlichen mayestät
interesse das geringste nit vorzunehmen, undt dahero begehrt, daß ihre
königliche mayestät zu gleicher beobachtung derselben ihre gesandtschafft
alhero schicken solten. Undt dafern ihr königliche mayestät, woran nit zu
zweiffelen, auch a contrario sensu ihrer resolution, daß nehmblichen man
alhie nit abseitig handeln solte, abzunehmen, der meinung sein, daß, weiln
alhie ein congressus universalis tractandae pacis durch die praeliminaria ver-
anlaßet, man nit anders alß allgemeine handlung des friedens anstellen solte,
so köndte der herr den könig versichern, daß es mit seiner proposition kein
ander meinung habe gehabt noch haben werde, alß dergleichen handlung
einzugehen, worin sowohl ihr königlichen mayestät alß ihr Kayserlichen
mayestät interesse beobacht undt mantenirt werden solte, undt hette dieses
zu erleiterung seiner proposition vorzutragen ein nohtturft zu sein erachten
wollen etc., welches alles der königlichen mayestät leicht ursach geben
wirdt, ihre gemütsmeinung beßer zu eröfnen.
Belangent nun das von dem herrn vorgeschlagene temperament, daß nehmb-
lichen, wann der könig von denen frembden cronen ad hos universales
tractatus eingelahden werden solte, dadurch der könig vieleicht lieber undt
cum reputatione alhie durch die ihrigen erscheinen würden, undt daß ich
den herrn berichten solte, ob eß durch die ministros zue Münster zu ex-
practiciren, maßen der herr mit einen jeden insonderheit von dehnen Däni-
schen ministris davon geredt, kein abneigung verspürt, iedoch nit also, daß
man gänzlichen versichert sein köndte, daß solches einlahdungsschreiben
würken würde, berichte ich den herrn, daß ich das guetachten der Kayser-
lichen und Spanischen herrn gesandten zu Münster hierüber erwartte; in-
mittelst aber bin ich der meinung, diese ministri werden sich nicht abgeneigt
erzeigt haben, |:umb den herrn von seiner vorigen proposition zu diver-
tieren und durch erhandlung dieser einladungsschreiben ein geraumbe zeit
(umb welche es ihnen zu thuen) zu gewinnen.
Deinde, weilen die feindtlichen cronen die abseittige handlung zwischen
Dennemarckh und Schweden verlangen und Franckhreich unnd Schweden
sich interponiert, ist leicht zu erachten, daß sie, die cronen, entweder der-
gleichen einladungsschreiben, alß welche ein contrarium effectum, nemb-
lichen die avocationem von ihren gesuchten particular zu diesen universal-
tractaten operieren, ia sogar contrariam confessionem ihrer dem könig bis-
hero gethanen contestation wegen verlangter abseittigen accommodation
bezeigen wurden, nit abgehen lassen werden oder so eingericht, damit der
könig ad interpositionem wiederumb geladen unnd dadurch die vorher-
gehende reconciliation mit Schweden alß ein fundament daselbsten getrieben
werd, unnd auf disen fall wurde der könig ungescheücht unser damit
sterckher fortfahren, angesehen wier den effectum sollicitiert, welcher diese
causam haben mues:|.