Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
331. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Juli 22
Münster 1644 Juli 22
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 269–270, 279 = Druckvorlage – Konzept:
ebenda Fasz. 92 III nr. 335 fol. 106–107’.
Vollmachten. Contarinis Drängen auf Audienz für die bessen-kasselschen Gesandten. Ostfriesische
Neutralität. Ankunft de Rortés in Münster. Französische Beauftragte nach Polen und Schweden.
Abreise de Rortés nach Holland.
Wir haben am 16. Juli den Mediatoren unsere nr. 318 gefaßte Resolution wegen
vergleichung eines gemeinen formulars zu ausförttigung neuer vollmachten
gemäß [ Beilage 1 ] vorgetragen. Wiewohl sie nun gleich folgenden sontags
nachmittag umb 5 uhr zu dem conte d’Avaux, bey deme sich damaln auch
der Servien eingefunden, gefahren und bey inen biß umb 9 uhr nachts ver-
bliben , so haben sie uns doch biß daher einige weitere antwortt, deren sich
die Franzosen vernemmen lassen hetten, im wenigisten nit anfliegen, noch
auch wir bey inen darumben ansuechen lassen. Zwar ist nit ohne, das herr
nuncius sich ein tag oder zween übel disponiert befindt und verschidene
bey ime von particularien gesuechte audienzen abgeschlagen hat, wir also
nit wissen mögen, ob diß die ursach oder villeicht die Franzosen sich hier-
über ferrer mit denn Schweedischen ze undterreden benommen haben
möchten. Wir bitten um Resolution, zumal die Vermittler auf eine verbindliche
Vollmachtsform drängen.
Sonderlich aber hat der Venetianische pottschäffter bey diser occasion nit
undterlassen, uns abermaln wegen der Hesßischen deputierten, ob wir irent-
halben noch kein resolution empfangen, nachzufragen, da dann, ungleiche
außdeüttungen zu entfliechen, volleicht nit unrathsamb sein möchte, das wir
selbige anhören, und zwar solches nit durch den Venetianischen, sondern
allein durch andere dritte personen anfüegen, auch etwan in discurs die
ungebür, so sich wegen der fraw landtgräfin an die reichsdeputation auß-
gelassenen schreibens eraigen wolte, zu verstehen geben thetten.
Sodann haben Eur Kayserlichen Mayestät auch hiemit in abschrifft bey-
schliessen sollen [ Beilage 2 ], waß der herr graf von Oostfrießlandt an dero-
selben generalfeldtzeügmeistern, grafen von Vehlen, wegen iungst von uns
angedeütter werbungen und vermuettlich darunter steckender Staadischen
protection gelangen lassen
Vgl. [ nr. 296 ] .
So ist auch diser tagen der bißher in Oßnabrugg geweste Franzößische
resident, baron de Rortee, wider alherkommen mit allem sack und packh;
und will verlauten, das er nit mehr nach Oßnabrugg raisen, sondern nach
Hollandt oder anderer ortten gehen soll.
Es befinden sich annoch zween Franzößische edlleith oder barones alhie,
deren der eine, monsieur de Brisè, nach Pollen, selbige königliche würden
wegen zugestandenen laidts zu beclagen
Vgl. [ nr. 329 ] .
herzogs von Orleans eltister prinzesßin einen heürat anzutragen, der andere
aber, monsieur de Marseille
Antoine Fouquet, sieur de Marcilly-Croissy. Vgl. [ S. 546 Anm. 1 ] .
PS [ Eigh. von Nassau ]. In dießem moment werde berichtet, daß vorgedachter
baron de Rortee beneben dem Heßen Caßlischen deputirten alhier, dem
von Großkig, dießen morgen von hier nacher Hollandt verreißet sein.