Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
275. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 Mai 30
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Osnabrück 1644 Mai 30
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 362–364’, PS fol. 369, praes. 1644 Juni 14 =
Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 II nr. 279 b fol. 492–493’.
Grießheims Vorschlag eines Partikular-Reichsfriedens und Angebot des Salvius zu Sonderverhand-
lungen . Abgelehnte Visite Hg. Roderichs von Württemberg. Schwedische Beschwerde gegen kaiser-
liche Soldateska. PS: Geplante Reise Kranes nach Münster.
Eß befindet sich abermahls der von Grießheimb alhie, hatt bey unns nach-
frag gehabt, ob nitt an ihn einige schreiben von dero veldtmarschalcken
graffen von Hatzfeldt einglangt, dan er auff eine anthwortt wegen etlicher
sachen, so er bey demselben angebragt hette, hiehero verwiesen worden.
Wir haben kürtzlich geanthworttet, daß unns nichtz zukommen, auch nitt
bewust seie, wo sich der veldtmarschalck von Hatzfeldt ietziger zeitt befinde,
worbey er aquiescirt; erzehltte unns aber bey sölcher gelegenheit, daß er
bey den Salvio gewest unnd demselben under anderen erzehlt hette, wie
daß er die fürsten und stände der obigen craiß zu einer separation der
reichßsachen von Spanien und anderen außwertigen potentaten und zu
einem particularreichßfrieden gantz geneigter befunden. Der Salvius habe
sölchs gerne verstanden und ihme auffgeben, mitt unns darauß zu reden, sich
auch höchlich wegen der cron Schweden erbotten, woferne man dießseidts
zu einen sölchen tractat verstehen würde, daß sich die Schweden alßdan
auch von der cron Franckreich absonderen unnd mitt Ewer Mayestätt allein
tractiren wölten, unnd darbey den vorschlag gethaen, daß die sachen bey
dem tractat ethwo auff den standt könten gerichtet werden, wie sie zu zeitten
kayßers Maximiliani, Rudolphi unnd Matthiae gewest. Eß batt aber der
von Grießheimb dhabey ümb verzeihung, wan er ethwo zuviell darahn
thue, daß er bey unns dhavon erinnere; bekennete eß mitt Teutschen wortten,
daß er sich den Schweden einmahll verobligirt, deren sachen, waß nitt
wieder die religion seie, soviell er vermögte, zu beforderen, müste sölchs
thuen, weiln dieselbe sein haab unnd gutter in ihren gewaldt unnd er darzu
noch weib unnd kinder bey der landtgraffin zu Caßell hette, dhahero er dem
Salvio hiebey nitt auß handen gehen können. Wir haben unns über selbiges
anbringen nitt wenig bestürtzt, eß mitt anderen discursen divertirt unnd
gar nichtz, unangesehen der Grießheimb zu underschidtlichen mahlen wieder
darauff gefallen, darzu gesagt, also derselb eß auch endtlich, wie er vermerck,
daß wir in dieße materi nitt tretten wöllen, fallen laßen, warauß aber zu
ersehen, waß für schädtliche officia selbiger von Greißheimb hin unnd
wieder bey denen reichßständen und alhie unnd zu Münster thuen mueß,
gestaltt ers auch gestanden, daß er zu Münster von dergleichen sachen mitt
denen Frantzösischen gesandten communicirt hette, dhahero dem gemeinen
weesen ein großer dienst beschehen würde, wan selber von Grießheimb
könte gar von hier hinweg gebracht werden. Der wahr auch der meinung,
daß sich die königliche würden in Polen wieder verheyrahten würden, ehe
dan zwey jahr würden ümblauffen, unnd ethwo der heyrahtt mitt der pfaltz-
graffin wieder außkommen.
Gestern ist alhie hertzog Rodrigo von Wirttenberg ankommen, hat unns
begehrt heimbzusuchen; deme wir zu verstehen geben, woferne ihre fürst-
liche gnaden wegen ihrer außsöhnung oder sönsten sachen halben, wo Ewer
Mayestätt oder dem reich angelegen, mitt unns zu reden begehrten, daß
unns deren besuchung würde lieb sein; falß eß aber nur ümb complimenten
zu thuen, mögten wir wünschen, daß die sachen in sölchem standt, daß
wir ihrer fürstlichen gnaden die ehre, so wir sönsten einem reichßfürsten
zu thuen schüldig wehren, erweisen könten. Sie wüsten aber woll, waß unns
dhavon abhielte. Darauff der fürst zurückplieben und uns zuentbieten laßen,
daß seine besuchung nur auff complimentiren angesehen gewest; weiln er
dan vernohmen, daß eß bedencken gebe, begehre er unns keine ungelegen-
heitt zu machen, thäten sich unns befehlen. Nun sein wir zwar von Ewer
Mayestätt abgesandten zu Münster, dem graffen von Naßaw, berichtet wor-
den, daß derselb von bemelten fürsten die visita wegen der nahen anver-
wandtschafft habe annehmen müßen , worümb derselb dan auch nitt zu
verdencken; weiln alhie aber ein sölchs fundament abgehet unnd wir unns
die gedancken machen müßen, daß dieß werck auß anstifftung der Frantzö-
sischen gesandten zu Münster herkomme, ümb zu versuchen, ob wir selbigen
fürsten mehr ehr anthuen würden alß dem monsieur de La Thuillierie,
haben wir unns hiebey anders zu erclehren nitt gewust.
Hinweis auf Beilagen 1 und 2.
PS Ich, Krane, will mich morgen nach Münster begeben und mit den dortigen kaiser-
lichen Gesandten über die Auswechslung unserer Vollmacht und über die Bedenken
gegen die französische Vollmacht einen Beschluß herbeiführen.
1 Oxenstierna und Salvius an Auersperg und Krane, Osnabrück 1644 Mai 17/27. Ausfertigung:
RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 365–366’, praes. 1644 Mai 27. [ Kopie: RK , FrA Fasz.
92 II fol. 494–495.]
Beschwerde gegen die kaiserliche Soldateska
Vgl. APW [II C 1 nr. 161,K] und [nr. 164,2] .
2 von der Lippe an Krane, Hamburg 1644 Mai 8/18. Kopie: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b
fol. 367–368’.