Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
229. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 April 21

[p. 349] [scan. 379]


1
–/ 229 / [ 245 ] , [ 251 ] , [ 252 ]

2

Nassau und Volmar an Ferdinand III.


3
Münster 1644 April 21

4
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 126–138’, 140–140’, Auflösung der Chiffre
5
fol. 139’, PS ebenda Fasz. 46e, Konv. b fol. 288; praes. 1644 Mai 4 = Druckvorlage –
6
Konzept: ebenda Fasz. 92 II nr. 232 fol. 233–245.

34
Gärtner II nr. 248 S. 701–714 bringt bei gleichem Gegenstand anderen Wortlaut; Auszug
35
bei Meiern I S. 212–215 ( = I 2,55 ).

7
Zeremoniell für die kurfürstlichen Gesandten und Qualität derselben. Austausch der Vollmachten.
8
Mängel der französischen Vollmacht. Visite bei La Thuillerie. Eröffnung der Hauptverhandlungen.

9
Eur Kayserlichen Mayestät sollen wir hiemit allerundterthenigist zu refe-
10
rieren nit undterlassen, das negstverwichnen pfinßtag abendts, den 14. diß,
11
der herr thumbprobst von Paderborn

36
Dietrich Adolf von der Recke.
und der alhießige bischoffliche
12
canzler

37
Dietrich Hermann von Merveldt.
bey mir, grafen von Nassau, im namen deß herrn bischoffen zu
13
Oßnabrugg, deß thumbscolastern zu Cölln, grafen von Königßegg

38
Berthold Gf. von Königsegg-Rothenfels (gest. 1664), Domscholaster in Köln, ursprünglich als
39
kurkölnischer Mitbevollmächtigter vorgesehen.
, auch
14
für sich selbst, als sambtlich der churfürstlichen durchlaucht zu Cölln zu
15
dennen allhießigen fridenstractaten verordnete gsandten, nachfolgende drey
16
undterschidliche puncten vor- und angebracht: 1) Wie wir, die Kayserlichen,
17
auch andere alhie bereits anweesende gsandten es mit endtgegenschickh-
18
und einhollung der churfürstlichen gsandten [halten wolten]. 2) Wann sie
19
uns visitieren, wie wir es hingegen mit der revisita halten wolten. 3) Ob dem
20
herrn nuncio oder uns, denn Kayserlichen gsandten, der chürfürstlichen
21
vollmacht zu übergeben sein wurde.

22
Mit andeüttung, sovil den ersten puncten anlangte, das sie von irem gene-
23
digisten herrn principalen außtrükhlich bevelcht weren, mit dem tractament
24
in curialibus der Venetianischen pottschafft durchaus nichts nachzugeben,
25
und wolten derentwegen verhoffen, weil wir demselben die wägen endt-
26
gegengeschickht , wir wurden es gegen denn churfürstlichen auch also
27
halten, wie nit weniger beim andern puncten, inen nit allein die revisita
28
erstatten, sondern auch die oberhandt gleichergestalt wie andern, und sonder-
29
lich dem Venetianischen gsandten beschechen, nachgeben.

30
Und dieweil dann ebendiser zeit sich herr graf von Aursperg alhie befunden,
31
also haben wir disen vortrag nit allein mit ime, sondern auch folgendts mit
32
denn Spanischen gsandten notdürfftiglich berathschlagt und nach allerseits
33
angehörten mainungen reüfflich erwognen umbständten am sambstag, den

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1
16. diß, vormittag den obbemelten thumbprobst, weil der canzler anderer
2
seiner obgehabten geschäfften halber damaln nit erscheinen khönnen, vor
3
uns erfordert und ime folgende andtwortt ertheilt: Das wir nemblich heten
4
wüntschen mögen, es weren dise puncten, nachdem wir gleichwol neben
5
etwelchen anderen gesandten nun ein geraumbe zeit alhie dem congress
6
zuegewarttet, etwas zeitlicher an uns gebracht worden, damit man denn-
7
selben besser nachdenckhen und zu einem beederseits annemblichen schluß
8
gelangen auch anderwerts befahrende weitterung verhüettet werden khön-
9
den . Hetten iedoch nit underlassen, aniezt dem werkh, sovil die kürze der
10
zeit leiden wellen, nachzugedenckhen, und möchten die herren churfürst-
11
lichen gesandten vorderist sich versichert halten, das wir vor unsere per-
12
sonen in privato dem herrn bischoffen zu Oßnabrugg als einem reichs-
13
fürsten wie auch dero übrigen herren collegis irem standt und qualiteten
14
gemeß alle gebürende ehr und respect zu erweisen ganz geneigt. Seitemaln
15
uns aber auch auf Eur Kayserlichen Mayestät reputation und hocheit von
16
obhabender gsandtschafft wegen zu sechen gebürte, so wolten wir verhoffen,
17
man wurde uns in ungleichem nit verdenckhen, wann wir uns nit allerdings,
18
wie es ire fürstliche genaden und dero mitgesandten volleicht in einbildung
19
gefast, erclären khöndten. Vorderist heten wir anderen alhie anweesenden
20
gsandten weder maaß noch ordnung vorzuschreiben, was sie diser chur-
21
fürstlichen gesandtschafft in einem und anderm vor ehr und höflichkeit
22
erweisen wolten, wurden es auch inen, herren abgesandten, von herzen wol
23
gönnen. Was aber uns anlangte, da were zwischen uns und anderen gsandten
24
ein grosser underschied, und wurde sich nit argumentieren lassen, wann
25
andere gsandten, welche von solchen statibus dependieren, die vor sich
26
selbst absolut und mit dem Römischen reich nit verwahndt sein, inen, chur-
27
fürstlichen gsandten, mit endtgegenschickhen und einbeglaitten ein sonder-
28
bare cortesia erweisen solten, das daher auch von uns ein gleiches observiert
29
werden müeste, seitemaln das hochlöbliche churfürstliche collegium diß-
30
ortts kein absönderlichen statum liberum constituieren thet, sonderen ire
31
dependenz von Eur Kayserlichen Mayestät als irem oberhaupt hetten.
32
Nun wolten wir nit gern hierinnen zuvil oder zuwenig thuen, warüber uns
33
khönfftig ein- oder andernorttsher etwas zu verweisen khommen möcht.
34
Wir wüssten uns aber gar nit zu erinneren, das dergleichen endtgegen-
35
schickhen und einbeglaitten von Kayserlichen gegen chur- und fürstlichen
36
gsandten uf einigem reichstag oder anderm particularconvent im reich
37
iemalen were beschechen und in üebung gewesen, dahero uns auch nit wol
38
verandtworttlich sein wölle, vor dißmal einigen actum einzufüehren, der
39
vor ein neüerung und wol auch zu verkleinerung der Kayserlichen auctoritet
40
außdeütet werden khöndte und möchte. Ersuechten demnach den herrn
41
bischoffen von Oßnabrugg und dessen herren mitgsandten, sie wolten uns
42
dessen in ungueten nit verdenkchen.

43
Bey dem andern puncten heten wir von Eur Kayserlichen Mayestät auß-
44
trückhenlichen bevelch, wann die herren churfürstlichen abgesandten uns

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1
vorderist visitiert hetten, das wir selbige

39
1 auch hinwiderumb visitieren] und auch zu thuen erbiettig weren] im Text unterstrichen
40
und am Rande ein NB.
auch hinwiderumb visitieren solten,
2
so wir auch zu thuen erbiettig weren. Was aber das gepräng bey solchem
3
actu anlangte, da wüsten wir uns anderst nit zu bescheiden, dan wann uf
4
einigem reichsconvent die Kayserliche commissarii von denn chur- und
5
fürstlichen gesandten besucht werden, das die Kayserlichen weiter nit dann
6
bis uf die stiegen endtgegen zu gehen pflegten und im übrigen die ober-
7
handt behielten. Derentwegen auch wir nit wol von dieser observanz ab-
8
weichen khöndten. Wir weren aber deß erbiettens, wann ire fürstliche
9
genaden, der herr bischoff, uns absönderlich als ein reichsfürst außerhalb
10
seiner obhabenden gsandtschafft besuechen solt, das wir ime in solcher
11
qualitet die oberhandt zu geben nit undterlassen wolten. Und diß möchte
12
auch, wann sich begeben solte, das die herren churfürstlichen gsandten von
13
uns zu einer malzeit erbetten wurden, also gehalten werden.

14
Auf den dritten puncten wolten wir aus denen von uns beim ersten ange-
15
regter ursachen darfür halten, das der churfürstlichen gsandten vollmacht
16
niemandt anderm als uns, den Kayserlichen gsandten, einzulüferen seye,
17
dann die haubtfridenstractation einmahl von Eur Kayserlichen Mayestät
18
als deß heiligen Römischen reichs höchsten oberhaubt und aus deren
19
commission durch uns gefüert wurde; die hochloblichen churfürsten consti-
20
tuierten dißortts kheinen statum per se liberum, sondern weren, wie die
21
Gulden Bull sagt, pars corporis Caesareae personae

41
In der Goldenen Bulle ist diese Formulierung nicht enthalten.
, und weren demnach
22
die herren churfürstlichen gsandten bey disem fridenswerckh Eur Kayser-
23
lichen Mayestät und von derentwegen unsere assistenten und beyständere;
24
verhofften also, es wurden ire fürstliche genaden, der herr bischoff, und
25
dessen mitgesandten sich mit diser unserer andtwortt begnüegen und darauf
26
auch solchergestalt bequemen, das alle ferrere verlengerung irer einkhonfft
27
möchte vermitten bleiben.

28
Auf solch unsere anfüegung het obgemelter thumbpropst geandtworttet,
29
das er nit underlassen wolt, dise mainung alsobald an sein gehör zu refe-
30
rieren , wie er dann auf dasihenig, was er gleich anfangs seines bey mir,
31
grafen von Nassau, beschechenen anbringens im discurs vermörckht , be-
32
reits ein vorrelation hete ablauffen lassen und die eraügende difficulteten
33
zu erkennen geben. Er pite aber, man wolte dises anbringen nit also ver-
34
stehen , als ob ein hochlobliches churfürstliches collegium einige neüerung
35
anmaassen und etwas suechen wolte, das zu Eur Kayserlichen Mayestät
36
disreputation ausschlagen solt, dann sie dessen gar nit bedacht, alles were
37
allein umb die mit der republic von Venedig habende differenz zu thuen
38
und hete den ursprung von dem für dieselb am Kayserlichen hof auß-

[p. 352] [scan. 382]


1
gangnem decret

41
Das Dekret konnte nicht ermittelt werden.
. Daher die herren churfürsten alles dasihenig, was sie in
2
consequentiam desselben und inen zu nachtl geschechen ze sein erachten
3
khöndten, desto mehr zu contradicieren und sich darwider zu verwahren
4
ursach hetten. Wie dann seines vernemmens ein collegialschluß gemacht
5
sein soll, das sie einmahl nit ruhen wolten, bis angeregtes decret widerumb
6
cassiert und aufgehebt were. Er vor sein person, die wahrheit zu bekhennen,
7
wuste sich sonsten keines actus zu berichten, das einem churfürstlichen
8
gsandten von denn Kayserlichen mit endtgegenschickhung der gutschen
9
und einbegleittung were begegnet worden, mann wurde es auch nit prae-
10
tendieren , wann dergleichen aniezt mit dem Venetianer nit beschechen wer.
11
Bey dem andern wuste er zwar wol, das von denn Kayserlichen gsandten
12
zue Franckfurtt den churfürstlichen die revisita nit erstattet worden, welches
13
die churfürsten auch was empfunden hetten. Es were aber zue Nierenberg
14
beschechen

42
Auf dem Kurfürstentag zu Nürnberg 1640.
und hette bey deme zu bleiben, das

39
14 wir uns dessen erbotten] im Text unterstrichen.
wir uns dessen erbotten.
15

40
15 oberhandt, möchte] im Text unterstrichen.
Allein wegen deß vermerckhen underschidts mit der oberhandt möchte es
16
bey der ersten visita noch difficultet haben, dann es alßdann umb die officia
17
urbanitatis et humanitatis ze thuen. Im übrigen, wann sie, churfürstliche
18
gsandten, von uns erfordert oder selbst uns in pertractandis negociis be-
19
suechten , wüsten sie wol, das die observanz wer, das die Kayserlichen
20
gsandten die oberhandt haben solten.

21
Bey dem dritten puncten were ir mainung nie anderst gewesen, dann das
22
der churfürstlichen gsandten vollmacht allein uns, denn Kayserlichen, ein-
23
zuhendigen gebürte, heten es allein zue unserer discretion heimbgeben
24
wollen, ob wir ein weitere legitimation gegen denn herrn mediatoren von-
25
netten achten wolten. Were an ime selbst kundtbar, das die churfürstlichen
26
gsandten die tractation nit zu füehren, sondern allein denn Kayserlichen in
27
namen irer herren principalen als Eur Römischen Kayserlichen Mayestät
28
geheimbsten und innersten räthen zu assistieren und mit rath an handt zu
29
gehen hetten.

30
Auf dise sein erclärung haben wir ime weiter angefüegt, das, sovil die endt-
31
gegenschickhung und einhollung anlangte, gleichwol die herren churfürst-
32
lichen gsandten denn underschied gegen anderen gsandten wol zu beob-
33
achten hetten. Dann in specie mit dem Venetianischen gsandten hete es
34
dise beschaffenheit, das er 1) von einem solchen statu verordnet, der dem
35
Römischen reich ganz nichts verwandt und in seiner aignen volkomnen
36
superioritet begriffen; 2) das er in terris imperii und also ime iure hospitii
37
ein mehrere ehrentbietung als anderen im reich gesessenen ständten gebüren
38
wolte; 3) das er mediator und dahero billich ein mehrers zu respectieren;

[p. 353] [scan. 383]


1
4) were von uns ime nit vigore decreti Caesarei, sonder angedeüter
2
respecten willen dise ehr erzeigt worden. Und weil es sich ie ohne unglei-
3
che nachred wider die Kayserliche auctoritet mit endtgegenschickhung der
4
gutschen nit wurde practicieren lassen, zumalen zwischen den Spaniern
5
und Franzosen dessentwegen auch ungelegenheit zu befahren, also möchte
6
zu verhüetung aller dergleichen ungelegenheiten der sachen eintweder mit
7
einer protestation und reservation oder aber mit deme zu helffen sein,
8
das ire fürstliche genaden, der herr bischoff von Oßnabrugg, sambt dem
9
herrn von Königßegg als mitgesandten all’ incognito sich hereinbegeben
10
theten.

11
Hierauf sagte er, das dergleichen von uns angezogne motivi bereits weren
12
in deliberatione gewesen, man hete aber iederzeit befunden, das das ange-
13
regte Kayserliche decretum ein praeiudicierliche consequenz dißortts nach
14
sich ziechen wurde, dann wo das ius hospitii soweit vorgezogen wolte
15
werden, wurde es endtlich dahin khommen, das die herren churfürsten nit
16
nur denn Venetianern, sondern auch gar denn Hollenderen und mehr
17
anderen ständten, so sich der souverainitet berüembten, nachgehen und
18
endtlich gar wol vor der thür daraus bleiben müesten; mit der protestation
19
werde seines erachtens der sachen nit ze helffen sein, dann diss gebe nur
20
mehrere weiterung und ungelegenheit. Das andere aber, unbekandt ein-
21
zukhommen , wann es bey ime stüende, wurde es vor das beste und rath-
22
samiste halten, wie er dann nit ermanglen wol, angedeütten herren alles
23
beweglich zu repraesentieren.

24
Sontag morgents, den 17. diß, hat er sich widerumb bey mir, grafen von
25
Nassau, angemelt und, was ime uf seinen erstern bericht von herrn bischoff
26
zu Oßnabrugg vor andtwortt einkhommen wer, referiert; waraus dann zu
27
sechen gewest, das derselb nochmaln uf seiner meinung verharren thüe
28
und nit geneict were, ohne weitern bevelch von ir churfürstliche durchlaucht
29
zu Cölln alherzekhommen. Dabey er gleichwol pro singulari motivo ange-
30
zogen , das wir ex decreto speciali Eur Kayserlichen Mayestät dem Vene-
31
tianischen gsandten die gutschen endtgegengeschickht, derentwegen sie
32
uns auch wol, wie es gegen denn churfürstlichen zu halten sein solt, heten
33
beschaiden khönnen.

34
Als wir nun dises werckh weiter bey uns erwogen und gleichwol innhalts
35
unserer instruction uns in allweeg schuldig zu sein befunden, alle mitell
36
und weeg zu ßuechen, damit zwischen uns und denn churfürstlichen gsandten
37
khein unwillen oder misßtrauen endtstande, haben wir darfürgehalten, ime
38
weiter anzuzeigen seye: Erstlich, sovil das endtgegenschickhen anlangte,
39
weil einmahl dessen khein exempl verhanden und diser actus in publicam
40
omnium notitiam gelangen thet, das wir uns darzue ie nit verstehen khöndten,
41
sondern nochmal das besste mitel zu sein erachten, das sie unbekhandter-
42
dingen hereinkhommen thetten; wie es dann der nuncius apostolicus selbst
43
auch der conte d’Avaux also vorgehabt heten, wo sie nit unserstheils weren
44
praeveniert worden. Es weren aber sonsten ire fürstliche genaden nit recht

[p. 354] [scan. 384]


1
bericht, dann von Kayserlichen mayestät uns wegen endtgegenschickhung
2
der wägen gegen dem Venetianischen gsandten das geringste nit, sondern
3
allein in genere bevolchen worden

43
Siehe [ nr. 60 ] .
, das wir ine als anderer gecrönten
4
haübter gsandten, doch suo loco et ordine et sine praeiudicio aliorum
5
tractieren solten. Und were mit endtgegenschickhung der wagen von uns
6
vornemblich allein dahin gesechen worden, weil er gleichwol ein mediator
7
sein soll, damit wir hierdurch desto bessern willen und naigung gegen Eur
8
Kayserlichen Mayestät und deß reichs sachen erbauen möchten, wie dann
9
auch anderer cronen gesandten die gutschen endtgegengeschickht heten.
10
Mit der visitation verhofften wir, bey Eur Mayestät verandtwortlich sein
11
werde, wann sie, churfürstliche gsandten, insgesambt uns zum ersten mahl
12
besuechen theten und gleichwol von sonderbarer irer abordnung und was
13
sie bevelcht, kein andere anregung theten, dann, nachdem sie von ir chur-
14
fürstliche durchlaucht zue Cölln hieher bey den fridenshandlungen uns zu
15
assistieren etc. verordnet, wie sie deßwegen mit negstem uns absönderlich
16
besuechen, die gebühr verrichten und, waßgestalten sie hierzu deputiert
17
und bevollmächtiget weren, eröffnen wolten, so heten sie nit underlassen
18
wollen, vor dißmal uns zu begrüessen etc., das wir alßdann solche visita
19
vor ein pure cortesia ufnemmen, inen auch die oberhandt zu geben über
20
uns nemmen wolten. Wann sie aber hernach sich ferrer als gsandten ad
21
tractatus pacis angeben und iren vortrag darauf mit übergebung der voll-
22
macht richten oder sonsten hernach in solchen handlungen sive vocati sive
23
non-vocati erscheinen wurden, so het es billich bey dem herkhommen zu
24
bleiben, dann in dergleichen consultationibus, vorträgen und handlungen
25
bestüende die reverenz und ehrentbüetung, so von chur-, fürsten und
26
ständten der Römischen Kayserlichen mayestät zu erzeigen herkhommens
27
wer, darwider wir auch nichts, so einige schmählerung nach sich ziechen
28
möcht, vorgehen lassen khöndten.

29
Dise unsere weitere andtwortt und erclärung haben zwar der thumbpropst
30
und mit ime der canzler alhießigen hochen stiffts angehört und an den
31
herren bischoff zu Oßnabrugg und den herrn von Königßegg zu referieren
32
benommen, aber beynebens nochmalen gar starckh uf die endtgegenschick-
33
hung der gutschen getrungen, mit vermelden, das der herren churfürsten
34
erhöchung auch zu Eur Kayserlichen Mayestät erhöchung diente. So wolte
35
beinebens der herr bischoff zu Oßnabrugg nit darfür halten, das die republica
36
zue Venedig iemalen zu der mediation angenommen, sondern das solches
37
zu Regenspurg Eur Kayserlichen Mayestät vom churfürstlichen collegio
38
hoch misßrathen worden were, dann was mit außbringung der passaporti
39
beschechen, das wer ein particularwerkh, und darumben nit zu schliessen,
40
das gleich auch die mediation im haubtfridenswerkh derselben nachgeben
41
worden, welchen paß wir gleichwol überflisßig refutiert und hingegen
42
angezeigt, das uns von solcher contradiction deß churfürstlichen collegii

[p. 355] [scan. 385]


1
nichts bewust, und sezten ausser zweifel, wann dergleichen durch einen
2
sambtlichen collegialschluß beschechen, Eur Kayserliche Mayestät uns
3
dessen nachricht zu geben und ire resolution darauf zu ertheilen nit wurden
4
underlassen haben. Wie dann nun lange zeit bewust gewest, das gedachte
5
republica iren ambasciatorn als neben der Päpstlichen heylichkheitt mit-
6
interpositoren von Venedig abgeförtiget, derselb auch in solcher qualitet
7
bereits vor 8 monat durch das reich, und in specie durch Franckfurt und
8
Cölln geraist und sich fast in den 6. monat alhie befinden thet, da dann
9
dise ganze zeit einige contradiction vom churfürstlichen collegio wider dise
10
interposition unsers wissens nit vorkhommen. Weil sie dann sich hierauf
11
zu mehrbenendtem irem principalmitgesandten zu begeben benommen, als
12
erwartten wir annoch, was ihrestheils vor ein endtliche erclärung erfolgen
13
werde. Im fahl sie aber ie auf irer anfangs gefaster meinung verharren und
14
mit endtgegenschickhung der gutschen auch nachgebung der oberhandt
15
durchaus und ohne undterschiedt, gleich wie von uns dem Venetianischen
16
gsandten erwiesen worden, tractiert sein wolten, so piten Eur Kayserlichen
17
Mayestät wir allerunderthenigist, uns mit negstem, wessen wir uns uf ein
18
und anderen fahl zu verhalten haben möchten, allergenedigist bescheiden
19
zu lassen, und diß für einß.

20
Sodann und zum andern werden Eur Kayserliche Mayestät aus unserer
21
gehorsamisten relation vom 14. diß

40
Nr. 223.

39
21 gehorsamist] irrtümlich für gnädigst.
gehorsamist angehört haben, was wir
22
von dem nuncio apostolico vor einen unvorgreifflichen modum wegen
23
aufweißung der plenipotenzen vorgeschlagen. Der hat uns nun negstver-
24
gangnen freytag, den 15 diß, nachmittag besuecht, das ime von denn
25
Franzößischen gesandten ire habende plenipotenz in originali cum copiis
26
adiunctis auch behendigt worden, und da wir khein bedenckhens hetten,
27
wolte er uf den morndrigen tag uns dieselbe zum ersechen und transumption
28
einer abschrifft zuschickhen, aber auch zu gleicher zeit die unserige den
29
Franzosen zuekhommen lassen. Gleichen process wolt er auch mit denn
30
Spanischen gegen den Franzosen halten. Wir haben es bey disem erbietten,
31
weil es allerseits uf gleiche gegenbezeigung gerichtet, bewenden lassen und
32
gleich folgenden sambstags durch sein, herrn nuncii, secretarium

41
Giovanni Lorenzo della Ratta.
das Fran-
33
zößisch originaldiploma plenipotentiae zu unseren handen empfangen;
34
seynd zwar willens gewesen, per notarium et testes davon ein transumptum
35
machen zlassen, weil aber alhie uf nachfragen khein notarius, so der Fran-
36
zößischen sprach khündig wer, befunden worden, haben wir allein durch
37
die unserige ein copey davon machen und gegen dem original collationieren
38
lassen, wie diser relation sub nr. 1 zugleich ein abschrifft, sambt dem Latei-

[p. 356] [scan. 386]


1
nischen von uns uberseztem translato beygelegt wirdt

38
Vollmacht für die französischen Gesandten, Paris 1643 September 20. Druck: Meiern I
S. 202–204 ( = I 2, 48 ) ( lat. ). Die später geänderte Vollmacht trägt dasselbe Datum. Aus-
40
fertigung
: RK , FrA Fasz. 46d fol. 674 ( franz. ) – Konzept ( einer lat. Übersetzung ):
41
ebenda Fasz. 46d fol. 664–668 – Kopie: GehStReg Karton 96 Fasz. 68 Pars 9 nr. 3
42
( lat. ).
. Das original ist
2
sonst an seiner schrifft, underschrifften, anhangendem königlichen insigl
3
und pergamen durchaus iust und unverdächtig befunden auch noch selbi-
4
gen tags durch mich, Volmarn, dem herrn nuncio allein mit der anzeig
5
restituiert worden, das wir solches original an sich selbst unverdächtig
6
befunden, aber noch derzeit darüber uns erscheinender hochen importanz
7
und wichtigkeit noch zu bedenckhen nit gelegenheit gehabt hetten, wolten
8
aber nit underlassen, mit eheistem ime unsere mainung darüber zu eröffnen.
9
Eben disen tag hat der Venetianische ambassator uf eingelangte zeitung
10
deß in Italia zwischen der Papstlichen heyligkheitt und denn collegatis
11
geschlossen fridens

43
Friede von Ferrara, 1644 März 31. Druck: V. Siri IV 1 S. 691–692; J. DuMont VI 1
44
S. 297–298.
den nuncium apostolicum visitiert und sich gleich nach
12
verrichter visita zu uns verfüegt, mit vermelden, er hete vernommen, das
13
die herren Franzößischen plenipotentiarii ire originalvollmacht aufgelegt,
14
selbige uns auch durch mitel besagts herrn nuncii zum ersechen zuege-
15
schickht worden, seitemalen ime dann von ermelten Franzosen auch ein
16
beglaubt exemplar irer plenipotenz zuekhommen, als hete er gleichergestalt
17
nit ermanglen wellen, uns darvon ein abschrifft von ime underzeichnet
18
zuezustellen und damit auch seinem ambt ein genüegen zu thuen.

19
Wir haben uns diser bemüchung bedanckht und im übrigen unserer erclä-
20
rung halber gleiche anzeig wie oben gegen dem nuncio gethan, wiewol wir
21
vermerkht, das er gern von uns vernemmen wellen, ob und was wir wider
22
solche Franzößische plenipotenz würden einzewenden haben, wie er dann
23
auch von dem Dennemarkhischen weesen angefangen zu reden, man wurde
24
selbige sach beyseits sezen müessen, dann sonst wurde man wol den ganzen
25
sommer und winter hindurch zu kheinem ende gelangen. Er vernemme
26
zwar auch, das zwischen Eur Mayestät, Dennemarkh und Polen eine neüe
27
liga tractiert werde. Wir haben uns aber deßwegen in einigen discurs nit
28
einlassen wellen, sondern es bey deme bewenden lassen, das die khönfftige
29
tractaten ein- und anders an die handt geben wurden, uns auch von einiger
30
liga nicht bewust wer.

31
Und weil dann uf angedeütte zwischen dem nuncio apostolico auch dem
32
Venetianischen ambassator vorgangner visita alle zwayung undter inen uf-
33
gehoben und die communicationes solchergestalt incaminiert werden, das
34
sie sich sambtlicher undterhandlung undterfangen thuend, so werden wir
35
auch könfftig uns darnach zu richten und vermuetlich keiner gelosia, zu
36
deren fürkhomnung in Eur Kayserlichen Mayestät instruction uns sonder-
37
bare erinnerung beschicht, zu versechen haben.

[p. 357] [scan. 387]


1
Was demnach die Franzoßische volmacht anbelangt, haben dessentwegen
2
die Spanischen gsandten nit allein gleich am sontag, den 17. huius, ein
3
mündtlich conferenz mit uns gehalten, sondern auch am montag hernach
4
uns nr. 2 beyligendes memorial irer dargegen habender bedencken

41
Kopie: RK , FrA Fasz. 92 II nr. 231 fol. 227–228 ( lat. ); ebenda Fasz. 92 II fol. 229–230.
, so sie
5
denn herren mediatoren zu übergeben endtschlossen weren, communiciert.
6
Und bestehen die darinnen vermeldte bedenckhen uf nachfolgenden dreyen
7
puncten: Erstlich seye dise Franzößische vollmacht allein uf ein conferenz
8
von mitell und weeg, wie dise bißher gegeneinander geschwebte kriegs-
9
differenzen möchten verglichen werden, gar nit aber, directe und absolute
10
einen friden mit Eur Kayserlichen Mayestät und deroselben partey zu
11
schliessen, stilisiert und vergriffen. Und obwol in contextu folgendts auch
12
die wort „et conclurre une bonne et seure paix“ (einen gueten und sicheren
13
friden zu schliessen) zu lesen, so verstüenden sich doch selbige nit haubt-
14
sächlich uf den fridenschluß selbst, sondern allein relative uf die conferenz
15
de mediis und uf ein concert und handlung mit der cron Franckreich
16
alliierten. Zum andern were dise plenipotenz also gerichtet, das die Fran-
17
zößische plenipotentiarii ohne beysein, umb sambtlicher coniunction irer
18
confoederierten sowol in genere als in specie nichts handlen solten noch
19
khönten; weil aber dise generalitet der wortten „et touts les aultres
20
alliez de ceste couronne dans l’empire et dans l’Italie“ (alle andere
21
pundtsgenossen diser cron im reich und in Italien) gar zu weitschwaif-
22
fig , und unwissend, wer dieselbe alle seint, so were es ein tractation in
23
infinitum, deren man in keinem weeg gesichert sein khöndte. Dritens
24
were dise plenipotenz allem ansechen nach ad exemplum deß Vervienter
25
vertrags

42
Vertrag von Vervins, 1598 Mai 2 zwischen Frankreich, Spanien und Savoyen. Druck:
43
J. DuMont V 1 S. 561–564.
anno 1598 gemacht, alwo in könig Heinrichs deß Vierten pleni-
26
potenz auch dise wortt „conferer et communiquer avec les deputez du dit
27
Roy d’Espagne des points, articles et moyens etc.“ ze finden, es weren aber
28
die daselbst hernachfolgende wortt „et sur ceux arrester et conclurre une
29
bonne paix etc.“, so besser undten in selbigem instrumento gleich wider
30
erholt werden, nit vollkhomenlich, sondern mit außlasßung der wörttlin
31
„sur iceux arrester“ uf selbige (zu verstehen, mittel) verfesten, etc. gesezt,
32
das man also sich keiner endtlichen fridensbeschliesßung zu denn Franzosen
33
zu versechen haben möge.

34
Wir unserstheils haben zwar ebendergleichen mengl befunden, iedoch nit
35
underlassen, inen, Spanischen, erinnerung zu thuen, das Eur Kayserlichen
36
Mayestät uns übergebne vollmacht fast auch nur uf ein conferenz und
37
handlung de via, ratione et mediis, wie man zu einem friden gelangen
38
möcht etc., gerichtet, und also wol fürzusechen wer, das man denn Franzosen
39
nit solche obiectiones movierte, die sie uns ebensowol retorquieren khönd-
40
ten . Beynebens aber seint uns noch dise weitere bedenckhen beygefallen.

[p. 358] [scan. 388]


1
Erstens finde sich im eingang ein ganz gefehrliche iustification deß kriegs
2
wider Eur Kayserliche Mayestät mit praesupposition, das Franckreich die
3
von derselben undertrukhte ständt ex vulgata maxima cuilibet regi alienos
4
status contra vim et violentiam potentiorum defendere licitum esse, mit
5
kriegßmacht zu defendieren benöttiget worden. Da nun zu befahren, wann
6
man die Franzößische vollmacht ungeandet diser im proemio eingefügter
7
iustification acceptieren und annemmen solte, das es die Franzosen und ir
8
anhang pro tacita confessione culpae außdeüten, daher auch in ipsa tractatione
9
sehr schwere und unleidenliche consequentiae erfolgen wurden, so wolte
10
auch mit einiger andung der sachen schwerlich zu helffen sein, dann de stilo
11
communi wurden die Kayserlichen, Spanischen und Franzößischen voll-
12
machten dem instrumento pacificationis khonfftig einverleibt werden, daher
13
bey aller posteritet Eur Kayserlichen Mayestät, der cron Hispanien und
14
dem ganzen hochloblichen haus Österreich der unglimpf eines gefüerten
15
unbillichen kriegs aufgetrochen werden, und uf dennselben ersizen bleiben
16
möcht. Solte man aber mit offenlicher widersprechung dises eingangs und
17
einer gegenassertion, das Eur Kayserliche Mayestät sich, das Römische
18
reich und ir erbhauß bey recht- und billicheit zu erhalten gerechte waaffen
19
ergriffen hetten und keines andern beschuldiget werden khönnen, aufziechen,
20
so wurde man gleich in ipso limine in ein ganz unbeliebte disputation und
21
bestreittung de caussis et iustitia belli eingefüert und wol alle handlungen
22
dardurch zerschlagen werden. Am andern wolte uns bedunckhen, das der
23
gebrauchte stylus instrumenti nit allerdings ausser gefahr seye, dann der
24
ganze innhalt sey undter der person und namen deß unmundtbaren jungen
25
königs außgeförtiget und uf seiner eignen handt subscription bezogen, da
26
doch bewust, das man sich weder de iure gentium noch de iure canonico
27
et civili uf dergleichen actiones, so undterm namen der pupillorum gefüert
28
werden, verlassen khönde, wo selbige nit von denn verordneten tutorn und
29
administratoren bevestiget werden. Wir erachten zwar wol, die Franzosen
30
werden sich mit dem herkommen und observanz bescheinen, dann wir
31
befinden, das bey erneüerung der Burgundischen neutralitet anno 1611

41
Vertrag zwischen Ehg. Albert von Österreich, seiner Gattin, der Infantin Isabella Clara Eugenia
42
von Spanien und dem König von Frankreich vom 12. Dezember 1610. Ratifiziert vom Ehg.:
43
Brüssel 1611 Januar 20, von Frankreich: Paris 1611 Februar 1. Druck: J. DuMont V 2
44
S. 153–156. Es ist die Erneuerung eines Vertrages vom März 1580.

32
zwischen dem negstverstorbnen könig in Franckreich, also im ersten jar
33
seines in münderjärigkeit angetrettenen regiments, und weyland erzherzogs
34
Alberti eben durchaus ein gleichmäsßige formb gebraucht worden. Nichts-
35
destweniger aber wolte zu unserer mehrer versicherung daran gelegen sein,
36
das man inen, Franzosen, solchen zweifel zu erkhennen geben thet, damit
37
wenigist von inen ein declaration erfolgte, darauf man sich zu verlassen
38
haben möcht.

39
Die Spanischen haben dise unsere bedencken auch, und zwar soweit für
40
erheblich geachtet, das, wofern im eingang der Franzößischen plenipotenz

[p. 359] [scan. 389]


1
dieihenige wort, welche eine iustificationem belli wider Eur Kayserlichen
2
Mayestät und die cron Spanien auf sich tragen, nit solten verendert und mit
3
außlassung derselben ein neüe vollmacht umbgeförttiget werden, man sich
4
in keine tractation mit inen einlassen khöndte. Seint aber iedoch beynebens
5
der meinung gewesen, man solte die andung in einigem schrifftlichen
6
memorial nit einruckhen, sondern allein mündtlich denn herren mediatoren
7
vorbringen und sie ersuechen, das sie durch ire vermitlung diser ungelegen-
8
heit abhelffen wolten; da, wo es in einem memorial einkhommen thet,
9
wurden die Franzosen darfür halten, es wurde an ihr reputation gegriffen,
10
wann sie auf unsere contradiction einige enderung accordieren solten, also
11
uf irer mainung verharren.

12
Wir haben dis alles Eur Kayserlichen Mayestät gsandten zu Oßnabrugg
13
gleichergestalt überschriben

42
Am 18. April ( Konzept: RK , FrA Fasz. 92 II nr. 230 fol. 222–225 ) und am 19. April
43
( Konzept: RK , FrA Fasz. 92 II nr. 231 fol. 226–226’ ).
und verhoffen, sie werden uns mit morgen-
14
dägiger ordinari ir guetachten zuekhommen lassen, alßdann wollen wir
15
sechen, wie endtlich unser erclarung über die Franzößische plenipotenz
16
gefast und an die herren mediatores gebracht, und ob nit wenigist endtlich
17
die sach dahin gerichtet werden möchte, das die Franzosen sich verobligier-
18
ten , bey beschluß der tractaten, wo es nit anvor inner einer gewissen zeit
19
zu erhalten, ein andere und soweit unpraeiudicierliche plenipotenz, die man
20
hernach dem instrumento conventae pacis einverleiben solt, zu producieren,
21
sich verobligieren thetten.

22
Wir wissen uns zwar beynebens auch zu erinneren, das Eur Kayserlichen
23
Mayestät instruction uns dahin weiset, die Franzößische plenipotenz auch
24
mit denn churfürstlichen zu berathschlagen, seitemalen aber derselben
25
gsandten sich noch keine alhie befinden, so haben wir nichtsdestoweniger
26
dem offtbemeltem thumbprobst von Paderborn ein abschrifft davon zue-
27
gestelt , umb selbige mit dem herrn bischoffen von Oßnabrugg und anderen
28
iren mitgesandten zu conferieren, wurden auch nit undterlassen, wann sie
29
sich samtlich alher einfinden solten, mit inen davon weiters zu handlen.
30
Wann sie sich aber noch lenger abweesend halten solten, wurden wir unsere
31
erclarung in die harr ohne ungleiche zuelag bei denn herren mediatoren und
32
dem gegentheil nit aufhalten khönden. Dann ohne das negstvergangnen
33
zinstags oder erchtags abendts der herr nuncius für sich und in namen deß
34
Venetianischen ambasciators zue uns geschickht und zu vernemmen begert,
35
ob wir mit unserer erclärung noch nit gefast weren und ob wir was dar-
36
wider einzewenden haben möchten. Wir haben uns mit deme endtschul-
37
diget , das wir nothwendigerweise mit Eur Mayestät zue Oßnabrugg
38
habenden gsandten von diesem werkh communicieren müesten und uf der-
39
selben einlangende andtwort, so wir uf morndrigen zu erhalten verhofften,
40
unsere erclärung zu beförderen nit underlassen wurden. Der abgeordnete
41
sagte undter anderm auch, zwar mit vermelden, ime dergleichen nichts

[p. 360] [scan. 390]


1
bevolchen wer, er hete vermerckht, das die Franzosen sich erclärt, sie wider
2
unser vollmacht nichts einzuwenden begehrten.

3
Ferrers und zum dritten sollen wir gehorsamist zu referieren nit under-
4
lassen , das negstverwichnen montag abents der Franzößisch bisher im Haag
5
geweste ambassator, monsieur Toullerie, zwar unbekandterweise alhie ein-
6
khommen; diser soll commission und bevelch haben, zu der königlichen
7
würden zu Dennemarkh zu raisen und zu sechen, wie die sachen contra
8
Schweeden möchten verglichen werden. Mit ime soll auch ein Hesßischer
9
abgesandter einkhommen sein, der uns iedoch sein ankhonfft nit zu wissen
10
machen lassen. Gleich uf die nacht hat der conte d’Avaux uns deß Toullerie
11
ankhonfft durch einen seiner edlleüthen anzeigen lassen, welches wir also
12
verstanden, das ir mainung wer, es solte auch diser Franzößische ambassator,
13
ob er zwar zu hießigen fridenstractaten nit deputiert, sondern bekhandt,
14
das er in einer widrigen commission begriffen, von uns visitiert werden.
15
Wie es dann auch die Spanischen, welchen gleichmesßigen anzeig besche-
16
chen , für guet angesechen und ine irestheils gleich folgenden tags besuecht,
17
haben wir ine, Toullerie, gestriges tags besuecht und mit gebürenden ehr-
18
entbüettungen begrüest, dessen er sich auch fleisßigist bedanckht und der
19
cron Franckreich zum friden tragende eüferige anmuettung angerüembt.
20
Wir erachten wol, er werde sich ein tag etlich alhie ufhalten, bis sie über
21
des königs in Dennemarkht wegen der Franzößischen interposition erfolgte
22
erclärung ein consilium gefast, und er alßdan sein raiß wirdet fortsezen
23
mögen. Jezo lasßet sich der monsieur Toullerie bei uns angeben, uns heü-
24
tigen tags die visiten zu erstatten. Und dieweil wir dann aus der Oßna-
25
bruggischen relation wargenommen, das die Schweedischen gsandten
26
daselbst mitel und weeg suechen, wie sie mit Eur Kayserlichen Mayestät
27
abgesandten zu einer immediathandlung gelangen möchten, wir auch dan-
28
nenhero nit zweiflen khönnen, sobald der punctus legitimationis alhie sein
29
richtkeit erlangt, es werden die mediatores uf antrib der Franzosen also-
30
gleich zu einem haubttractat greiffen, dabey aber das Dennische weesen
31
in kein consideration ziechen wellen, so stehen wir nit wenig ahn, was uns
32
bei der sach zu thuen sein möcht. Dann alhie hat man sonst mit Denne-
33
markhischer interposition nichts zu thuen, und scheint, das die befridigung
34
zwischen Eur Kayserlichen Mayestät, Spanien und der cron Franckreich
35
ganz ein abgesöndert werkh, wie wir auch deß von Plettenberg an grafen
36
von Aursperg aus Coppenhagen vom 31. Martii und andern diß abgangnen
37
schreiben vermerkhen, das der könig sein coniunction mit Eur Mayestät
38
waaffen weiter nit dann allein contra Schweeden extendieren, Franckreich
39
und Hessen Cassel aber darundter nit verstanden haben welle; und wurde
40
zwar kein difficultet haben, wann die Franzosen allein vor sich einen friden
41
mit Eur Kayserlichen Mayestät schliessen und das Schweedische weesen
42
darmit nit einziechen wolten; dieweil aber nach anleitung irer vollmacht

[p. 361] [scan. 391]


1
darzue wenig oder gar kein hofnung zu machen, so were Eur Kayserlichen
2
Mayestät allergenedigiste resolution uns hierüber desto mehrers vonnothen.
3
|:Zu welchem endt, und darmit selbige noch zeitlich genug einlangen
4
möchte, wollen wir uns angelegen sein lassen, mit ein und andern ein-
5
fallenden nebenquestionibus, deren sich nun unterschiedentlich an handt
6
geben werden, dieße sache in unvergriffenem standt ze halten:|. Sonst seint
7
bei diser ordinari von Eur Kayserlichen Mayestät uns keine schreiben
8
einkhommen, so wir allein per aviso andeiten sollen.

9
PS Hinweis auf eben angekommene französische Avisi.


10
Beilagen fehlen.

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