Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
221. Auersperg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1644 April 11
–/ 221/–
Osnabrück 1644 April 11
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 244–245’, 254. PS ( nur von Auersperg
unterschrieben) fol. 246, praes. 1644 April 27 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 II
ad nr. 227 fol. 201–202.
Visite bei Oxenstierna. Hofhaltung Oxenstiernas. Geheimhaltung der Kommunikation mit den
kaiserlichen und spanischen Gesandten in Münster vor den Dänen. Postwesen.
Vorgestern, den 9. dießes, haben wir den Schwedischen gesandten Oxenstirn
die visita geben . Salvius hatt sich sowoll dürch unßere zu ihm geschickte
leuthe alß dürch den Oxenstirn selbst höfflich entschüldigen laßen, daß
ihme leidt seie, daß er der visita für dießmahl nitt abwartten könte, seie
noch bettlägerig unnd mit einem fieber behafft; sobaldt er wieder würde
zu cräfften kommen, wölte er unns selbst heimbsuchen. Bey Oxenstirn haben
wir im ein- unnd heraußvergleiten auch sitzen und gehen gebührende ehr
empfangen, bey der vortrag unnd rede sein wir in terminis generalibus
complementorum gepliben, von dießseidts auffrichtiger intention zum frie-
den unnd beförderung dießer tractaten contestirt, unnd daß daß werck selbst,
wan man zur handlung kommen werde, reden würde. Dergleichen hatt der
Oxenstirn auch gethaen unnd dießes hinzugesetzt, daß der krieg schon ein
geraume zeitt von jahren gewehrt unnd es kein christliches hertz geheißen
werden sölte, so nitt den frieden, warnach soviell million seelen verlangen,
begehren sölte. Eß müsten sich die christliche potentaten undereinander
vergleichen unnd den krieg dem Türcken auffm halß bringen, woferne es
derselbe anderst darnach machen würde. Ist darnach auff andere gemeine
discursus, ümb, wie es scheinte, von der materia pacis et belli zu divertiren,
gekommen, so wir auch dissimulando also beschehen laßen, dan die gantze
zeitt über, die wir unns beim Oxenstirn aufgehalten, der secretarius legationis
Suecicae benebens im zimmer gestanden unnd auff alles, waß geredet
worden, auffgemerckt, also der Oxenstirn nit so viell freyheit gehabt, daß
er hette mitt unns allein reden mögen, so woll waß spöttlich unnd für einen
sölchen abgesandten plenipotentiarium disreputirlich gestanden.
Unnd weiln wir vernohmen, daß die Spanische gesandten zu Münster auch
deß monsieur de Servient fraw heimbgesucht, haben wir ebenermaßen bey
dießer gelegenheit auch deß Oxenstern fraw begrüßet, dhabey aber vor-
nemblich dieße bedencken gehabt, daß sölchergestaltt die königlich Dän-
nische eß sovielldestoweniger würden glauben können, daß bey dießer
visita ichtwaß, so der königlichen würden in Dennemarck einigergestalt
zu nachtheill reichen oder außgedeutet werden könne, sölte fürgelauffen
sein, gestaltt wir dan auch vor unnd nach der visita dem von Langerman
dhavon zu wissen gethaen und in specie von der fraw mit untergelauffenen
begrüßung notificirt, dhamit er dhavon gehörigen orts erinneren unnd
hinderbringen müge. Eß haltet sich sönsten der Oxenstirn für seine persohn
unnd seiner hoffstatt fast prächtig, hatt uber 20 edlleuthe zu auffwarttern,
so mehrertheils gebohrne Schweden, vermühtlich von der reichßrähte ihren
kindern sein unnd etwho auff äigene kösten leben. Die 12 trabanten unnd
ubrige hoffdiener, die sich auff 140 persohnen belauffen, söllen auß denen
negsten Schwedischen guarnison genohmen sein unnd denselben ihre kriegß-
besoldung lauffen, gleich versähen sie würcklich ihre kriegsdienste. Balde-
kin, taffel und sessel sein mit roten sammet überzogen, scheinen doch auch
waß alt unnd ethwo von der königlichen hoffstatt auß Schweden hergegeben
zu sein, weill sie waß klein unnd mehr auf Schwedische alß Teutsche art.
Der Oxenstern söll taglich 100 reichsthaler deputat haben, so auch auß den
contributionen hierzulandt zahlt werden, wie imgleichen hew, haber, holtz
unnd waß sönsten zur kuchen gehört, wirdt alles vom landt genohmen.
Ebenselbiger obvermelter ursachen halben, damit die conferentzien zwi-
schenweegs mitt denen Kayserlichen unnd Spanischen gesandten zu Münster
bey denen königlich Dännischen kein nachdencken erwecke, gleichsamb
man mitt vorbeygehung der königlichen würden in Dennemarck zu denen
tractaten schreitten werde, sein wir bedacht, einer nach dem andern sich
nacher Münster gleichsamb anderer geschefften halben zu erheben unnd die
nöttige communicationes also ungemerckter zu verrichten, biß immittels der
königlichen würden in Dennemarck erclehrung heraußkommen möge.
Die post, so wir iüngsthin intercipirt zu sein besorgt gehabt, ist endtlich
dritten tags darnach und darbey Ewer Mayestätt allergnädigstes loco rece-
pisse an unns abgelassenes schreiben vom 18. Martii
beykommenden deß postverwalters zu Münster bericht von etlichen straß-
raubern remorirt unnd aufgehalten worden.
PS Hinweis auf Beilagen A und B.
A Hg. Adolf Friedrich von Mecklenburg an Auersperg, Schwerin 1644 März 7/17. Kopie:
RK , FrA Fasz. 46e, Konv. b fol. 247.
Die Schweden haben mich und den niedersächsischen Kreis zum dritten Mal eingeladen, unsere
Gesandten nach Osnabrück zu schicken. Bitte, beiliegendes Schreiben dem Kaiser zu übersenden.