Acta Pacis Westphalicae II A 1 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 1: 1643 - 1644 / Elfriede Merla
160. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1644 Januar 22
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Nassau und Volmar an Ferdinand III.
Münster 1644 Januar 22
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 47a, Konv. B fol. 43–45’, 47–47’, PS fol. 46, praes. 1644
Februar 3 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 I nr. 144 fol. 733–738, PS fol. 739.
Lizenten. Vermittlung in Osnabrück. Anreise der französischen Gesandten. Französisch-hollän-
dische Verhandlungen.
Hinweis auf nr. 153. Wan wir dann disen verlauff ebenmesßig auch Eur
Kayserlichen Mayestät abgesandten zu Oßnabrugg, umb deroselben mei-
nung zu vernemmen, überschriben haben
Siehe [S. 225 Anm. 1] .
dato dahin beandtwortet , das sie nit thuenlich finden theten, von diser
licentbeschwerung, und was deme anhengt, vor der Franzosen ankhonfft
etwas mehrers zu handlen, weiln es ohne derselben anweesen nit zum effect
zu bringen, zumalen bey inen zu Oßnabrugg wegen abweesenheit dess
Dennemarkhischen canzlers mit denn Schweedischen gsandten hievon nichts
gehandlet werden khöndte. Sodann, das sie gleichergestalt gar nit rathsamb
erachten khöndten, das der Venetianische ambassator sich noch derzeit, und
ehe man vernemmen khöndt, wie Eur Kayserliche Mayestät wie auch die
königliche würde zu Dennemarkh der Schweedischen vorgenomne proce-
dur und einfall in das herzogthumb Holstein aufnemmen, und was sie ein-
und anderentheils vor resolution darüber fassen wurden, einiger inter-
position oder auch schrifftlichen erinnerung gegen den Dennenmarckhi-
schen und Schweedischen gsandten underfangen und annemmen solte, wir
auch ire dabey eingefüerte ursachen und gethanen absonderlichen bericht
genuegsamb erheblich befunden.
Als haben wir vorderist solches alles denn Spannischen gesandten vorge-
halten und gleichwol, was die Dennemarckhische sachen anlangte, bey sich
in secreto verbleiben zlassen ersuecht, die dann hierauf auch solcher unser
beederseits gefaster meinung unschwer beygefallen.
Sodann haben wir uns iungstvergangnen sontags, den 17. diß, zu mehr-
besagtem Venetianischen ambassator verfüegt und ime angezeigt, was der
licenten halber und allerseits vor bedenckhen vorgefallen, derentwegen uns
für guet ansechen thet, dises werckh also bis uf anweesenheit aller pleni-
potentiarien und interessierten uf sich beruhen ze lassen.
Was aber sein vorgehabte schrifftliche erinnerung an die Dennemarkhische
und Schweedische gesandten anlangte, da were ime zwar für solche seine
wolmeinung hocher danckh zu sagen, und heten auch die Keyserlichen
abgesandten zue Oßnabrugg sich hierüber den Dennemarckhischen ge-
sandten gemüetsmeinung zu erkhundigen nit ermanglet, wo sie nit die
sachen in einem andern und solchen standt befunden, das dergleichen
erinnerung an eintwedere gsandten ergehen zlassen, fast überflisßig erschei-
nen wolte, dann es were undterdessen der Dennemarkhische reichscanzler
zwar von Oßnabrugg abgereist, hete aber seine übrige mitgesandten mit der
außtrückhenlichen anzeig hindterlassen, das sie in ebenderjenigen qualitet
der interposition alda verbleiben solten, wie si anfangs sambtlich von irem
genedigisten herrn dahin verordnet worden, er auch mit eheistem sich selbst
widerumb aldort einstellen wolte, waraus erscheinen thet, das sich Denne-
markh noch derzeit der übernomnen interposition nit zu begeben gedachte,
wie dann auch die Schweedische nit angesechen sein wolten, das durch dise
begegnus iresortts die fridenstractaten ins steckhen gebracht werden solten.
Mit welcher unserer anzeig er, ambassator, auch zufriden gewesen und
selbsten bekhendt, das die sachen mit abstellung der licenten bis uf ankhonfft
aller plenipotentiarien wurde eingestelt werden müessen, sonderlich, weil er
berichtet worden, das die Hollender über disen puncten sich kheines andern
endtschlossen, dann das es ihren deputatis nach Münster solte heimbgestelt
sein, wann sie nach irer ankhonfft anderer plenipotentiarien mainung
wurden vernommen haben, sich alßdan auch pro re nata zu erclären.
Was den andern puncten anlangte, were sein meinung anderst nit gewesen,
dann dem gemeinen zum besten die gemüetter beederseits gsandten zu
disponieren, das nit von eintwederm theil aus beygehender empfindtlicheit
einige resolution, so denn vorhabenden fridenstractaten verhinderlich wer,
gefast werden möchte. Da es sich aber nit bederffte, were es desto besser,
und begere er kheinem theil mit unzeitiger erinnerung verdriesßlich zu
erscheinen. Er habe zwar auch seinestheils gleich von anfang darfür ge-
halten, wie noch, das die Schweedische durch disen unvorsechenen einfall
in Hollstein allein ire abkhomne armada zu erfrischen und zu versterkhen
gedenckhen, damit sie khönfftig widerumb desto sterckher zu feldt gehen
khöndten, gar nit aber, das sie die fridenstractaten hierdurch steckhen und
inen einen neüen feindt, und zwar von irer religion, uf den halß zu laden
gedächten.
Mit diser occasion hat er vermeldet, das ime mit iungsten briefen aus Pariß
zuegeschriben worden, das der cardinal Mazzarini abermalen dem Veneti-
anischen ambassatoren daselbst ganz versicherlich angefüegt, es were denn
Franzößischen plenipotentiarios neüerdingen ernstliche ordonanz zuege-
füegt worden, sich lenger im Haag nit mehr aufzuhalten, sondern ungeacht,
es were mit denn Hollenderen geschlossen oder nit, nach Münster fort-
reisen und selbige übrige handlung einem andern substituendo bevelchen
oder, wo es die notdurfft erforderte, der eine in Haag verbleiben oder
wenigist der ander fortreisen solt. Dahero er verhoffte, sie wurden nun vor
außgang diß monats gewiß alhie sein. Sonsten hete es mit denn Hollenderen
bis dato an deme erwunden, das die Franzosen vermeinten, sie solten mit
inen ein pündtnus offensive et defensive nit allein gegen Spanien, sondern
auch gegen Eur Kayserliche Mayestät und dem Römischen reich, im fahl
Frankhreich von demselben möchte angegriffen werden, schliessen; da aber
die Hollender sich weiter nit dann gegen Spanien einlassen, mit dem reich
aber neutralitet halten und sich wider dasselb in kheinen krieg einflechten
lassen wellen. Fast gleiche reden werden auch von dem Franzößischen
residenten de S. Romain außgeschlagen.
Nichtsdestoweniger geben die getruckhte Cöllnische gazette aus Amster-
damb vom 11. diß zu erkhennen, das es noch derzeit zum auffbruch der
Franzößischen gesandten khein ansechens habe. Und geruchen Eur Keyser-
liche Mayestät aus der Franzößischen beylag mit mehreren umbstendten
genedigist anzuhören, waßmassen über Andtorf vom 15. huius geschriben
und berichtet wirdet, das der Franzosen tractation mit den Hollenderen
umb verneüerung irer pündtnus sich alles an deme stossen thüe, das ie ein
theil dem andern zu gefallen mit demihenigen potentaten, von dem der
ander bekhriegt werden möcht, zu brechen schuldig sein solle. Dann obwol
anno 1635 dergleichen clausul in der pündtnus zwischen disen beeden
ständten auch eingeruckht gewesen
mit der Römischen Kayserlichen mayestät und dem reich brechen thet,
die Staaden zugleich ebenmesßig mit demselben brechen solte, so heten
sich doch sie, Staaden, darzu niemalen wellen vermögen, sondern iederzeit
angelegen sein lassen, die neutralitet zu erhalten, mit vorgewendter endt-
schüldigung, das sie zue solchem bruch nit so austrückhenlich verbunden
weren, solches auch die endtlegenheit der landen nit zugeben wolte. Derent-
wegen aniezt die Franzosen sich solcher clausul mit mehern und deütlicheren
terminis zu versichern begeren, und obwol die Hollendische deputierte mit
inen, ehe dann sie voneinander gehen, was endtlichs zu schliessen ge-
denckhen, so wollen sie sich doch in disem particular ohne mehrere be-
scheidtserhollung bei iren principalen weiter nichts einlassen. Hingegen
sie, die Franzosen, auch soweit erclären, wann sie von denn Staaden solche
einwilligung und verpündtnus in bedeüter formb nit erhalten khöndten,
das hergegen sie nit verbunden sein wolten, denn Hollendern uf endt-
stehenden krieg mit Spania ein mehrers, dann allein schlechterdinger einen
beystandt zu laisten, und hierüber erst weiter umb resolution nach Pariß
geschriben hetten; wie man dann wol vermörkhen khöndte, das sie auch
noch etwas mehrers nachzusechen gedenckhen, wohin der Schweeden ein-
fall in Holstein ausßchlagen möcht, und in betrachtung hierdurch die
Dennemarckhische interposition mit Schweeden undterbrochen, diß auch
die tractaten mit Franckhreich nach sich ziechen möchte, hierüber zugleich
noch ferrere ordnung von Pariß gewärtig seyen.
Das dann Eur Kayserliche Mayestet uns vom 6. Januarii
genedigist bevelchen, das wir uns in dem Pfalzischen particularweesen
weder gegen dem Venetianischen ambassatoren noch iemandts anderm vor
der zeit in etwas nit herauszelassen, deme soll gehorsamister schuldigkheit
gemeß nachgelebt werden, wie dann auch biß dahero weiter nichts davon
moviert worden.
PS Weiln uns bey ausförtigung diß, ferrere relationes aus Pariß in zween
beylagen, vom 2. und 10. dießes, waßgestalt daselbst zwar an die Franzö-
ßischen plenipotentiarios in Hollandt neüwer bevelch, sich alher zu ver-
füegen, außgangen sein, sonsten aber allerhandt neüerungen sich ereigen,
sonderlich in Catalonia der Franzosen sachen allerdings sich zum undter-
gang ansechen, sodann Churbrandenburg umb deß herzogs von Orleans
tochter
unserer gehorsamisten relation, neben dem, was der Schweedischen procedur
halber in Mechlburg mit confiscation der Dennemarkhischen räthen und
vasallen in selbigem herzogthumb habender güeter uns eingelangt, hiemit
auch beylegen sollen.
[Eigenhändiger Zusatz Nassaus:] Soeben ist beiliegende Nachricht vom 15. Januar
aus den Haag eingetroffen, woraus hervorgeht, daß die Franzosen Befehl haben, noch
diesen Monat von den Haag aufzubrechen.
[1] Mandat Martens’, Bütow 1643 Dezember 19. Kopie [ liegt falsch in]: RK , FrA Fasz.
46e, Konv. b fol. 33–33’.
Konfiskation der mecklenburgischen Güter des dänischen Kanzlers Detlef von Reventlow.