Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
296. Trauttmansdorff an Ferdinand III Linz am Rhein 1645 November 17
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Linz am Rhein 1645 November 17
Reinkonzept: Trauttmansdorff-Archiv Z 3 N 44 ( nicht foliiert ).
Errichtung einer achten Kur.
In nr. 271 habe ich berichtet, welche Vorschläge der kurbayerische Kammerpräsident
Mändl in der pfälzischen Sache und wegen der achten Kurwürde gemacht. Ob ich
nun wohl der hoffnung gelebt, es wurde ermelter Mändl bey seiner abge-
legten relation auch dieienige difficulteten, welche bey diesem werck mit
underlauffen, und ich auf die des achten electorats halber an seithen Chur-
bayrn vorgebrachte motiven und ursachen hinwiederumb zu bedencken
erinnert, nicht weniger hinderbracht haben, so mueß ich doch auß seiner
churfürstlichen durchlaucht mir bey aigenem botten nachgeschickten und
copeylich sub A beygefüegtem schreiben vom 4. diß monats Novembris
soviel abnehmen, das deren wenigist darinnen kein meldung geschehen.
Gestalt mir aber wie in allen andern also auch in dieser hochwichtigen
sachen ohne Ewer Kayserlichen Mayestät allergenedigsten und gemessenen
bevelch für mich selbsten ichtwas zu thuen nicht gebürt, also hab ich mich
gegen ermelten Mändl anderster nit alß lauth oberwehnetes meines ahn
Ewer Kayserlichen Mayestät den 28. Octobris gethanen gehorsamsten
schreibens heraußgelassen und erbotten. Ihre churfürstliche durchlaucht
aber hab ich hinwiederumb beantwortet, allermassen auß der abschrifft
littera B zu sehen. Und derweillen dieselbe in obangezogenem ihrem schrei-
ben melden, daß sy dero herrn mitchurfürsten selbst auch von denen durch
den Mandl angebrachten motivis und bedencken ebenmessige communi-
cation gethan, also hab ich bey meiner ankunfft zu Franckfurt auch ein
notturfft und Ewer Kayserlichen Mayestät dienst zu sein erachtet, mit ihrer
churfürstlichen gnaden zu Mainz under andern auch dieser sachen halber
underredung zu pflegen, und demselben sowohl von demienigen, waß er-
melter Mandl bey mir angebracht, alß waß ich ihme hinwiederumb geant-
wortet , gehorsamblich parte zu geben und dabey von deroselben zu ver-
nemben , waß etwa ihre gedancken und gemüethsmainung bey diesem
werck sein möchte; welche davor gehalten, das am besten sein wurde, das
ihre churfürstliche durchlaucht in Bayrn diesen vorschlag durch die media-
tores selbst oder das churfürstliche collegium in die proposition und an die
ständt bringen lassen solten, alda sich dan baldt zaigen werde, waß für
cautelae und remedia auf die baan gebracht und wohin dieselben incliniren
werden.
Sonst haben ihre churfürstliche gnaden mir benebens zu verstehen geben,
das sy die nachricht hetten, alß wan Churtrier zu dem achten electorat nicht
abgeneigt seye, mit deme ich derentwegen auß der sachen nit reden können,
weilln seine churfürstliche gnaden gleich ein tag oder zween vor meiner
ankunfft von Coblentz, und wie vorgeben worden, nacher Wittlich verreist
gewesen. Wie ich dan auch bey Khurmainz selbst fast soviel abnemben
können, daß seine churfürstliche gnaden ihro diesen vorschlag eben so gar
sehr nit zuwieder sein lassen. Wan nun die frembden cronen auch darzue
incliniren solten, wirdt zu besorgen sein, das endtlichen auch dieser punct
durchgetrungen werden dörffte, dahero, wan ich verspüren solte, das ie
kein anders zu erhalten, ich mich ohne noth, daß dieser vorschlag Ewer
Kayserlichen Mayestät zuwieder
Am 17. November 1645 teilte Ferdinand III. Trauttmansdorff ein Schreiben des Kurfürsten
Maximilian vom 3. November und eine demselben beigelegene „Erinnerung“ mit, worin der
Kurfürst seine früheren Vorstellungen über ein Alternieren der Kur revidierte und die Gründe
gegen eine Alternanz und für die Einrichtung einer achten Kur darlegte. Dem Schreiben an
Trauttmansdorff wurde auch das Gutachten der deputierten Räte vom 15. November über das
kurbayerische Schreiben beigegeben. Die deputierten Räte sprachen sich in ihm erneut sowohl
gegen ein Alternieren der Kur als auch gegen eine achte Kur aus. Die Ausfertigung der Weisung
an Trauttmansdorff samt den Beilagen findet sich im Trauttmansdorff-Archiv unter
Z 3 N 44 (unfoliiert), die Ausfertigung des Schreibens des Kurfürsten Maximilian sowie das
Gutachten der deputierten Räte in Bavarica Fasz. 1e fol. 324–339.
PS Mit ihrer churfürstlichen durchlaucht zu Cöllen hab ich wegen des Pfal-
zischen wesens und des electorats halber nit weniger conferirt, die thuen
sich mit ihrer churfürstlichen durchlaucht in Bayrn intention allerdings
conformiren, allermassen Ewer Kayserliche Mayestät auß meinem antwort-
schreiben allergenedigst zu ersehen..
A Kf. Maximilian an Trauttmansdorff, München 1645 November 4. Kopie: Trauttmans-
dorff -Archiv Z 3 N 44 ( nicht foliiert ).
Er möge bei seiner Durchreise durch Frankfurt, Koblenz und Bonn den Kurfürsten von Mainz,
Trier und Köln darlegen, daß die Schaffung einer achten Kur praktikabler und ratsamer sei
als das Alternieren der Kur; ihre Gesandten möchten sie dementsprechend instruiren. Bei den
Friedensverhandlungen möge Trauttmansdorff die Sache ebenfalls fördern.
B Trauttmansdorff an Kf. Maximilian, Köln 1645 November 19. Reinkonzept: Trautt-
mansdorff -Archiv Z 3 N 44 ( nicht foliiert ).