Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
191. Nassau, Lamberg, Volmar und Krane an Ferdinand III 1645 Juli 13
[ 179 ] / 191 /–
1645 Juli 13
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Mai – August 1645 ) fol. 125–126’, 129, praes.
1645 Juli 29 = Druckvorlage – Kopie: ebenda Fasz. 92 V nr. 730 fol. 287–287’, 289;
Den Haag A IV 1628 nr. 17; Giessen 205 nr. 290 S. 1584–1588 – Druck: Gärtner V
nr. 101 S. 455–458; Meiern I S. 510–511 ( = I 5,35 N 4 ).
Konferenz der kurfürstlichen Bevollmächtigten in Lengerich über den Verhandlungsmodus: Reichs-
deputation und ius suffragii der nicht deputierten Reichsstände.
Über die Notwendigkeit einer Konferenz in loco intermedio Hinweis auf frühere
Relationen, vor allem nr. 181. Demnach dan entlich die veranlaste conferenz
auf sontag, den 9. dieses, werckstellig gemacht und darbei unser, dero Kai-
serlichen gesandten, gegenwart auß hiebevorn angedeuteten ursachen
begehrt worden, alß haben wir unß umb die bestimbte zeit zu Lengering
eingefunden, dha dan am montag die consultationes zwischen denen chur-
fürstlichen an handt genhommen, vor- und nachmittag continuirt, unß aber
jedesmals nach gehaltener conferentz von denen conclusis durch die Chur-
mentzische und Bayrische uberbracht, auch endtlich auf unser erinneren
bewilligt worden, daß unß uber allen verlauf extractus prothocolli mitge-
theilt werden solle; maßen uber den haubtpunct, waß wegen der reichs-
deputation und der nit darzu gehörigen stendte praetendirten iuris suffragii
resolvirt, der anfang gemacht und unß beykhommender extract von denen
Churmentzischen zugestelt, die continuation aber des ubrigen prothocolli
auf die negste ordinari
Siehe [ nr. 196. ]
wegen uberheuffigen expeditionen derzeit dhamit nit folgen khönten, ver-
sprochen worden.
Nun ist zwar bey diesem punct alles, wie billig, auf Ewer Mayestätt aller-
gnädigste ratification und genhembhaltung außgestelt, es sein aber unsers
geringfüegigen ermeßens selbe sachen also resolvirt, daß darin bey solchem
der sachen zustandt und gelegten fundament, dha alle ständte cum iure suff-
ragii und doch nit in forma eines reichstags zugelaßen werden sölten,
schwerlich waß wirdt zu verändern sein. Zwar die adiunction der zween
von denen fürstlichen und zween von denen stättischen zu der reichsdepu-
tation ist wol ohne exempl, weiln man aber alhie in casu extraordinario
begrieffen, die protestirende stendte sehr schwirig bei diesem werck befin-
det , dergestalt daß von einiger ordinari oder extraordinari deputation nit
hören wöllen und dan dieß mittel der adiunction schon bey iüngstem Re-
genspurgischen reichstag im vorschlag gewest , so wirdt selbiges soviel
desto weeniger außzuschlagen oder zu decliniren sein, gestalt wie dan auch
bei solcher bewandtnuß, zumahl unß immitls Ewer Mayestätt allergnädig-
ster befehl vom 21. Junii , warin dieser punct zu der churfürsten und depu-
tirten reichsfürsten und stendte gutachten remittirt worden, zukhommen,
unß gegen die churfürstliche haubtsachlich dahin erclehrt, daß bei deren
also gefallenen resolutionen sönderlichs nichts zu erinneren wüsten, son-
dern unß obligen und gebühren wölle, ahn Ewer Mayestätt dhavon gehor-
sambst zu hinderpringen und dero allergnädigsten resolution zu erwarten,
wohbei die churfürstliche gutwillig acquiescirt und unser gehorsambste
relation zu beforderen gebetten, dhamit Ewer Mayestätt allergnädigste
erclehrung soviel desto ehender darüber möege zu banden gebracht werden.
[1] Summarischer inhalt der Lengericher Konferenz
Vgl. APW [ II C 1 nr. 367, E. ]
FrA Fasz. 48a, Konv. c ( Mai – August 1645 ) fol. 127–128 = Druckvorlage – Druck:
Gärtner V nr. 95 S. 423–427; Meiern I S. 504–505 ( = I 5,30 ). [ Kopie: RK , FrA
Fasz. 92 V nr. 727 fol. 282–283’; Den Haag A IV 1628 nr. 17; Giessen 204 nr. 72
S. 626–630; Giessen 205 nr. 291 S. 1588–1593. ]
Es wehren allerhöchsternante ire Kaiserliche mayestätt allerunterthänigst zu bitten,
sie zu erhaltung guter verstendtnuß und eintraglichkeit under des heiligen reichs
statibus allen ubrigen zu besagter reichsdeputation nit gehörigen fürsten und stendten
den zutritt zu angeregten friedentractaten cum iure sessionis et voti dergestalt
miltest zu erstatten, dhamit die friedensconsultationes furterhin durch die bei denen
universalibus comitiis hergeprachte drey reichscollegia demnegst gepflogen werden
möegten, auch solche Kaiserliche allergnädigste bewilligung allen und ieden chur-,
fürsten und ständten, insonderheit aber denjenigen, welche in locis tractatuum
sich noch zur zeit nit einfinden, noch ihre gesandtschafften derörten haben, mit der
angehefften commination, daß, sie erscheinen darauf oder nit, dannoch die handt-
lungen fortgestelt und daßienige, waß bey denselben durch irer Kaiserlichen mayes-
stätt hochansehenliche herrn legaten und andere bereits anweesende oder zeitlich
einkhommende chur-, fürsten und stendte oder deren gevolmächtige abgehandtlet
und geschloßen würdet, vor einen bestendigen und unveränderlichen reichsschlueß
ohnerachtet anderer entweder gar nit oder zu spath erscheinender hernegst viel-
leicht erfolgenden vermeinten contradiction geachtet und gehalten werden solte,
allergnädigst zu notificiren, iedoch solcher Kaiserlichen notification kheinen ter-
minum comparationis einrücken zu laßen, sondern einem ieden in genere ohne
determinirung einiger zeitt, solchen ehister tagen würcklich anfangenden friedens-
tractaten , ob er will, ie bälder ie beßer entweder in persohn oder durch seine pleni-
potentiarios beyzuwohnen, frey und anheimzustellen geruhen wölten.
Damit nun gleichwol vor daß zweyte immitls und biß zu übriger stendte erschei-
nung mehrgemelte tractatus ohne zeitverlierung möegen fortstellig gemacht werden,
so ist auf ebenmeßige irer Kayserlichen mayestätt genhembhaltung vor gut ange-
sehen worden, daß underdeßen die berathschlagungen von den anweesenden
churfürsten und anderen zur reichsdeputation gehörigen fürsten und ständten mit
abstrahirung des nahmens reichsdeputation zu Münstet, wohe selbsten auch vor-
gemelte drey reichscollegia hernegst anzuordtnen, angetretten und denselben noch
zween andere auß dem fürstenrath benantlichen, einer von der geistlichen und
einer von der weltlichen banck, deren election man fürsten und ständten heimb-
geben wolte, adiungirt, auch derienigen ständte gesandten, welche zu vorbedeuter
reichsdeputation gehörig und sich pro praesenti zu Oßnabrück aufhalten, von den
churfürstlichen nacher Münster vermöegt werden, zu Oßnabrück aber, umb alle
jalousie bey Schweeden zu vermeiden, die Churmaintz- und Brandeburgische
gesandtschafften zu continuirung nötiger communicationen, sowol mit den herrn
Kayserlichen dhaselbst alß auch den churfürstlichen zu ietzgedachtem Münster zu
pflegen, verbleiben und denselben zween auß dem fürstlichen collegio, nhemblich
abermals einer von der geist- und einer von der weltlichen banck, wie auch zween
auß dem stattrath beygeordtnet werden solten, allermaßen man diesfals bey aller-
höchsternandter irer Kayserlichen mayestätt mit einem absonderlichen mehr aller-
unterthänigsten bedencken einzukhommen nit unterlasen würdet, zugleich aber
dero hochansehentlichste herrn gesandten gebührlich ersucht, sie geruhen von
diesem churfürstlichen collegialschluß allerhöchstermelter irer Kaiserlichen maye-
stätt zu gewinnung zeitt und mehrer der sachen beschleunigung fürderlichen
bericht zu erstatten und ahn ihrem hohen ort die Kaiserliche allergnädigste ad-
probation darüber ohnbeschwerdt zu befürderen.