Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
182. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Juni 29
Münster 1645 Juni 29
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( April – Juni 1645 ) fol. 184–184’, 195–195’ =
Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 V nr. 714 fol. 222–223 – Kopie: Den Haag
A IV 1628 nr. 17; Giessen 205 nr. 264 S. 1429–1433 ( unter 1645 Mai 29 ) – Druck:
Gärtner V nr. 39 S. 186–189 ( unter 1645 Mai 29 ).
Präzedenzstreit zwischen den kurfürstlichen Bevollmächtigten und dem venetianischen Botschafter
bei Einzug Longuevilles.
Wir haben nr. 175 erhalten. Darauf wir dann, und sovil der zwischen den
churfürstlichen und dem Venetianischen pottschaffter wegen einbeglait-
tung der erwartenden neüen Spanischen und Franzößischen plenipo-
tentiarien entstandenen praecedenzstreitt anlangen thut, allerunderthe-
nigist nit verhalten sollen, das dise sach inmittlst, weil der duca di Longa-
villa vor denn Spannischen in der nachend angelangt, sehr starckh und
zwar anfangs allein undter der handt negociert, auch entlich durch herrn
nuncium selbst an uns gelangt, wir auch daher und auf der churfürst-
lichen begehren uns der mittlung umb etwas ze undterfangen benöttigt
worden. Da es aber zuletst fast dahin ausschlagen wöllen, inmassen die
erclärungen von dem Venetianischen ambasciatoren bereits ergangen
waren, das wir besorgen müessen, es möchte nit allein sein mediation
genzlich underbrochen, sondern auch dardurch die haubttractaten selbst
nit wenig verhindert und schwärer gemacht werden, allermassen beede
theil uf iren praetensionibus ganz unbeweglich verharret, und vor irem
standt nit ze weichen sich vernemmen lassen, dessen mehrern verlauff
Ewer Kayserliche Mayestät aus dem beygelegten extract protocolli aller-
genedigist anzuhören geruehen wollen. So hat zuletst herr nuncius das-
ienig medium, so von allererst durch uns ime repraesentiert worden, das
nemblich hinfüro dergleichen entgegenschickhungen der wagen allein von
dennihenigen gsandtschafften, aus welcher corpore oder verwandtschafft
die neüankommende gesandten weren, geschechen, von anderen aber
allerdings undterlassen werden solten, vor die handt genommen und mit
denen Franzosen solchergestalt ze handlen angefangen, das sie notlich
darein gewilliget, und also der bemelte herzog von Longavilla sich aller
entgegenschickhung von andern gesandtschafften begeben und allein
mit seinen collegis, seinem und der irigen hofstatt den einzug zu halten
erclärt, doch das im übrigen gleich anderen die soldatesca im gewehr
ufwartten und die stugckh zu ehren gelöst werden solten. Dessen seint
nun die Spanische iresortts auch zufrieden, und hat also hiemit dise streit-
tigkeit umb sovil etwas erlödigung erlangt, wiewol nit zu zweiflen, das
die zwischen denn churfürstlichen und dem Veneto gegeneinander ge-
wexlete protestationes und declarationes nit geringen widerwillen erweckht
haben werden.
Mehr besagter herzog hat sich nun etlich tag zu Walbeckh, negst bey hie-
siger statt gelegen, aufgehalten und heüt alherkommen sollen, weiln aber
etwas regenwetter eingefallen, ist der einzug vermitten bliben, und ver-
nemmen wir, das der Schweedische plenipotentiarius Oxenstern sich da-
selbst auch bey ime eingefunden hab.
Sonsten ist in den haubthandlungen bißher nichts vorgeloffen, weil die
churfürstlichen sich entschuldiget, das sie laut unserer iungsten relation
die nach Lengering veranlaste zuesamenkonfft vor erfolgter einbeglaittung
dess von Longavilla nit zu werckh sezen köndten, dabey wir es dann sovil
mehrers haben verbleiben lassen müessen, dieweil gleichergestalt auch die
andere fürsten und ständt oder deren pottschafften sich bißher wider ver-
trösten super modo consultandi nichts erclärt haben.