Acta Pacis Westphalicae II A 2 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 2: 1644 - 1645 / Wilhelm Engels mit einem Nachtrag von Karsten Ruppert
152. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1645 Mai 11
Münster 1645 Mai 11
Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 49a, Konv. A ( April – Juni ) fol. 82–83’, 107–108, praes.
1645 Mai 26 = Druckvorlage – Konzept: ebenda Fasz. 92 IV nr. 663 fol. 760–762 –
Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen 205 nr. 208 S. 1041–1048 – Druck:
Gärtner V nr. 18 S. 59–64.
Ablehnung des bayerischen Waffenstillstandsangebots durch Mazzarini. Bisher keine Sonder-
verhandlungen mit Hessen-Kassel. Weigerung der Gegner auf Herausgabe der Propositionen vor
Ankunft der Reichsdeputation. Die Schweden wollen mit Servien allein nicht verhandeln. Nachricht
über schwedische Bedingungen vor Eintritt in die Hauptverhandlungen: Aufhebung aller neuen
Elbzölle, freie Religionsausübung in den Erblanden, die Restitution der geistlichen Güter soll nicht
zur Sprache kommen, Fallenlassen Dänemarks, Parität beider Religionen im Kurfürsten- und
Fürstenrat.
Wir haben die Weisungen vom 19. und 26. April
Am 19. April übersandte Ferdinand III. seinen Gesandten in Münster einige Schreiben betreffend
den dänischen Sonderfrieden mit Schweden. Ausfertigung: Den Haag A IV 1628 nr. 37 (mit
Beilagen) – Kopie: RK , FrA Fasz. 92 IV nr. 659a fol. 716. Beilagen: A Kf. Johann Georg I.
an Ferdinand III., Dresden 1645 Februar 26/März 8. Kopie: RK , FrA Fasz. 92 IV fol. 715
(weitere Kopie: Giessen 205 nr. 204 S. 1017–1018) – Druck: Gärtner IV nr. 106
S. 428–429. B Kg. Christian IV. an Kf. Johann Georg I., Friedrichsburg 1645 Januar 31/
Februar 10. Kopie: RK , FrA Fasz. 92 IV fol. 717–720 (weitere Kopie: Giessen 205
nr. 205 S. 1019–1027) – Druck: Gärtner IV nr. 76 S. 315–321. C Ferdinand III. an
Kf. Johann Georg I., Wien 1645 April 19. Kopie: RK , FrA Fasz. 92 IV fol. 721–725
(weitere Kopien: ebenda Fasz. 48c fol. 142–146; Giessen 205 nr. 206 S. 1027–1039) –
Druck: Gärtner IV nr. 182 S. 785–792. Ein gleichlautendes Schreiben ging an Lamberg
und Krane. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 48b fol. 93–93’, praes. 1645 Mai 12 – Kopie:
Giessen 205 nr. 203 S. 1016–1017 – Druck: Gärtner IV nr. 181 S. 784–785. Die
Beilagen fehlen bei der Ausfertigung. – Die Weisung vom 26. April = nr. 141.
beiliegenden Protokoll ist vor das erste anzehören, das wir zwar in puncto
armistitii negst zuvor [mit] denn Spanischen plenipotentiariis hierüber gehal-
tener conversation, folgendts mit denen Churcölnischen und Churbayri-
schen deputatis in berathschlagung getretten, aber von dennselben bericht
worden, das uf ir deßwegen alhie und irentwegen per nuncium apostolicum
zu Pariß beschechene anzettlung von dem cardinal Mazzarino ein ganz
runde abschlägige resolution erfolgt und darauf kein hoffnung nit ze ma-
chen wer. Also das dessentwegen etwas ze handlen, weder von ermelten
churfürstlichen im wenigisten nit mehr gesuecht würdt, noch sonst einige
eröffnung darzue erscheinen thuet .
So geben zum anderen unsere relation und protocolla vom 27. Aprilis
Siehe [ nr. 142. ]
erkennen, mit was behuetsambkeit die von denn churfürstlichen deputatis
eingerathene frag wegen der assistenz gegen denn protestanten in puncto
gravaminum religionis an die Franzosen gebracht worden.
Sonsten haben biß daher die Hessen Casßlische deputati sich nit vermercken
lassen, einige particulartractaten gegen uns zu suechen, da aber dergleichen
geschechen oder sonst ir intent dahingestelt ze sein vermerckht werden
solte, wöllen Ewer Kayserliche Mayestät allergenedigisten bevelch wir
gehorsamist nachsezen und dißorts an uns nichts erwenden lassen.
Wir haben auch biß daher einige specialproposition uf Ewer Kayserlichen
Mayestät seiten nit hinaußgeben, sondern uns in den schrancken gehalten,
das vorderist die gegentheil sich auf die unserig erclären und mit irer gegen-
proposition heraußgehen solten. Was sie aber bis daher beharrlich für auf-
züglicheiten gesuecht und noch uf dise stund suechen thuend, das geruchen
Ewer Kayserliche Mayestät abermaln aus obangezogener continuatione
prothocolli mit allen umbständten allergenedigist anzehören. Da wir zwar
vermeint und in hoffnung gestanden, die herren mediatores wurden negst
abermaliger für augenstellung unserer information bey denn Franzosen
etwas mehrere apertur erhalten haben. Die haben uns aber heüt dato anzei-
gen lassen, das sie nicht fruchtbarlichs heten verrichten mögen, sondern
es entschuldigten sich dieselben, das es nit an inen gelegen were, wolten
aber nichtsdestweniger nit zugeben, das man die schuldt denn Schweeden
zuemessen solt, sondern begerten, man solt noch umb dess gemeinen
bestens willen bis uf ankonfft der reichsdeputation zuwartten. Es were von
denn Kayserlichen zu Oßnabrugg der vergleittungspunct mit denn mediat-
ständten bis dahin verschoben, also müeste man zuwartten, was darauf
möchte geschlossen werden. Herr nuncius aber vermeint, es gehe disen
Franzößischen plenipotentiariis an der instruction ab, und seyen sie weitern
bevelchs von Pariß gewärttig. Wir halten es darfür, es hab sie die alhie von
Ewer Kayserlichen Mayestät und dess reichs under der churfürstlichen
durchlaucht zu Bayrn feldthaubtmanschafft stehendem kriegshör wider den
marschalckh Tourenne in Francken erschollene victori
Sieg des bayerischen Feldmarschalls Franz Frhr. von Mercy ( gest. 1645 ) über Turenne bei
Herbstbauten in der Nähe von Mergentheim am 5. Mai 1645, hierüber vgl. F. W. Barthold II
S. 509f. und H. Lahrkamp , Jan von Werth S. 153ff. Über Mercy vgl. ADB XXI ( 1885 )
S. 414–419 und NBG XXXV ( 1865 ) Sp. 45f.
Der Allmächtig woll noch ferrer sein genad geben, das diser feindtlichen
parteyen hochmüettige gedancken gestürzt werden.
Neben deme aber ist uns von dess Servients verrichtung zu Oßnabrugg dise
weitere geheime nachricht zuekommen, das die Schweedische plenipoten-
tiarii mit ime nichts haubtsächlichs heten tractieren wöllen, es gescheche
dann mit zuthuen dess d’Avaux. Und ob er wol zu verstehen geben, sie
werden mit ime konfftig allein handlen müessen, weil ime mit negster post
ein absönderliche vollmacht zuekommen wurde, so heten sich doch die
Schweeden dessen nichts irren lassen, sondern hett er mit disgusto von
Oßnabrugg abraisen müessen und were dahin entlich verabschiedet wor-
den , das zu ende diser wochen der Salvius alherkommen solt.
Undter anderen sachen die proposition betreffend were an handt geben wor-
den , das man zu keiner haubttractation vorschreiten solte, es heten dann
erstens Ewer Kayserliche Mayestät alle neüe zollaufsöz an der Elb durch
Kayserliche decreta cassiert und aufgehebt; zum anderen ein durchgehende
gewissensfreyheit im religionsexercitio in dero erblanden bewilligt; zum
driten, das uf ein gewisse jaracht von einiger restitution der geistlichen
güetter ausser dem standt, wie die iezt seint, nit solle geredt werden; zum
vierten, das man sich dess Dennemarckischen interesse bey disen fridens-
tractaten genzlich entschlagen, zwar aber der Hansestätten deputatos umb
ablegung irer contra Dennemarckh in puncto liberae navigationis habender
gravaminum anhören solt; zum fünfften, das man bei der reichsdeputation
im chur- und fürstenrath paritatem votorum utriusque religionis fundieren
und selbige anderst ad tractatus pacis nit admittieren soll. Was nun dises
alles vor weitläufftige disputationes abgeben, und ob man bey solcher
beschaffenheit iemaln zu einigen haubtsächlichen tractaten werde gelangen
mögen, das würdt die zeit lehren, und wollen wir uf dess Salvii actiones,
wann er alherkommen solt, unser wachtsames aufsechen ze haben unver-
gessen bleiben.
[1] Extractus protocolli
Der Bericht Nassaus und Volmars an Lamberg und Krane vom 9. Mai 1645 ( Konzept: RK ,
FrA Fasz. 92 IV nr. 661 fol. 744–746 – Kopie: Den Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen
204 nr. 16 S. 73–83; ebenda 205 nr. 195 S. 960–970 – Druck: Gärtner V nr. 12
S. 41–47 ) ist eine Zusammenfassung des Protokolls vom 9. Mai.
Konv. A ( April – Juni 1645 ) fol. 84–99 – Druck: Volmar S. 159–166. [ Kopie: Den
Haag A IV 1628 nr. 37; Giessen 205 nr. 196 S. 970–990 ( Mai 4, 5 ) und nr. 209
S. 1049–1068 ( Mai 6–10 ).]