Acta Pacis Westphalicae II A 3 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 3: 1645 - 1646 / Karsten Ruppert
3. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1645 Dezember 1
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Münster 1645 Dezember 1
Eigh. Ausfertigung: RK , FrA Fasz. 50a, Konv. A fol. 18–19.
Zweifel an der Anreise der niederländischen Gesandten. Bayerisches Drängen auf schnel-
len Abschluß. Entschädigung Brandenburgs. Achte Kur, neunte Kur für Österreich. Span-
nungen unter den kaiserlichen Gesandten. Nachrichten über möglichen Aufstand in Paris.
Zu meiner vorgestrigen hieherkhunfft hab Euer Kaiserlichen Majestät
allergnädigstes handbriefl vom 7. dits von dem Volmar, zum abendt das
vom 17. von der post allergehorsamst empfangen.
Über den inhalt dessen vom 7. werde ich itzo umb 10 uhr vormitags mit
deme conte de Peneranda
thuen lest, die tractaten allerseits zu befürdern. Das grösste obstaculum
scheint von Hollandt zu sein, die stellen sich nicht dergleichen, das sie her-
schikhen , sondern vilmehr ihre victorias prosequiren wollen, unndt ohne
sie khünen die Franzosen sich in khein tractat einlassen mit Spanien. Das
vom 17. ist von schwären considerationen, hab noch nicht alleß diszif-
feriren khünen. Ich werde aber alles auch heut mit merehrn von
vorgedachtem conte de Penneranda, weil der aviso von ihm herkhombt,
vernemen khünen; etwaß ist gewiss daran, aber vil gibt mir der discurss.
Aines ist gar schwär voreinander zu bringen; Churbayern wil, man sol
strax extremum offeriren; ratio wil, man sol per gradus gehen: bey deme
ersten ist der verlust der zeit unndt die gefar einer anderen campagna, bey
dem andern hindangebung dessen, so man etwan noch erhalten khündt, zu
besorgen. Offerenda forsitan (ad postulata Gallica), quae non contemnenda
sunt et quaedam re[se]rvanda [?], wan nur Churbayern wolte gedult haben.
Alß ich gerstert abendts den bischov von Oßnabrugkh
Franz Wilhelm Gf.v. Wartenberg (1593–1661), kurkölnischer Hauptgesandter, 1621
Obersthofmeister in Kurköln, 1625 Bf.v. Osnabrück, 1629 Bf.v. Minden, 1630 Bf.v.
Verden, 1641 Koadjutor in Regensburg (Bf. 1649), 1645 apostolischer Vikarv. Bremen;
vertrat neben seinen eigenen Stiftern die Stifter Kf. Ferdinandsv. Köln und die Stifter
Augsburg, Chur, Eichstätt und Regensburg (vgl. APW III D 1 S. 359). Zu Wartenberg
vgl. ADB XLI S. 185ff. ; NDB V S. 365 ; A. Knoch und besonders sein während des
Kongresses geführtes Diarium (demnächst APW III C 3,1–2).
privatvisita restituirt, hat er von der ersezung Pomern
burg geredt und selbst gesagt, die catholischen geistlichen stendt werden
nicht wollen waß Brandeburg von stifftern überlassen, sondern es würde
auf ein stukh von Schlesien fallen. Hab ich strax replicirt, das wär ein
unbillichs zumuten, das man Euer Kaiserliche Majestät alleß auftringen
wolte, dergestalt khündten wir durch den khrieg nicht mehr verlieren, alß
unß die freindt wolten abtringen: tenuit.
Ich verspüre wol, die reichsstendte werden in octavum electorem
sentiren . Wir wollen zusehen, wie das werkh lauffen wirdt unndt ohne not
oder vergebniß Euer Kaiserlichen Majestät khein odium aufladen. Den
neundten electoratum aufs hauß Osstereich zu bringen, halte ich unmüglich
der zeit zu sein.
Waß müglich ist, bit ich alleruntertenigst in claris zu befelchen, die ziffer
sol mir ein schlag verursachen. Es ist nach mir khein post verloren wordten.
Wil bey khünfftiger ordinari ein extensionem der ziffer allergehorsamst
einschikhen. Vor etlich wochen hab ich zu Linz
jestät im geheimen rath
andern Kayserliche plenipotentiarii disgustirt werden. Prikhlmayr
sprach vor den Volmar. Hiebey empfangen Euer Kaiserliche Majestät den
einschluss, darauß sie sehen, das ichs nuer gar zu wol eraten. Ich wil mich
nicht allein, das ichs wisse, nicht merkhen lassen, sondern gewiss khein
passion im herzen nutriren, Deo et Caesari vindictam relinquam ipsi retri-
buent .
Die foglieti von Rom, bekhom ich schon recta von dort hero. Das von
Pariß de 21. Oktobris ist besser alß das vom 14. : Die bürger zu Pariß
khouffen vil waffen in ihre heuser, villeicht wollen sie einmal vesperas
Sicilianas vindiciren zu Pariß.