Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
337. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Bruck 1646 September 10
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Bruck
Ausfertigung (H.): TA Ka. 124 Teil II fol. 55 = Druckvorlage – Konzept: RK KrA Fasz. 162
fol. 159.
Briefwechsel mit Kurbayern über Abreise Trauttmansdorffs vom Kongreß, französische Satis-
faktion , mögliche Fortschritte.
Hinweis auf Beilagen.
Beilagen A – B zu nr. 337
Beilage A zu nr. 337
Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., München 1646 September 3. Ausfertigung: RK
KrA Fasz. 162 fol. 142–144’, 146–146’, PS fol. 145 = Druckvorlage – Kopie
Teil II fol. 57–60’.
Obwohl sich mein Hofkammerpräsident Mändl zu Verhandlungen am kaiserlichen Hof aufhält,
kann ich nicht umhin, weil er mir unter anderem berichtet hat, daß Euer Mayestät anstehn
wollen und schier albereit resolvirt weren, ihren obristen hofmaister bei der schlechten hoff-
nung , die man von den friedenstractaten hat, widerumb abzuefordern, deroselben hiemit
durch beyligenden extract in underthenigkeit zu communicirn, waß ich von meinen gesand-
ten zu Münster eben bei ieziger ordinari bericht worden, auß welchem Euer Mayestät, wie
sie von den ihrigen ohne zweifel ebenmessig nachricht haben werden, gleichwol sovil abzu-
nemmen haben, daß sich nit allein zu vergleichung der religionsgravaminum und veraini-
gung der stendt mit Eur Mayestät als deß Reichs oberhaubt, sonder auch mit den Franzosen,
und durch vermitlung derselben auch mit den Schweden, newe apertur zu einem schluß
erzaige, indem sich dieselben gegen denn mediatoribus selbsten außtruckhlich und iterato
erkhlert und hoch contestirt haben, daß sie nit allein von ihrem begern der im Elsass gele-
genen reichsstätten, sonder auch von der linea communicationis weichen und, sovil die cron
Franckhreich und deren satisfaction belangt, schliessen wellen, wan ihnen nur noch die pro-
tection und guarnison in der vestung Philipsburg gelassen und bewilligt wirdt.
Und obwohln sie sich von den Schweden zu separirn und, was dergestalt mit ihnen ge-
schlossen wirdt, noch dermaln zu signirn bedenckhens tragen, so erbiethen sie sich doch
benebens gegen den mediatoribus, über die ihr endtliche erclerung solche assecuration zu
thuen, daß man an ihren wortten zu zweiflen khein uhrsach haben, sonder zu geniegen
versichert sein solle. Wollen auch sy, die Französischen plenipotentiarii, alle drey miteinan-
der gehn Osnabrugg raisen und die Schwedischen gesandten zu gleichmessiger schliessung
deß fridens nach miglikeit disponirn und, wan ia denn Schweden derzeit noch den friden zu
machen nit gelegen sein solte, alßdan nacher Pariß ihrem könig alles weiter berichten und
sechen, wie auch ohne die cron Schweden an seiten der cron Frankhreich ein andere resolu-
tion zu hoffen und der friden mit Franckhreich allein zu erheben.
Waß sich nun die Französischen dergestalt gegen den mediatoribus erkhlert, daß haben sie
auch gegen meinen gesandten umbstendig widerholt und ebenmessig contestirt. Und ob-
woln nit ohne, daß man vor disem schon erfahrn und daher uhrsach hat anzusehn, ob sich
auf ihre wortt und erclerung zu verlassen seie, so ist aber gleichwol darneben zu erwegen, in
waß fir einen ublen und gefehrlichen standt daß Römische Reich gerathen und waßgestalt
auch nit allein mir, wie Euer Mayestät ich vor disem öffters durch meine abgeordnete und
schreiben ausfierlich zu erkhennen geben und hiemit nochmalß semel pro semper widerholt
und contestirt haben will, die nothwendige mittel zu weiterer continuation des kriegs genz-
lich entgehn, sondern auch andere chur-, fürsten und stenndt vermög ihrer täglich einlan-
genden lamentationen sich mit der impossibilitet ebensowol entschuldigen und deßhalber
auf die augenscheinliche notorietet und erfahrung beziehen, waß auch uber diss alles Euer
Mayestät erb- und meinen lannden für newe gefahr durch iezigen, der feindt vorbruech
zuewaxe und daß dem allem nach einmahl hechstens vonneten, khein ainzige apertur zum
friden, obschon dieselbig etwas ungewisßheit in sich halten möchten, zu verabsaumen, son-
der vilmer alles zu versuechen, alß durch verwerffung ihrer ferneren vorschlägen und be-
gern von den tractaten außzusezen oder sonsten in einicherlei weiß denn widerigen cronen
zum bruch anlaß zu geben. Und scheint bei mir gar vermuetlich zu sein, daß die Franzosen
zu diser ihrer resolution und gethanen erclerung darumben bewögt worden, weil ihnen ihr
vorhaben nit allein in Italia vor Orbetello, sonder auch im Niderlandt dergestalt, wie sie
verhofft, nit angangen ist, sonder neben dem daselbst erlittnen grossen schaden noch in
sorgen stehn miessen, ob nicht die treves zwischen der cron Spannien und denn Hollendern
ehender, alß ihnen lieb ist, endtlich verglichen und geschlossen werden mechten.
Ich stell derowegen zu Euer Mayestät hochvernunfftigen nachgedenckhen, waß es den fri-
denstractaten für einen stoß geben wurde, wan dieselben ihren obristen hofmaister eben
aniezo, da sich die Französischen plenipotentiarii so starckh und austruckhlich ercleren, fir
ihr satisfaction über daß, waß ihnen bereit anerboten worden, weiter nichts zu begern, wan
ihnen allein noch mit der protection und guarnison über Philipsburg wilfahrt werde, von
Münster ab- und zu dero hofstatt abzefordern, und ob nit eben daßjenig, waß Eur Mayestät
vor disem öffters von mir in gethreuer wolmainung erinnert worden, heraußkhommen
wurde, daß nemblich alle bißhero nunmehr sovil jahr zue erhebung des so hochnothwendi-
gen und von meniglich mit seiffzen erwarttenden fridens angewendte müehe und arbeit auf
einmahl zu boden fallen und die schuldt dessen Euer Mayestät vorderist zuegemessen wer-
den mechte. Gleichwie aber dieselben sich bißhero in mehr weg rhuemblich uberwunden
und dem friden durch allerhandt mittl eüfferig nachsezen lassen, also zweifle ich ganz nicht,
will auch Euer Mayestät hiemit in underthenigkeit ersuecht haben, sie wollen dero obristen
hofmaister gemessen auftragen, daß, weil er doch mit seiner bekhantden sorgfalt die sach
mit denn Franzosen und andern so weit gebracht habe, er auch denn noch übrigen tractaten,
bevorab uber die von denn Franzosen erst jungstlich erfolgte categorische resolution
wartten und eher nit, biß gleichwol alle hoffnung zu dem friden verlohren und ihme von
Euer Mayestät weitere expressbevelch deß abraisens halber zuekhommen ist, abraisen, son-
der auf diss der Franzosen erbietten daß werckh mit der cron Franckhreich so weit fangen
und einrichten solle, damit aufs wenigist mit ieztbesagter cron und durch dero plenipoten-
tiarien anerbotne vermitlung, auch mit der cron Schweden deß fridens halber mit dem Rö-
mischen Reich ein schluß gemacht und die tractaten zue einem endt gebracht werden.
Wie es dan meines unmaßgeblichen ermessens bei iezigen laidigen zuestandt des Reichs mit
der auf Philipsburg von den Franzosen praetendirten protection und guarnison desto weni-
ger bedenckhen geben solle, daß selbige auf die obangezogne conditiones und anerbietten
zu bewilligen, weil ich von meinen räthen alberait bericht bekhommen, daß es zwischen der
cron Franckhreich und Churtriers liebden schon ein verglichne sach, und die Französische
plenipotentiarii selbsten gar den dariber aufgerichten originalvergleich meinen abgesandten
vorgewisen, welches die Trierischen gesanndten in dem curfirstlichen collegio, alß man dar-
von deliberirt, offentlich vorgebracht, bekhent und den beifahl von denn übrigen curfirstli-
chen gesanndten bereit erhalten haben
Vgl. [ nr. 317 Anm. 1 ] .
andern zwen reichsräth, daß ist der fürsten- und stättrath, nachricht bekhommen, daß sye
sich ebenmessig darzue verstehn und den lieben friden wegen dises ainzigen orths, welches
Euer Mayestät gesanndten vor diesem, umb Preisach dardurch zu erhalten, ohnedaß schon
offerirt haben, lenger nit aufziechen und endtrathen werden wollen, bevorab weil sie vor
disem, alß mit Philipsburg denn Franzosen das anbott absolute geschechen ist, gar nit ge-
fragt worden, iezt aber, da die Franzosen dieselb allein besazungsweiß begern und ire postu-
lata darmit zu beschliessen sich außtruckhlich ercleren, auch die stenndt zu disem mitl
selbst rathen, allererst difficulteten gemacht werden solten.
Es wirdt derohalben, doch ohne masßgebung, die unumbgenckhliche notturfft erfordern,
daß Euer Mayestät dem grafen von Trautmanstorf, weil sich derselbig mit dem defectu deß
gewaldts entschuldiget, aufs firderlichist nothwendige instruction und bevelch, wan er in-
mittelst dergleichen noch nit empfangen hette, wegen Philipsburg zuekhommen lassen und
bei dieser neuen apertur abermal tentirn und versuechen, ob denn Französischen gesanndten
rechter ernst sey oder nit, weil doch alles anerbietten unverbindtlich und ohnedaß dahin
angesechen und conditionirt ist, daß, wan die Französische plenipotentiarii den friden her-
gegen mit dem Römischen Reich nit schliessen, auch halten und volziechen, waß sye sich
obverstandtnermassen anerbotten, auch disseits die offerta unverfenckhlich sein sollen. Und
stiende zu hoffen, wan man zum wenigisten mit denn Französischen sich dergestalt verglei-
chen und ihren begehrn deferiern wurde, sie mechten alßdan ihre hostiliteten gegen dem
Reich nit also, wie man iezt sicht, continuirn, sonder ire mit denn Schweden und Hessen
coniungirte völckher ab- und zurukhziechen und dardurch die gefahr mit Euer Mayestät
erb- und meinen lannden auch leichter werden.
Sonsten vernimbe ich auch auß meiner Münsterischen räth uberschickhten berichten, daß,
obwohln auß denn protestierenden etlich mit deme, waß ihnen von Euer Mayestät commis-
sarien angebotten worden
mehrere thail, den andern nit allerdings beistimben, sonder mitiora consilia fiehren und
sogar die zu Münster anwesende protestierende gesanndte denen zu Osnabrugg ire widersi-
nige vorschleg und petita wider zuruckhgeschickht haben und es gleichwol iezt an deme
seye, waß die Lengerisch zusammenkunfft endtlich schliessen und mit sich bringen werde,
dessen dan, wanß nit immitelst schon erfolgt ist, noch zu erwartten sein wirdt .
Allein trag ich die beisorg, wan der graf von Trautmanstorf so starckh, wie er biß daher
gethan, under andern conditionen auch auf diser, daß man ohne die cron Spanien den friden
zwischen dem Römischen Reich und der cron Franckhreich nit schliessen khindt noch
welle, bestehn solte, daß die protestierenden, wie sie sich neben denn Schwedischen albereit
hin und wider vernemmen lassen, hierdurch noch mehr disgustiert und, indem man diesel-
ben zu gewinnen und auf dise seitten zu bringen verhofft, vilmehr abalienirt und sich ires
allzugrossen vortls noch mehr zu bedienen anlaß mechte gegeben werden, zwar umb sovil
mehr, weil Euer Mayestät vor disem schon bericht worden, waßgestalten in allen drey
reichsräthen der einhellige schluß ergangen, wan zwischen beeden cronen Spanien und
Franckhreich uber die angewendte bemiehung dermalen der friden je nit zu erheben sein
wurde, daß die stenndt des Reichs den friden mit Franckhreich absonderlich ze schliessen
fir rhätlich und nottwendig halten, von welchem gemainen schluß ich mich dan auch nit
hab und künfftig nit würde separirn khinden.
Ich geleb also der zueversichtigen hoffnung, Euer Mayestät werden dero obristen hofmai-
ster nit allein noch zur zeit nit abfordern, sonder auch demselben wegen Philipsburg und
anderm die notturfft aufs firdersambst anbevelchen, damit sich die handlung, insonderheit
bei oberzelten neuen apertur, wegen mangl des gewaldts nit steckhe. Militaria.
PS Ich habe bei demjenigen, waß ich in disem haubtschreiben wegen des fridens zwischen
beeden cronen Spania und Franckhreich angezogen, noch disß erindern wollen, daß Euer
Kayserliche Mayestät sich vor disem in einem handtbriefel gegen mir gnädist erclert, daß
sie, da besagter friden zwischen Spania und Franckhreich sobaldt nit zu erheben sein wurde,
deßhalber den friden im Römischen Reich nit aufziehen noch weniger verhindern, sonder
nichtsdestoweniger schliessen wollen.
Wiewol ich nun ausser allen zweifel stell, Euer Mayestät werden bei solcher mainung auch
nochmals bestendig verbleiben, in gnädigster erwegung der reichsfeindten grossen krigs-
macht und in handen habender und ie lenger, ie mehr erlangender vilfeltiger vorthln, entge-
gen aber an seithen deß Reichs aller orthen ermanglenden genuegsamen resistenz und de-
fensionsmitl , wie ich dan ainmahl bei diser annahenden gefahr nunmehr nit zu helffen noch
die mitl zu finden waiß, mich und meine landt gegen solchen mechtigen feindten zu beschi-
zen und zu erretten, zu geschweigen, den krieg erst noch lenger hinauß vortzusezen, so hab
ich doch nit underlassen wollen, Euer Mayestät obangezogner irer erclerung hiemit und
zwar darumb in disem postscripto in gehorsamister wolmainung zu erindern, weil sie mir
vor disem gnädigst angedeit, daß wenig auß der rhäten etwaß darvon wissen, derwegen ich
bedenkhen gehabt, in dem haubtschreiben, welches in der rhät und andre hendt khomen
möcht, waß dergleichen zu melden.
Beilage B zu nr. 337
Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, Bruck 1646 September 10. Kopie: TA Ka. 124
Teil II fol. 72–75 = Druckvorlage – Konzept: RK KrA Fasz. 162 fol. 151–157.
Rezepisse auf Beilage A. Unnd soviel nun erstlichen die abforderung meines obersten hofmai-
sters betreffen thuet, so hat derselbe ein solche selbsten nie verlangt, es were dann, das vor
dißmahl einziger schluß weder mit Franckreich, weder mit Schweden noch auch den prote-
stierenden selbsten nicht zu hoffen were. Würdt sich nun einzige realapertur bey einem oder
anderm geben, so können Euer Liebden sich versichert halten, das er seinen abzueg von
dannen nicht nemmen würdt. Da es auch dahin komen solte, daß in entgehung der friedens-
hofnung vor dißmahl er von dannen abziehen thette, so hab ich doch die verordnung ge-
than , das meine andere gesandten von den friedenstractaten nit außsezen, sondern, so guet
alß ihnen hierzue die occasion an die handt komen werde, continuiren sollen. Unnd können
Euer Liebden leichtlich erachten, das, zu wehme die Franzosen und Schwedischen, wie auch
die protestirende, die bißhero ihnen gethane so starcke oblationes mit aller so vieler Kayser-
licher , königlicher, chur- und fürstlicher abgesandten darunder gebrauchten fleiß nicht dis-
poniern können, meines obristen hoffmeisters praesenz nicht bringen würdt, sondern es
werden die gegentheil ein für allemahl den lauff der waffen unnd ie mehrers zuwartten, ie
mehr man profitiert, das einzige resistenzmittel im Reich nicht mehr ubrig seindt.
Soviel Philipßburg anlangt, verhalte ich Euer Liebden nicht, das obschon zu seiner zeit de-
renthalben ein solche resolution erfolgen kan, das hiran der frieden mit billigkait nit hafften
soll, so finde ich doch die von den Französischen gesandten auffs new an die handt kom-
mene apertur zumahlen nit also beschaffen, das sy einzige erklerung noch derzeit hirüber
meritierte, alß welche das friedenswerck nit befürdern, wohl aber Churtryers liebden und
den Franzosen ursach leicht geben kan, eben dasienige mit dem erzstifft und churfürsten-
thumb Tryer, alß waß mit dem stifft Speyer geschehen, vorzunehmen.
Soviel meiner abgesandten relationes mit sich bringen, so erscheint nit allein, das die Schwe-
den einzige inclination zum frieden nicht haben, sondern es gestehen die Franzosen selbsten
ein solches, indeme sie diejenigen wollen sein, so die Schwedischen erst hierzue zu disponi-
ren haben, zu was aber die Französischen ministri die Schwedischen bißhero in dieser gan-
zen friedenshandlung disponirt, auch in sachen, wo erz- und stiffter und die religion
selbsten auf einmahl zu grundt gehen müssen und wo sie so kümmerlich von den catholi-
schen darumb so angeflehnet worden, das ist menniglich bekandt. Ich siehe alzeit nicht,
warumb die Französische ministri anyzo ein mehrere authoritet bey den Schwedischen, die
sie wegen der Holendischen treves wie auch andern nit allerdings gueten succeßen mehrers
alß nie derselben vonnötten haben, sich arrogiren und eines fruchtbarlichern effectus ihrer
officiorum alß vor diesem bey ihnen getrosten köndten.
Unnd ob sy schon vermeldten , daß, wann ihre officia bey den Schwedischen nicht verfan-
gen solten, sie zu der königin in Schweden selbsten den Saint Romain schicken wolten und
würcklich schickten, so ist doch leichtlichen zu erachten, und es bringens der Schwedischen
actiones, dero intercipierte schreiben und des Oxenstern zu Oßnabruck selbst eigne betro-
hungen und bekandtnußen gnuegsam mit sich, das keine andere consilia zu Stockholm ge-
führt alß zu Oßnabruck exequirt werden, dahero eben von der königin ein mehrers nit alß
von den gesandten zu hoffen. Das man aber erst hernach den recurs wider nacher dem
Französischen hof will nemen, zaigt übrigs, das annoch die cron Franckreich zum frieden
allein und zur Separation von den Schweden eventualiter nichts resolviert ist, sondern alß-
dann erst deliberieren will, was zu thun seye, also alles dasiehnige, was von den Franzosen
aufs new angebracht, noch zur zeit lehre und solche wort seindt, so vor dem frieden kein
mehrern nachtruck, sondern in sich allein dieses absehen haben, das, nachdem die Franzö-
sische ministri vermercken, das ihre bißhero geführte actiones allen ihren den catholischen
gegebenen contestationibus e diametro zuwidergeloffen unnd dahero die catholischen zu
engerer zusamensezung unnd eussersten resistenzmitteln nicht allein inclinirter sehen, son-
dern auch in sorgen stehen, es möchten etliche der protestirenden selbsten auffs newe sich
zu den catholischen schlagen, also selbe von dergleichen divertieren und abhalten mögen;
solten aber die gegenthail ia andere fines bey ihren sincerationibus haben, so würdt sich
baldt mehrere realitet zaigen.
Ich will mich endtlich nicht versehen, das einziges von den stendten gemachtes conclusum
den verstandt solle haben, das man die cron Spanien von diesem frieden ausschließen und
ohne dieselbe den friedt machen solle, dann negst dem, das vorderist ich und dann viel
andere stendte darmit sich nicht binden lassen wurden unnd wir laider alle viel weitter alß
die cron Spanien vom frieden seindt, so ist ja bekandtlich, das eben das friedenwerck mit
dem Reich bey Franckreich nichts mehrers alß die wegen der treves mit den staaden von
Holandt habende sorg befürdert und niemandt noch so weith bey diesem punct im frieden
komen alß eben die cron Spanien. Solten sie vermercken, das man sy wolle ausschliessen,
welche doch ihrerseits ohne das Reich nit begert friedt zu machen, so werden consilia und
mittel auch ihrerseits nit manglen, die dahin gehen, das sie sich dißortts nit praeveniern
lassen, sondern mit dem friedenschluß unns vorkomen, also aller kriegslasst dem Römi-
schen Reich allein ob dem halß bleiben möchte, welches, wie gefährlich es beeden unsern
heußern in Teuschlandt fallen würde, bey Euer Liebden einziger außführung nit bedarff.
Euer Liebden kan ich versicheren, daß, wann den Franzosen ernst zu einem billichen frie-
den , man denselben zugleich mit der cron Spanien unfehlbar erheben und dahero grosser,
auß einziger separation entstehender gefehrligkait überhoben sein würdt, ja die [Fra] nzößi-
sche ministri bekennen selbsten, das sie sich keines friedens, es werde dann selber auch mit
Spanien geschlossen, getrössten kondten.
Ich versehe mich dahero gänzlich, ersueche Euer Liebden auch darumb freundt-, vetter-,
schwäger- und gnediglich, sie wollen dergleichen consiliis, so die befurderung des friedens
in abandonirung unserer assistenten, trennung und schwechung aller noch übrigen, disseits
beysamenstehenden macht constituiren, mir, ihro und beeden unsern heußern, auch dem
ganzen vatterlandt zum bessten keinen beyfahl geben, viel weniger selbsten darzue inclini-
ren , ehr meine, Euer Liebden jüngst unter dato Lynz, den 21. Julii, an die handt gegebene
wohlmainende gedancken reifflich überlegen, sich darüber ehist erclären und ein für alle
mahl darvorhalten, das kein medium zum frieden seye, alß das unsere feinde wissen, das
mann im friedt und krieg beysamen fur einen mann stehen wolle und indißolubil seye,
gestaltsamb, da unsere feindt auch friedtliche consilia hetten, hingegen ein anders dißeits alß
die yztgemelte resolution in decursu tractatuum verspüren solten, so ist ausser allen zweif-
fel , das sie auch in ipsa conclusione pacis alle friedensintentiones totaliter ändern würden,
alß von denen sy bey weittem das nicht zu hoffen hetten, was ihnen die disseitige separatio-
nes zu allgemainer ruin und oppreßion aller chur- und fürstlichen, bevorab catholischen
heußer gewunnener an die handt spihlten. Beziehe mich im übrigen, was den drobigen zue-
standt der waffen wie auch den beraith von mir verordneten succurs betrifft, auf dasjenige,
was Euer Liebden dero gehaimer rath und camerpraesident seithero mit mehrerm referirt
wurdt haben.