Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
332. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 September 6
[ 311 ] / 332 /–
Osnabrück 1646 September 6
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 5–5’, 18–18’, praes. 1646 September 20 = Druckvorlage
– Kopie: ebenda Fasz. 92 X nr. 1421 fol. 262–263; KHA A 4 nr. 1628/41 unfol.; Giessen
207 nr. 270 S. 1032–1035.
Französisches Memorial an die protestantischen Reichsstände. Kurmainzisches Direktorium.
Warten auf weitere Entwicklung. Einfluß Schwedens auf Pfalzfrage und Zahl der Kurstimmen.
Auf nr. 311. Soviel aber der Frantzösischen gesandten ahn die protestirende
stendte eingeschicktes memorial anlangt , dha haben wir unß zwar embzig,
umb dhavon abschrifft zuhanden zu bringen, bemüehet, biß dato aber darzu
nit langen können, werden unß zwar weiters darumb annhemmen und, so-
fern wirs zuweege bringen können, gehorsamst einschicken.
Dem Churmaintzischen directorio haben wir anbefohlenermaaß von Ewer
Majestätt wegen, sopaldt unß dero gnädigster befehl zukommen, danck ge-
sagt , daß dasselbe sich so rhümblich auf des Churbrandeburgischen gesand-
ten nomine Wessenbecii negotiation erclährt hat, demselben auch Ewer Ma-
yestätt gnädigstes schreiben in clausula concernente vorgelesen. Die Chur-
maintzische abgesandten haben sich darab gehorsamst erfrewet und zu aller-
schüldigster trew und devotion zu Ewer Majestätt diensten in selbiger und
allen andern vorfallenden sachen willigst erbotten.
Osnabrücker Stadtsyndikus Dr. Böger. Belangent itzigen der sachen zustandt
alhie, dha erwarten die Schweedische gesandte der Frantzosen herüber-
khombst , die protestirende stendte aber der catholischen fernere erclährung
in puncto gravaminum. Hinweis auf Beilagen.
Scheint, daß die in Schweeden zugetragene veränderung von nit geringem
nachdencken und dörffte wol die Pfaltzische sach bey diesen tractaten durch
des pfaltzgraven promotion
cron Schweeden hände fallen, ut corona Sueciae illam causam agat tanquam
suam, dan genannter Schweedischer gesandter Salvius mir, dem graven von
Lamberg, deütlich bekennet, daß die alhie und zu Münster anweesende Pfalt-
zische ministri gar auf nichts in dieser sach instruirt oder plenipotentiirt sein,
sondern waß darin geschehen würde, solches würde zwischen Ewer Maye-
stätt und den cronen allein, doch mit zuziehung der stendte des Reichs be-
schehen .
Wir erinnern unß sönst auch, daß die Schweedische gesandten fast iedesmals,
wan man der Pfaltzischen sach halben zu rede kommen, den octavum electo-
ratum entweder gar verworffen oder dieses hinzugesetzt, daß aufen fall der-
selbe eingeführt werden sölte, alßdan auch nothwendig, propter votorum pa-
ritatem , der nonus, undecimus oder in größerer anzaal in impari numero zu-
gelaßen werden müste, und dörffte wol selbiger discursus auf dasienig, waß
die Churmaintzische abgesandten von dem nono electoratu in erfahrung
bragt, angesehn sein.
Beilage 1 zu nr. 332
Protokoll, [ Osnabrück ] 1646 September 4. Kopie: RK FrA Fasz. 51a fol. 6–9’ = Druckvorlage;
ebenda Fasz. 92 X nr. 1421 fol. 270–272’; ebenda Fasz. 91 II fol. 191–194’; KHA A 4
nr. 1628/41 unfol.; Giessen 207 nr. 267, 268 S. 1009–1016, 1016–1018.
Martis, 4. Septembris 1646, ante prandium hatt der Churbrandeburgischer gesandter no-
mine freyherr von Löben mich, Crane, heimbgesucht. Deßen vortrag wahr dhahin gerichtet,
daß er von der churfürstlichen durchlauchtt zu Brandeburg, seinem gnädigsten herrn, auß-
trücklich befelcht, alle Kayserliche wie auch chur- und fürstliche ministros anzureden, dha-
mit sich irer churfürstlichen durchlauchtt interesse wegen Pommern wölten laßen recom-
mendirt sein. Hette mich also auch besuchen und selbige sach, wie mehrmals beschehen,
nochmaln recommendirn wöllen, ire churfürstliche durchlauchtt hetten sich einmahl resol-
virt , gantz Pommern nit zurückzulaßen, es möege daraus entstehen waß dha wölle. Er hette
es dem Schweedischen gesandten, wie er befehlicht gewest, Teütsch gnug unter gesicht ge-
sagt , daß sie, Churbrandeburgische, gemessener instruirt, sich mit denen Schwedischen in
keine tractaten einzulaßen, es seie dan, daß sich dieselbe vorhero deütlich erclähren thäten,
daß sie gantz Pommern nit affectirn. Die Schweedische aber wehren zu einer solcher decla-
ration nit zu pringen, sondern sagten es ungeschewet, daß sie contrarie instruirt, von gantz
Pommern nit zu weichen, es komme dhavon, waß dha wolle. Also stehe der punctus satis-
factionis für die cron Schweeden auf lautern extremis. Er finde auch dieses leuthe nit mehr
tractabiles, die wölten keine erinnerung bey ihnen gelten laßen. Sölten dieselbe waß mehr
capaces gemacht und zu milterer erclehrung vermöegt werden können, so hetten sie, Chur-
brandeburgische , commission, mit ihnen auf eine gewiße particul von Pommern, alß etwoh
auf uberlaßung eins seehaven und dergleichen, zu tractirn, obzwar irer churfürstlichen
durchlauchtt auch schwehr gnug fallen würde, solche nachbarn zu haben.
Ego bedanckte mich der heimbsuchung und vertrewlichen communication halben, erken-
nete mich schüldich, irer churfürstlichen durchlauchtt interesse zu beobachten helffen, woh
ichs vermöegte, und würde niemandt von Kaiserlicher majestätt ministris sein, der nit gern
irer churfürstlichen durchlauchtt hiebey solle geholffen sehen. Weiln sich aber die Schwee-
dische also opiniatrirten und gar nichts nachgeben wölten, so sehe man nit, wie der sach zu
helffen. Die Schweeden sagten es unverholet, daß sie gern sehen wölten, wer ihnen Pom-
mern wieder auß handen nhemmen wölte, verließen sich auf ire macht, hetten den favor bey
theils ständten, und habe man deren merita bey dem Heylbruner convent
Unter schwed. Führung hatten sich im April 1633 Vertreter ev. Reichsstände aus dem kurrhei-
nischen , fränkischen, schwäbischen und oberrheinischen Kreis zum Heilbronner Bund zusam-
mengeschlossen , der 1634 nach der Schlacht bei Nördlingen zerfiel. Politisch und militärisch
lag die Leitung des Bundes bei Schweden, alle Kriegskosten wurden jedoch von den Schweden
auf die beteiligten Reichsstände abgewälzt ( TRE IX, 178).
schatzbar gemacht, stünden in confoederation mit Franckreich. Kaiserliche majestätt stehen
hingegen gleichsamb ploß und von menniglich verlaßen, die könten den schwehren kriegs-
last auß Iren landen allein nit führen. Wie man selbige landt bey abgang aller nötigen mittel
wieder werde recuperiren können?
Ille: Der favor der stendte werde mit der zeit wol abnhemmen, die fiengen schon an, zu
schmecken, warauf es angesehen. Es hette sein gnädigster churfürst und herr allein noch die
macht, wan nur fünfmahl hunderttaußendt thaler an baaren mitlen möegte in handen ha-
ben , innerhalb drei monaten eine armada von 20 000 man aufzubringen. Waß solte nit ge-
schehen können, wan andere ständte auch das irige darzu thäten. Ego: Ich glaube, daß es nit
an mitlen ermangle, sondern nur an guter resolution, warumb bringe man nit bey Kayßer-
licher majestätt von dergleichen sachen an?
Ille: Wohfern solches geschehen und die Schweden es erfahren sölten, würde es umb ire
churfürstliche durchlaucht gethan sein und die Schweeden derselben baldt das garaus ma-
chen . Wie sein die Henseestätte mit den Schweeden angelauffen? Die hetten denen Hollän-
dischen abgesandten zu Münster statum commercii in Imperio und wieviel den Holländern
selbst daran gelegen, daß selbiger handl nit völlich in der Schweeden handen gerathe, waß
außführlich repraesentirn, auch selbigen abgesandten auf dern begehren selbige repraesenta-
tiones schriftlich memorialsweiß, iedoch sub fide silentii, zustellen laßen. Es wehre aber der
Hollendischen gesandten relation nit sopaldt im Hage gewest, daß nit der Oxenstern ab-
schrifft von solchen memorial erlangt und solches anbringen der Henseestette gesandten
alhie verweißlich fürgehalten. Alß sich aber selbe Hanseestettische darüber gegen gedachte
Holländische gesandten beschwehrt, dieselbe aber deswegen der generalitet selbst zuge-
schrieben und waß entfindtlich angezogen, daß man dergestalt dergleichen sachen, so ihnen
in höhister geheimb und sub secreto silentii anvertrawet worden, andern, und zwar der
gegenpartheyn, communicirn thete, habe auch ebenselbige schrifft der Oxenstern alsopaldt
zu handten pragt, darauf abermals der Henseestetten gesandten gar hart zugesprochen,
solchs verfahren verweißlich vorgehalten und wol betrowen dörffen, daß es die cron
Schweeden wieder selbige stätte resentirn und anden würde. Alsoweith seie es in Teütsch-
landt kommen. Ego: Volentibus non fit iniuria , wir könten unß aber selbst helffen, wan
man wölte. Ille: Seie wahr, aber das mißtrawen under den ständten alzu gross, und sehe er
deßen noch khein ende.
Erzehlete ferners, daß der Oxenstern vorigen tags bey ihme gewest und sich sehr melancho-
lisch bezeigt und nit unlauter zu verstehen geben hette, daß er dieser commission entlaßen
und nuhmehr (wie das formale wahr) frey seie, auch ehister tagen verlange, nacher Schwee-
den zuruckzuraisen, maßen es auch die nottdurfft erfordere, daß einer von ihnen hinein-
raise , umb die senatores regni waß bessers de negotiis Imperii zu informiren, dan die schick-
ten solche instructiones heraus, warauf zu negotiiren unmöeglich seie. Wölten in nichts wei-
chen oder nachgeben und dannoch gleichwol von den gesandten guter verrichtung gewertig
sein. Er, der von Löwen, habe die nachrichtung, daß die Oxensternische faction in Schwee-
den gar undertrückt und der alte pfaltzgraff
Pgf. Johann Kasimir (1589–1652), emigrierte als Anhänger der pfälzischen Partei in Deutsch-
land und Schwager des schwed. Kg.s Gustaf II. Adolf 1622 nach Stockholm, wo er bis nach
dem Tode des Kg.s wichtige politische Funktionen wahrnahm. Seit 1633 lebte er zurückgezo-
gen auf Schloß Stegeborg, 1651 Erhebung zum Hg. von Stegeborg ( SMK IV, 67f.).
dischen commendanten alhie, bey der königin am mehisten gelte. Der Gustavus seie zum
graven gemacht und anstatt des iungen Oxenstern
schen gesandten brudern, den man vermeindt gehabt, daß sich umb die königin annhem-
men derffte, bey hoff zue dienst gezogen, hingegen aber bemelten iungen Oxenstern das
gubernament zu Revalen in Lieflandt
gen , und derselb also in ef[f]ectu von hoff geschafft worden. Selbige große veränderung
scheine, daß sie dem Oxenstern zu gemueth gehe und schmertze und waß melancholey
veruhrsache. Hactenus ille.
Eodem post prandium hab ich die Churmaintzische heimbgesucht, die mich berichtet, daß
die Churbrandeburgische, maßen ihnen der von Löben gesagt, endtlich instruiert sein, falß
mit denen Schweedischen abgesandten obangedeütermaßen nit fortzukommen sein möegte,
alßdan bey chur-, fürsten und stanndten dhahin zu negotiiren, dhamit die sach mit Pom-
mern möege in denn standt, wie sich itzo befinde, gelaßen und irer churfürstlichen durch-
lauchtt ferners kein praeiudicium ratione consensus zuegezogen werden. Die wolte die sach
in Gott bevelchen und der zeit, wan ihr zu dem irigen wieder geholffen werden könte, in
gedult erwarten.
Ferners berichtete der freyherr von Brembser von gutem ort zu haben, daß die cron Schwee-
den mit dem gedancken umbgehe, occasione dess octavi electoratus auch den nonum einzu-
führen , darzu die admiralschafft dess Römischen Reichs pro feudo electorali vorzuschlagen
und selbigs an sich zu bringen. Hatt mir zwar nit dhabey den authorem, von weme er sol-
ches habe, nhambhafft machtt, iedoch dieses asserirt, daß das werck fundament habe und
die kundtschafft von gueten leüthen, so mit den Schweedischen confident sein, herkomme,
selbige aber darfür gebetten hetten, irer nit zu melden, biß die Schweeden dhamit selbst
herausbrechen werden.
Beilage 2 zu nr. 332
Protokoll, [ Osnabrück ] 1646 September 5. Kopie: RK FrA Fasz. 51a fol. 10–16 = Druckvor-
lage ; ebenda Fasz. 92 X nr. 1421 fol. 264–268’; ebenda Fasz. 91 II fol. 195–201’; KHA A 4
nr. 1628/41 unfol.; Giessen 207 nr. 269 S. 1018–1032.
Mercurii, 5. Septembris 1646, hab ich, der graff von Lamberg, dem Schweedischen gesand-
ten Salvio die revisita geben und unter anderm erinnert, daß ob ich zwar nit komme, negotia
zu tractirn, sondern nur ihn, Salvium, heimbzusuchen, so hette ich gleichwol nit unterlaßen
wöllen, ihne dhabey zu berichten, waß mir für antworth von ihr exzellentz, herrn graffen
von Trautmansdorff, über dasienig, waß er iüngsthin von mir mit derselben zu communi-
cirn verlangt hette , das vorgeschlagenes aequipollens der beyden fürstenthumb Sagan und
Großglogaw betreffend, zurückkommen, nehmblich daß, soviel den punctum satisfactionis
anlangt, kheine gedancken darauf zu machen, daß Kayserliche mayestätt einigen fueßbreit
von iren erblanden mehr zurücklaßen werden, alß sie albereits pacis publicae causa denen
Frantzosen verwilligt hetten, maßen dan auch unß bey heütiger ordinari gleichmäßige er-
clehrung von Kayserlicher majestätt selbst unter dato Wien, den 21. Augusti, zukommen ,
und könte ihm wol deßen festiglich versicheren, daß sich Kayserliche mayestätt hiebey nit
ändern würden.
So seie es auch an deme, daß wolgedachte ire exzellentz, herr graff von Trautmansdorff,
negster tagen ire reiß wieder zurück nacher Kayserlichem hoff nhemmen würden, seie unß
aber auch von Kayserlicher mayestätt diese wochen der befehl zukommen, die andeütung zu
thuen, daß solche avocation oder zurückreise kheinesweegs zu dissolution oder suspension
dieser tractaten angesehen, sondern daß wir und die zu Münster anweesende Kayserliche
gesandten die tractaten ferners verfolgen und denselben biß zu endt abzuwarten befehlicht,
verlangten derohalben, daß unß das instrumentum pacis, so die Schweedische aufgesetzt und
er, Salvius, mir iüngsthin vorgewiesen und in etlichen passibus abgelesen hette , förderlichst
möege außgeantwortet werden, dhamit man sehen könne, warin man noch different seie.
Der Salvius bedanckt sich der heimbsuchung halber, besorgt, der punctus satisfactionis
werde noch große difficultet geben. Sie, Schweedische gesandten, hetten nit allein insge-
sambt , sondern auch er, Salvius, in particulari etlichen senatoribus regni Sueciae zugeschrie-
ben und remonstrirt, daß sich das werck sonderlich wegen gantz Pommern schwerlich
werde wöllen behaubten laßen, hetten aber biß dato kheinen andern bevehl, alß prioribus
postulatis zu inhaerirn und von gantz Pommern nit zu weichen. Des alten pfaltzgraven
sohn, welcher derieniger sey, von deme man sage, daß es zwischen ihme und der königin
einen heyrath geben dörffte, hette ihme, Salvio, in vertrawen geschrieben
mit der königin selbst geredt und das werck mit guter manier angebracht hette, müße aber
behutsamb dhamit umbgehen und sorge, daß er vor dhamals abgangner ordinari nichts
darinnen würde richten können, hette ihnen also auf die negste, so künfftigen dienstag
[ 11. September ] einlangen würde, auf relation von seiner verrichtung vertröstet, stündte zu
erwarten, waß alßdan für erclährung einkommen würde, dhavon er mir wölte parte geben,
müste es sönsten bekennen, daß ihnen, Schweedischen, nit allein die protestirende stendte,
so sich der sachen wegen Churbrandeburg fast eifrig intercedendo thäten annhemmen, son-
dern auch die Frantzosen selbst gerathen, auf halb Pommern zu gehen, und eben dhahin
ziele auch des herrn graven von Trautmansdorff excellentz, welche in allem kurtz und real
herausgiengen und offtmals ermahnt hetten, daß sie mit halb Pommern sich beschlagen
laßen sölten, auch allerhandt erhebliche bedencken und motiven dhabey eingeführt, und sey
von allen solchen sachen und umbständten durch sie, abgesandte, nacher Schweeden fideli-
ter uberschrieben worden. Es wölten aber dergleichen erinnerungen aldha nit verfangen,
derohalben sie auch für nötig erachten, daß einer von ihnen selbst sölte hineinreisen, umb
die königin und die senatores regni mündtlich zu informirn. Der Oxenstern habe ihme ein
solche reiß vorgenhommen, auch von seinen vatter sub dato 8. August schreiben empfan-
gen , daß es seiner erlaubnuß und abreiß halben kheine schwihrigkeit abgeben würde , het-
ten aber dhamals in Schweden von deßen ehewirthin tödtlichem abgang noch nit gewüst
gehabt und also deßen reise nuhmehr soviel desto weeniger difficultirt werde.
Wölte es sönsten dhafürhalten, daß Churbrandeburg khein ursach hette, sich wegen Pom-
mern viel zu spreitzen, 1. der seie niemaln in possess gewesen, 2. sie, Schweeden, hetten das
landt iure belli innen, 3. also ius in re und der churfürst nur ius ad rem, 4. der letzter hertzog
in Pommern hette sich offtmals gegen den abgelebten könig in Schweeden erclährt, daß er
auß dem landt zu weichen nit schüldich, biß er seine völlige satisfaction habe, 5. Churbran-
deburg seie wegen Preüßen in die acht erclährt worden und noch biß dato nit absolvirt
Mgf. Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1490–1568; 1511 Hochmeister) hatte als Hochmei-
ster des Deutschen Ordens im Jahre 1525 das Ordensland Preußen in ein weltliches Ft. umge-
wandelt und den ev. Glauben als Bekenntnis festgelegt. Dafür wurde er 1532 vom Ks. in die
Acht erklärt. Das Kft. Brandenburg war erst seit 1618 mit dem Hgt. Preußen in Personal-
union verbunden, nachdem bg. Kurfürsten seit 1577 die Vormundschaft für den regierungs-
unfähig gewordenen Hg. Albrecht Friedrich geführt hatten ( Gundermann ).
6. habe die drei stiffter Lebus, Havelberg und Brandeburg ohne rechtmeßigen titul in
banden und dern schon hundert jahr genoßen, dem Reich aber niemaln dhavon die schül-
digkeit geleistet. Vermeine, daß derselbe gantz Pommern wol könne zurücklaßen, wan ihme
dhagegen Halberstadt sambt solchen drey stifftern mit nachsehung der daran verfallenen
schüldigkeiten sölten ubergelaßen werden.
Waß irer exzellentz, herrn graven von Trautmansdorff, abraiß anlangt, dha zweifle er nit,
daß Kayserliche majestätt erhebliche bedencken zu dero zuruckforderung haben würden. Er
hette sonst seinstheils wol wünschen möegen, daß dieselbe biß zu endt den tractaten hette
mit abwarten möegen, iedoch weiln es irer mayestätt anderst gefallen, so müsten sie es ires-
theils beschehen laßen, seie ihme nur lieb zu vernhemmen, daß solche avocation zu abrum-
pirung der tractaten nit angesehen, sondern wir denselben ferners abzuwarten befehlicht.
Sie hetten irer exzellentz den paßbrief schon zugeschickt, würden gnugsamb dhamit ver-
wahrt sein, doch wan sie ie noch einen von der Schweedischen generalitet zu haben verlang-
ten , so seie der Schweedische general Dorstensohn in der nähe und könten gleichsamb alle
stundt von demselben einen haben, dan er, Salvius, halte es dhafür, ir exzellentz würden iren
weeg etwoh auf Leipzig nhemmen, woh nit gar nacher Glückstadt
Glückstadt im Hgt. Holstein (gegründet 1617) war zeitweilig Residenz des Adm. s von Bre-
men , Hg. Friedrich (vgl. [ nr. 20 Anm. 10 ] ) ( HHStD I, 67; HEG III, 990). – Wieso verlautet
wurde, Trauttmansdorff reise nicht nach Österreich, sondern nach Holstein, ist unklar.
hette.
Soviel das instrumentum pacis
Vgl. [ nr. 323 Anm. 3 ] .
gebracht gewest, hettens aber der ursachen halben biß dato nit außantworten wöllen, weiln
viel puncta noch nit vergliechen, derentwegen nichts determinate darin aufgesetzt werden
können, es hetten auch die Frantzosen dhafür gebetten, mit der außantwortung biß zu dero
herüberkhombst einzuhalten, die wölten es gern zuvor sehen und ihr instrumentum auch
darnach einrichten und sich mit ihnen vergleichen, daß beyde instrumenta zugleich und zu
einer zeit in beyden maalstätten möegen außgeantwortet werden.
Unter denienigen sachen, so noch nit vergliechen, seie die vornhembste die Pfaltzische sach,
die würde noch große difficultet haben. Der hertzog in Bayern wölte zugleich die chur und
auch die Oberpfaltz behalten, seie unbillich und zuviel, wiewol sich derselb vernhemmen
ließ, daß er endtlich die Oberpfaltz so hoch nit achte, wan er dhagegen das landt ob der Enß
bekomme. Man müße aber die reichsständte herzuziehen, sich mit denselben uber dise sach
vergleichen und endtlich sagen, wie die formalia gelautet, sic visum est coronis et Imperio
rem taliter dirimere.
So lige auch die Heßen Caßlische sach sowol quoad punctum satisfactionis alß wegen der
Marpurgischen succession noch in weege, doch circa satisfactionem müße man die sachen
dhahin vermitlen, daß man der fürstlichen frau landtgrävin sechsmahl hunderttaußendt
reichsthaler verwillige und die inhabende stiffter und plätze so lang in handen laße, biß
solche summa völlig abgeführt. Bey der Marpurgischen successionsach müsten beyde theil
die hälffte von irer praetension sollen laßen und die streitige sach außgestelt pleiben. Imglei-
chen müße Baden Durlach auch völlich restituirt oder ie uber selbige sach ein vergleich
getroffen werden, dan es ie unbillich, daß pars adversa, alß welche kheine fürsten, sondern
ex concubinatu gebohren wehre
Der seit 1622 in der Mgft. Baden-Baden (obere Mgft.) regierende und dort eine energische
Rekatholisierungspolitik betreibende Mgf. Wilhelm von Baden-Baden (1593–1677; Stamm-
tafeln I T. 131–132) entstammte einer 1591 eingegangenen, unstandesgemäßen Ehe seines
Vaters, des Mgf.en Eduard Fortunat (1565–1600). Neben der finanziellen Mißwirtschaft war
seine morganatische Ehe ein Argument gewesen, mit dem Mgf. Ernst Friedrich die Okkupation
der Mgft. Baden-Baden 1594 legitimiert hatte ( Press , Baden, 139).
Endtlich begehrten die protestirende fürsten und stendte, daß die compositio gravaminum
dem instrumento pacis ad longum möegte inserirt werden, dha würde auch fürhero vonnö-
then sein, selbige handlung zum schluß zu befordern, ehe dan mit dem instrumento pacis
waß früchtbarlichs könte gerichtet werden. Wie dem allem, so erwarten sie der Frantzosen
ankhombst und wölten sich mit denselben der außantwortung halber vergleichen.
Ego habe zu diesem allem nur dieses erinnert, daß er wegen der marggraffen von Baden
abkhombst zu milt berichtet seie, die wehren auß ehelicher geburth entsproßen, obs zwar
an mütterlicher seithen der standt nit so hoch, solches aber gebe oder nhemme dem matri-
monio nichts, und würde selbigen fürsten schmertzlich fürkommen, wan dieselbe vernhem-
men solten, daß die Schweedische abgesandte einen solchen ungleichen bericht und und
meinung von dern herkommen haben sölten. Ille: Er sey also berichtet worden, vernhemme
es aber gern, daß sich die sach anderst verhalte, begehre dern standt nitt zu nachtheil zu
reden. Ego: So seie es auch wieder Gott und die billigkeit, waß wegen der landtgrävin zu
Heßen in vorschlag komme.
Ille: Der vorschlag komme von dem duc de Longueville her, recommendirt aber vornhemb-
lich punctum satisfactionis Suecicae, dan daran würde das mehriste gelegen sein, und kön-
ten die Kayserliche viel dhabey thuen. Ego: Solang man auf gantz Pommen stehe, werde es
schwehrfallen und nit wol zu erheben sein. Ille: Wan die catholische ständte neben den
Kayserlichen gesandten den punctum satisfactionis, wie ihn die Schweedischen begehrten,
mit unterschreiben würden, so würden alßdan auch die protestirende leichtlich zu bewegen
sein. Ego: Daß würden die catholische vorhero nit thuen, müße ex consensu communi ge-
schehen . Ille: Es hetten ir exzellentz, herr graff von Trautmansdorff, von solchem vorschlag
hoffnung gemacht. Ego: Könte es nit glauben. Ille rogat, daß zum weenigsten wir unter-
schreiben wölten, waß man ihnen zu überlaßen gemeindt mit außlaßung der reservatori
clausul ratione consensus interessatorum. Ego: Eine solche subscription würde von nichten
sein, wir könten einem andern das seinig nit vergeben, seie auch wieder unsere instruction
und nit in unser macht.
Dum sumus in hoc discursu, adferuntur literae des Schweedischen residenten Rosenhaan, in
Schweedischer sprach abgefast, so der Salvius verlesen und mir verdolmetschet. Warn dieses
inhalts
von 7 biß 9 uhr abendts zusamen gewest. Er vernheme, ob solte die sach mit den Frantzosen
richtig sein, weiln die Kaiserliche auch wegen Philipsburg condescendirt, doch haffte es
noch an weenig conditionen und würden under anderm zu den offerirten millionen noch
anderthalb begehrt und zwey theil von den schülden zu übernhemmen. Die Frantzosen
könten sich irer herüberkhombst halber vor eingelangter negster post, so auf heüd einzu-
kommen pflege, nit resolvirn. Er, Rosenhaan, aber vermeine, daß diese der Frantzosen ent-
schüldigung nur zum praetext würde fürgewendet, dhamit sie sich der zeit bedienen und
noch bey gegenwarth irer exzellentz, herrn graven von Trautmansdorff, richtigkeit machen,
doch nit schließen, sondern etwoh alßdan neben irer exzellentz hiehero kommen und die
sach alhie gleichergestalt zum schluß befördern helffen wölten, dan sie, Schweedische,
gnugsamb versichert, daß alles, waß zwischen den Kayserlichen und Frantzösischen würde
verhandtlet werden, so lang unverbündtlich sein würde, biß mit den Schweedischen auch
alles zur richtigkeit gebracht.
Endtlich erinnerte der Salvius, daß auch würde müßen auf bezahlung der militiae gedacht
werden. Die würde sich nit wöllen mit papyr abweisen laßen, und wan solches nit baldt
beschehe, würden sie dies jahr nit in Schweeden zu bringen sein, sondern die winterquartier
im Reich suechen. Ego: Ein iede parthey würde die ihrige zu zahlen wißen. Der Schweedi-
schen soldatesca bezahlung gienge diese parthey nit an. Ille: Es hetten ire exzellentz, herr
graff von Trautmansdorff, den vorschlag gethan, daß die stendte die zahlung der militiae
ubernhemmen und ein theil die Schweedische, der ander theil die Kayserische und Churbay-
rische zahlen sölte, welches auch die Frantzosen vorgeschlagen hetten. Ego: Dhavon seie
mir nichts bewust, könte es auch nit glauben, daß sich ire exzellentz darüber sölten haben
herausgelaßen in erwegung, wir nit anders instruirt, alß daß es ire mayestätt bey irer ercleh-
rung ad propositionem Suecorum et Gallorum bewenden ließen und sich zu übernhem-
mung einiger zahlung der cronen irer soldatesca nit schüldig erkenneten
Die Kronen hatten in ihren Propositionen vom 1./11. Juni 1645 von ihrem Kriegsgegner Ab-
dankungskosten für ihre eigenen Truppen als sogenannte Militärsatisfaktion gefordert. Da die ksl.
Responsionen vom 25. September darauf nicht eingegangen waren, hatten sie diese Forderung in
ihren Repliken vom 7. Januar 1646 wiederholt. Die ksl. Dupliken vom 1. Mai (an Schweden) und
5. Mai (an Frankreich) hatten das abgelehnt und als eigene Sache aller Kriegführenden bezeichnet
( Meiern I, 438 und 442 [Schweden] sowie 445 [Frankreich], ebenda II, 188 und 198 [ Schwe-
den ] sowie 202 [Frankreich], ebenda III, 60 [Schweden] und 17 [Frankreich].
auch die cron Schweeden so ansehenliche stücke von des Reichs boden, daß darauß ire
militiam wol würde zahlen können. Ille manet in suo proposito, daß die zahlung würde
übernhommen werden müeßen.