Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
316. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 August 23
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Osnabrück 1646 August 23
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 41–41’, 44–44’, praes. 1646 September 7 = Druckvorlage
– Kopie: KHA A 4 nr. 1628/40 unfol.; Giessen 207 nr. 250 S. 945–950.
Bislang noch keine protestantische Erklärung zu den Religionsgravamina, angeblich wegen Diffe-
renzen zwischen Reichsritterschaft und Reichsstädten; möglicherweise schwedische Beeinflussung.
Weitere Verhandlungen über Pfalz.
Nachdeme die protestirende stendte die außantwortung ihrer erclährung in
puncto gravaminum noch immerforth verzögern, hab ich, der graff von
Lamberg, mich bey denen fürstlich Sachßen Altenburgischen darüber der ur-
sach halber erkhündigen laßen, die mich berichten laßen, daß sie schon mit
ihrem aufsatz allerdings fertig, allein seie der praecedentzstreit zwischen der
reichsritterschafft und denen reichsstätten darzwischen khommen, so das
werck seithero aufgehalten, vermeinten aber, daß die außantwortung inner-
halb zweien tagen beschehen würdte.
Nun müßen wir diese außrede ahn seinen orth laßen gestelt sein, werden aber
von andern berichtet, ob sölte angezogene praecedentzstreitigkeit schon zu
Lengeringen solchergestalt vergliechen sein, daß denen reichsstätten zwar in
der erclehrungsschrifft die praecedentz zu geben, iedoch bey dero außant-
wortung protestando zu bedingen seie, daß dardurch der reichsritterschafft
nichts sölle praeiudicirt sein. Wir stehen dhahero in sorgen, daß ein anders
darunder verborgen ligge, nhemblich dieses, daß die sach vorsetzlich aufge-
zogen werde, umb den außchlag der waaffen zu erwarten, dan der Oxenstern
denen protestirenden hofnung gemacht, daß sichs in wenig tagen zeigen
werde, woh es mit den waaffen hinaus wölle; hette die nachrichtung auß dem
Schweedischen läger, daß die Schweedische denen Kaißerlichen in einem ein-
fall 9 regimenter ruinirt und 3 vornhembe päß einbekommen hetten, war-
durch denen Schweedischen die freye zufuhr gegen Franckfurt eröfnet seie,
und verhoffe er, Oxenstern, ihnen, protestirenden, baldt beßere zeitung zu
wißen zu machen, über welche notification bey theils protestirenden ein groß
frolocken sein, bey mehren theils aber eine displicentz vermerckt werden
solle, warzu dan beykommendes der churfürstlichen durchlauchtt zu Sach-
ßen ahn hertzog Augustum zu Braunschweig Lüneburg fürstliche gnaden ab-
gangnes schreiben (dhavon wir in voriger unser gehorsamster relation anrei-
gung gethaen und immitls von gueter handt abschrifft bekhommen) nit wee-
nig ursach geben thäte, und ist fast durchgehendt der ruff under denen pro-
testirenden selbst, daß es zwischen ihnen in kurtzem zu einer hochschädtli-
chen trennung außchlagen dörffte, bey welcher bewandtnuß es von etlichen
trewen patrioten für das beste mitl erachtet werden wölle, die letztere der
catholischen stendte erclehrung
blicirn und einen gewißen terminum zu dern annhemmung zu bestimmen,
cum comminatione, daß dieienige, so selbige in der bestimbten zeit nit an-
nhemmen würden, solcher concession nit sollen zu genießen haben, maßen
in dem Prager friedenschluß
Der Prager Friede von 1635 war ein bilateraler Vertrag des Kaisers mit Kursachsen, der nach
Art. [ 68] allen Reichsständen förmlich zu notifizieren war, die seine Bedingungen zu akzeptie-
ren hatten; gegen Zuwiderhandelnde sollte gemäß Art. [ 88] nach inhalt der reichsfundamen-
talgesetze und anderer heilsamen constitutionen, auch dießer pacification mit Kaiserli-
chem ernst verfahren und darinnen allerseits den Heiligen Reiches gesetzen und ordnung
nachgegangen und dieselbige in acht genommen werden ( BA NF II/10 nr. 564).
Negstkhünfttigen montag [ 27. August] wirdt in beeden maalstätten der Pfält-
zischen sachen halben, sönderlich den octavum electoratum betreffend, con-
sultatio in pleno gehalten werden, ahn selbigen tag auch die drey Frantzö-
sische gesandten zu Münster anhero khommen, weiln sie insgesambt noch
niemaln die Schweedische heimbgesucht.