Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
261. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Juli 17
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Münster 1646 Juli 17
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50a Konv. A fol. 150–150’, PS fol. 150’.
Anwesenheit des Kaisers beim ungarischen Reichstag erforderlich? Keine Zugeständnisse betref-
fend Religionsausübung in kaiserlichen Erblanden. Bündnispolitik der Generalstaaten; Einschluß
Spaniens in den Frieden.
Euer Römisch Kayserlicher Mayestät allergnädigstes handbriefl vom 3. ditß
hab ich den 14. darauf allergehorsamist empfangen. Weillen sich unsere trac-
tatus so lang verziechen unndt vor Bartolomei hart geschlossen werden
möchten, auch ihr erzfürstliche durchlaucht von der armata nicht wegkhkho-
men khünen, kheine commissarii, den Ungrischen landtag zu halten, werden
vor sufficient wollen gehalten werden, würdt endlich wol Euer Kaiserliche
Majestät persönliche gegenwardt dorthin erfordert werden, unndt wan es ia
sein mueß, so wäre der terminus S. Bartolomei praecise zu halten, dieselbigen
negotia nach aller müglikheit ehist zum schluss zu bringen, auch nach befin-
dender conjunctur meinem genedigisten princen crönen zu lassen
Ferdinand IV. wurde erst im folgenden Jahr zum ungarischen Kg. gewählt (1647 Juni 3) und
gekrönt (1647 Juni 17) ( Repgen , Ferdinand III., 167), weil der für den Frühsommer 1646
angesetzte ungarische RT wegen des Todes der Kaiserin (vgl. [ nr. 108 Anm. 20 ] ) vertagt wurde
( Gooss , 790) und die Verhandlungen sich dann in die Länge zogen ( APW II A 5, 15
Anm. 3).
ben der coronation [!] des palatini
Der ungarische Palatin war Repräsentant der ständischen Rechte und bei Abwesenheit des Kg.s
Leiter der gesamten ungarischen Verwaltung ( Marczali , Verfassungsgeschichte, 72, 84). Da
der Palatin Nikolaus II. Esterházy (geb. 1582, 1625 Palatin) 1645 gestorben war, mußte laut
Wahlkapitulation binnen Jahresfrist ein ungarischer RT zur Wahl eines Nachfolgers einberufen
werden ( Wurzbach IV, 89; Marczali , Verfassungsrecht, 11; ders. , Verfassungsgeschichte,
85).
che Majestät persönlich den landtag abwarten. Nach schluss desselben khü-
nen Euer Kaiserliche Majestät nach aigen belibender gelegenheit sich nach
Prag begeben, die reichs- unndt Bohaimische restauration befürdern, einmal
durch Gottes gnadt eines fridenstandts genüssen.
Jezo gehen die Altenburgische unndt Weimarische gesandte von mier wegkh,
raisen nach Ossnabrugkh, der Luterischen erkhlärung in puncto gravaminum
zu befürdern
catholischen declaration hoch bedankht, hofften, es sol nunmehr daß werkh
in wenig tagen zum schluss gebracht khünen werden. Mit Euer Kaiserlicher
Majestät erblanden sols wegen der religion nicht vil (wie auch andere Luteri-
sche berichten) not haben, werde gewiß Euer Kaiserlicher Majestät befelch
nach hierinen nichts mehr eingehen, auch vermög deß vom 6. ditß sechen,
daß in das gemeine instrumentum pacis deßwegen nichts einkhome, obwol
solches hart wierdt zu erhalten sein, aber es khan Euer Kaiserlicher Majestät
nichts praejudiciren. Emigrati non subintelliguntur, sed quibus emigratio im-
posterum iniungetur. Euer Kaiserlicher Majestät landtsassen in den erbfür-
sten 〈thumen〉 Schlesien seindt kheine stendt, so sessionem et votum haben
in comitiis, die andern habens eher. Unser declaratio in puncto gravaminum
wierdt nicht weiter gehen, alß die deputirte räth einraten , obs wol erst na-
cher einkhomen.
Von denen Holländischen ist wider heut einer bey mier gewest, reist morgen
nach Hollandt, resolution einzuhollen, ob denen Franzosen nunmehr sol ro-
tunde angezaigt werden, wie weit es mit Spanischer tractation gelangt, se-
cundo , ob mit Schweden zu brechen. Im faal Schweden sich mit halb Pomern
contentirt, so wierdt Hollandt stil sizen, wegen ganz Pomern möchts bre-
chen . Dieser sagt, werden sich Euer Kaiserliche Majestät von Spanien sepa-
rirn lassen, so verlüren sie mehr, alß waß sie sonst cediren.
Ich vermain, ich habs heut ihme unndt dem Oxenstirn, wie gestert denen
Chursäxischen, also außgefürt, daß sie es alle drey vor billich erkhenen, den
fridten inßgemain zu machen unndt daß derselbe sich nicht zertheilen lasse.
Also vindicir ich mich an denen Spänischen ministris, wan sie ungleiche ge-
dankhen von mier gehabt heten. Daß übrige khombt in denen gesambten
gehorsamsten relationibus.
[ PS ] Geldangelegenheiten.