Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
255. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1646 Juli 13
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Linz 1646 Juli 13
Ausfertigung: TA Ka. 124 Teil I fol. 170–172 = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 50c
fol. 93–95’.
Titulaturprobleme bei Korrespondenz zwischen dem Kaiser und der Königin von Frankreich.
Entsendung eines französischen Gesandten an den kaiserlichen Hof? Niederlande. Servien.
Rezepisse auf nr. 234. Soviel nun vornemlich obberürten vorschlag eines ai-
genhendigen schreibens belangt, lassen wir unß dißfals deine underthenigste
meinung hierinnen gnedigist gefallen, seind auch zufrieden, daß du auf zutra-
gende fernere gelegenheit dich gegen dem d’Avaux dahin vernemmen lassest,
wan nemblich obgedachte königin in Frankhreich mit aignen handen an unß
schreiben und deß tituli Maiestatis Vestrae sich gebrauchen wurde, daß wir
auch unserstheils sie mit gleichmessigem titul von äigner handt tractiren und
beantwortten wolten, iedoch das solches anderwerts in keine gleichheit oder
consequenz gezogen noch dem althergebrachten stylo cancellariae hierdurch
in einige weiß noch weeg praeiudicirt, sondern es dißfalß beederseits bey
dem alten herkommen und observanz verbleiben, auch unß in anderen missi-
ven und schreiben an seiten eines königs oder königin von Frankhreich nicht
von aignen handen, sondern von dero canzleyen außgehen und gleich unse-
ren vorfahren, Römischen Kaisern, der titulus oder praedicat maiestatis Cae-
sareae iedesmalen gegeben werden solle, und yrret hierbey nicht, waß vorge-
melter d’Avaux vorgewendet, daß auf beschehene erinnerung beim königli-
chen hoff zu Pariß sich nicht befinde, daß unß der titulus maiestatis seye
gegeben worden, dan solches freylich nicht zu befinden sein würdt, weiln
eben bey antrettung unßerer Kayserlichen regierung wir und das Römische
Reich mit dem iüngst abgeleibten könig und der cron Franckhreich in offe-
nem krieg und feindtschafft gestanden, und dahero kein theil den andern
weder mit schikhungen noch sendtschreiben besuecht hat.
Daß aber sowohl vorgemelter verstorbene konig in Franckhreich alß auch die
noch iezt regierende königin selbsten, weiland unserm freündtlich geliebten
herrn und vattern, kaiser Ferdinando dem andern, höchstseeligster gedächt-
nus , mehrberürten titul Maiestatis Vestrae gegeben, daß geben beykommende
drey originalia (deren wir auf alle fall bey unserer zu Wien verlassenen reichs-
hofcantzleyregistratur noch mehr vorzuzeigen, dißmal aber mit diesen alhie
befundenen gnug bezeügt zu haben erachten) klar und deütlich zu erkennen,
welche originalia wir dir zu dem ende überschikhen, damit du selbige bey
anderwerter occasion und beredung in dieser materi offtgedachtem d’Avaux
vorzuweisen, nach solchem aber unß wider anhero zu schikhen und benebens
demselben darbey anzuzeigen haben mögest, daß obzwar bey der königlichen
canzley zu Pariß seinem vorgeben nach obverstandenes praedicat Maiestatis
Vestrae sich nicht befinde noch auß vorallegirter ursach, das nemlich in weh-
rendem unserem Kayserlichen regiment weder wir an den könig in Frankh-
reich noch er an unnß geschrieben, sich befinden könne, so werde er doch
ihme leicht die gedanckhen zu machen haben, das wir unnß solches uhralt
herkommen und biß auf unseren in Gott seeligst ruhenden herrn vattern wol-
hergebrachtes und ohne einige andung gegebenes praedicat so wenig alß un-
sere vorfahren am Kayserthumb werden entziehen lassen.
Soviel aber die alherschikhung eines edelmans betrifft, hettest du dich gegen
den d’Avaux weder von ja noch nain zu erklären, sondern ein solches gegen
ihm, d’Avaux, mit stillschweigen allerdings zu übergehen und nur wegen der
titulatur in eim aigenhändigen schreiben dich obgedachtermassen hinauszu-
lassen .
Waß im übrigen die von den Holendischen gesanden des fridens halben zwi-
schen der cron Spanien unnd ihnen angezogene richtigkeit, auch künfftige
erhaltung der neütralitet zwischen unß und dem Reich, deßgleichen des Ser-
vient gerümbte gute neigung zum friden anlangt, da wollen wir in ein und
anderm des weitern erfolgs erwarten.