Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
223. Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 Juni 26
–/ 223 /–
Münster 1646 Juni 26
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 228–229, praes. 1646 Juli 6 – Druckvorlage – Kopie:
KHA A 4 nr. 1628/20 unfol.; Giessen 207 nr. 160 S. 630–634 – Konzept: RK FrA Fasz. 92
IX nr. 1311 fol. 315–316.
Bericht der kurbayerischen Gesandten und des Nuntius über Verzögerung eines Vertragsabschlus-
ses durch die französischen Gesandten.
Auf ein Schreiben vom 12. Juni
relationes ferrers mitgebracht haben, wie schlechtlich sich die Franzößische
plenipotentiarii zu würcklicher beschliesßung dessen, so sie durch die medi-
atores vertrösten lassen, erzeigt und wie lenger, ie mehr zu erkennen geben
thuend, das sie einigen ernst zu erhebung eines billichen fridens nit haben,
worauf es dann nochmaln beruehet. Und dieweil sie sich letstens auf Eur
Kayserlicher Mayestät geheimben raths und obristen hofmeisters, dess herrn
grafen von Trautmanßdorf, widerkunfft bezogen, derselbe auch gestern
abendts angelangt, also würdt sich bald mit mehrerm entdeckhen, was von
ihrer handlung zu hoffen.
Und zwar hat mir, Volmarn, gestrig mitags der Churbayrische adiunctus Dr.
Krebs angezeigt, das er, sambt dem freyherrn von Haßlang, vergangnen
sambstag [ 23. Juni ] bey ermelten plenipotentiariis, so sich in dess Servients
behaußung beyeinander eingefunden hetten, gewesen und inen crafft emp-
fangnen bevelchs starckh und verweißlich zuegesprochen, das sie wider die
iren gnädigisten herrn gegebne königliche parola, ungeachtet inen alle satis-
faction beschechen wer, das haubtwerckh noch immerzue retardieren und
aufhalten theten, sonderlich aber ob sie gesezt, das sie die Pfalzische sach
gegen denn Schweeden und protestierenden beschechenem erbietten gemäß,
richtig machen wolten.
Sie hetten aber darauf geantworttet, es were zwar die cron Franckreich der
unverenderten mainung, das die sach in allen denen terminis, wie die von
denn Kayserlichen gesandten begriffen worden, stabiliert werden solte, inen
wolte aber sehr bedencklich fallen, ihren confoederatis ebenso imperative
vorzuhalten, das es dabey verbleiben müeste, weil sie dessentwegen mit inen
zu grossem unwillen gerathen möchten, sondern sie müesten es dahin rich-
ten , das selbige vorderist ihrer mainung vernemmen und durch beweglich
zuesprechen in der güete zu gleicher intention vermögt werden.
Wegen der praetendierten sovranitet über die Elsäsßische reichsständt und
inbehaltung der vestung Philipßburg heten sie, Churbayrische, auf vilfältig
zuesprechen einige categoricam nit heraußbringen könden, im fahl ie ( wel-
ches doch ire churfürstliche durchlaucht zu Bayrn ihrestheils nit thuenlich
hielte) der cron Franckreich die vestung Philipßburg mit einer besazung inn-
zuhalten bewilligt werden solte, ob die sich alßdann der praetendierten
sovranitet begeben werde, sondern sie heten diße frag allzeit mit zweifelhaff-
tigen wortten: „peut-ester, es köndt sein“ und dergleichen etc. beantworttet,
doch es entlich auf weitere handlung mit denn Kayserlichen gesandten gesezt
etc.
So hat mir, Volmarn, auch herr nuncius gesagt, als er vergangnen Pfinßtags,
den 21. diss, beim Servient gewest, zwar seinestheils von denn fridenshand-
lungen kein meldung zu thuen begert, so hatte derselb iedoch vor sich selbst
dergleichen discurs angefangen und rund gesagt, man hete sich bey diser für-
lauffenden campagne keines fridens zu versechen, wie er, nuncius, auch für
sicher und gwiss halte, das diser, Servient, vom cardinal Mazzarino heimb-
lichen befelch empfangen, die tractatus aufzuhalten.