Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
221. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Juni 26
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Münster 1646 Juni 26
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50a Konv. A fol. 138–139, praes. 1646 Juli 5.
Separation von Spanien auf Druck der Reichsstände? Bayerisches Festhalten an Frankreich. Am-
nestie . Hoffnung auf Einigung bei den Religionsgravamina. Schwedische Satisfaktion: Pommern,
Wismar, Bremen, Verden; Umwandlung des Erzstifts Bremen und des Hochstifts Verden in welt-
liche Fürstentümer. Standeserhebung der Familie Oxenstierna. Doch baldiger Friedensschluß?
Euer Römisch Kayserlicher Mayestät allergnädigste handbriefl, daß vom 12.
hab ich den 24., daß vom 15. den 26., heut, allergehorsamst empfangen . Die
separation Spanien von Euer Kaiserlicher Majestät sol mit lieb wol nicht ein-
gegangen werden, es müssen unß nuer die reichsstendte darzu nötigen. Wan
ich aber denen Spänischen ministris mit dem schluss trohe, so beschichts, daß
sie fortfaren sollen. Wier seindt iezo ganz ains unndt werden wol ainß blei-
ben , dan die Franzosen so wenig mit Euer Kaiserlicher Majestät unndt dem
Reich alß mit Spanien fridt zu machen begeren, es müßlinge ihnen dan ihre
impressa. Zu erbarmen ists, daß Churbayern auch seinen aignen gesandten, ia
der notorietet in diesem puncto nicht glauben wil. Weillen ihr churfürstliche
durchlaucht den fridt gern heten, imaginiren sie ihr, die Franzosen heten den-
selben auch gern. Mein Ossnabrugische verrichtung in puncto gravaminum
vernemen Euer Kaiserliche Majestät auß anderen relationen .
Den 23. ditß hab ich dem Salvio die revisita erstatet, auch begert, es sol der
Oxenstirn darbey sein, so beschechen. Wir haben von allen puncten geredt,
quoad amnestiam sols bey anno 1624 verbleiben, Euer Kaiserlicher Majestät
lender außgenomen sein. Die gravamina würden nach meiner mainung, wie
ich solche ihnen abgelesen undt denen Chursäxischen schrifftlich gegeben,
khünen verglichen werden. Denen Schweden sol man ganz Pomern, Wißmar,
Bremen, Verden lassen. Euer Kaiserlicher Majestät undt des Reichs consens
sey ihnen genug. Consentire dan Brandeburg auch darein, so sey es desto
besser. Unndt wan halt endlich ihr, der cron Schweden, satisfaction besche-
che , sol das ander alles leicht richtig werden.
Alß ich schon wegkhgehen wollen, wurden sie gar vertreulich (bin fast 3
stundt dort gewest), fangte Oxenstirn an, er hoffe an Euer Kaiserlicher Maje-
stät hoffe alß königlicher gesandter zu khomen unnd die leehen vor die cron
Schweden zu empfangen. Darauf continuirte strax der Salvius, der titulus
„erz- undt stifft Bremen unnd Verden“ müssten cassirt werden unndt weltli-
che fürstenthümb seyn. Die königin in Schweden werde dem alten Oxen-
stirn
Pomern vor die cron zu leehen empfangen, Bremen aber vor seinen vattern
unndt dessen descendenten (doch hernacher sols bey der cron bleiben), daß
Euer Kaiserliche Majestät sie zu reichsfürsten erhebeten.
Ich hab geantwortet, ihr Kaiserliche Majestät khündten geistliche fürsten-
thumb nicht in weltliche verändern, aber wol einen, des grav Oxenstirn
standts, zum reichsfürsten erheben. Sie seindt auf der weltligkheit von Bre-
men undt Verden verblieben.
Euer Kaiserliche Majestät werden mier hirinen allergnädigst weiter befelchen.
Waß sein khan, daß rathe ich, thuen Euer Kaiserliche Majestät, dan an diesem
interesse des Oxenstirn ligt gar alleß.
Übermorgen werden sie beyde herüberkhomen, wollen das instrumentum
pacis mit denen Franzosen undt unß vergleichen, strax aufrichten undt unter-
schreiben unndt der sach ein endt machen. Haben der forma instrumenti waß
erindert, der Franzosen praetension wegen der reichsstendt im Elssaß impro-
birt , sich gar höfflich, ia demütig erzaigt. Dergleichen hoffnungen seindt mier
öffter gemacht, aber khein fridt geschlossen worden, dahero ich auch diss-
mals nicht traue noch Euer Kaiserliche Majestät dessen versichere. Daß ist
aber wol gewiss, daß der protestirenden reichsstendte vil die artificia extero-
rum protrahendi belli merkhen undt den friden haben wollen oder sich sepa-
riren möchten.