Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
216. Nassau und Volmar an Trauttmansdorff Münster 1646 Juni 22
Münster 1646 Juni 22
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/20 unfol. = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 92 IX
nr. 1306 fol. 294–295’.
Kaum Hoffnung auf Fortschritt bei Verhandlungen in Osnabrück. Möglicherweise Durchbruch
in Münster im Falle der Rückkehr Trauttmansdorffs. Keine Gefahr eines Friedens zwischen Spa-
nien und Frankreich ohne Einschluß des Kaisers und des Reiches. Abbruch der Verhandlungen?
Auf nr. 208. Hinweis auf nr. 218. Und dieweiln Ewer Exzellenz unser gutt-
achten zu vernehmen begehren, ob sie sich nunmehr, nachdem sie drüben fast
nichts mehr zu thuen, widerumb alher zu begeben haben möchten, da könd-
ten wir an unserm wenigen orth unschwer ermessen, nachdem die Schwedi-
sche und protestirende sich allerdings und öffentlich aneinander gehengt,
auch zu einem gäntzlichen pruch dieser tractaten nichts weiters ubrig ist, alß
daß sie mitt ihrem berühmbten instrumento pacis
es werden Ewer Exzellenz bey so beschaffenen dingen wenig nützliches mehr
zu Oßnabruck zu schaffen haben und daher desto weniger bedencklich fal-
len , ihre ankunfft alhero zu beförderen, außer zweiffel setzende, sopaldt da-
ßelbig beschehen solt, so werden sich auch die Schweden und protestirende
zugleich hieher erheben und ihr instrumentum pacis zu endtlicher außlieffe-
rung mitt den Frantzosen vergleichen und nitt zeit lassen wöllen, daß entzwi-
schen und ihrer abwesend mitt den Frantzosen wegen erhaltung der catholi-
schen religion viel negociret und absönderlich gehandlet werde, wiewohl
sonst auch darauff einige hoffnung nitt zu machen.
Das nun Euer Excellence sorgfeltig seint, bey dem Spanischen plenipotentia-
rio conte Peneranda zu fürkommen, das wegen Spania mit denn Frantzosen
ohne richtigkeit und miteinschliessung deß Teutschen weesens kein fried ge-
schloßen werde, da halten wir unsertheils darfur, es seie dessentwegen kein
gefahr zu besorgen, dieweil die Spanische sich iederzeit rotunde vernemmen
lassen, daß sie einige absönderliche tractaten, darin daß Teutsche hauß Öster-
reich sambt deß Römischen Reichs sachen nitt zugleich eingeschlossen we-
ren , einzugehen weder bevelcht noch gedacht weren. Zudeme auch biß da-
hero von den Frantzosen einige weitere apertur zu den friedenstractaten mitt
Spania im geringsten nitt gemacht worden, sondern es haben vielmehr alle
consilia der Frantzosen dahin gezihlt, wie sie mitt Teutschlandt absönderlich
frid machen und den kriegsschwall auff die cron Spania weltzen köndten.
Unsers unvorgreifflichen ermessens aber wirdt zu Ewer Exzellenz wideral-
herkunfft haubtsächlich zu deliberiren und zu berahtschlagen sein, nachdem
ia auß allen biß anhero mitt den Frantzosen, Schweden und protestirenden
gepflogenen handlungen sonnenclar erscheinen thuet, daß mitt ihnen bey
diesen alhie und zu Oßnabrugg instehenden versamblungen zu einem billich-
mässigen friedenschluß nitt zu glangen, sondern dieser gegentheilen intentio-
nes auff lauter unbillige und unerträgliche postulata gesetzt und nuhn dahin
gedacht werde, wie sie dieselbige nach dem glück- oder unglücklichen lauff
der waaffen erweitern und vermehren oder aber mitt vergeblichen auffzüg-
lichkeiten verlengern, also ihre Kayserliche majestätt und daß gantze catho-
lische wesen, wo es ihnen mitt den waaffen nitt gerathen wolt, wenigst mitt
verzögerlichen tractaten und handlungen abmatten und außmerglen mögen,
ob bey solcher claren und kundtbaren beschaffenheit ihrer Kayserlichen ma-
yestät rahtsamb und nutzlich sein könte, die tractaten durch so kostbarliche
gesandtschafften weiters continuiren zu lassen, und waß derselben auff einen
oder andern fahl gehorsambst einzurathen sein werde.