Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
191. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1646 Juni 15
Linz 1646 Juni 15
Ausfertigung (H.): RK FrA Fasz. 92 IX nr. 1314 fol. 320, eigh. PS fol. 320 = Druckvorlage –
Konzept: RK FrA Fasz. 52c I fol. 469.
Gutachten zur französischen response vom 1. Juni auf die kaiserliche postrema declaratio vom
29. Mai 1646.
Ich habe der Franzößischen abgesanten erklerung auff die von euch ihnen
wegen Preysach gegebne letzte proposition empfangen und deren inhalt mit
mehrerm vernohmen, auch waßmassen ihr gesinnet seyt, solche unverlengt
zue beantwortten . Ob ich nun schon nit zweifle, eß werde seithero ewer und
ewerer mitgesanten darauff verfasste antwortt hinaußgegeben sein, ihr auch
wohlgethan habt, da ihr solches befördert, nachdem mir aber gleichwol die
sachen alhie mit guetachten referiert sein worden, so hab ich solches euch
dennoch zueschicken wollen. Stelle alles, waß darbey sowohl eingerathen alß
auch darüber concludieret, ewerer discretion und dexteritet, wie weit eines
und daß ander zu bringen sein mochte, allerdings anheimb. Und werdt ihr in
loco am besten, wie weit ein und anders zue befürderung und schliessung des
fridens dienlich, in acht zue nehmen wissen.
[ Eigh. ] PS Von dem puncto der untergebung so viler reichstendt der cron
Franckhreich miessen wir wol nicht leicht weichen, dan es gar ein zu grosses
praeiudicium wäre, wenigist, wann es nicht anders sein khont, muß mann der
stende einrathung dariber vernemen.
Gutachten und Conclusum der deputierten Räte und Conclusum im GR (Slawata, Gallas, Mar-
tinitz , Kurz, Kollowrat, Puchheim, Kufstein, Prücklmair, Gebhardt, Walderode) über nr. 151,
Linz 1646 Juni 13, 14. Kopie: RK FrA Fasz. 92 IX nr. 1314 fol. 321–339’ = Druckvorlage;
ebenda Fasz. 52b fol. 147–166’; ebenda Fasz. 56c fol. 104–117’ (liegt dort unter falschem
Datum: 1648 Juni 14) – Teildruck: Blum , Anlage 8, 355–358.
Nachdem die Kayserlichen abgesanten zue Münster auf alle mögliche weiß und weege ver-
suecht , die Frantzosen ad restitutionem der vestung Breysach zu vermögen, ihnen auch da-
gegen unterschiedtliche andere partidi fürgeschlagen, aber alles vergebens gewesen, haben
sie entlich auch dieselbe vestung neben Elsaß und dem Suntgaw per mediatores mit gewißen
postulatis undt conditionibus den 29. Maii ihnen schrifftlich angetragen, darauf die Frant-
zosen hinwiderumb den 3. Junii ihre erklerung schrifft- undt mündtlich den mediatoribus
eröffnet, so beides die Kayserlichen abgesanten sub numero 1 und 2 de dato 4. Junii gehor-
samst uberschickht und die gehorsamsten räthe in fleißiger deliberation gehabt.
Befinden anfangs, daß die Kayserlichen abgesanten weiter repliciren und sehen wollen, ob
sie die Frantzosen zu einer entlichen, schließlichen antwort bringen könten, dahero deßen
zwar mit nechstem zu erwarten, inmittelß seind den räthen bey einem und dem anderen
punct folgende gedankhen beygefallen, so sie unmaßgebig erindern und Euer Kaiserlicher
Majestät gehorsambst anheimbstellen wollen, ob sie notturfftig erachten, hiervon dero Kay-
serlichen gesanten ichtwas zuzuschreiben oder, weil nit zu zweiflen, sie werden berait selbst
bestens in acht genohmen und mit rath der herren churfürsten beantwort haben, selbe bloß
mit einem recepisse zu versehen.
Legatur prooemium declarationis Galicanae usque ad articulos 1 et 2.
Auß diesem prooemio ist zu sehen, daß die Frantzosen ihre erklerung uf der stende des
Reichs desiderium fundiren, gleich alß wolten sie zu verstehen geben, wan es außer solchem
were, wolten sie sich auch noch nicht insoweit separatim heraußer laßen. Darnach so prae-
mittiren sie drei conditiones, sub quibus et non aliter dieselbe zu verstehen seyen, alß erst-
lich , daß solche kheine krafft haben solle, es seyen dan alle andere conditiones pacis, so die
stend des Reichs betreffen, auch verglichen, welches zwar noch eine lange zeit könt uff-
gezogen werden, iedoch derjenigen condition nicht ungemäß, die man uff seiten Ewer Kay-
serlicher Mayestät gesetzt, daß nemblich auch die uberlaßung des Elsaß und der anderen
stuekh nicht eher ihren würcklichen effect erreichen soll, es sey dan zugleich das Pfalzische
weesen mit accomodirt, derwegen diese der Frantzosen condition ihnen nicht für ubel zu
haben.
Die andere condition ist, daß man auch zugleich mit Schweden und Hessen sich dißeits
uber ihrer satisfaction vergleichen solle, welches in effectu mit der ersten condition uber-
einkhombt und mit der hinzugesetzten ration decidendi, daß sie ohne ihrer foederirten sa-
tisfaction khein frieden schliessen könten, sich wohl entschuldigen läst, auch zu denienigen
articuln eigentlich gehörig ist, so
cerniren thuen.
Die dritte condition ist, daß alles dasienige, waß pro satisfactione regis Galliae verglichen
werden wirdt, a statibus Imperii cum obligatione manutenendi haec et alia puncta conventa
ratificirt werden, welches ahn ihm selber nicht unbillich und dem bereit vorhin von beiden
theilen acceptirten articulo assecurationis pacis gemeß ist. Allein ist darauf zue sehen undt
acht zu geben, daß eines mit dem andern confirmirt und keine Separation darinnen gemacht
werde, ut fructus pacis sit reciprocus undt damit es nicht gehe wie mit dem Pragerischen
friedenschlueß, auß welchem Chursachßen die Laußnitz
denburg absonderlich behalten, non obstante, daß im ubrigen derselbe fried durchlöchert
werde. Ingleichem were zu begehren, daß auch die stende in Franckreich und die parlament
reciproce sich pro manutentione pacis sich obligiren theten, allermaßen solches ohnedas die
Kayserliche duplic vermag.
Es weren derwegen die gehorsamsten räthe der meinung, daß deßen die Kayserlichen herren
abgesante zu errindern und dabey zu melden, Euer Kaiserliche Majestät hetten zwar uber
diese conditiones khein sonderbar bedenckhen, sie steltens aber dahin, obs vonnöthen, daß
uf dieselbe der schlueß dieses punct also gar praecise einzurichten, weil doch alles beider-
seits mit dieser generalcondition verstanden wurde, sofern man in dem ubrigen verglichen,
dan Euer Kaiserliche Majestät und dero hauß gedächten, ohne würcklichen genueß des frie-
dens so viel landt undt leuthe nicht hinwegzugeben oder dahindenzulaßen.
In § „Cum necessarium sit bene exprimere“ setzen die Frantzosen, es sey nötig, alles wohl
zu exprimiren, waß sie haben und dagegen geben wöllen, welches nicht unrecht, quia capi-
tula pacis debent esse clara, derwegen auch solches uf dieser seiten in acht zu nehmen, damit
hernach vom gegentheil nicht eine andere und widrige außlegung deßen, waß einmahl ge-
schlossen worden, ad exemplum Romanorum wider die Carthaginenser
rum post pacem Mantuanam
Da die Besetzung von Pinerolo durch frz. Truppen (Vertrag von Millefleur, 1631 Oktober 19;
Druck: DuMont VI.1, 20f.) den Bestimmungen des Vertrages von Cherasco (vgl. nr. 35
Anm. 2) widersprach, hatte Frk. durch rechtlich zweifelhafte Konstruktionen den Vertrags-
bruch zu legitimieren gesucht ( Dickmann , 224).
Entlich kheren die Frantzosen die ordnung der Kayserlichen antwort umb und nehmen das
letzte, worinnen ihnen die oblation mit Elsaß und Breisach geschicht, zum ersten und das
erste, worinnen ihnen die conditiones pacis, waß sie restituiren und weiter thuen sollen,
fürgeschrieben werden, zueletzt und setzen diese ration dabey, quoad conditiones possint
esse differentes secundum formam et quantitatem oblationis, welches nicht gar unrecht,
quia natura prius de substantia quam super accidentibus loquendum. Iedoch werden son-
ders zweiffel die herren Kayserlichen abgesante sich der ordnung halber leichtlich mit ihnen
noch vergleichen können, und haben die Kayserlichen gleichfalß wohlgethan, daß sie ihren
ordinem observirt haben.
Ad articulum 1 et 2, qui incipit: „Plenipotentiarii Franciae“ etc., worinnen die substanz der
Französischen satisfaction bestehet, finden die gehorsamsten räthe zwischen der Kayserli-
chen oblation und der Frantzosen acceptation nachfolgenden underschied:
1. In der Kayserlichen antwort und erklerung wird gesetzt, „quod praeter tres episcopatus
Metensem, Tullensem et Virodunensem civitatemque Imperialem Metim
simo permanere debeat oppidum Brisacum, cum omnibus suis fossis, vallis“ etc. Die Frant-
zosen aber verstehen und erkleren solches auf die andern beyde städte Tull und Verdun und
zugleich de cessione iurium Imperatoris et Imperii uber Moyenwick und Pignarol , das kan
nun weiter kein bedenckhen haben, sintemahl es ihnen alberait vorhero offerirt worden.
2. Addunt Galli wegen Pignarol diese wort: „cum omnibus suis dependentiis contentis in
adquisitione eiusdem per domum Sabaudicam facta“, dieweil man aber diesorths nicht recht
wißen khan, waß der hertzog von Savoya zu Pignarol adquirirt, so möchte dieser zuesatz
auf dasienige restringirt werden, waß selbiger hertzog nach dem Mantuanischen fried dem
könig in Franckreich per contractum specialem uberlaßen, damit man sich dißfahlß mit
Savoy nicht zu weit vertieffe.
3. Caesareani quoad Inferiorem Alsatiam obtulerunt saltem praefecturam provincialem, die
landtvogtey, Galli autem ponunt integram provinciam. Wan nun ihnen alberait vorhin das-
ienige offerirt worden ist, waß Osterreich in Ober- und Undterelsaß gehabt, so wirdt man
khein bedenckhen haben dürffen, es also zu setzen, wie es dießfahlß die Frantzosen gesetzt
haben.
4. Die Kayserlichen haben ihre gantze bewilligung wegen des Elsaß und Suntgau, wie auch
wegen Breisach uff dasienige restringirt, waß Österreich daran gehabt, und die Frantzosen
habens auch vor diesem anders nicht begehrt. Es scheint aber auß ihrer ietzigen erklerung,
samb sie alles miteinander, waß in diesen provincien gelegen und vor zeiten zu demselbigen
gerechnet worden, ob es gleich dem hauß von Österreich nicht zuegehörig, sondern theilß
immediate dem Reich underworffen, theilß anderen herrschafften und stenden des Reichs
zuestendig, und also auch die freye reichsstätt Colmar, Schleestatt, Hagenaw, Weißenburg
und andere mehr, sub uno complexu praetendiren und initio anzuziehen suechen, dan sie
laßen die restriction „de eo quod habuit domus Austriaca“ gantz außen und begehren da-
rüeber cessiones und renunciationes sowohl ab Imperatore et Imperio
in optima forma, hengen zugleich die clausul ahn, „sine ulla reservatione vel exceptione, nisi
quoad ea, quae ad terras episcopatuum et civitatum Argentinensis et Basileensis pertinent“,
welches in effectu alles wegnimbt, waß in selbigen provincien gelegen, es seie Reichisch
oder Österreichisch, außer waß den bistumbern und städten Straßburg und Basel zugehörig,
dahero auch die marggrafen zu Baden, der hertzog zu Württemberg, die graven zue Hanaw
Liechtenberg undt andere alles dasienige, waß sie und das Reich derorthen haben, uf ein-
mahl verliehren wurden, dahero nicht unrathsamb, daß man sich auf seithen Euer Kaiserli-
cher Majestät bemüehen thete, ob diese weitschichtige extension umbgangen werden könte,
dazue dan nachfolgende motiven dienen möchten:
1. Weil dieß gar ein newes postulatum und vor niemals in tractatum khommen.
2. Die königliche Frantzösische gesandten vom Elsaß und Suntgau allein dasienige begehrt,
was ienseits Rheins zue Österreich gehörig.
3. Von Brißgaw einig und allein auf Breisach bestanden und sich außdrucklichen erklert,
wan solches vollendts zuegesetzt wurde, daß man darauff in puncto satisfactionis schließen
wurde.
4. Darüeber von dem königlichen hoff allein befehlicht, uff Breisach zue verharren, im
ubrigen allein aber eine freye handt bekhommen, die tractaten zue beschließen.
5. Geben sie unten ad articulum 5 soviel zu verstehen, daß sie uber diesem punct noch
einige handlung gestatten möchten, indem sie setzen, daß sie sich wegen manutention der-
ienigen reichsstend und städte, welche dem Reich ohne mittel unterworffen, alßdan erkle-
ren wolten, wan sie die formulam cessionis sehen und eigentlich vernehmen wurden, waß
ihnen gelaßen werden solte.
Kayserlichen abgesanten discretion und gefallen gestelt werden, ob und wie weit sie sich,
wan man sonst allerdings der sachen einig werden könte, hierüeber mit den anweesenden
räthen und gesanten der stende hieraus bereden und darauf einer weiteren erklerung gegen
die Frantzosen zue befürderung des friedenschlueß vernehmen laßen wolten.
5. [= 6. ]
tuum . Da vermeinen die gehorsamiste räthe, es werde gantz vergeblich sein, daßelbe abzu-
wenden , weil Franckreich gewohnt ist, alles, waß es einmahl acquirirt, auf ein perpetuum
hinauß ihrem dominio zue inclaviren.
6. [= 7. ] Territorium Brisacense wirdt von den Frantzosen etwas weiter alß von den Kayser-
lichen extendirt, und stehet nun dahin, wie weit man sich destwegen noch vergleichen
würdt. Sonsten sehen die räthe kheine sondere difficultet bey diesem paß, wan man nur in
den anderen richtig were, dan die extension gemelten territorii erstrekht sich nit gar weit
und wirdt schwerlich abgewendet werden können, solche zue versicherung der vestung
Breisach nötig achten und dagegen die drey dörffer
weit hinein ins Breißgauische gebüeth gehen (so der landtaffel nach nit gar 2 meil weegs
scheinen von Breisach zu ligen) abzutretten suechen. le näher sie auch mit dem nach Brei-
sach gehörigen dörffern gehalten können werden, ie beßer ists.
7. [= 8. ] Begehren sie, ne quis locum super flumen Rheni inter Basileam et Philipsburgum
communire possit, nec impedire aut divertere cursum fluminis etc. Item, wan Neuburg von
ihnen restituirt wurde, daß die daselbst gemachte befestigung demolirt werden solte. Nun
were dieses ein große servitut und hette vast ein speciem subiectionis, wan Euer Kaiserliche
Majestät und dero hauß, auch andere stende des Reichs auf denienigen orthen, welche ihnen
zuegehörig blieben, ihrer defension privirt verbleiben, Franckreich aber die seinige befesti-
get behalten solte. Es were demnach mit ihnen zue handlen, daß sie dergleichen condition
fallen ließen.
Waß aber dieses anbelangt, daß der cursus fluminis nicht divertirt werden möchte, da ver-
muethen die gehorsamiste räthe, es mögen sich etwo die Frantzosen besorgen oder von
andern berichtet sein, samb man den Rhein oberhalb Breisach abgraben und also dieselbe
vestung gantz aufs platte setzen könte. Dem seye nun, wie ihm wolle, so hielten sie diese
condition nicht der importanz, daß man darüeber sich lang aufhalten solte, sondern were
vielmehr dahin zue sehen, auch deßen die Kayserlichen abgesanten zue errindern, daß man
hiebey eine richtige vergleichung treffen könte, wie weit eines- und anderentheilß domi-
nium und ius superioritatis in und ahn dem Rheinstromb selbst determinirt undt auß-
gezeichnet werden könte, damit könfftig wegen der gräntzen unndt territorialiurisdiction
weniger streit entstehen möchte.
In articulo 3 sagen die Kayserlichen abgesandten, daß Franckreich dieienige schulden zah-
len solle, welche auf der erzherzoglichen cammer hafften und der landtsfürst selbst zu be-
zahlen schuldig sey gewesen, was aber die stendt under sich für schulden haben, die sollen
under ihnen getheilt werden.
Die Franzosen antworten darauf, daß der erste theil dieses begerens der vorigen Kayserli-
chen proposition
nach proportion auf sich nehmen. Deinde begeren sie zu wißen, ob dieienige länder, welche
man dem haus von Osterreich restituiren solle, die cammerschulden ganz uf sich nehmen
wollen, auf welchen fall die summa geldts, so Franckreich denen erzherzogen in Tyrol hier-
aus geben soll, größer sein wurde, oder aber ob iedes theil nach größe der länder, die ihm
belieben sollen, ein gewiße portion der schulden auf sich nehmen werde, alßdan wurde die
geldtsumma kleiner sein, oder ob der könig in Franckreich die ganze schuldtlast auf sich
nehmen solle, da were es unbillich, von ihm ein recompens hieraus zu begern, weil die
einkommen der länder alle miteinander nicht erklecklich weren, nur die interesse zu bezah-
len , und damit man sich auf dise beede lezte fäll recht resolviren möge, sey nötig, ein rich-
tige designation aller schulden zu haben.
Was aber den anderen theil, nemblich der landtschafft schulden, anbelangt, were der Kay-
serlichen postulation gar billich, doch mieste solche beßer explicirt, von einer ieden landt-
schafft dasienige, was ihr assignirt, bezahlt, und deßentwegen auch ein richtige verzaichnus
ubergeben werden.
erleuterung deß ganzen schuldtlastes alhier kein bestendiges guetachten darvon kan gegeben
werden, außer daß sie selbsten darfürhalten, wan Osterreich nach dem ersten modo die
schulden ganz über sich nehmen thete und die creditores wolten sich daran weisen laßen, so
wurde von Franckreich ein größere geldtsumma pro recompensa zu erheben sein. Es were
demnach solches alles der Kayserlichen abgesandten discretion anheimbzustellen, alß wel-
che dort in loco über alles miteinander gnugsame information haben können.
In dem 4. articulo begeren die Kayserlichen den ruckfall der cedirten länder nach abgang
deß königlichen manstammens aus dem geschlecht von Borbon, welches die Franzosen für
unnötig und vergeblich zu bedingen halten, wan der cron die länder uberlaßen werden.
Die gehorsambste räthe seind gleichfals der mainung, daß solcher articulus auf gesezten fall
vergeblich were und sich damit ganz nicht aufzuhalten, iedoch auf solchen fall dahin zu
sehen, daß gegen bewilligung der perpetuitet die conditiones für Ewer Kayserliche Majestät
und dero hauß in anderen passibus verbeßert werden mögten, bevorab dise, daß die superio-
ritet über die andere in Elsas gelegene reichsstendt nachgesehen wurde.
Auf den 5. articulum, in welchem begert wirdt, daß alle dieienigen, so dem Reich immediate
unterworffen und in Ober- und Underelsas geseßen, bey ihrer immedietet gelaßen und zu
dem ihrigen restituirt, auch die Französische besazungen darauß, wie auch aus Elsaszabern
und Benfelden geführt und gemelte stendt mit newen parlamenten nit beschwert werden
sollen, andtworten die Franzosen, es sey ihnen schwer, sich zu erkleren, ehe sie die formu-
lam cessionis sehen, damit sie wißen können, wie einem ieden eingeseßenen der länder,
welche ihnen cedirt werden, die iustiz zu administriren.
lichen und des Reichs obrigkeit über alle ungemittelte reichsstendt in Elsas haben wolten,
außgenohmen der bißthumb Basel und Straßburg. Dise mündtliche erklerung gibt nun clar-
lich zu verstehen, wahin die Französische intention gerichtet, und wan es dahin kommen
solte, daß man ihnen dises alles uberlaßen mieste, so wurde auch daß 5. postulatum fallen,
allein weil sie in der schrifftlichen antwort sezen, sie müesten sich vorhero in der cession
ersehen, so wollen die räthe sich getrösten, es werde dieser passus noch einige handlung
leiden und, nachdem derselbe oben beym 1. und 2. articulo wurde eingerichtet sein, nach
solchem wurde auch diser 5. vollendts accommodirt werden müeßen.
Ad 6. articulum, daß alle Österreichische vasallen und underthanen diß- und ienseits Rheins
restituirt werden sollen, erkleren sich die Franzosen vor ja, so mündt- alß schrifftlich, wel-
ches zwar zu acceptiren, ungeachtet inen darvon etwa mehr alß ihrer Kayserlichen majestät
und dero haus dardurch ein vortheil mögte geschafft werden, sintemahlen die wenigen, so
zuegleich im Reich und under Osterreich geseßen, ihnen, den Franzosen, wegen derienigen
güeter, welche sie in Elsas haben, allezeit werden, und villeicht mehr als Ewer Kayserlicher
Majestät, afficirt verbleiben müeßen.
Auf den 7. articulum wollen sie sich zue volliger restitution der vestung Philipsburg noch
nit verstehen, sondern vernehmen, Euer Kayserliche Majestät habe nicht ursach, deßwegen
für den churfürsten zu Trier alß bischoven zu Speyr zu reden, und man solle sich zu befür-
derung deß fridens in den pactis, welche zwischen ihme und Franckreich aufgerichtet, vor-
her ersehen und dieselbe confirmiren.
Darauf die gehorsambsten räthe der mainung, es erfordere Ewer Kayserlicher Majestät und
deß Reichs hocheit und interesse, dahin zu trachten, daß Philipsburg wider in vorigen
standt gesezt werde, und weil die Franzosen zu ihrer satisfaction endtlich mit Elsas, Sundt-
gau und Breysach content zu sein sich erklert, daßelbe auch numehr erhalten, so können sie
wegen Philipsburg nichts weiter praetendiren. Ist auch nit rahtsamb, sich in ihren pactis mit
Churtrier zu ersehen, aldeweil dardurch nur ein gefehrlich disputat super validitate eorum
und super praetensa iustitia causae deß herrn churfürsten zu Trier entstehen wurde, sonder
man hette sich ledig auf den accord zwischen ihrer Kayserlichen majestät und dem herrn
churfürsten zu berueffen
zogene pacta zu sagen, daß dieselbe alle durch gemelten accord wider aufgehoben, auch
ohnedaß tanquam sine consensu capituli et Imperatoris facta nit statthetten.
Ad articulum 8 wegen der ämbter Acholm, Hohenstauffen und Blawbeuren erkleren sie sich
schrifftlich, weil dises ein strittsach zwischen Österreich und Wirtemberg were, so wolten
sie ihrestheils deß hauses Österreich gerechte satisfaction nicht hindern. Mündtlich aber
lautet die erklerung dahin, daß sie Österreich ahn seiner billigen retention nicht allein nicht
hindern, sondern dabey handhaben helfen wolten.
Die gehorsamsten räthe verstehen dise erklerung in eum sensum, wie sie von den Kayserli-
chen begert worden, und nach demselben ist sie billich zu acceptiren, auch gegen Wirtem-
berg und andere, die etwa sub praetextu publicae amnistiae sich darob beschweren mögten,
mit deme zu iustificiren, daß gleichwohl Österreich gemelte herrschafften nicht blos ex
causa executionis ab amnistia, sondern ex alio titulo antiquiori vindicirt hat und solche ex-
ceptiones eingebracht, die sich ex puncto executionis amnistiae unerkandt rechtens nicht so
leicht verwerffen laßen. Weil auch die protestirende mit solcher amnistia selbst noch nicht
zufriden und man deß fridens auch mit Schweden nit versichert, also hette man umb sovil
desto weniger ursach, sich auf der anderen seiten wider disen außzug zu beschweren.
Auf den 9. und 10. articulum, daß Hohenwiel demolirt und Lindaw in deß hauß Österreich
besazung möcht gelaßen werden, andtworten die Franzosen schrifftlich, daß sie sich waß
deutlicher erkleren wollen, wan sie mit Wirtemberg und den reichsstenden sich hierauß
vernohmen haben werden. Mündtlich aber lautet die erklerung dahin, sie sein zufrieden,
daß Hohenwiel demolirt werde, deßgleichen Lindaw in deß haußes Österreich handen
bleibe, welches billich ahnzunehmen.
Sovil dan dieienige conditiones, sine quibus non gedachte länder den Franzosen überlaßen
werden sollen, anbelangt, sezen die Franzosen, daß wan die obgedachten ersten drey articuli
von überlaßung des Elsaß und vergleichung des schuldenlasts auf die specificirte weiß be-
williget sein werden, so wollen sie alßdan den Kayserlichen auf ihre zwölff conditiones
folgenden contento geben:
Ad primum, quae continet restitutionem et manutentionem der vier Waldtstette, graff-
schafft Hauenstein
stätte und flecken, clöster, dörffer und andere appertinentien, auch der ganzen Ortenaw mit
den reichsstätten Offenburg, Giengebach und Amerszell
reich diß oder ienseits Rheins daran etwas zu praetendiren haben soll), respondent scripto,
daß der könig darein consentiren thue, salvo iure tertii, und daß hingegen die gesezte clausul
de renunciatione regis Galliae reciproca sein mieße, nemblich daß auch Euer Kaiserliche
Majestät und daß hauß Österreich an denienigen landen, welche dem könig in Franckreich
abgetretten wurden, nichts weiter suechen wolten.
möchte, sintemahlen die Franzosen hierzue nit ursach haben, solche auch sich von sich
selbst verstehet und etwo hernach von anderen könte mißbraucht werden, so vermeinen
doch die räthe, wan die Französische gesanten darauff beharren thetten, daß sie nit groß zue
difficultieren. Ingleichem auch nit die reciproca renunciatio, doch iuxta annotata bey dem
ersten und anderen haubtarticul super postulata cessione deß Elßäß und Preysach.
Die andere conditio „quoad libertatem et securitatem commerciorum et navigationem in
Rheno, item ne nova vectigalia imponantur“ etc. ist von den Franzosen etwaß anders auf-
gesezt , dan sie begehren, auch die schiff zu visitieren, würdt aber leichtlich vollents zue
vergleichen sein und gehet mehr die Schweizer alß die Österreicher an.
Die 3., 4., 5., 6., 7. condition wegen der amnisti, Pfälzischen weesens, vergleichung der gra-
vaminum , Schweedischen satisfaction und Churbrandenburgischen recompens, werden
zwar in der schrifftlichen erklerung von den Französischen abgesanten auff weiter vorge-
hende communication mit den interressierten stendten sowohl auch der cron Schweeden
außgestellet, ausser allein, daß sie bei dem Pfältzischen werckh articulo 4 zue verstehen
geben, daß die Untere Pfaltz gantz müesse restituiert werden, iedoch daß daß exercitium
catholicae religionis darinen bleibe. Mündtlich aber seind sie dessen per omnia erbiethig,
solches alles (waß nemblich in disen fünff conditionen begehrt worden) zue manutenieren
und mit den Schweden und protestierenden richtig zue machen. Wofern nun dise mündtli-
che erklerung von ihnen recht gemeint, so hat man sich an die schrifftliche dilatorische
antwortt nit zue kehren, die gehorsambste räthe sehen auch nit, wie sie sich in schrifften
noch zur zeit, eher man mit ihnen in substantialibus pacis, worin dan auch die Schwedische
und Hessische satisfaction sich enthalten, und bevorab totaliter uber demienigen, waß ihnen
bleiben und sie heraußgeben sollen, recht verglichen, zue einem mehrern hetten sicherlich
und so weit, alß mündtlich beschehen, heraußlassen können, dan sie wurden dardurch die
cron Schweden und andere ihre confoederirte vor der zeit offendiert haben, derowegen die
mündtliche erklerung anzuenehmen und darauff umb sovil mehr der schluß diser tractaten
zue befördern.
Die achte condition wegen der landtgräffin satisfaction würdt uber daßienige, waß sie in
schrifften geantworttet, mündtlich außtruecklich dahin erleüthert, daß sie einmahl die Mar-
purgische successionssach retractriert haben wolten. Waß aber die praetensiones an die stiff-
ter anlangte, da wolten sie zwar die retention oder invasion derselben nit zuelassen, man
müesste sich aber sonst vergleichen. Und haben dabey wegen restitution der Unteren Pfaltz
dises mit angehengt, daß sie die Bergstraß von Churmeintz nit excipieren lassen könten,
sondern es müesste dieselbe auch restituiert werden. Wan aber folgents Churmeintz sein
recht gegen die Pfaltz gebrauchen wolte, so wolten sie ihn nit daran hindern.
Waß nun erstlich die Marpurgische sach belangt, stehet dieselbe noch uff güetliche behand-
lung zwischen beeden principalpartheyen Hessen Cassel und Darmbstatt, davon Chursach-
ßen gleich unter diser deliberation ein schreiben hat an Euer Kayserliche Mayestät gelangen
lassen, und seind die Keyserlichen abgesanten albereit vor disem instruirt wie sie sich
dabey comportieren sollen, dahin sie auch nochmahlß zue weisen.
Im ubrigen wegen der praetendierten stiffter werden die interessierte stendte sehen, wie daß
werckh vollents außeinander zu bringen und diß obstaculum pacis auch dermahleins auß
dem weeg zu raumen.
Sovil aber letztlich die Bergstraß anbelangt, werden die Kayserlichen abgesanten ohne zwei-
fels sich nochmahln bemüehen, wie dieselbe für Churmeintz erhalten werden möchte.
Die 9. condition wegen deß herzogen zue Lothringen restitution were einen alß den ande-
ren weeg, solang zuemahl der friden noch in anderen puncten seine richtigkeit nit hat, uff
seiten Euer Keyserlicher Majestätt bestendig zu urgiren, auch der Keyserlichen abgesanten
resolution, daß sie darauff bestehen pliben, zue loben und bey künfftigen proiectis iederzeit
Lothringen einzuerucken, dan die Franzosen haben keine ursach, solche zue verweigern und
dargegen deß pfaltzgraffen restitution und der landtgräffin satisfaction zue treiben. Eß were
auch nit rathsamb, den geringsten schein von sich zue geben, daß man Lothringen uff seiten
Euer Kaiserlicher Mayestät verlassen wolte, sintemahlen derselbe herzog sich darüber zue
den feinden schlagen und wider Euer Kayserliche Mayestät selbst die waffen kehren
möchte. Wan aber der frid in allen anderen puncten richtig were und es allein ahn disem
hafften wolte, alßdan hette man hievon weiter zue reden.
Die 10. condition wegen deß königs in Spanien ist gleichwohl durch die biß anhero ge-
brauchte bestendigkeit so weit gebracht, daß sich Franckreich so schrifft- alß mündtlich
erkleret, mit selbigem könig auch zuegleich den friden zue beschliessen, welche erklerung
billich zu acceptieren, iedoch daneben anzuezeigen, Euer Keyserliche Mayestät befenden
gleichwol, daß der könig von Spanien zue erhebung deß fridenß von seinem orth der cron
Franckreich solche conditiones angebothen, mit denen sie sich wohl vergnüegen lassen kön-
ten . Wan es aber ie noch an waß hafften solte, so weren die königlich Spanische ministri
vermittelst Euer Kaiserlicher Majestät gesanten dahin zue erinnern, daß sie zue beförderung
deß allgemeinen besten vollents daß ihrige dabey sovil alß müglichen und in tempore thun
wolten.
Waß vors 11. und 12. wegen einer bestendigen türckenhilff, sodan auch wegen einer recom-
pens für uberlassung deß Elßäß schrifftlich geantworttet worden, daß würdt mündtlich da-
hin declariert: Sie erbiethen sich durante motu Turcico des iahrs 100 000 cronen zue bezah-
len . Duca de Longeville hette sich vernehmen lassen, eß möchte auch auf 200 000 bracht
werden, wan aber ein offner bruch wider Euer Keyserlicher Mayestät erbland erfolgen solte,
wolten sie deroselben 10 000 man zueschicken, und alß herr nuncius remonstriert, daß ihrer
Keyserlichen mayestät besser mit gelt wurde gedient sein, darauß sie solche anzahl völcker
ahn den orthen, welche zum türckenkrieg tauglichere leüthe ziehen thetten, zuesamenbrin-
gen könten, hetten sie sich nit ungeneigt darzue erscheinen lassen.
Wegen der recompens wolten sie specificationem debitorum haben und daß nach propor-
tion der restituierten lande auch sovil schulden darauff verpleiben solten. Erbiethen sich
doch, dem herrn ertzherzogen zue Insprugg noch weiters ein million goldt zue zahlen, quod
tamen dubitanter asseruissent, an intellegerint aureos in auro, an vero communes, und mit
diser erklerung hab er ihnen, den Keyserlichen gesanten, der Franzosen original uberant-
worttet .
Nun wissen die gehorsambste räthe bey disem weiter nichts mehr zu erinnern, sondern
befinden auß diser mündt- und schrifftlichen erklerung sovil, daß nunmehr die ganze trac-
tation mit Franckreich principaliter an disen puncten haffte, ob man ihnen auch dieienige
stätt und lande, welche ienseits Rheins in Elßäß und Suntgaw gelegen und dem hauß von
Österreich nit zuegehörig, cedieren und abtretten solle oder nit. Und wan dises sambt der
cession pro ipso regno seine richtigkeit erlangt, so wurde man sich der conditionen halber
weiter nit groß auffzuehalten, sondern vermittelst göttlicher verleihung vollents leichtlich
zue vergleichen haben.
Eß were demnach alles der herren Keyserlichen gesanten rühmlichen dexteritet und dis-
cretion mit obiger erinnerung bey einem und dem andern puncten allergnädigst heimzue-
stellen , welches alles aber doch auch die gehorsambste räthe Ewer Keyserlicher Mayestät
allergnädigstem wohlgefallen allerunterthenigst submittieren.