Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
131. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Linz 1646 Mai 28
Linz 1646 Mai 28
Ausfertigung (H.) : TA Ka. 125 Bb 4c fol. 45–45’, [ praes. 1646 Juni 5 ] = Druckvorlage –
Konzept: RK FrA Fasz. 50c fol. 44–45’.
Verhandlungsführung gegenüber Frankreich allein durch kaiserliche Seite wünschenswert. Hoff-
nung auf Einbinden Kurbayerns in die Verhandlungsführung bis zur Offenlegung der französi-
schen Absichten.
Hinweis auf nr. 127 Beilage C. Wegen nr. 113 habe ich laut Beilage geantwortet.
Zu wünschen were, daß man ein oder anderen vorgriffs in diser handlung
entubrigt unnd die tractaten, wie es sich wohl gebührt, in meinen handen
allein weren. Es wurde mir unnd dem Heyligen Reich damit nit wenig genuzt
khönnen werden, zumahlen aber ein jeder nur uf sein indemnitet das aug hat,
also fallen die tractaten umb sovil schwerer, unnd haben die feinde desto
mehrern, die meinigen desto wenigem forthel. Ich will gleichwohl hoffen,
deß churfürsten liebden werden mir hierin nit auß handen gehen unnd euch
campo lassen, daß ihr disem vorschlag der superioritet, mir unnd meinem
hauß zum besten, ohne gefahr der tractaten nachsezen möget. Im übrigen, so
vernimbe ich zwar von des churfürsten liebden schreiben, daß die Franzosen
uf Breisach tringen, aber si geben mir weiderst khein gewißheit, daß die sa-
chen darmit sogar nur in puncto satisfactionis mit Franckhreich totaliter ge-
than unnd der friden, sovil disen passum betrifft, geschlossen seye.
Dahero ich gern sehe, daß ihr bey diser weitern handlung wegen der superio-
ritet über Elsas mit gueter dexteritet penetrieren thettet, ob die Franzosen bey
diser meiner offerta es beruehen lassen unnd, sovil den punctum satisfactionis
betrifft, ihresorths dermahleins ein endt machen möchten. Dan weiln, waß
ich dißorths thue, nit allein umb fridens willen von mir geschieht, sondern
auch, das Churbayrens liebden so lang bey- unnd von aller praecipitanz abge-
halten werden, bis dieselbe mit handen greiffen, wie es die Franzosen mit
beeden unnsern heüßern mainen, und also zu mehrerer gegenwehr sich resol-
vieren , ich mich auch immittelst selbst in bessere verfassung stellen möge,
also geschehe mir ein dienst, ie eher man auch den Franzosen auf die fein
khomben khönte, daß des churfürsten liebden hinder das liecht gefüehrt
unnd mit leren vertröstungen vermittelst deß nuncii zu Paris lactiert werde.
Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, Linz 1646 Mai 28. Kopie: TA Ka. 125 Bb 4c
fol. 46–48’ = Druckvorlage – Konzept: RK FrA Fasz. 26 Konv. C fol. 244–247’, 243.
Ob ich zwar mich ohnedaß genuegsamb versichert waiß, daß Euer Liebden meine derosel-
ben iüngst unter dato 23. dis wegen Breisach, Newburg am Rhein und sessionis et voti
eröffnete intention und resolution allerdings bey der zwischen unnß hergebrachten ge-
heimbe verbleiben , ihren zu Münster habenden gesandten aber nit anderst alß mit dem
befehl communicieren werden haben lassen, daß sie ohne vorbewust meiner gesanten dar-
mit gegen die Franzößischen im geringsten herausgehen, sonder mit selber die meinigen
allein verfahren lassen sollen, welche dan communicato consilio mit Euer Liebden gesanten
zu rechter zeit zu dieser eröffnung schreitten, unnd also darin weder übrigs vorgeeeilt noch
zuruckhgehalten solle werden, so khan ich doch Euer Liebden durch disen eignen currier
nit verhalten, waßgestalt mein principalgesanter, der graf von Trautmansdorf, bey gestriges
tags einkhommender ordinari mich außfüehrlich berichtet, waßmassen der d’Avaux bey
ihme gewesen und, nachdem er sich uber des Servients obstination vertrewlich beschwert,
widerumb anfrag wegen Breisach gethan habe, warauf er, graf von Trautmanßdorf, noch-
mals mit mangel nit allein deß hierzue habenden befehls sich entschuldigt, sonderen mit
remonstrationibus ihme, d’Avaux, deduciert, daß der limes Imperii dißorths, wolle man an-
derst in friden leben, der Rhein müesse sein und die cron Franckhreich, da ihr anderst ernst
zum friden, bey den ihro schon geschehenen oblationibus wegen Breisach den krieg zu con-
tinuieren uf khein weis uhrsach werde haben, mit dem anhang, das entlichen ein weeg were,
er, graf, sich auch darzue erpietten thette, daß Elsas und Sundtgaw, so ienseiths Rheins, von
des Reichs iurisdiction unnd bottmeßigkheit ganz zu eximieren unnd der cron Franckhreich
zu incorporieren, so derselben zu weit mehrerer grandeza und vermehrung alß die vestung
Breisach were, welches dan er, d’Avaux, sich nit allein nit mißfallen lassen, sonder dahin
erkhlert, daß, wan er die vollmacht hette, dise oblation der retention Breisach vor Franckh-
reich praeferieren wurde, hat auch nit zweiflen wollen, daß dises erpietten bey den Franzö-
ßischen ministris und seinen collegis verfangen möchte, mit erpietten, es dahin zu richten,
daß derentwegen ein eigner currier nach Paris also gleich geschickht und weitere resolution
hierüber unverlengt eingeholt wurde. In gleichem werde ich von ihme bericht, daß er hier-
von Euer Liebden gesanten nachricht gegeben, von denen zweifelsohne auch Euer Liebden
bereit alle information empfangen werden haben.
Nun erinnere ich mich aus Euer Liebden selbsteignen schreiben und auß der iederzeit zu
meinem hauß getragenen affection und zu erhaltung desselben wohlgemeinten consiliis, wie
hart es auch Euer Liebden ankhomben, daß diser plaz in Franzößischer handt verbleiben
solte. Es ist einmahl leicht zu erachten, waß vor ein nachparschafft der cron Franckhreich
mit dem Reich sein würdt, wan der Rhein dißorths unzehlbaren, täglich herfürbrechenden
mißverständen nit remedieren sölte. Weilen also noch hoffnung, daß meiner und Euer Lieb-
den nit allein meinen, sonderen auch Euer Liebden hauß und dem ganzen Reich zum besten
angesehenen intention nach diser plaz gegen der totalsuperioritet über Elsas vor die cron
Franckhreich sich erhalten möchte lassen, deme dan entlichen Benfelden darzue noch ad-
iungiert khönte werden, also ersueche ich Euer Liebden freundt-, vetter-, schwäger- und
gnädiglich, sie wollen den ihrigen gemessen befehlen, daß sie meine wegen Breysach gefaste
resolution bey sich halten, darvon gegen niemandts sich im geringsten vermerckhen lassen,
sonder wan es meine gesanten dem lauff der tractaten vor nuzlich und nit gefehrlich befin-
den werden, mit und neben ihnen deß curriers zuruckhkhunfft von Paris erwartten.
Deßgleichen ist in höchster geheimb zu halten, wessen ich mich bey dem puncto sessionis et
voti ratione der superioritet über Elsas vor die cron Franckhreich erkhlert, dan wan die
Franzößischen ministris daß geringste hiervon erfahren solten, so ist leicht zu erachten, daß
die superioritet sambt Breisach verlohrengehen und die cron Franckhreich von praetendie-
rung beeder sich nit dimovieren wurde lassen.
Es ist aber dis mein ersuechen an Euer Liebden dahin nit gemeint, daß ich mein wegen
Breisach und Newburg am Rhein gefaste resolution zu retractieren oder zuruckhzunemben
begere, sonder solte ia ohne Breisach und Newburg am Rhein der fridt nit erhoben khönnen
werden, so laß ichs darbey verbleiben. Dieweil aber gegen oberwente offerten fast sichere
hoffnung, daß die Franzosen von diser praetension abweichen unnd sich diser plaz noch vor
mein hauß, und dem ganzen Reich zum besten erhalten würdt lassen, also findt ich einmahl
vor ein notturfft, daß gegen zuruckhlassung der superioritet über Elsas die erhebung Brei-
sach nochmals und di concerto von meinen und Euer Liebden gesanten mit guetem nach-
truckh tentiert werde.
Unnd obschon die Franzößischen ministris mit ein oder anderer betrohung des anzugs des
Touraine hervorbrechen möchten, so siehe ich doch nit, daß derentwegen gleich alle hoff-
nung und mueth zu verliehren, dan leichtlich zu erachten, daß wan die cron Franckhreich
offensive zu operieren gesonnen oder auch genuegsamb gefast were, daß sie sich zu dem
armistitio nit verstanden noch umb wenig tag oder wochen dasselbe eingangen wurde ha-
ben . Dahero Euer Liebden umb die wenige zeit, so etwan dise handlung erfordern möchte,
sich auch einziger gefahr oder vorbruchs (soll es anderst den Franzosen zu dem armistitio
unnd consequenter zum friden ernst sein) nit besorgen haben, versiehe mich dahero an seith
Euer Liebden aller von mir verlangten willfehrigkheit unnd habe bey heüt zugleich ablauf-
fenden currier nach Münster dessen allen meinen obrist hoffmeister zu seiner direction
unnd wissenschafft nit weniger umbstendtlich erinnert, Euer Liebden freundgnädiglich er-
suechent , damit in dem so hochwichtigen werckh khein verstoß geschehe, sie wollen ein
ebenmeßiges den ihrigen mit eignem currier oder staffeta unverlengt gemessen befehlen.