Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
121. Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 Mai 22
Münster 1646 Mai 22
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 127–128’, 133, praes. 1646 Mai 31 – Druckvorlage –
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/20 unfol.; Giessen 207 nr. 110 S. 418–425 – Konzept: RK FrA
Fasz. 92 IX nr. 1226 fol. 61–62, 63–63’ – Druck: Gärtner IX nr. 154, 869–873.
Kurbayern: Bekräftigung der Forderungen in der Pfalzfrage; Abtretung Breisachs. Frankreich:
Zession Breisachs, keine Reaktion auf Angebot der Souveranität über das Elsaß. Katholische
Stände mehrheitlich ebenfalls für Abtretung Breisachs. Aufschub der Reise Trauttmansdorffs nach
Osnabrück wegen Unnachgiebigkeit der katholischen Reichsstände bei den Religionsgravamina.
Neues Angebot an Frankreich: Schleifung der Festung Breisach; Überlassung Zaberns, Benfelds,
Philippsburgs auf Zeit, sowie der Dekapolis.
Eur Kayserliche Mayestät geruehend aus mitkhommendem extractu protho-
colli littera A allergenedigist anzuhören, waßgestalten die Churbayrische ab-
gesandten abermaln bey uns angebracht, das zwar der punctus satisfactionis
anderst und ehender nit geschlossen werden solle, es were dann die Pfalzische
sach allerdings ihrer churfürstlichen durchlaucht in Bayrn intention gemäss
vorderist verglichen, benebens aber widerumb ganz innständig angemahnt,
das denn Franzosen mit begerter einwilligung wegen innbehaltung der ve-
stung Preysach entgegengangen werden möchte, in erwähnung, das Eur Kay-
serliche Mayestät seit anhero, sub dato 7. diss
Wurde nicht ermittelt, vgl. [nr. 113 Anm. 1] .
sten herrn durch aignen currier darumben angelangt worden und sonder
zweifel der consens erfolgen würde, waß inen auch hierauf in einem und an-
derm zur antwortt gegeben worden.
Nun underlassen die Franzosen nit, solch ire praetension mit allem eifer und
fleiss zu verfolgen, wie sie dann vorgestern alle drey denn herren mediatoren,
als sie selbige per complimenti besuechten, mit langen discursen zu erkennen
geben, das sie von solcher praetension nit abweichen wolten und gleichsamb
versichert weren, Eur Kayserliche Mayestät es endtlich doch nachgeben wur-
den. So ist gestrigen tags der herzog von Longavilla bey mir, grafen von
Trautmanßdorf, gewesen, welcher ebenmässig sein ganzen discurs auf disen
zweckh gerichtet und vilfältige contestationes vorgebracht, in was guete und
sichere freündtschafft sich daher die cron Franckreich mit Eur Kayserlicher
Mayestät und deren hochloblichsten hause sezen wurde.
Mir, Volmarn, hat der Venetianische ambassadeur, als ich ine gestrigen tags
visitiert, nit weniger mit vilen umbständen repraesentiert, das seines vermai-
nens die cron Franckreich von solcher praetension nit abweichen wurde, wie
sie dann die von mir, grafen von Trautmanßdorf, beschechene weitere of-
ferte, das inen die Elsäsßische lande freyen aigenthumbsweise und mit aller
sovranitet überlassen werden solten, der importanz gar nit achteten, das sie
dargegen Preysach restituieren solten. Und heten sie, Franzosen, sich per ex-
pressum dahin bezogen, das inen von denn Churbayrischen abgesandten an-
gezeigt worden, ir gnädigster herr der bestendigen mainung wer, Eur Kayser-
liche Mayestät solchen consens weiter nit verwaigeren solten, wie sie dann
dessentwegen von ime undter vorbemeltem dato mit aignem currier ange-
langt sein wurden, welcher ursachen willen auch biß daher unser contradi-
cieren desto weniger fruchten mögen. So würdet noch undter denn catholi-
schen ständen alhie zum mehrern theil darauf getrungen, das man denn
Franzosen in allem diesem begehren willfahren soll, dess erwehnens, das
sonst kein ander mitel seye, dem catholischen weesen zu helffen, wie aus
dem Österreichischen prothocollo littera B erscheint, was derentwegen in
pleno catholicorum negstverwichnen sambstages, den 19. diss, für discurs
vorgeloffen.
Sonsten haben ermelte catholische ständt zwar sich bey uns per deputatos
vernemmen lassen, das sie mit ihrem voto in puncto gravaminum gefast, ist
aber biß dato noch nit übergeben worden. Und ob sie zwar ir mündtlich
anbringen dahin qualificieren lassen, das sie sich in ihrem voto meherntheils
mit denen von uns inen an handt gegebnen resolutionibus conformiert, so ist
iedoch aus denen in angezognem Österreichischen prothocoll verzeichneten
votis unschwer abzunemmen, das die intentiones fast allerdings dahin gerich-
tet seyen, Eur Kayserliche Mayestät in disem werkh allerhandt ungüetliche
beschuldigung aufzutreehen, daher dise vergleichung mit denn protestieren-
den desto schwerer fallen thut, auch ich, graf von Trautmanßdorf, mein raiß
nach Oßnabrugg lenger, als ich vermeint, einstellen muesß.
Nachdem dann die Franzosen obgehörtermassen auf erwähnung Eur Kayser-
licher Mayestät weiteren resolution beharren thuend und sich biß daher zu
restitution der vestung Preysach keinesweeges vermögen lassen wollen, in-
mitlst auch die gefahren feindtlichen fürbruchs dieserorten wie lenger, ie
grösser werden und fast für gewiss gehalten werden will, das der Schweeden,
Hessen und Franzosen dissegno auf belägerung der statt Cölln gerichtet sey,
allermassen sich dessen der conte d’Avaux gestrigen tags gegen einer gewis-
sen person unverholen vernemmen lassen, so haben wir uns heüt dato zuesa-
mengethan und in ersechung Eur Kayserlicher Mayestät instruction vom 24.
Aprilis ein hoche notdurfft ze sein befunden, uber dasihenig, was denn
Franzosen schon albereit wegen demolition der vestung Preysach, abwerf-
fung der aüsseren Rheinpruggen und das sie gleichwol ihres beliebens auf
dem Elsasßischen gestaadt ein forte zu mehrer verwahrung dess besorgten
überfallens erbauen möchten, anerbotten worden, noch mit diesen ferrern
vorschlägen heraußzugehen, das ermelten Franzosen zugleich auch Elsaß-
Zaberen und Benfelden wie auch die vestung Philippßburg zu ihrer disposi-
tion und mehrern versicherung inn handts gelassen werden soll. Doch soviel
Philipßburg anlangt, selbe allein 5 oder mehrere anzahl iar zu behalten, bis
sie mit erbauung einer newen forte gegen Preysach aufkommen köndten.
Und dieweil inen bereit schon die andeütung beschechen, das inen die Elsäs-
ßische landt ganz frey und aigenthumblich mit aller sovranitet überlassen
werden solten, so ist bey diser unserer consultation auch vor ein erspriesß-
lich mitel gehalten worden, das inen gleichergestalt alle superioritet über die
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so dem haus Österreich im Elsäss zuegestanden, consolidiret werden möcht,
seitemaln ohnedas zu besorgen stehet, das dise stätt wider die Franzößische
macht so wenig als die statt Mez bey dess Heiligen Römischen Reichs im-
medietet zu erhalten sein werden. Wollen auch nit undterlassen, dessentwe-
gen mit etlichen churfürstlichen gesandten im vertrawen zu reden. Was nun
in einem und anderm weiters erfolgen thuet, das solle mit negstem gehorsa-
mist referiert werden.