Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
58. Trauttmansdorff und Lamberg an Ferdinand III Osnabrück 1646 April 30
Osnabrück 1646 April 30
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 61–61’, 64, praes. 1646 Mai 9 = Druckvorlage – Kopie:
KHA A 4 nr. 1628/20 unfol.; Giessen 207 nr. 62 S. 227–229 – Druck: Gärtner IX nr. 80,
532ff.
Übergabe des reichsständischen Gutachtens über die kaiserlichen Responsionen vom 25. Septem-
ber 1645 und die Repliken der Kronen vom 7. Januar 1646 in Einzelvoten der Kollegien. Prä-
zedenzstreit im Fürstenrat. Abstimmung der Dupliken auf die Gutachten, Übergabetermin.
Reichsstandschaft für Frankreich wegen des Elsaß?
Freytags, den 27. dieses, haben unß die reichscollegia ihre gutachten, wie ires
dhafürhaltens auf der außwerticher cronen replicas duplicando zu verfahren
sein möegte, per deputatos von beeder religion auß allen dreyen reichsräthen
uberreichen laßen. Es sein aber selbe conclusa nit in ein gesambtes reichsbe-
dencken gezogen gewest, sondern eins ieden reichsraths gefastes conclusum
absönderlich, alle drey aber anstatt eins ördentlichen gesambten reichsbe-
dencken in einem fasciculo zuesamengebundener uberliefert, iedoch vorhero
under den stendten selbst dargegen allerhandt nötige verwahrung mit pro-
testation und bedingnuß, daß solches vor diesmahl et citra praeiudicium der
löblichen reichsobservantz beschehen und zu kheiner consequentz gezogen
werden solle, lauth in abschrifft beykommenden, bey der Churmentzischen
cantzley an unß gerichten memorials, so darbey in originali mit hinzugelegt
gewest, beobachtet worden. Hatt sich aber bey solcher einliefferung zugetra-
gen , daß sich das hauß Bayern eins vortrits für denen geistlichen fürsten-
standts angemaßet und immediate nach dem ertzhauß Österreich gangen,
derentwegen sich Wirtzburg und andere geistliche darbey nit eingefunden,
sondern wieder solche newerung protestirt. Die protestirende stendte selbst,
soviel wir berichtet worden, söllen ob dieser newerung khein gefallen tragen,
sondern es dem reichsherkommen zuwieder zu sein gestehen, sich doch auß-
trücklich vernhemmen laßen, daß, aufm fall Bayern den vortritt gegen die
geistliche behaubten sölte, alßdan die ubrige fürstliche heüsere desgleichen
thuen, dem hauß Bayern nachgehen und denen geistlichen auch nit weichen
wölten
Bei Deputationen der Reichsstände forderte Bayern die Alternation zwischen geistlicher und
weltlicher Bank und beanspruchte deshalb den Platz nach dem Vorsitzenden der geistlichen
Bank, Österreich oder Salzburg, und damit vor allen anderen geistlichen Fürsten. Zu einem
Streit darüber auf dem RT 1640/41 s. Moser , TS 49, 478–499; die dort zitierten Akten und
Protokolle alle vollständig bei Londorp , insbesondere IV, 914–917, 1092–1098 sowie V,
311ff., 693–698.
anlaßen wölle.
Nachdeme wir dan nuhmehr der stendte gutachten erlangt, so sein wir im
werck, unser iüngst eingeschicktes proiect der duplicae in ein und andern
darnach zu ändern, auch schon mit dero Kayserlichen abgesandten zu Mün-
ster vergliechen, daß, woh möeglich, auf morgigen tag die duplicae an beeden
waalstätten söllen außgeantwortet und etwah diesorts mündtlich abgeben
werden.
Weiln man dan auch vernhimbt, daß die Frantzosen wegen Elsaß sessionem
et votum im Reich praedendiren, alß pitten wir unß allergnädigst bescheiden
zu laßen, wie man sich deswegen zu verhalten, ob dem könig in Franckreich
wegen Elsas die session im Reich einzuraumen, oder obs nit beßer seie, die-
ienige stücke, so hindergelaßen werden müßen, in allodium alß feudum zu
geben, warüber Ewer Majestätt allergnädigste instruction wir gehorsamst er-
warten .
Beilage [ 1 ] zu nr. 58
Memorial der kurmainzischen Kanzlei zur Aushändigung der getrennten Gutachten der Reichs-
stände zu den kaiserlichen Responsionen und den Repliken der Kronen
Vgl. [ nr. 49 Anm. 1 ] .
26. Kopie: RK FrA Fasz. 51a fol. 62–63; Giessen 210 nr. 65 S. 562–566 – Druck: Gärtner
IX nr. 52, 211–215; Meiern II, 977f.