Acta Pacis Westphalicae II A 4 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 4: 1646 / Hubert Salm und Brigitte Wübbeke-Pflüger unter Benutzung der Vorarbeiten von Wilhelm Engels, Manfred Klett
28. Schröder an Kurz Osnabrück 1646 April 23
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Osnabrück 1646 April 23
Eigh. Ausfertigung: RK FrA Fasz. 87 (Teil III) unfol.
Mangelnde französische Unterstützung bei Verhandlungen mit Schweden. Französische Gering-
schätzung des spanischen Angebotes. Kein Ausgleich des schwedischen Einflusses auf Protestanten
durch Kursachsen. Keine Aussicht auf Frieden vor Beendigung des Feldzuges.
Der duc de Longueville hat den herrn Vollmayr auch addormentiren wollen,
alß wan der Servient viel in favorem catholicorum alhie negotiiren und die
Schweden disponiren wurde, den ertzstifft Bremen und Verden dahinden-
und zuruckzulassen, da er doch ihrer exzellenz ins gesicht gesagt, das er zwar
mit den Schweden reden wolte, aber daß er dieselbe zu abtrettung der beeden
stiffter bewegen und disponiren konte, stunde nit in seinem vermögen. Und
alß ihr exzellenz replicirt, die Schweden assistirten denen protestirenden mit
so grossem eyffer, die Franzosen aber theten sich der catholischen gar nicht
annehmen, hat er solches selbst bekentlich nachgeben müessen, aber mit
denen maximes d’estat alles entschuldigt. Es wirdt endtlich heraußbrechen
müessen, waß sy im schildt führen.
Die Spanische offerta sambt der Kayserlichen aestimirt dieser monsieur Ser-
vient wie ein dorff.
Die Schweden wollen ohne vorhergehende duplica sich nit heraußlassen, be-
steiffen die protestirende hinderrücks in ihren impertinentiis. Die Sachsen
werden uns auch so übrigs viel nit helffen können, weilln bey den andern
vorhin alles abgetroschen, ehe sy in rath gehen. Kommen erst bey den Mag-
denburgischen
Das Direktorium im CE war nicht eindeutig festgelegt. Kursachsen behielt sich zwar die
Rechte des Direktoriums vor, verzichtete aber wegen der Bindung an den Ks. sowohl auf die
Ausübung als auch weitgehend auf eine sonstige aktive politische Mitgestaltung im CE . Daher
übernahm 1645 das Est. Magdeburg, das im Fürstenrat (nach Österreich) den Vorsitz bean-
spruchte , das Direktorium ( Wolff , 78ff., 93–97 sowie APW III A 3.1, Einleitung). Magde-
burgische Ges. waren von März 1645 bis September 1647 Einsiedel und Krull ( Wolff , 213).
– Dr. Kurt von Einsiedel (1597–1668); seit 1620 in kursächsischem Dienst, 1631 kursächsi-
scher Appellationsrat, nach 1637 magdeburgischer GR und Hofmeister; 1649 und 1652 mag-
deburgischer Ges. beim niedersächsischen Kreis ( Zedler VIII, 592f.; Jöcher II, 299, dort mit
dem Vornamen Konrad; Repertorium , 466). – Dr. Johann Krull (1610–1668); 1640 Syndi-
kus des Magdeburger Domkapitels, 1641 Offizial, 1649 Hof- und Justizrat, 1654 GR , 1655
Vizekanzler, 1659 Kanzler; 1649, 1652 und 1654 Ges. beim niedersächsischen Kreis,
1649–1650 Ges. auf dem Nürnberger Exekutionstag, 1663–68 Ges. auf dem Regensburger RT
( Meiern , APE I, 54; Repertorium 466, 487f., 491; APW II C 2, 31 Anm. 3).
zum reichsrath kombt, so haist es nur: wie Magdenburg. Wirdt dahero Ewer
Gnaden vorschlag nachgehen müessen.
Die Sachsen haben sonst in gestrigem discurs hundert jahr begert, ihr exzel-
lenz aber haben sy ridendo beschieden, mit sechsig jahr wurden sy ia auch
zufrieden sein, welches sy nit weit geworffen. Sonst vermeinen die Sachsi-
schen auch, man werde der heürigen campagna noch abwarten müessen, und
sicht ihme schier gleich, wiewohl ihr exzellenz an ihr nichts erwinden lassen,
was zu befurderung des friedensschlusses gereichen kan.