Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
341. Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 März 25
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Osnabrück 1647 März 25
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53a fol. 112–116’, 141, praes. 1647 April 7 = Druckvorlage –
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 nr. 205 p. 1091–1103 – Konzept: RK FrA
Fasz. 92 XI nr. 1637 fol. 526–530.
Keine Intervention der französischen Gesandten bei den schwedischen zugunsten einer schnellen
Abwicklung der Religionsverhandlungen. Notwendige Einigung mit Schweden und den prote-
stierenden Reichsständen trotz der entgegengesetzten Empfehlung der französischen und spani-
schen Gesandten sowie der Mediatoren. Keine Aussicht auf eine wirksame Vereinigung der
katholischen Reichsstände mit dem Kaiser. Wiederaufnahme der Religionsverhandlungen mit
Salvius in Kürze. Unzufriedenheit am schwedischen Königshof mit der Überlassung Hinterpom-
merns an Kurbrandenburg? Beharren der schwedischen Gesandten auf der Überlassung des
Hochstifts Osnabrück und der Gewährung freier Religionsübung in den kaiserlichen Erblanden;
vertraulicher Vorschlag der kaiserlichen Gesandten an den Kaiser. Verlegung des Reichskammer-
gerichts nach Eger? Konferenz mit Friquet über den Stand der spanisch-französischen Verhand-
lungen; Rat Trauttmansdorffs zum Einlenken.
Verweis auf die nr.n 304, 313, 319 und 328 und die dort geschilderten
Religionsverhandlungen. Also sollen wir hiemit allerunderthenigist ferrer
berichten, daß zwar die protestierende unser gegenproiect darauf alspald vor
die handt genommen, ire glossas darüber zuesamengetragen und denen
Schwedischen hinwiderumb zuegestelt. Seitemaln wir aber vermerckht, das
sie beederseits fast mehrerntheils noch uf iren vorigen postulatis, sonderlich
als viel die stiffter Oßnabrugg und Minden, auch die libertatem credendi in
denn Kayserlichen erb- und anderen denn reichsständen zuegehörigen landen
anlangt, verharren theten, haben wir zue desto mehrer entladung ungleicher
nachred, so künfftiger zeit Eur Mayestät uf den halß wachsen möcht, für eine
unumbgengliche nothurfft befunden, dem herrn grafen von Nassaw, inhalts
der beylag A, zuezuschreiben, das er dise bewandtnus alsbald beeden herren
mediatoren vortragen und sie ersuechen solte, dessentwegen bey denen
Franzößischen plenipotentiariis bewegliche erinnerung zu thuen, auch zu
ermahnen, weil sie in abhandlung irer satisfaction mit deüttlichen wortten
und gleichsamb stipulata manu versprochen und zuegesagt, die Schweden
und protestierenden dahin zu behandlen, daß sie sich mit unserem vom 12.
Julii beschechnen und seither mehrmaln erweitertem erbietten begnüegen
lassen müesten, auch noch iungst der conte d’Avaux vor seinem alhießigen
abraisen mir, grafen von Trautmanßdorf, mit allen umbstendten anzeigen
lassen, von seinem könig newerdingen und, wie er die formalia gebraucht, in
superlativo gradu bevelcht zu sein, uns in puncto causae Palatinae et
gravaminum mit aller macht beyzustehen, wie er dann zue seiner widerkunfft
(so verwichnen sambstags von ime hinderlassenermaassen beschechen sollen)
alles richtig machen und die gegentheil von so unbillichen praetensionibus
abzuweichen vermögen wolte, das sie demnach ihre parola in acht nemmen
und sich rund erclären wolten, waß sie in solchem gefärlichen standt dess
gemainen catholischen weesens mit rath und that uns vor einen beystandt zu
laisten bedacht. Nun haben zwar die mediatores dem herrn grafen von
Nassau solche verrichtung über sich zu nemmen versprochen, aber dabey
alsogleich angezeigt, das sie wol besorgten, die Franzosen sich wenig daran
kehren würden; wie dann ire folgendts zurugg gebrachte antwortt, nach
inhalt der relationum sub literis B, C, solches alles clärlich außweisen thut
und mit befrembden daraus zu vernemmen kombt, das sie sich aniezt erst
entschuldigen, solche bewandtnus vorderist an königlichen hof gelangt
werden müeste, da doch d’Avaux, wie oben gemelt, sich gegen uns und
anderen dergleichen königlichen bevelch albereit in handen zu haben be-
rüembt. Und obwol ihre mainung dahin gehet, das ich, graf von Trautmanß-
dorf, mich nit lenger alhie aufhalten, sondern widerumb nach Münster
begeben solte, in erwähnung, das alßdan die Schweden und protestierende
selbst nachlauffen und sich anderst als biß daher bequemmen würden, auch
sich nit allein die mediatores, sondern auch der Spanische plenipotentiarius,
conte Peneranda, selbst, laut der beylag D, mit solcher mainung in so weit
vergleichen thuend, das sie verhofften, wann ie kein frid bey disen leütten zu
erhalten, ufs wenigist mit denen Eur Mayestät anhangenden catholischen
chur-, fürsten und ständen dess Reiches ein mehrere einmüettige zuesamense-
zung verglichen werden könte, so müessen wir iedoch, sovil die Franzosen
anlangt, ire intention dahin einzig und allein gerichtet zu sein clärlich
vermerckhen, das hierdurch und nachdem der herr churfürst von Bayrn sich
nunmehr genzlich von Eur Kayserlicher Mayestät abgesöndert und ein
gefährliches armistitium oder vilmehr eine unverantworttliche neutralitet
eingangen, nichts anders gesuecht werde, dann durch dises mittel mein,
grafens von Trautmanßdorf, erfolgenden abraisens alle handlung mit denn
Schweden und protestierenden in ein völligen bruch zu setzen und also Eur
Kayserlicher Mayestät und dern hochloblichem hauß ein genzlichen undter-
gang uf den halß zu richten. Waß aber die an seiten der herren mediatoren
und der Spanischen erwöhnte zuesamensezung betrifft, da sechen wir ia nit,
warauf man sich bey sothaner Churbayrischer secession zu verlassen haben
könte und möchte, in betrachtung, mit derselben auch Churcölln sambt allen
dero angehörigen stiffteren dises Westphalischen craiß hinwegkgehen, Chur-
trier aber albereit hievor und noch täglich sich wie mehr und mehr an
Franckreich henckhen und gleichsamb für Eur Mayestät offnen feindt
erzeigen thut, der herr churfürst von Mainz aber dess seinigen mehrerntheils
entsezt und fast aller undterhaltsmittel beraubt, Würtzburg und Bamberg
dem feindt ebenmässig guetentheils im rachen und in seiner contribution
steckhen.
Hierauf haben wir gar nit für rathsamb befinden mögen, von der angefang-
nen handlung in puncto gravaminum noch derzeit außzusezen, sondern bey
so verendertem standt nach inhalt Eur Kayserlicher Mayestät inmitlst vom
achten diss eingelangter allergnädigsten bevelchen vor das bessere gehalten,
alle mitel und weeg zu ergreiffen, uf das dise materia aus dem weeg geraumbt
werden möcht, sonderlich weilen inmitlst der Salvius negstverwichnen
freytag zu mir, Volmarn, aigens kommen und sich erbiettig gemacht, nit
allein die glossas protestantium in puncto gravaminum, sondern auch das
ganze instrumentum pacis, wie es Schwedischerseits entworffen wer, herauß-
zugeben und darüber in ein schliesßliche handtlung einzutretten, welches er
auch gestrigen tags gegen mir, grafen von Trautmanßdorf, als ich ime eben
der ursachen halb selbsten besuecht , widerumb erholt und zuegesagt, auch
dabey entdeckht hat, das sie darmit der ursachen bis uf morndrigen nachmit-
tag zurugghalten theten, dieweil inen vom königlichen hof wegen deren mit
Brandenburg über abtheilung dess herzogthumbs Pommern getroffnen hand-
lung etwas ungleiche schreiben einkommen weren
Vgl. die beiden kritischen kg.lich schwed. Weisungen vom 13./23. Februar 1647 und das
Schreiben Axel Oxenstiernas (1583–1654) an seinen Sohn vom selben Datum (Drucke: APW
II C 3 nr.n 139, 140, 141a). Die wohlwollende kg.liche Resolution zum schwed.-ksl.
Vorvertrag (1647 Februar 8/18; vgl. nr. 262 Beilage 1) vom 27. Februar/9. März (Druck:
APW II C 3 nr. 154) traf erst am 16./26. März 1647 in Osnabrück ein ( APW II C 3 S. 352
Z. 8–10).
(so seinem sohn alhie dessenthalb ein sehr verweißlichen brief zuege-
schickht), der Torstensohn und Alexander Eschke
Alexander Erskein (1598–1656); 1652 nobilitiert, 1655 Fh.; 1628 Agent in Stralsund, 1632
Resident in Erfurt, 1637–1642 in der pommerschen und ab 1651 in der bremen-verdischen
Verwaltung tätig, 1653 dort Präsident; 1634–1637 und 1642–1648 Kriegs- und Assistenzrat
bei der schwed. Hauptarmee, 1648 Kriegspräsident; 1649–1650 Unterhändler auf dem
Nürnberger Exekutionstag ( SMK II S. 455–456).
und vermainten, sie solten uf ganz Pommern bestandig sein. Die königin aber
het ime, Salvio, absönderlich von aigner handt zuegeschriben, das sie mit
diser vergleichung wol content, auch irem vettern, dem herrn churfürsten,
seinen antheil wol gönnen thet, mit angehengtem bevelch, er, Salvius, solte in
all weeg daran sein, das der friden möchte beschlossen werden, dann sie
solches dem iezigen zuestandt ires königreichs nöttig befinde, mit beysezung
diser wortten aus dem Tacito „ut enim pluribus satisfacias, cuncta regenti
plenum invidiae opus“
inen und denn Brandenburgischen vorgeloffene particularhandlung erfolgt,
hernach aber erst die mit uns in puncto satisfactionis haubtsächlichen
geschlossene vergleichung bey dem königlichen hof eingelangt, so erwartte-
ten sie uf morndrigen tag der ratification und wolten alßdan die völlige
beschliesßung dess friedens eifferigst fortsezen.
Gestalten er darauf von denn vornembsten noch im streitt ligenden puncten
zu reden angefangen, auch mit meiner uf ein und andern ertheilter antwortt
zimblichermaassen vergnüegt zu sein sich ansechen lassen. Wegen der stifft
Oßnabrugg hatt er sich rund erclärt, das sie selbige einmal nit restituieren,
sonder ehender mit Franckreich darüber brechen wolten, derentwegen auch
wir bey obvermerckhter bewandtnus darauf zu verharren desto weniger
ursach haben können. Im übrigen ist das allerschweriste, waß sie noch wegen
der freystellung in Eur Mayestät erblanden suechen, da wir dann gehorsamist
darfürhalten, ohne verletzung dero gewissens wol bewilligt werden könte,
das denen in Niderösterreich noch übrigen standtspersonen kein emigration
uferlegt werden, sondern bey dem irigen, doch sine publico religionis suae
exercitio zu verbleiben verstattet sein solte, sonderlich wann sie darmit von
widereinfüehrung dess Lutherischen religionsexercitii in denn Schlesischen
erbfürstenthumben
Zu dieser Zeit waren die Ft.er Breslau, Glogau, Münsterberg, Oppeln und Ratibor sowie
Schweidnitz-Jauer unmittelbar der Krone Böhmen unterstellt (vgl. die Karte in: Geschichte
Schlesiens II S. 97). Allerdings war das Ft. Oppeln und Ratibor seit 1645 Kg. Ladislaus IV.
Sigismund von Polen (1595–1648) anstelle der Mitgift seiner verstorbenen Frau, der Ehg.in
Caecilie Renate (1611–1644; Schwester Ferdinands III.), verpfändet worden ( ebenda S.
86–87).
so heten wir in gehorsamister underthenigkeit, doch ohne einige maaßgebung
ia für besser gehalten, das Eur Kayserliche Mayestät neben conservation dess
albereit der enden bestettigten catholischen religionsexercitii in eim ieden
dergleichen erbfürstenthumb wenigist ein Luterische kärch zuelassen möch-
ten, als das sie derenthalb noch ferrer im krieg stehen und der augenscheinli-
chen gefahr undterworffen bleiben solten, das mit dem kezerischen unkraut
der guete saamen dess catholischen glaubens allerdings außgerottet werden
möcht. Und dieweil wir aber so weit zu gehen nit bemächtigt, so werden wir
uns eifferigist angelegen sein lassen, die Schweden und protestirenden
hiervon abzuhalten. Pitten aber benebens gehorsamist, Eur Kayserliche
Mayestät geruehend uns hierüber in omnem eventum gnädigste resolution ufs
allerförderlichist zuekommen ze lassen.
Wir sollen auch ferrer gehorsamist anzufüegen nit umbgehen, das wegen
translation dess Kayserlichen cammergerichts, wie mir, Volmarn, die Saxen
Altenburgischen ex professo angezeigt, protestierendentheils dahin gezihlet
würdt, das Eur Kayserliche Mayestät dasselbig in dero statt Egra
lassen wolten, mit der außtruckhenlichen erclärung, das sie hierdurch Eur
Mayestät und dero königreich Böheimb an iren über dise statt habenden
iuribus am geringsten nichts zu entziehen gemaint weren. Und ob wir uns
zwar unschwer einzubilden, das darwider allerhandt bedenckhen einfallen
möchten, wir befinden aber, das gleichwol solches zue Eur Kayserlicher
Mayestät grosser reputation, sodann nit allein der statt Eger und dem
umbligenden craiß, sondern auch dem ganzen königreich Böheimb zue
mercklichem aufnemmen und wol zu mehrer versicherung der succession am
Kayserthumb dienstlich sein solte. Wir werden es ohne offension der ständt
nit wol gänzlich abschlagen können, sondern ad referendum nemmen
müessen, und haben demnach Eur Kayserliche Mayestät inmitlst der sachen
allergnädigst nachzudenckhen.
Gestrigen tags hat der conte Peneranda uns durch den Friquet umbestendtli-
chen bericht ertheilen lassen, warauf dieselbe tractaten mit denn Franzosen
bestüenden. Welcher auch darüber, inhalts beyligenden protocolls littera E,
von mir, grafen von Trautmanßdorf, beantwortet worden.
A Nr. 325.
B Nr. 332.
C Nr. 335.
D Nr. 333.
E Protokoll, [Osnabrück] 1647 März 24. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 135–139 = Druckvor-
lage ; KHA A 4 nr. 1628/43 unfol.; Giessen 208 nr. 204 p. 1080–1091.
Hat auß commission des Spanischen abgesandten, comte de Penneranda, der ertzbischof-
liche Bisantischer gesandter Friquet bey ir excellentz herrn graven von Trautmansdorff,
prasentibus herrn graven von Lamberg, Volmar und Crane, information und bericht uber
die zwischen beyden cronen Spanien und Franckreich schwebende tractaten erstattet und
in specie dieses angezeigt, daß es selbiger tractaten halber noch auf vier puncten, so noch
nit vergliechen, bestehen thue: 1. wegen Casal, 2. Piombino und Porto Longone, 3.
wegen des 30järigen treves in Catalaunien, darbey inen die Frantzosen under wehrenden
solchen stillstandt vestung im landt zu bawen wöllen vorbehalten und daß commercium
zwischen den Catalauniern und andern Spanischen landen allerdings niedergelegt und
abgeschnitten haben, 4. praetendirte die cron Franckreich die seegestatten sive oram
maritimam des fürstenthumbs Catalaunien biß ahn das Pireneische gebürg, in welchen
seegestatten beede stette Rosas und Cadiques gelegen, so zu der grafschafft Roussillion
nit gehörig. Und obzwar alzeit von anfang der tractaten her außtrücklich seie außgedingt
worden, daß die Portugesische sach von diesen tractaten solle außgeschloßen sein und
derselben darbey gar nit gedacht werden, die Frantzösische abgesandte zu Münster auch
selbst derentwegen zu underschiedtlichen mahlen ire parol nit allein denen Spanischen,
sondern auch denen Hollendischen gesandten und hern mediatoribus gegeben, so heten
dieselbe doch solcher irer zusag und gegebenen wortt zuwieder in der letzten außgeant-
worteten schrifft
assistendi in solcher sachen und daß dardurch der friede nit gebrochen werden solte, per
expressum vorbehalten. Hetten in den ersten 40 articuln von Portugal nichts gemeldet
und die Spanische also selbige schrifft bona fide angenhomen, in articulo 41 aber eine
formaldisposition darüber gemacht. Es seie darauf der Spanisch gesandter Bruyn zu dem
Holländischen gesandten Ognia
Vermutlich Donia; über den Zeitpunkt seiner Rückkehr konnte nichts ermittelt werden.
Vielleicht ist er hier mit Pauw verwechselt worden (vgl. [nr. 289 Anm. 3] ).
befinde und diese schrifft denen Spanischen uberbracht hete) gefahren und dies werck,
warumb er solche schrift, nachdeme ime gnugsamb bewust gewest, daß es einmahl der
Portugesischen sach bey diesen tractaten nit zu gedencken zwischen beiden cronen
außgedingt seie, von denen Frantzosen angenhomben und denen Spanischen uberbracht
hette, reprochirt. Der hete sich aber mit der außrede entschüldigt, daß er allein zur stelle
und für sein person sich in so wichtiges werck nit einmischen können, sondern auf der
Frantzosen begehren die schrifft nur ploß uberbracht hette, warin er sich auch nit wol
hette weigern dörffen, dhamit es ihme nit ergehen möege, wie es seinem collegen, dem
Knydt
Knuyt war ein Parteigänger des Hauses Oranien und galt als bestechlich. Wegen des
Abschlusses des span.-ndl. Vorfriedens am 8. Januar 1647 (vgl. [nr. 200 Anm. 2] ) machten ihm
die Franzosen, besonders Servien, öffentlich Vorwürfe ( Bougeant III S. 125–127; Poel-
hekke S. 434–438).
gegeben worden, daß anstatt Portugal nur in terminis generalibus möege gesetzt werden,
daß der cron Franckreich citra violationem pacis unbenhommen sein solte, iren
foederirten zu assistiren. Es seie aber solche generalis dispositio mehr gefehrlich, alß wan
Portugal in specie gedacht würde. Dan die cron Franckreich würde dardurch eine freye
handt haben, Portugal und andern iren foederirten zu assistiren, Spanien aber durch den
friedenschluß Lothringen zu laßen verbunden sein. Ferners heten die Frantzosen in
vorschlag bracht, daß ahnstatt des friedenschluß auf ein jahr ein general-, durchgehendes
armistitium auff ein jahr zu schließen, umb den Türcken dhamit gelosey zu machen. Es
seie aber auch selbiger vorschlag bedencklich, weiln die cron Franckreich dhadurch
gelegenheit erlangen würde, den gantzen kriegslast in Spanien zu weltzen und sich in
solche positur zu setzen, daß darnach mit dem frieden gar nit würde fortzukommen sein.
Drittens, so wölte der cron Spanien die principes Italiae pro sponsoribus des universal
friedenschlußs darzu[ zu]stellen zugemuthet werden, warzu sich aber Spanien nit obligirn
könte, cum sit repromissio facti tertii. Die Spanische gesandte heten mit den herren
mediatoribus auß diesem werck communicirt und gern sehen möegen, daß dieselbe die
handt mit hetten angeschlagen. Die wölten aber den Hollendern nit vorgreiffen, obzwar
sönsten sich zu einwendung irer officien, wan das werck von den Hollendern erst würde
recht underlegt sein, erbietig gemacht. Die vornhembste ursach aber, warumb die herren
mediatores sich bey dieser sach entschüldigen theten, seie diese, daß dieselbe auf den
frieden nit mehr zulegten, maßen dan der Venedischer gesandter (der sönsten hiebevor
große hofnung vom frieden gehabt, auch versichert seie, daß die königliche majestätt in
Spanien der republica auf erfolgenden friedenschluß noch einmahl so viel triremes
wieder den Türcken alß Franckreich, auch in casum, dha Franckreich gar kein hülff
thuen wölte, so viel, alß die Päbstliche heyligkeit für nötig erkennen würden, hergeben
werde) es ungeschewet öffentlich sage, daß kein friede zu verhoffen, und die Spanische
dhafür warnen thete, daß sie sich in acht nhemmen und in beßere verfaßung stellen
solten. Nun heten die Spanische, umb ire friedensbegierde soviel desto mehr zu
contestiren, obgemelte vier puncta denen Hollendern, umb darin ein temperament zu
finden und der sach einen außchlag zu geben, doch under diesen conditionen anheimb
gegeben, 1. daß die Frantzosen sich mit diesen dingen sölten vergnügen laßen und weiter
nichts newes praetendiren, 2. die Hollender den zwischen Spanien und inen getroffenen
frieden, wofern die Frantzosen obgemelte vier puncta in den terminis, wie sie von inen,
Hollendern, determinirt werden möegten, nit annhemmen würden, zu publicirn verbun-
den sein. Und habe bemelter Ognia den Hollendischen secretarium mit selben sachen
nacher dem Haag geschickt, deßen zurückkhombst man täglich erwarte. Weiln dan die
Frantzosen angedeütetermaßen von irer parol abgefallen und dardurch daß gantze
fundament, warauf ir mayestätt in Spanien ir absehen gerichtet gehabt, zerfallen, sie,
Spanische gesandten, wegen Portugal waß einzugehen nit instruirt, sondern gar contrari
befehlicht, wan inen deswegen waß zugemuthet werden solte, re infecta dhavonzugehen,
und auß allen oberzehlten umbstendten gnugsamb zu vermercken, daß die Frantzosen
zum frieden kein lust heten, alß habe wolgemelter Spanischer gesandter für nötig
erachtet, des herrn obristhofmeisters excellentz nit allein von diesem verlauf parte zu
geben, sondern auch dero und ubrigen Kaißerlichen gesandten parere und gdancken zu
vernhemben, waß nuhmehr zu thuen und wie die sach anzugreiffen seie, prout dominus
ablegatus petiit desuper sibi aperiri nostram mentem et sententiam.
Ir excellentz herr obristhofmeister haben sich der beschehenen communication halben
freündtlich bedanckt und geantwortet, daß sie sich irer obligation, so sie gegen die
königliche mayestätt in Spanien hetten, gehorsamst erinnerten. Sie wölten auch hirin nit
anders reden, alß wan sie selbst selbiges königs würcklicher diener wehren. Könten
einmahl nit befinden, daß bey gegenwertigen der sachen zustandt ein anders zu thuen alß
denen Frantzosen in diesen ubrigen weenigen puncten, auch Portugal betreffend, zu
weichen und nachzugeben. Einmahl seie unsere sach in ein solchem standt, daß man alles
werde in gefahr setzen, wan man nit der furiae des gegentheils werde weichen und
nachgeben. Churbayern separire sich itzo von Kaißerlicher majestätt, wohdurch dem
gegentheil nit allein ein mächtiger feindt würde vom halß gezogen, sondern gehe
Kaißerliche majestätt eine große assistentz weinigst von 12 000 ab, und würde man zu
thuen haben, sich defensive zu halten, zu geschweigen daß auf beßerung könte zugelegt
werden. Man habe auch vorm jahr verhofft gehabt, die sachen sölten sich umbgeschlagen
und gebeßert haben, sein aber ärger worden und in Italia Piumbino und Porto Longone,
in Flandern Courtrey
örtter verlohrengangen; würden auch dern noch mehr dhahingehen, wan man sich lenger
mit den tractaten würde aufhalten. Alhie stehe man mit denen Schweedischen in solchen
terminis, daß man bedacht seie, ubermorgen zu einrichtung des instrumenti pacis zu
tretten. Seie nit ohne, daß Kaißerliche majestätt und die catholische stendte viel, so der
religion nachtheilig und ihne zu schaden gereiche, nachgeben müeßen. Woh aber keine
mitle zur resistentz, müße man weichen, umb daß ubrige zu conservirn. Es seie ein harter
und unbilliger friedt, man müße sich aber inskünfftig desto beßer vorsehen und in acht
nhemmen. Die außnhamb mit Portugal thue weinig zur sachen, die Frantzosen würden
so nit underlaßen, dem tyranno in Portugal zu assistirn, woh sie könten. Spanien aber
hette solcher assistentz nit zu achten, seie mächtiger ahn schiffen alß Franckreich, habe
den vortheil mit Neapel, Maiorica, Minorica
da außschicken, daß sich die Frantzosen nit dörfften blicken laßen, die könten aber auch
andergestalt keine assistentz thuen alß per mare. Wan mit Hollandt der friede publicirt
seie, so wachße dem könig in Spanien eine solche macht und gelegenheit zu, sich mächtig
zu machen, daß er sich der Frantzösischen macht nit viel zu achten habe. Daß
schmeckten die Frantzosen gar wol, und darumb bemühen sie sich so eifrich in Hollandt,
den frieden zu verhindern.
Ille: Es seie nit darauf zuzulegen, daß man durch nachgebung alles dieses mit Franckreich
zum frieden gelangen würde. Ir excellentz: Daß seie nur eine bloße vermutung, und
würde unß durch dergleichen vermutungen der last des kriegs nit vom halß gezogen.
Man müße itzo dhahin gedencken, wie man einmahl auß dem krieg komme. Sie wölten
gerne selbst hinüber nacher Münster kommen, umb dies werck zu befordern zu helffen,
wan sie nit der respect gegen denn Spanischen gesandten, deme diese ehr allein gebühre,
dhavon abhielte. Ille: Wan nur gewiße limites dem gegentheil möegten praefigirt werden,
darüber sie ferner nichts praetendiren solten, möegte etwoh desto ehender zum schluß zu
kommen sein. Ir excellentz entdeckten in secreto, waß sie für versicherung haben, daß es
der cron Schweeden den frieden zu schließen ernst seie, monendo, solches alles in
geheimb zu halten. De caetero dixit hoc esse suum votum, es könte der abgeordneter
auch der ubrigen Kaiserlichen gesandten meinung und gedancken darüber vernhemmen,
qui omnes sese conformarunt voto suae excellentiae. Und ist die conferentz dhamit
geendigt worden.