Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
339. Trauttmansdorff an Ferdinand III Osnabrück 1647 März 25
Osnabrück 1647 März 25
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 50b fol. 83–86, praes. 1647 April 8 = Druckvorlage – Konzept:
TA Ka. 112 Z 6 nr. 72b unfol.
Versuch der Beschleunigung der Verhandlungen. Oxenstierna: Herausgabe eines vollständigen
Projekts für den Friedensvertrag! Konferenz mit Salvius: Zulassung der evangelischen Religion in
den kaiserlichen Erblanden!; unverzichtbare Forderung auf die Stifter Minden und Osnabrück;
keine großen Schwierigkeiten wegen der reichsstädtischen Gravamina und der Militärsatisfak-
tion ?; Überlassung der Abtei Hersfeld und von 600 000 Rt. an Hessen-Kassel als Satisfaktion.
Auf nr. 299. Nun hab ich diese particularaccommodation auch meines orths
wohl vorgesehen und dannenhero mir die befurderung des schlusses und,
damit ihre churfurstliche durchlauchtt in Bayren von dero gefehrlichen
vorhaben umb soviel mehr abgehalten würden, mir auch die vergleichung der
Pfalzischen sach desto eyfferiger angelegen sein lassen; allermassen Ewer
Kayserliche Majestätt auß unseren allerseits eingeschickhten gehorsamisten
relationen seithero ungezweivelt vernohmen haben werden, wie weit das
werck sowohl wegen des bereits applacidirten achten electorats alß der
Pfalzischen landen halber gebracht worden. Nicht weniger wirdt Ewer
Kaiserliche Majestät auß unser letzteren gesambten relation vom 21. dits
underthenigst vorgebracht worden sein, waß die Schwedische gesandten unß
durch ihren legationssecretarium wegen befurderung der Braunschweig-,
Mechelburg-, Hollsteinischen, der militiae und Hessen Casselischen satisfac-
tion anzeigen lassen. Wan ich dan darauff unseren legationssecretarium ahm
vergangenen freytag, den 22. dits, zu denen Schwedischen gesandten
geschickt und denselben hinwiderumb bedeuten lassen, daß ich demienigen,
waß sie mir und meinen collegis verstandenermassen vortragen lassen,
nachgedacht und befunden, daß es ahm besten sein würde, wan man den
punctum gravaminum, alß welcher alle ständt zugleich antreffe, zum ersten
und darnach obberurte particularpraetensiones vornehmen thete, und sie
dahero ersuchen lassen, weilen wir vernommen, daß albereit damahls vor
dreien tagen die protestirende ihnen, den Schwedischen, ihre weitere erinne-
rung in puncto gravaminum
Vgl. Gravaminaartikel (Art. V IPO) – Ga. der prot. Reichsstände zum ksl. Projekt vom
8./18. März 1647 (Druck: Meiern , APW IV S. 132–152 ).
daß man zu endtlicher vergleichung ietztangeregter gravaminum zusammen-
kommen möchte.
Der Ochsenstirn aber hat Ewer Majestätt secretario geantwortet, daß er zwar
dahingestelt sein lassen mueste, waß fur rationes mich hierzue bewegt haben
möchten, ihrestheilß sie darvorhalten wolten, daß kein besserer und
geschwinder weeg seye, auß der sachen zu kommen, weilen man verspürt,
daß durch die mundtliche handlung die zeit hero wenig gerichtet, alß das
instrumentum pacis selbst aufzusetzen und sich daruber zu vergleichen.
Darüber weren sie nun im werckh begriffen und verhoffen, mit dem aufsatz,
darinnen sie ihr eüsseriste und endtliche mandata eröffnet, in einem tag, drey
oder 4 fertig zu sein, daß sy unß alßdan denselben zuestellen und anheimb
geben würden, ob wir unserstheilß auch eins aufsetzen unnd, waß wir
endtlich zu thuen befelcht und entschlossen, gleichergestalt einverleiben
wolten.
Also hab ich, weilen nun von meinem collega zu Munster, dem graven von
Nassaw, vom 23. dits schreiben empfangen, darinnen derselb mich erinnert,
daß die mediatores zum instendigsten begerten und verlangten, daß ich mich
zu verhuettung des bruchs zwischen Spanien und Franckreich auffs ehist
hinüberbegeben thete, das werck alhie desto mehrers zu befurderen anlaß
genommen, gestern nachmittag den Salvium zu visitiren und das werckh umb
soviel mehr zu befurderen, demselben meine vorhabende hinüberraiß auff
Munster angezeigt, welcher dan zum höchsten darvor gebetten und mit mir
alßbaldt von den negotiis, warinnen man noch different, zu reden angefan-
gen . Und erstlich zwar von zuelassung der religion in Ewer Mayestät
erblanden, da praetendirte er in Böheimb in iedwederem craiß
unnd in Österreich in iedtwederm viertl
allein wegen derienigen, so sich noch in den erblanden aufhalten theten,
sonderen auch, weilen Ewer Kayserliche Mayestät sich allergenedigst resol-
virt hetten, den reichshoffrath von beederley religionen zu besetzen, damit
der Augspurgischen confession zuegethane reichshoffräthe sowohl alß die
gesandten ihr exercitium haben möchten. Ich hab mich dißorths im gering-
sten nit einlassen wollen (wohl aber soviel vermerckt, daß sie sich mit einer
kirchen in iedtwederem craiß und viertel begnügen würden), sondern ihme
zur antwort gegeben, daß man endtlich die im landt sich befindende und
angesessene herren- und ritterstandtspersohnen nicht außschaffen wolte. In
Schlesien aber bleibe es bei deme, waß denselben vermög unser letzteren
erklerung von Ewer Kayserlicher Mayestätt verstattet worden .
Von diesem kam er auff die reichssachen und in specie das stifft Oßnabrugg,
alß von welchem (seinem vermelden nach) ihre königin nit weichen würde,
und solten sie auch darüber mit den Frantzosen in die haar kommen. Weilen
nun Ewer Kayserliche Majestätt von meniglich und bevorab von ihrer
churfürstlichen durchlauchtt in Bayren dergestalt unverantwortlicherweiß
verlassen werden, so trage ich wohl die beysorg, man werde ihnen, den
Schweden und protestirenden, waß die reichssachen betrifft, das meiste fast
nachgeben muessen unnd diesen stifft, wan sich die Frantzosen nicht anderß
resolviren, schwerlich salviren können, wiewohl ich ihme auch dißorths noch
nichts zuegesagt. Uber welche beede puncten, wie ich nit instruirt bin, also
bitte Ewer Kayserliche Mayestätt ich hiemit gehorsamist, mir mit dem
allernechsten dero gnedigste resolution zuekommen zu lassen. Und dieweilen
auch wegen des stiffts Minden kein hoffnung mehr, denselben von dem
termino a quo zu retten, so hab ich hiebei nur erinnerung gethan, sintemah-
len sie, die Schweden, destwegen selbst den herrn churfursten von Branden-
burg recommendirt, daß selbiger seiner churfürstlichen durchlauchtt verblei-
ben möchte, jedoch die Schawenburgische vier ämbter außgenommen, damit
man freye händt haben möchte, einen oder anderen praetendenten darvon zu
contentiren.
Sonst werde man der reichsstätte und ihrer gravaminum halber wohl einig
werden.
Bey dem puncto satisfactionis militiae würde es auch so grosse difficulteten
nit haben, dan sy hetten bereits dem veldtmarschalckh Wrangel geschrieben,
sobaldt es friedt sein würde (dessen sie ihnen dan bei aigenem currier
erinneren wolten), daß er die außtheilung der quartier, mit denen er schon
gefast were, strackh vornehmen unnd also die völckher unvermerckht
voneinander bringen solte.
Wegen der Hessen Casselischen satisfaction ist er auff ihrer praetension
bestanden. Ich aber hab ihme geantwortet, daß wir dißorths dem herrn
landtgraven uber sein mehr alß billigmessiges erbiethen noch auch der
iustitiae selbst nicht zuwider sein könten, sonderen, soviel die Marpurgische
sach betreffe, unß passive halten und wegen der praetendirten satisfaction
neben dem stifft Hirschfeldt 600 000 reichsthaler in allem hiemit offerirt
haben wolten.
Ich will also ihrer der Schweden aufsatzes des instrumenti pacificationis
erwarten und Ewer Kayserliche Majestätt von dem weiteren verlauff gehorsa-
misten bericht erstatten, die ich dan hiemit nochmahls in underthenigkeit
bitte, mir uber ein und anders dero allergnedigsten befelch mit ehistem
zuekommen zu lassen.