Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
337. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Preßburg 1647 März 25
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Preßburg 1647 März 25
Konzept: RK KrA Fasz. 165 fol. 314–318.
Vorläufige Reaktion auf den Ulmer Waffenstillstand: keine Aufgabe der mit kaiserlich-
kurbayerischen Truppen besetzten festen Plätze; keine Finanzierung der kurbayerischen Truppen
mit Reichssteuern; noch kein offener Bruch mit Kurbayern; keine Verzögerung der Verhandlun-
gen zugunsten kurbayerischer oder katholischer Interessen. Bei der pfälzischen Restitution auf
jeden Fall Annullierung kurbayerischer Ansprüche auf das Ehgt. Österreich ob der Enns.
Zusammengehen mit Schweden und den protestierenden Ständen?
Verweis auf sein Schreiben vom 23. März 1647
dahero umb sovil mehr ursach gehabt, demienigen nachzuedencken, waß ihr
unter dato
Oxenstirn erbiethig gemacht, im fahl deß churfürsten liebden solten die 4
creiß an sich und unter Frantzösische protection ziehen, dergestalt daß Reich,
dessen die cron Schweden bereit profitierte, ein gehorsambstes glid zue sein,
dismembriern wollen. Nun hab ich bißhero die conditiones deß armistitii
weder von deß churfürsten liebden noch von anderwerts eigentlich und
verleßlich nit haben können, sonderlich waß es vor ein beschaffenheit hat mit
neutralisierung und ubergebung unterschidlicher, von mir ihrer liebden
anvertrauten plätze, gleichwol aber vor ein notturfft erachtet, dem werck
nachzuesinnen und in reiffe beratschlagung ziehen zue lassen, waß ietz zur
zeit und biß man mehrere nachricht der conditionum deß armistitii selbst
hat, zue thun were und ob und wieweit man sich durch Schweden und die
protestierende gegen Churbayrns liebden zweifelsohne noch weitere vorha-
bende coniunction mit Franckreich bestes verwahren solte, und vorterst mich
dahin resolviert, dem grafen Gallas und dem von Gebhard an alle die
commendanten, so in Augspurg, Memmingen, Offenburg, Hohenaurach,
Asperg, Heilbrun, wie auch ahn die stätt selbst schreiben zuezueschicken, wie
hiebey sub A, B, mit dem gemessenen befelch, daß sie dieselbe nit eher
gehöriger orthen ablauffen lassen solten, alß wann sie versichert, daß man
dise plätz zue neutralisiern oder zue ubergeben geschlossen habe.
Vors andere, so haben zwar ihre liebden die quittungen begehrt umb die 120
monath, so ich ihrer liebden bey Saltzburg assigniert, demnach aber des
erzbischoffs gnaden sich darüber beschwert
Auf einer Konferenz mit salzburgischen Ges. in Linz im April 1646 hatte der Ks. bewilligt,
daß das Est. Salzburg anstelle der seit November 1645 geforderten 120 Römermonate an
Unterhaltsgeldern für den kurbayerischen Teil der Reichsarmee in den kommenden zwei
Jahren 200 000 fl. erlegen solle ( Heinisch, Salzburg S. 191–194).
alzue weit kommen, also hab ich ietzbesagten ertzbischoffen bescheiden, wie
hiebey sub C, und ungeacht deß churfürsten liebden bey dem von Gebhard
sowohl alß durch ein absonderlichs schreiben
umb die zeit, alß sie mit dem armistitio bey dem schluß waren, starck
urgieret, so hab ich doch mich nichts resolviert, bin auch nit gesonnen, ihrer
liebden untergebnen völckern, solang sie vor daß Reich nit militiern, in daß
künfftig weder von disen noch von andern römermonath waß zu assigni-
ren.
Anlangent aber deß Salvii und Oxenstirn offerten, demnach ich mich noch
zur zeit und bevorab biß ich eigentlich die conditiones deß geschlossenen
armistitii weiß, dahin resolviert, daß ich dissimuliern und kein risentimento
gegen ihre liebden zeigen, gleichwol aber auch dise action zumahln nit
approbiern, sonder vor allem den wahren inhalt deß armistitii oder von
Churbayrn liebden selbst oder von anderwerts erwartten wolle, also habt ihr
euch diser meiner intention gemeeß zue verhalten und noch zur zeit weder
mit Schweden noch mit den protestierenden wegen einer engern verbindung
mit meinem ertzhaus nit haubtsächlich anzuebinden noch etwan hierdurch
Bayrn zu noch geferlicher vertieffungh mit den feindlichen cron anlass zu
geben, als deme doch alles durch die Frantzosen und den Franzosen durch
die Schweden kundtbar würdt. Gleichwol aber hettet ihr euch weder wegen
der Pfälzischen sach noch auch Minden oder Oßnabrugg, deßgleichen in den
gravaminibus, ausser waß meine erblandt (darinen ich einige autonomiam nit
zuezuelassen, eß geh auch, wie es wolle, sonder vil lieber alles aufzuesezen
resolviert) und den geistlichen vorbehalt concerniert, nit aufzuehalten; dan
deß churfürsten liebden, ohne daß der frid aufgehalten und meines haußes
interesse in noch grössere gefahr gestürzet werde, die chur mit aller praeemi-
nenz erhalten [!], so gönne ich es deroselben ein alß den anderen weg
gnedigst gerne und ist mir allein leid, daß sie mich in den stand gesezt, daß
ich vor sie und ihres hauß interesse nit, wie ich gern wölte, anhalten und
dauren kan. Weil aber ich meine erbland ebenso billich alß sie die ihre in acht
zue nehmen und dise salvierung allein von befürderung und Schluß deß
fridens dependieret, also bin ich auch nit zue verdencken, daß ich mich
wegen anderer interesse nit uffhalte, sondern vorterst daß meinige in acht
nehme.
Sovil aber die Pfälzische landt betrifft, so wist ihr, waß mir darahn gelegen,
daß ich durch den friden der eviction entbunden werde und daß dises der
weeg, beede unsere heüser in mehrere misßverstendnus zue bringen und den
feinden hierdurch zue ihrem intent ein noch mehrere coniunctura zue
machen. Werdet dahero in den puncten daß aug vor allem dahin haben, daß
ich deß landts ob der Ens halber nit periclitiere, massen ihr den sachen
meinem in euch gesezten gnädigsten vertrawen nach recht zue thun und in
allem so zue verfahren werdet wissen, daß man sich zwar wegen deß
churfürsten liebden interesse (eß seye dan, daß daß meinige dabey mit
principaliter concurriere) nit aufhalte, aber auch noch zue zeit nit zeige, alß
wan ich solche gentzlich verlassen oder selben völlig entgegen wolte stehen.
Entlichen so verlange ich auch ewer guetachten, ob und waß ihr sicherlich
vermeinen wollet, daß stantibus foederibus Gallo-Suecicis und indem alles uff
den Heilbrunnischen schluß
oppression gerichtet, gebracht will werden und guetentheils schon dahin
gebracht ist, sich von Schweden und den protestierenden mir und mein hauß
zum besten [ zu] hoffen und wie und mit waß conditionibus et mediis sich ein
solches von ihnen erheben möchte lassen. Habt mir disemnach solches
unverlengt zuezueschicken, entzwischen so würdt daß armistitium auch
publiciert sein und ich mich alßdan eines gewissen resolviern können.