Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
325. Trauttmansdorff und Volmar an Nassau Osnabrück 1647 März 21
Osnabrück 1647 März 21
Ausfertigung: KHA A 4 nr. 1628/43 unfol. = Druckvorlage – Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol.
117–119’; RK FrA Fasz. 54a (Teil II) fol. 157–159’ – Konzept: RK FrA Fasz. 92 XI nr.
1629 fol. 503–506.
Religionsverhandlungen: Einforderung früherer französischer Hilfsversprechen mit Hilfe der
Mediatoren angesichts der Unnachgiebigkeit der protestierenden und der schwedischen Gesand-
ten.
Aus Eur Excellenz an mich, grafen von Trautmanßdorf, abgangnen vorgestri-
gen schreiben haben wir vernommen, waßgestalten der herr nuncius aposto-
licus umb communication deren zwischen uns und denn Schweedischen in
puncto gravaminum gewexleter schrifften angefuerht und sie dißorts ires
verhaltens beschaiden zu werden verlangten. Darauf haben wir hiemit in
antwortt anzufüegen notwendig befunden, das nit allein gedachtem herrn
nuncio hierunter zu willfahren, sondern auch der sachen wichtigkeit erforde-
ren wolle, das Eur Excellenz sich alspald und noch ehedann der conte
d’Avaux wider von Münster ab uff hieher verraisen möcht
mediatoren zu begeben und inen anzuzaigen sich belieben lassen, sie wurden
vorderist aus deren uns vom 9. huius von denn Schweeden zuegestelter
schrifft
alles, so vorhin an seiten der protestirenden angemaast worden, noch ferrers
erweitterten und dem ganzen catholischen religionweesen in Teütschlandt
verderblichen postulatis dieselbe erfüllt und dann aus deren hernach von uns
den 15. eiusdem hingegen ertheilter erclärung , waßgestalten wir uns angele-
gen sein lassen, der sachen dermalen einen entlichen ausschlag zu geben. Nun
hetten wir nit undterlassen, von disem allem dem Franzößischem plenipoten-
tiario, herrn conte d’Avaux, ieweils umbstendtliche nachricht zu ertheilen,
auch verhofft, es solten durch sein embsiges zuesprechen dergleichen unlei-
denliche anmaassungen abgewendet und die Schweden sowol als die prote-
stierende ständt zur billicheit vermögt werden können. So were iedoch
solches alles bis dato vergebenlich und umbsonst gewesen, und ungeacht wir
denn protestierenden negstverwichnen sontag, den 17. huius, innhalts beyli-
genden Lateinischen vorgriffs (so denn herren mediatoren ebenmäsßig vorzu-
legen) solche unbillicheit ganz ernst- und beweglich vorgehalten, sie auch
dermalen davon abzustehen ermahnet, müesten wir doch nichtsdestoweniger
vernemmen, das nit allein sie noch guetentheils uff ihrer vorigen praetension
verharren theten, sondern es heten uns auch die Schwedischen plenipotenti-
arii erst gestern durch ihren secretarium legationis anzeigen lassen, das wir
vor allen dingen uns resolvieren solten, erstlich dem fürstlichen hauß
Braunschweig wegen seiner an das erzbisthumb Magdenburg und bisthumb
Halberstatt führender praetension, zum andern dem gewesten administrator
zu Bremen und Ferden anstatt dieser ime entzogener erz- und bisthumb,
drittens dem herzogen zu Mechlburg wegen Wißmar, viertens der landtgrafin
zue Cassel und dann zum fünfften der Schwedischen armata eine satisfaction
zu laisten und uns darüber mit denn interessierten zu vergleichen, mit dem
außtruckenlichen anhang, das sie sich zuvor und ehedann diß geschechen,
weder in puncto gravaminum noch in causa Palatinatus mit uns in kein
weitere handlung einlassen köndten. Nun wüssten wir zwar alle dise
praetensiones mit genuegsamen umbständen abzulainen, es sein aber selbige
haubtsächlich dahin angesechen, das hierdurch die stiffter Oßnabrugg, Min-
den, Hildeßheimb und Paderborn, wa nit alle sambt- und genzlich, doch
derselben grösser theil denn catholischen entzogen, noch mehrer ständt von
Kayserlicher mayestät abgewendet, im übrigen aber dise fridenshandlung wie
mehr und mehr verwirret und unaußträglich gemacht, auch hierdurch die
ganze catholische religion aus Teutschlandt außgerottet werden möge. Und
dieweil die Schweden und protestierende einmal solchen zweck vorgesezt
haben, so seyen alle remonstrationes, mit was billicheit die auch immer
begründet sein mögen, vergeblich und unverfenglich.
Wann aber denn herren mediatoren in guetem angedenckhen, wie hoch sich
die herren Franzößische plenipotentiarii offtermals erbiettig gemacht und
noch letstens den 13. Septembris und hernach widerumb den 10. Decembris
1646 in beysein irer versprochen und zuegesagt, das sie nit allein die
Schweden in puncto satisfactionis zue billichen conditionibus zu vermögen,
ire Kayserliche mayestät derentwegen gegen Churbayrn und Brandenburg
aller eviction entheben helffen, sondern auch in puncto gravaminum daran
sein wolten, das die protestierenden sich mit unserer vom 12. Julii hinaußge-
gebenen erclärung ersettigen lassen, ja auch, wan über diß alles nichts
fruchtbarlichs bei inen und denn Schweden zu erhalten, sondern der krieg
zue nachtl der catholischen religion ferners fortgesezt werden solt, sich gar
von inen absönderen wolten
mediatores, wolten unbeschwerdt beeden herren Franzößischen gesandten
solche bewandtnus wol zue gmüett füehren und irer parola erinneren, dabei
aber diß außtruckenlich vor augen stellen, das, ob wir zwar nit zweifleten, sie
hetten bis daher an irem eifferigen zuesprechen nichts ermanglen lassen,
obwol auch uns vom conte d’Avaux angefüegt worden, das von der königli-
chen mayestät in Franckhreich newer bevelch einkommen, uns in puncto
gravaminum et causae Palatinae uf das allerbeste beyzustehen
Vgl. [nr. 327 Anm. 2] .
doch nunmehr dahin außgeschlagen, das die gegentheil sich dergleichen
worttlich zuesprechen das geringste nit irren lassen noch einigen respect uf
die cron Franckhreich tragen, sondern sich einbilden thüend, das sie ir einmal
gefaste intention auch wider deroselben willen außzufüehren bastant seyen.
Derentwegen sie, herren mediatores, bey denn Franzößischen plenipotenti-
ariis darauf tringen wöllend, die sachen an irem ortt dahin zu richten, wann
ie beim gegentheil nichts fruchtbarlichs zu erhalten, das zum wenigsten
zwischen der Römisch Kayserlichen mayestät, auch deroselben mitverwand-
ten chur-, fürsten und ständen dess Reichs und der königlich Franzößischen
armada alle ferrere hostiliteten aufgehebt, dieselbe von denn Schweden
würckhlich abgesöndert und also hierdurch die hartneckigkeit diser gegen-
partey gebrochen werde. Dann wa dises nit geschechen solt, so werde man
entlich getrungen werden, inen, Schweden und protestierenden, alles nachzu-
geben, was sie nun immer verlangten, die entschuldigung aber vor Gott und
der ganzen catholischen christenheit dahin stellen müessen, das man hierzue
nit sovil durch ermelter Schweden und protestierenden als der cron Franck-
reich mit inen so unaussezlich und ungeachtet erstatteter vollkomner satisfac-
tion stetigs vereinigter waaffen gezwungen und getrungen worden seye.
Dises anbringen werden Eur Excellenz vorderist dem Spanischen herrn
ambasciatorn, conte Peneranda, allein zu seiner wissenschaft zu communicie-
ren, ine auch deren darauf erfolgender antwortt hernach ebenmässig zu
verstendigen unbeschwert sein.