Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
269. Ferdinand III. an Trauttmansdorff Preßburg 1647 Februar 23
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Preßburg 1647 Februar 23
Ausfertigung: TA Ka. 123 fol. 411–411’, 425 = Druckvorlage – Kopie: Klattau TA Ka. 6
Inv.nr. 68 fol. 154–155 – Konzept: RK KrA Fasz. 164 fol. 363.
Ulmer Waffenstillstandsverhandlungen. Übernahme dieser Verhandlungen auf den Westfälischen
Friedenskongreß!
Verweis auf nr. 260 und die jetzt miteingeschickten Beilagen A, B, C und D.
Wan du dann darauß zue sehen, auf waß für gefährliche terminos selbige
Ulmische handlung hinaußlauffen wolle, wir auch solcher gefahr vorzue-
kommen fast kein bequemer mittel sehen, alß daß dise handlung alß ein
accessorium deß haubtfridenwercks wider dahin, wohin es gehörig, gezogen
werde, auch auß dem bey unserm geheimen rath, dem graff Johann Ludwigen
zu Nassaw, von den mediatorn am abendt diß beschehnen anbringen sovil
zu verspüren, daß auch die gegentheil davon nit abgeneigt, alß wollen wir,
daß du die sachen dextre dahin, da möglich, richtest, damit dise anstands-
handlung, wo nit gar zue dem haubtfridenswerckh gezogen, iedoch zuegleich
alda tractiert und müglichst aufs ehiste denen dir nach und nach communi-
cierten instructionen nach geschlossen und hierdurch deß churfürsten in
Bayrn liebden die mittel zue particulartractat umb sovil mehr abgeschnitten
werden.
A Kf. Maximilian I. von Bayern an Ferdinand III., Wasserburg 1647 Februar 15. Ausfertigung:
RK KrA Fasz. 164 fol. 358–361 = Druckvorlage – Kopie: TA Ka. 123 fol. 412–423.
Auf das ksl. Schreiben vom 6. Februar 1647 , und habe darauß in underthenigkheit
vernommen, daß Euer Majestät ihro meinen vorschlag, nemblich alßbalden auf ein
simplicem cessationem armorum in gesambtem namen mit beeden cronen zu handlen,
gnädigst gefallen lassen, auch deßwegen ihrem generalleitenant albereith die nottdurfft
dabey auch bevolchen haben, wann solche simplex cessatio armorum zwischen beeden
kriegenden theilen im Reich und landen richtig, daß mann alßdann ad ipsum tractatum
armistitii und mit waß conditionibus dasselbige einzugehen sein möchte, schreiten solle,
bey welchem Euer Majestät sich dann also erweisen wollen, daß hierinen deroselben
fridliebendes gemüht nit weniger alß in allem andern abzunemmen sein werde. Daß ich
mich aber auf den fahl, wan zwischen dem Römischen Reich und beeden cronen und
deren armaden khein generalarmistitium verglichen werden khundte, auf ein particular-
anstandt einlassen und sambt meinen landen und armada mich, so guet ich khönde,
salviern wolte, da liessen sie es bey deme, waß Eur Mayestät sich vor disem mehrmahlen
und erst iungstlich gegen meinen abgeordneten so schrifft- alß mindtlich erkhlert
hetten , nochmahlen verbleiben, zumahlen ich im werckh genuegsam erfahren habe, daß
sich Euer Mayestät weder in kriegs- noch fridenstractaten niemalen von mir separirt, ia
meines hauß interesse ihro mer alß dero aignes iederzeit angelegen sein lassen, besagtes
particulararmistitium auch mir selbsten, meinen landen und leithen, auch meiner
posteritet sowol alß dem ganzen Römischen Reich, der religion und ganzen fridenwerkh
nit anderst alß eüsserist gefehrlich, nachtheilig und schedlich sein khünde. Wellen
demnach Euer Majestät sich gegen mir versechen, ich werde nicht particulariter fir mich
allein schliessen noch Euer Majestät, dero erzhauß, landt, leith und armada beiseits sezen,
sonder vilmehr, wie bißhero von mir geschechen ist und allerseits obligationes vermögen,
bey deroselben bestendig verharren, biß der Allmechtig einen algemeinen friden, durch
welchen mann besser alß durch particularaccommodament versichert seie, verleichen
werde.
Daß nun Euer Majestät meinen wegen der interimscessation armorum gethanen
vorschlag, wie die tractaten zue Ulm anfangs einzerichten sein mechten, placidiern und
dero generalleitenandt hieryber die notturfft anbevolchen haben, da wer zu wünschen,
daß solche resolution yber die von mir zeitlich eingewendte erinnerungen, welche sowol
bey Euer Majestät selbsten schrifftlich alß bey ermelten generalleitenandt, auch denen
zur armistitihandlung subdelegirten mündtlich in meinem namen geschechen seind,
ehender ervolgt were. Es werden aber Euer Majestät inmitls auß anderweitigen meinen
an dieselbe, sonderlich den 4. Februarii, abgelassnen schreiben verstanden haben, in waß
fir einen standt es underdessen mit den Ulmischen armistititractaten gerathen seie, daß
nemblich Euer Majestät subdelegirte ohneracht, waß ihnen von meinen deputirten wegen
incaminierung einer gesambten handlung gesagt und waß auf den widerigen fahl fir
schwere und nachtheilige consequentien zu besorgen sein mechten, auf daß beweglichist
remonstrirt worden, sich zu einer solchen handlung, dardurch man in gesambtem namen
fortkhommen und mit dem gegentheil fruchtbarlich anbinden khünden, kheineswegs
verstehen, ia sogar nit zuegeben wollen, daß meine deputirte, abwesent ihrer, da sie sich
doch selbst von ihnen absentirt und von der handlung separirt haben, in Euer Majestät
und meinem namen ein gesambtes und gemeines armistitium dem Römischen Reich zum
besten tractiern mögen, sonder haben es sogar in gegenwarth der gegentheil starckh
contradicirt und austruckhlich darwider protestirt, solche protestation hernach auch bey
den Französischen, dahin sie sich deßwegen absonderlich begeben haben, widerholt, daß
nemblich meine abgeordneten sich hierinen anstatt Euer Majestät, dero landen und
armaden im geringsten nichts underfangen sollen. Haben also durch dise ihre widerholte
unzeitige und unnöttige protestation und Separation verursacht, daß, wie gern ich
sonsten ein gemaines armistitium het schliessen helffen, meine abgeordtneten auß denen
Euer Majestät villfeltig zu gemieth gefiehrten erheblichen motivis, insonderheit aber daß
dero generalleitenandt graf Gallas sich mit beden, Euer Majestät und meiner, reichsarma-
den den feinden nit bastant ze sein selbsten bekhent, zu verhietung deß auf ein neues
gegen meinen landen denn von verschiednen ortten eingelangten avisen nach vor-
habenden feindtlichen überfahls zu der particularhandlung eines ainseitigen armistitii
schreitten müessen, und zwar umb sovil mehr, weil ich khein andere salvation meines
hauss, land, leüth und der armada fünden oder erdenckhen khünden; zumahlen disen so
mechtigen zwo cronen und deren prosperierenten waffen, bevorab bey ihren vilfeltig
erlangten vorteln, mit Euer Majestät und meinen abkhomnen völckhern, wann schon
dieselbigen coniungirt sein, ieztmalß, nachdem die gueten gelegenheiten bey der vorigen
campagna versaumbt worden, khein ergibiger widerstandt zu thun ist, sonnder ich
müesst bey so schlecht bestelter gegenverfassung daßienig, was in meinen landen noch
yberbliben ist, allerseits armaden gleichsamb zur peüt lassen, auch noch darzue meine
land und leüth mit meinen liebsten angehörigen negstens verlassen und mit dem ruckhen
ansechen. Ist mir also nichts anders yberig, alß bey so schlechter gegenwöhr und
oberzelter Euer Majestät subdelegirter widerholten contradiction, Separation und verhin-
derung deß gemeinen armistii mein heyl und versicherung – zumahln doch Euer Majestät
und dem Römischen Reich mit meinem undergang nit geholffen würdt – durch ein
particulararmistitium zu suechen und, weil ich die gewisse nachricht erlangt, daß beede
feindtliche armaden negstens wider ins landt hereinzugehen, einen festen fueß darin zu
sezen und, wan ich nit mit einem particulararmistitio vorkhomme, alßdann kheiner
handlung mehr stat zu geben intentionirt seien, solches der feindt vorhaben noch in
zeiten abzewendten. Würde auch wol ze thuen haben, bey dem gegenthail dergleichen
anstand zu erhalten und dardurch meine landte von der augenscheinlichen gefahr zu
erretten. Und obwohln ich auß Euer Majestät generalleitenants, grafen von Gallaß, erst
gestern mir zuegethanem schreiben under anderm sovil vernommen, daß Euer Majestät
sich vill bemiehen, mit neuen verfassungen aufzukhommen und die armada darmit zu
versterckhen, so ist doch alles vill zu spat und mir und meinen landen bey iezigen
coniuncturn und in der nechen stehenten mechtigen feindtsarmaden dardurch nit
geholffen, sonder solche media, welche schon in parato und bastand seind, zum höchsten
vonnethen; neben deme, daß es mir bey meiner armada an ainem qualificirten capo
manglen thuet und bey negster campagna erfahren miessen, daß mir die völckher, so zue
meiner landen defension gemaint gewesen, wegen ganz zerfallner kriegsdisciplin mehr
schaden alß der feind selbsten zuegezogen haben.
Aufs wenigist hette ich verhofft, Euer Majestät subdelegirte zue Ulm wurden bey so
augenscheinlicher beschaffenheit deß feindts gliekh und diesseitiger impossibilitet stil-
schweigendt zuegesechen haben und geschechen lassen, wann Euer Mayestät erblanden
und armada zum besten etwaß durch die meinigen het khünden erhalten und geschlossen
werden, bevorab weil meine abgeordnete besagten Euer Majestät subdelegirten zu
mehrer derselben bericht und versicherung nit allein ein abschrifft von der durch sie,
meine deputirte, aufgesezten proposition (deren inhalt Euer Majestät iro auß mitkhom-
mender copi underthenigist referiern lassen khünden) vor der außliferung zuegestelt,
sonder auch wider ihr, der subdelegirten, willen den gegenthailn nichtdestoweniger
übergeben haben. Demnach aber mehrbesagte subdelegirte verstandnermassen so starckh
darwider protestirt und die handlung, wie sy von meinen deputirten wol gemaint und
angesechen gewest, selbsten verhindert, ia durch dise ihr contradiction und separation
von den meinigen sogar verursacht haben, daß die Schwedischen von Ulm ab weckh zu
der Schwedischen generalitet verraist sein, mit vermelden, daß sy nit ursach hetten, bey
solcher bewandtnuß lenger sich aufzuhalten, so hab ich gleichwohl geschechen lassen
miessen, was ich nit erheben khünde und doch Euer Majestät und dem Römischen Reich
zum besten – wan nur vilbesagte Euer Majestät subdelegirte sich nit selbst separirt,
sonder dero erblande und armada besser in acht genommen und dieselben dergestalt nit
beiseits gesezt hetten – gern yber mich nemmen und durch die meinigen ein generalarmi-
stitium zu erhandlen bemühen wollen.
Waß nun auß diser meiner particularhandlung für nuz oder schaden erfolgen werde, daß
hab ich villfeltig bey mir yberlegt und eben darumben die extremiteten und allerhandt
schwere consequentien dessto öffter und beweglicher Euer Majestät durch schickhung
und schreiben zu gemiht gefiehrt. Ich hab aber ainmahl durch längers zuesechen bey
oberzelter beschaffenheit der feind genomnen resolution, auch Euer Majestät und meiner
armaden unergibigen widerstandts mein und meines hausß undergang nit erwartten
khönden und sollen, sonder in ermanglung aller anderer gnuegsamen defensionsmitel
diß particulare armistitium ergreiffen miessen. Will auch zue Gott hoffen, es werde
durch dasselbige dises unglickh von meinen landen abzewenden sein, oder wan ia der
effectus mit solcher hoffnung nit allerdings correspondiren solte, hab ich doch nicht
yblers, alß waß mir ohnedaß vor augen steht, zu besorgen. Im ybrigen beziehe ich mich
ebenmessig auf daßienig, waß Euer Majestät durch meinen abgeordtneten und gehaimen
rath, den Mändl, unlangst mündtlich in meinem namen underthenigist vorgebracht und
von mir schrifftlich vilfeltig erinert worden. Waiß auch demselben dermahlen weiter
nichts beizesezen, alß daß ich eben heit von meinen gesandten zu Oßnabrugg bericht
empfangen hab, daß, wan schon die satisfaction mit beeden cronen völlig verglichen und
geschlossen sein würdt, dannoch der fridenschluß noch in puncto assecurationis sich
steckhen würdt, indem die cron Franckhreich, wie sich deren plenipotentiarii vor disem
und iezt wider außtruckhlichen erclert haben und sonsten mit dem Römischen Reich den
friden nit schliessen wollen, von Euer Majestät und dem Reich versichert sein will, daß
der cron Spanien, wan der friden zwischen derselben und Franckhreich nit ervolgen,
sonder der krieg fortgesezt wurdt, nit allein von chur-, fürsten und andern stenden deß
Römischen Reichs, sonder auch von Euer Majestät khein assistenz geschechen solte. Weil
sich aber yber solch gethane communication Euer Mayestät obristhoffmaister, der graf
von Trautmanstorff, albereit gegen den meinigen vernemmen lassen, daß Euer Mayestät
sich alß Römischer kayser zu dem, waß im namen des Römischen Reichs mit den cronen
der assecuration halber geschlossen wirdt, wol werden verstehen khünden, aber nit auch,
waß ihr hauß und erbländer belangt, so ist zu besorgen, die tractaten werden sich an
disem puncten ohneracht, dieselben sonst numehr weit gebracht worden, auf ein neues
und zwar so lang, biß man wider zu veldt ziechen khan, steckhen, wan nit Euer Majestät
auf mitel und weg gedacht sein und ihren plenipotentiariis in zeiten gemessne instruction
zuekhommen lassen, wie dise difficu[ l]tet auch zu yberwinden und mit der gegenthail
einverstehen zu vergleichen sein mochte, damit die bißhero bey dem gemainen friden-
werckh angewendte mühe und arbeith sich an disem puncten allein nit steckhe.
Welches Euer Mayestät ich auf dero an mich abgangnes schreiben zu bericht dessen, waß
über ihrer subdelegirten zu Ulm eingewendte protestation und selbst gemachte Separa-
tion durch meine abgeordtnete weiter fürgangen ist, neben beyschliesßung ihres berichts
hiemit zue gehorsammer andtwordt nit verhalten sollen.
B Ferdinand III. an Kf. Maximilian I. von Bayern, s. l. [vor 1647 Februar 23]. Kopie: TA Ka.
123 fol. 424–424’.
C Ferdinand III. an Gebhardt, Preßburg 1647 Februar 23, 24. Kopie: TA Ka. 123 fol.
335–339’, PS fol. 341–341’ = Vorlage; Klattau TA Ka. 6 Inv.nr. 68 fol. 164–168’, PS fol.
169–169’.
D Ferdinand III. an die kaiserlichen Gesandten in Ulm, Preßburg 1646 Februar 23. Kopie: TA
Ka. 123 fol. 327–327’, 334; Klattau TA Ka. 6 Inv.nr. 68 fol. 156–156’, 168 – Konzept:
RK KrA Fasz. 164 fol. 364–369.