Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
253. Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 Februar 11
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Osnabrück 1647 Februar 11
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53a fol. 33–33’, 44 = Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr.
1628/21 unfol.; Giessen 208 nr. 149 p. 677–679; Giessen 209 nr. 37 p. 234–235.
Schwedische Satisfaktion: Zwei zusätzliche Bedingungen der kaiserlichen Gesandten; Anmerkun-
gen der schwedischen Gesandten zur letzten Erklärung der Kaiserlichen, besonders gegen die
Erhaltung der Reichsunmittelbarkeit Bremens und wegen der Stadt Wismar; Vereinbarung über
die bare Auszahlung von 200 000 Rt. an Schweden; Verzögerung des Abschlusses. Protest der
stift-magdeburgischen und der braunschweig-lüneburgischen Gesandten gegen die Überlassung
der Stifter Magdeburg und Halberstadt an Kurbrandenburg.
Zufolge unsers in iüngster gehorsamster relation sub numero 3 hinzugelegten
conclusi haben wir freytags, den 8. dieses, die antwort uf der Schweedischen
gesandten memorial in puncto satisfactionis, für selbige cron eingerichteter,
bemelten Schweedischen gesandten zugestelt, zuvorderist aber noch zwo
conditiones, nhemblich daß die Pfaltzische sach dhamit ire richtigkeit haben
und in denen terminis, wie sie in instrumento pacis abgefaßet worden,
allerdings ungeendert gelaßen, sodan 2. selbige unsere antwort und ercleh-
rung biß zu erlangten volligen frieden unverbindtlich sein sölte, darbey
angehefftet, auch mit denen Schweedischen gesandten die fernere notturfft
nach außweisung protocols sub numero 1 mündtlich communicirt. Und ist
endtlich die handlung vermitls des Frantzösischen gesandten graven von
Avaux interposition so weith gebracht gewest, daß wir unß noch heud für
ablauffender post eins schlußes bey diesem puncto versehen gehabt. Nachde-
me man aber in die Schweedische waß mehr getrungen und eine zuverläßige
erclehrung zu haben verlangt, haben dieselbe dhamit nit herausgewölt,
sondern sich mit deme entschüldigt, daß sie der sachen irer wichtigkeit
halben noch waß mehr nachdencken müesten. Wölten sich iedoch morgen
oder ubermorgen gegen mich, den graven von Trautmansdorff, ferners
darüber vernhemmen laßen.
Underdeßen understehen sich auch die fürstlich Magdeburg- und Braun-
schweig Lüneburgische, die cession der ertz- und stiffter Magdeburg und
Halberstatt zu intrigirn und die sach schwehrer zu machen, gestalten auß
deren deswegen bey unß beschehenen anbringen und waß dennselben in
antwort darauf begegnet, auß beyverwahrtem protocollo sub numero 2 mit
mehrm zu vernhemmen.
1 Protokoll, [Osnabrück] 1647 Februar 8, 9. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 34–38’ = Druck-
vorlage ; RK FrA Fasz. 91 II fol. 361–365’; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol.; Giessen 208 nr.
147 p. 659–669; Giessen 209 nr. 32 p. 177–186, nr. 34 p. 194–197.
In aedibus irer excellentz herrn obristhofmeisters, praesente illustrissimo comite de
Lamberg, Volmar et Cran, ist daß concept der Kayserlichen herren abgesandten ercleh-
rung ad memoriale Suecorum abgelesen, in allem placidirt, iedoch noch dieses erinnert
worden, daß das gantz werck noch mit zwo clausulen zu conditionirn, 1. daß die
Pfaltzische sach solle in den terminis, wie sie in instrumento pacis abgefaßet, gelaßen,
sodan 2. diese erclehrung für nit verbindtlich gehalten werden, es erfolge dan auch der
fried. Maßen solche clausulae hinzugesetzt und darauf die erclehrung auf ir excellentz
herrn obristen hofmeisters befehl durch mich, den graven von Lamberg, Volmar und
Crane den Schweedischen uberbracht und in beysein des Schweedischen residenten
Rosenhaan et secretarii Melonii dennselben fürgelesen und, waß bey einem iedwedern
paragrapho zu erinnern gewest, angezeigt, auch ursach und fundament, warumb es einer
solchen erinnerung und veränderung vonnöthen habe, repraesentirt worden. Die Schwee-
dische gesandten haben sich nach abgelesener resolution vernhemmen laßen, daß der sach
diesen nachmittag nachdencken und sich morgen darüber der notturfft nach erclehren
wölten. Ist inen aber erstlich bedencklich fürkommen, daß in prooemio sui memorialis
die assecuratio indemnitatis wölte außgelaßen werden, und haben die dhagegengesetzte
worte „ut paci publicae in Imperio prospiceretur“ zu irer versicherung nit für gnugsamb
halten wöllen. Bey dem § ‘Hunc Pomeraniae ducatum’ wegen außlaßung der wörtter
„moderna vectigalia“ wölten sich morgen weiters und also dhabey explicirn, daß sie nit
verhofften, daß darbey einigen contradictorem haben würden. In § ‘Regia quoque
maiestas’ ist die substitutio des worts „restituat“ ahnstatt des worts „cedat“, auch die
außlaßung der wörtter „tum alibi“ nit difficultirt worden. Der anerforderten geldtsumm
der 1 200 000 thaler haben sie immerforth inhaerirt und daß fundament, daß dieselbe
gegen die örtter Stettin, Gartz und Wollin gesetzt worden, wiedersprochen, auch
investituram simultaneam auf Hinderpommern nit gnug darzu zu sein erachten wöllen,
daß dhagegen sich einer solchen anforderung begeben sölten, endtlich doch der Salvius
soviel zu verstehen geben, daß sich hiebey noch wol würde ein temperament finden
laßen. Bey dem § ‘Secundo imperator’ sein die Schwedische noch darauf bestanden, daß
der hertzog von Mecklenburg durch ein höflichs briefl von denen Kaißerlichen herren
abgesandten auf den schlag, wie mit Churbrandeburg beschehen , solle pro consensu
belangt werden. Weiln man aber dhagegen erinnert, daß solcher bey der haubtsach nur
verlengerung geben würde, es auch ein underschiedt habe mit Churbrandeburg, alwoh es
umb des gantzen Pommerlandts zurücklassung zu thuen gewest und die abschickung
inter partes vorhero expresse seie bedingt worden, daß man auch den alhie ahnweesenden
fürstlich Mecklenburgischen gesandten von diesem verlauff zu wißen gemacht und sogar
der cron Schweeden anforderung ahn denen Mecklenburgischen landen per extractum
communicirt hette, biß dato aber von kheiner erclehrung vernhemmen möegen, haben die
Schweedische gesandten die darbeygesetzte frag, ob sie nichtsdestoweeniger auf nit
erfolgenden consens von dem hertzogen mit Kaißerlicher majestätt concession und
verwilligung zufrieden sein und darauf in diesem puncto schließen wölten, biß auf
morgen in bedencken genhommen. Bezeigten sich zwar mit der vorgeschlagener recom-
pens beyder stiffter Schwerin und Ratzeburg zimblichermaaß zufrieden zu sein, insinuir-
ten iedoch auch von dem stifft Minden, und würde der hertzog soviel desto ehender
seinen consens hergeben. Dhagegen aber dieienige rationes, so selbigs stiffts halben im
weege liggen, fürgehalten und endtlich selbiger sach erörtterung zu dem puncto gravami-
num verwiesen worden.
Bey dem § ‘Tertio Imperator’ wordt von denen Schweedischen nit soviel die status
conservatio der ertz- und stiffter, dhamit sie nit ad secularem statum verändert werden
möegten, alß der statt Bremen exemption angefochten. Vermeindten, daß selbiger stadt
standt und weesen durch die in irem memoriali gesetzte disposition gnugsamb verwahrt,
sönderlich durch die wörtte „competens sua libertas … legitime acquisita … relinquan-
tur “
Vgl. nr. 245 Beilage 1, hier Meiern , APW IV S. 317 .
worden, daß Kaißerliche majestätt diese statt irer immedietet versichert und solches
expresse wölten reservirt und außgesetzt haben, die statt sich auch von solchem privilegio
immedietatis, zumahl sie würcklich ad possessionem kommen, nit wieder würde abtrei-
ben laßen. Der Oxenstern: Selbigs privilegium immedietatis seie allererst newlich in
praeiudicium coronae Sueciae und des ertzstiffts außgewürckt. Nos: Seie erhalten, ehedan
die cron Schweeden ire praetension auf den ertzstifft gesetzt. Zudeme seie man alhir in
terminis contractus begrieffen, worin ie einer ieden parthey, waß sie wölle, außzudingen
bevorstehe, zumahl re adhuc integra, solang noch khein schluß gemacht seie. Also könne
die cron Schweeden khein praeiudicium anziehen, weiln sie khein ius quaesitum habe.
Der Oxenstern: Man habe ahn seithen Kaißerlicher majestätt diese statt hiebevorn nur ad
interim eximirt, itzo wölle man ein perpetuum darauß machen. Nos: Seie wahr, aber auch
selbigsmahl der cron der ertzstifft nur auch auf gewiße generationes offerirt worden. Itzo,
dha die cron ein perpetuum begehre, würde die reservatio oder exemptio auch auf ein
perpetuum gerichtet. Ille: Seie nur in odium coronae angesehen. Nos: Nit in odium
coronae, sondern in favorem der statt, so man ein und andern falß, es werde der ertzstifft
auf gewiße generationes oder in perpetuum uberlaßen, von solcher cession eximirt haben
wölte.
Ist darnach bey dem § ‘Quarto’ von der session und votis, so die cron Schweeden ratione
principatuum cessorum haben würde, geredt worden, undt wollen es die Schweedische
gesandten dhafür halten, selbigs werck müße alhie vergliechen und nit zu nehisten
reichstag außgestelt werden. Könten sich auch der dreyen vota nit begeben. Responsum:
Wan sie es alhie sölchergestalt dhahin richten könten, daß dardurch bey der handtlung
keine verlengerung verursacht würde, gönne mans ihnen gerne. Es würden sich aber der
interessenten so viel herfürthuen, daß sie die schwihrigkeit selbst erfahren würden.
Bey dem paragrapho ultimo sein die Schweedische auf der eviction bestanden, alß ohne
welche sie sich der lande nit zu versichern hetten. Nos: Hetten darin nit zu scrupuliren.
Würden der manutention halber eben selbe versicherung von Kaißerlicher mayestätt und
dem Reich haben, alß andere stendte des Reichs irer lande halber hetten. Und seie
unbillig, Kayserlicher majestätt ein mehrers zuzumuthen.
Endtlich ist durch unß erinnerung beschehen, weiln bey diesem gantzen werck der
scopus eintzig und allein auf den lieben frieden gerichtet, daß diese erclehrung andererge-
stalt nit für verbündtlich gehalten werden solle, es wehre dan die Pfaltzische sach, alß
warahn der friedt nit weinig haffte, in den terminis, wie dieselbe in instrumento pacis
außgesetzt worden, gelaßen und 2. der liebe fried im Reich erlangt. Illi: Es sein noch
mehr sachen, so auch müßen erörttert werden, alß die Heßen Caßlische, Baden
Durlachische und mehr andere. Ersuchen unß, auf mitle zu gedencken, wie der
Heßischen sach aufm vorderlichsten abzuhelffen. Würde sönsten bey der cron Franck-
reich sowol alß Schweeden der friedenschluß difficultirt werden. Nos: Man werde sich
auch umb diese sach eifrig annhemen, müße aber zuvor der punctus satisfactionis richtig
sein. Man könte nit zwo sachen zugleich thuen, maßen es daß werck selbst zeige, daß in
puncto gravaminum, immitls daß man mit dem puncto satisfactionis bemüehet, nit
fortzukommen. Haben darauf unsern abschiedt genhommen, und ist veranlaast worden,
daß der Salvius, weiln der Oxenstern am podagra betlegerig, morgen der Schweedischen
gesandten ferner erclehrung uberbringen wölle.
Sambstags, den 9. huius, ist nachmittag erstlich conte d’Avaux bey ir excellentz herrn
obristhofmeister erschienen, mit erzehlung, waßmaßen er am vormittag mit denen
Schweedischen wegen unser erclehrung in puncto satisfactionis gehandtlet. Die hetten
sich gar wol dhamit content erzeigt. Er wehre mit denselben uber dieienige puncten,
welche noch waß zweifel haben wölten, in concertation gerathen, hielte doch darfür, sie
würden sich solchermaaßen accommodiren, daß wir zufrieden sein könten. Und alß nun
unter wehrendem discurs der Salvius herbeykommen, auch auß denn aufgesetzten
satisfactionsarticuln daßienig, waß die stifft Bremen und den port Wißmar betrifft,
heraußgelaßen, man auch deswegen mit ime gehandtlet, diese praetensiones nach
anleitung unserer beygesetzten marginalium also zu moderirn, daß darauf geschlossen
und des hertzog zu Mecklenburg consens erhalten werden könt, ist es entlich ahn deme
bestanden, daß er die geforderte 1 200 000 thaler nit nachgeben wöllen, biß letztens der
conte d’Avaux sich ins mitl geschlagen und dhavor gehalten, daß man in 600 000 thaler
einwilligen sölte. Welches dan auch nachgeben worden, iedoch dergestalt, daß solche
600 000 thaler der cron Schweeden ahn ihren nach und nach auf denen deroselben
uberlaßenen reichsfürstenthumb und landen zuwachßenden reichsanlagen solle abge-
kürtz [ t ] und compensirt werden. Weil aber Salvius auf paargelt getrungen, so ists darbey
verblieben, daß 200 000 thaler sölten paar erlegt, die 400 000 thaler aber bedeutermaaßen
an künfftigen reichscontributionen abgeschrieben werden.
Und dieweil auf diese nachmittagstunde auch die protestirende in puncto gravaminum
bescheiden gewest, alß ist d’Avaux abgetretten und die handlung mit inen, protestiren-
den , continuirt worden
Vgl. das offiziöse ev. Protokoll dieser Sitzung (Druck: Meiern , APW IV S. 44–56) und das
knapper formulierte von Schröder (Kopie: TA Ka. 110 [Teil I] unfol.).
2 Protokoll, [Osnabrück] 1647 Februar 8. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 40–43 = Druckvor-
lage ; RK FrA Fasz. 91 II fol. 367–370’; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol.; Giessen 208 nr. 148
p. 670–677; Giessen 209 nr. 33 p. 186–194.
Freytags, den 8. Februarii, a prandio die fürstliche Magdeburgische sambt Braunschweig
Lüneburgischen gesandten bey irer excellentz herrn obristhofmeister proponunt
Vgl. das Protokoll des stift-magdeburgischen Ges. (Druck: Meiern , APW IV S. 282–285 ).
in erfahrung bracht, ob solte mit beyden ertz- und stifftern Magdeburg und Halberstatt
eine veränderung obhanden sein und selbe stiffter dem herrn churfürsten zu Brandburg
ahnstatt einer recompens gegen zurücklaßung der Pommerischen landen in perpetuum
zugewiesen werden wöllen. Weilen sich nun ire beederseits gnädige herrschafft höchlich
dhabey interessirt befinden und irestheils in solche uberlaßung nit willigen könten, alß
wehren sie bevehlicht, de praeiudicio und waß für bedencken wieder solche vorhabende
cession vorhanden, anzuzeigen. Und zwar erstlich seie es zu viel, daß obgedachte zwey
stiffter sambt dem stifft Camin der churfürstlichen durchlauchtt zu Brandeburg alß ein
aequivalens gegen obberüerte Pommerische lande wöllen uberlaßen werden. Churbrande-
burg würdte solchergestalt daß aequivalens fast in triplo erlangen. Sie heten einen
uberschlag auß der reichsmatricul
Vgl. den Überschlag des Werths von dem Pommerschen Aequivalent s. d. s. l. (Druck:
Meiern , APW IV S. 306–307 ) und die Demonstration des übermäßigen Aequivalents, so
vor Pommern an Chur-Brandenburg gegeben werden soll, Osnabrück 1647 Januar
29[/Februar 8] (Druck: ebenda S. 307–309).
Wölten zwar die frag, ob ein standt des Reichs, wan er ohne verursachung seines
nebenstandts umb landt und leüthe kommen, seinen regress zu seinem nebenstandt haben
könne, nit berüehren. Praesupponirten es selbst, daß man bey gegenwertichen des Reichs
üblen standt den frieden mit hinderlaßung landt und leuthe zu erkauffen nötig habe und
also Pommerlandt hindergelaßen werden müeße, gönneten dem churfürsten zu Brande-
burg auch seine recompens. Daß aber dern abstattung von einem standt allein, und zwar
von einem innocenti und tertio, der mit dem krieg nit zu thuen gehabt, hergenhommen
werden wölle, sölches seie unbillich. Der den krieg verursacht, der seie die satisfaction zu
tragen oder in communi causa einer den andern zu entheben schüldich. Von denen
catholischen stendten, außerhalb des ertzhauß Österreich, so daß seinige dapffer gethaen,
wolle nichts beygetragen, sondern der zahlungslast denen protestirenden allein aufn halß
gewiesen werden; würde sich nit practisirn laßen. Die Kayserliche waalcapitulation
statuire, daß ein ieder bey seinen rechten, auch landt und leüthen solle geschützt und
manutenirt und niemandt unbilligerweiß beschwerdt werden
dige und tertii bey dem irigen zu schützen und zu handthaben! Der herr administrator zu
Magdeburg seie bey dem krieg nit interessirt, daß fürstliche hauß Braunschweig Lüne-
burg auch nit. Hette mit Kaißerlicher majestätt einen frieden gemacht (fuerunt formalia)
und seithero gehalten, hetten sich mit Churcölln wegen des stiffts Hildesheimb verglie-
chen
Der Goslarer Frieden besteht aus zwei Verträgen: dem Goslarer Akkord vom 6./16. Januar
1642 (Druck: Londorp V S. 762–765; DuMont VI.1 S. 233–238) und dem Braunschwei-
ger Hauptrezeß mit zwei Nebenrezessen (Drucke: DuMont / Rousset II.1 S. 300–307)
( Reimann S. 107). – Zum Hildesheimer Vertrag vgl. nr. 150 in Anm. 1.
einiger unfreundtschafft. Hertzog Ernst Augustus zu Braunschweig Lüneburg seie durch
ordentliche waal zum coadiutorn des ertzstiffts Magdeburg erwählt, zweye andere
hertzogen selbigs haußes sein thumbhern zu Halberstatt
Die Hg.e Johann Friedrich von Braunschweig und Lüneburg (1625–1679; 1665 F. in
Kalenberg-Hannover) ( NDB X S. 478–479 ) und Hg. Anton Ulrich von Braunschweig-
Wolfenbüttel (1633–1714; 1704 F. in Wolfenbüttel) ( NDB I S. 315–316 ) waren Domherren
in Halberstadt (vgl. das Memorial der braunschweigischen Ges. an die ksl. Ges. betr. die
braunschweigische Entschädigung vom 13./23. Februar 1647; Druck: Meiern , APW VI S.
397–398 ).
absterben hertzog Friedrichen von Holstein
nit entstehen. Daß hauß Braunschweig hette es nit verdient, daß solcher zweyen
ansehenlicher stiffter und fürstenthumb durch cession ahn Churbrandeburg solte ent-
wehrt und dhavon in perpetuum excludirt werden. Habe den stifft Halberstatt mit so
ansehenlichen gütern und donationen verbeßert, würde ehender solche zu selbigen stifft
gegebene donationes wieder zurücknhemmen und ihme selbst appropriiren, alß derglei-
chen alienation geschehen laßen. Churbrandeburg würde es dem hauß Braunschweig
Lüneburg nit wehren oder nhemmen. So würde auch durch perpetuirliche uberlaßung des
ertzstiffts Magdeburg eine gantze immutatio status bey dem Niedersachßischen craiß
wöllen eingeführet und selbigen craiß ein erbdirector (der religion, warin es Churbrande-
burg , wie bekandt, mit dem craiß nit einig, zu geschweigen) obtrudirt werden
finde sich nit allein das fürstliche hauß Braunschweig Lüneburg, sondern der gantze
Niedersachßische craiß darbey mercklich interessirt. Und würden die fürsten vom hauß
Braunschweig Lüneburg zu verdencken sein, wan sich dießorts mit denen ubrigen
craißstendten underreden und des craißes notturfft beobachten würden? Ersuchten
derohalben ire excellentz und ubrige Kayserliche gesandten, daß werck seiner wichtigkeit
nach wol zu erwegen, sich darbey nit zu übereilen, in selbiger zweyer stiffter alienation
nit zu verwilligen, sondern Churbrandeburg seiner gesuchten recompens halben ander-
werts anzuweisen.
Ir excellentz herr obristhofmeister haben geantwortet, daß man alhie in terminis
necessitatis begrieffen, dha anderergestalt khein fried zu verhoffen alß vermitls zuruckla-
ßung landt und leuthen, bey welcher bewandtnuß es ie beßer seie, solche güter
anzugreiffen, quae in nullius privati dominio sint und warbey niemandt sönderlich
interessirt seie, alß andere. Seien des Reichs stiffter, warzu niemandt in particulari
interessirt. Dem herrn administrator zu Magdeburg gehe nichts ab, seie seiner administra-
tion ad dies vitae versichert. Des fürstlichen hauß Braunschweig hofnung zur succession
bey Halberstatt würde gar zu weith gesucht und uf ein ungewißes gesetzt; müsten nit res
ab eventu pendentes pro certis praesupponirt und gleich darauß ein recht gemacht
werden. Die beym ertzstifft Magdeburg fürgenhomene coadiutoreywaal seie zu nachtheil
dieser friedenstractaten fürgenhommen worden und würde khein bestandt haben. Selbi-
ger ertzstifft seie schon hiebevor bey dem hauß Brandeburg gewest
Prot. Adm. en von Magdeburg aus dem Haus Hohenzollern waren Mgf. Friedrich
(1530–1553; 1551 Adm. ), Mgf. Siegmund (1538–1566; 1553 Adm. ), der spätere Kf. Johann
Friedrich (1548–1608; 1566 Adm. , 1598 Kf.) und Mgf. Christian Wilhelm (1587–1665;
1598–1628 Adm. ) gewesen ( Grote S. 513; LThK VI Sp. 1271–1273; Stammtafeln I
Tafel 154).
hauß Braunschweig khein praeiudicium geben, so könte es auch itzo nit geben.
Warauf die gesandten zu verstehen geben, wohfern man inen mit keiner andern und
beßern resolution begegnen würde, daß alßdan abtretten, sich underreden und irer
gnädigen herrn instruction und befehl in obacht nhemen müsten.
Ire excellentz herr obristhofmeister: Man werde ie kheinen newen krieg anfangen oder
die sach noch mehr schwehrer machen wollen. Man wiße, wie nötig der fried dem Reich
seie, ein ieder verlange darnach, müße von allen ständten zu deßen beforderung mit
zugetragen und kheine newe verhinderung in weeg gelegt werden. Man seie begierig, dem
herrn administratorn zu Magdeburg, auch sämbtlichen fürsten des hauß Braunschweig
Lüneburg zu dienen, woh man könte und woh dieselbe interessirt. Woh sie aber nit
interessirt, dha würden sie verhöffentlich beschehen laßen, waß andere beschehen laßen.
Ir excellentz wölten denen sachen waß mehr nachdencken, sich mit irn collegis darüber
underreden und in weenig tagen der notturfft nach erclehren. Wohmit zwar die
abgesandte zufrieden gewest und abgeschieden, aber gleich andern tags darnach abermals
ein memorial
Vgl. das Memorial der stift-magdeburgischen und braunschweigischen Ges. an die ksl. Ges. ,
Osnabrück 1647 Januar 30[/Februar 9] (Druck: Meiern , APW IV S. 288–289 ).