Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
251. Kurz an Trauttmansdorff s. l 1647 Februar 9
s. l. 1647 Februar 9
Eigh. Ausfertigung: Klattau TA Ka. 10 Inv.nr. 200 fol. 83–83’.
Separation Kurbayerns vom Kaiser? Diskussion mit dem kurbayerischen Oberstkämmerer.
Aus der beylagh ersehen Euer Gnaden, was ich mein bruder uff underschidli-
che seine geantwort. Es wirdt aber nix fruchten, dan die Beyerischen werden
undt wolten sich praecipitieren. Alle consilia sein darauff undt uff nix anders
zu stellen. Euer Gnaden schikhe ich darbeyneben, was der gestrige curier, so
zurukh von Wasserburgh khomben, mit sich bracht, warauss sie weiter
ersehen, in was frangenti alles stett. Wir schikhen nun nach Ulmb, wen wir
wollen, so werden sie sich doch von disen particulararmistititractaten nit
abwenden lassen.
[1] Kurz (Kaiser) an Kurz (Bayern), Wien 1647 Februar 1. Kopie: TA Ka. 110 (Teil I) fol.
43–43’, 50–57’, PS fol. 58–59’ = Druckvorlage; RK FrA Fasz. 85a fol. 279–284 –
Konzept: RK KrA Fasz. 164 fol. 104–116.
Ich hab iüngst sein schreiben von dem 11. Januar nit beantwortten können viler
verhinderungen halber, thue es bey gegenwertigem currier. Und zwar soviel das
vergangene und iezt daraus mehr und mehr hervorbrechender früchte betreffendt, so
seindt es geschehene sachen, wiewohl zu betauren, aber nit ad infectum zu redigiren
sein; in summa, die campagna ist miserabel gewesen, und haben unsere und ewere
generales sich nichts darbey zu rüehmen. Wan wir aber unnß darauf resolviren, herz
und mueth fallen zu lassen, nit allein nichts zu werben, sonder noch zu verbietten, das
die Kayserliche officier nichts werben, ia die geworbene wider abschaffen, so würdt der
effectus der campagna miserabilissimo sein, non tam ex antecedenti quam multo magis
ex post facto. Ich hab mein leben lang nie gehört, daß auch einer, so sich a discretione
wollen ergeben, sich resolvirt habe, ehe zu disarmiren alß a discretione zu capituliren,
und möchte ia gern wissen, von weme dan meine herrn so sicher sein des friedlichen
feindtlichen und zu viel bessers alß zur oppression des churfürstlichen hauß geneigtem
gemüeths und noch mehr, ob auch der trost statt habe, wan ihr euch resolvirt, nichts zu
thuen, nichts zu armiren? Dan wan schon die Franzosen viel versprechen, so verspre-
chen sy es caeteris paribus. Wan sy unnß ganz disarmirt oder unrecrutiert, unversterkht,
unarmirt oder gar separirt sehen, nachdem sy ad monarchiam Europae iederzeit aspirirt
und hierdurch den haubtstaffel erhalten, wer wird sy oder vor so compassionevoli oder
vor so gewissenhafft oder vor solche narren halten, das sy ihnen eine in handt ohne
mühe, arbeit, unkosten, schwerdtstraich fallende coniunctura, von Teütschlandt herr zu
sein und dardurch sich maister von Europa zu machen, neglegiren und verwerffen
solten. Ich will von ihren gedankhen zum frieden nichts sagen, aber was sy vor
intentiones darzue haben, zaigen die officia, so sy bey Hollandt gegen den frieden
einwenden und bevorab des Servients iüngste proposition, das sy Pfalz totaliter
restituieren und Bayrn ex collegio excludiren wollen, wan sy nur ein jahr noch mit
Spanien den krieg continuieren, nit so fast daraus, daß sy so hoch schewen, daß eben mit
Hollandt und Spanien friedt seye, sonder daß sy sich besorgen, es werde der universal-
friedt wider ihre principia und allezeit ad perpetuitatem belli geführte maximas hieraus
erfolgen und ihnen die coniunctura, Österreich und Bayern zu opprimirn, auß chur-
und fürsten Franzößische prinzen zu machen, unvermueth entgehen. Aber ich thue
ihnen schier unrecht, das ich sie zeihe, das sy sich grosser artificiorum gebrauchen,
indeme sy bey disem ganzen friedenwerkh selbst bekendt, das sie Teütschlandt pro
accessorio tractatuum haben und, wan es mit Spanien unnd Wälschlandt richtig, alßdan
mit Teütschlandt auch, sonst kein friedt seye; welchen gedankhen sie umb so viel mehr
zu inhaerieren ursach haben, wan sie vermerkhen, daz wir unß omittendo selbst
disarmiern. Der herr brueder sagt, sy verziehen die armistiti- und friedttractatus, dieweil
sie unß nit appraehendieren. Wan sie unß dan iezo nit appraehendiren und derenthalben
armistiti- unndt friedenstractatus pro ludibrio halten, was werden sie thuen, wan sie
sehen, das wir nit allein iezo nit zu appraehendieren sein, sonder daz wir auch in daz
künfftig nit begeren und nit wollen appraehendiert werden und daz bevorab dasienige
corpus, so sie allezeit maistens appraehendiert, unversterkht, unrecrutieret wolle und
solle bleiben, ac si separaret, imo properaret ad iugum. Der herr brueder sagt, wir haben
nit vil und die herrn wenig. Beedes halte ich für wahr, aber dise bekandtnus, sonderlich
wan solche die underlassung aller resistenzmittel confirmiert, würdt unß wenig zum
frieden helffen. Ich sage auch nicht, daß wir unß angreiffen sollen in ordine ad bellum
sustinendum, sed in ordine ad sustinendam pacem, die ich vor noch nicht so zweiffel-
hafftig halte, wan wirs nit selbst verderben.
Die Hollender sein per Hispanos zum friden gebracht, diese werden die Franzosen auch
darzue bringen, wan wir aber uf einmahl animis et armis concidiren, so haben sie beede
ursach, die consilia zu ändern. Wir unserseits werben, recrutieren, remontiren, verkauf-
fen , versezen in mangel übrigen credits. Ihr herren habt, wo nit gelt, wenigst credit und
begehrt, in portu naufragium zu leiden, eüch und andere zuegleich zu ertrenkhen; quo
consilio, daß weiß Gott. Ob graff Gallas die machinam restauriern wirdt, daß glaub ich
nit, wohl aber dieses, daß er ihme getrawet, daß werkh biß zum frieden zu sustinuiern,
wan man nur pro possibili und nit pro impossibili zur sachen unserer- und ewerseits
thuet. Allzeit wirdt er der lezte sein zum desperiern. Der feindt, wie der herr bruder
meldet, hat den Mercurium, wir plumbum in pedibus, daß kombt von dem her, daß er
seine actiones uf den krieg stelt, wir allzeit uf den frieden, dardurch hat der feindt krieg
und friedt in handen, wir keines. Wir haben dem Gallas nit grosse mitel geben, aber ein
trewer dankhbarer diener dient seinem herrn auch ohne mittel, achtet weniger seine alß
seines herrn reputation, und da herrndienst erfordert, impossibilia zue thuen, so thuet er
auch impossibilia, et sic audendo impossibilia legem adimplet.
Soviel die Spannische miserias anlangt undt daz von ihnen khein hilff mehr zu hoffen,
darauf habe ich vielmahl geantworthet, eo ipso daz sie von unß alle iahr 40 000
Franzosen in Spanien, Weldtschlandt undt Niederlandt divertieren, die unß lengst alle
aufgefressen hetten. So deucht mich, sein sie nit allein einer compassion, sondern grosen
danckhs werth, unndt erscheint darauß, waß wir vor einen mechtigen socium belli
haben unndt wie schwach wir ohn ihne seindt, indeme 4000 Franzosen unß ietzo wohl
in Theutschlandt, 40 unndt noch viel mehr 1000 die Spannier nit khönnen desperieren
machen. In pace ipsa, wehr hat noch so viel darzue gethan alß eben Spannien? Mehr alß
20 Pommern hat er hergeben, umb der christenheith den friden zu befürderen, ungeacht
man ihne nie darumb gebetten, khein recompens capituliert, ungeachtet er leichter alles,
waß er hergibt, zue recuperieren hoffen khan alß die, so sich in gantz Theutschlandt
eines oder anderen umb fridens willen so harth oder gar nit begeben. Ich fundier
unseren ganzen friden nit uf unser bitten undt betten, uf remonstrierung unserer
miseriarum, unserer unmuglichkheith der resistenz, unserer abalienation vom krieg,
aber wohl uf die mit den Staden von Hollandt so weith gebrachte negociation ex parte
Spannien, dann einmahl hat der friedt Gallis nolentibus müessen abgetrungen werden.
Dises hatte nur zween weege, arma et separationes. Arma kleckhen nicht, separationes
schienen vast unmüglich, weyl auch in Hollandt die primores Französisch gelt lieber alß
Spannisch haben. Supererat plebem dulcedine et utilitate pacis zue gewinnen unndt dises
mit sehr kostbarer liberalitet zue erhöben. Hat also Spannien, indeme der Hollendische
friedt die Franzosen undt die Schweden, beede die protestierenden allein bewögen
(wenn sie anderseits waß bewögen khan), undt daz maiste hierzue unndt allein
contribuirt unndt daz haubtfundament zum friden suis impensis gelegt. Wann wir umb
alles, waß Spannien sonst gethan, ihnen nichts verobligiert weren, so weren wir umb
dises, daz sie mit, vor unndt neben unnß constanter gekriegt undt, da es zum
fridenswerckh gekhommen, die ersten seindt gewesen, sua liberalitate dem werckh den
haubtanfang zue machen, sich auch gegen der cron Franckhreich mit solchen offertis
allein erwiesen, die allem dem, waß andere umb fridens willen nachsehen, bey weittem
nicht zue vergleichen. Ich glaub nit, daz man Oßnabrugg den Schweeden also uberließ,
alß der könig von Spanien ein starckhen theyl von seiner monarchia dem Franzosen
undt Hollanderen gethan, ungeacht der könig von Spannien mehrere trouppen alß der
bischoff von Oßnabrugg hat. Ob man mir auch schon sagt, Spannien hette es eher sollen
thuen, so wirdt doch darauf geantworthet, daz er gleichwohl noch der erste, der so viel
umb fridens willen nachgesehen, unndt der erste, der sich eines feindts liberiert, wir mit
allen unserm bitten und betten noch keines, und wessen wir unß auch liberieren werden,
wirdt sein ursprung haben von dißer mit Hollandt geschlossener negotiation. Stante
bello sein Franckhreich, Hollandt, Schweeden indissolubiles gewesen, stante pace
wollen die Hollander sich nit gern von Franckhreich dissolvieren lasßen, wir et stante
bello et in tractatu pacis, utinam non et post pacem wollen dissolviert sein, ungeacht wir
sehen, daz sich unsere feindt mit ihrer maxima conservieren, wir mit der unserigen
teglich mehr verliehren. Und also apprehendiere ich unsern statum, den die concordia et
fortitudo wohl erhalten und zu dem verlangten friedt bringen, discordia baldt und unß
anfangs, die Spannier am leisten ruinieren kan; und dises, sovil sein schreiben de dato
dem 11. Januarii betrifft.
Das ander vom 18. beantwortte ich mit wenigem. Der herr brueder sagt, wer gehört
habe, daz man in eim armistitio zwischen beeden armaden ziehen solle leüth, die darbey
nichts zu thuen, er gehe ein wenig in die registratur zuruckh und sueche auf die
lamentationes von meinen herren, so wider ein armistitium von wenig tagen in Savoya
zwischen Franckhreich und Spannien gemacht worden. Er revidiere, wie fleißig man
gewarnet, daz in Niderlandt kein stillstandt gemacht wurde, tanquam rem, quae esset
contra leges societatis und allen schwall deß kriegs auf Teütschlandt walzete. Man hat
von seithen underschiedtlicher stende zu Münster und Oßnabrug zu verstehen geben,
man wolle sich in die Spannische-Burgundische sachen nicht mischen, weniger in die
Lothringisch; ists darumb ehender friedt worden?
Daß der herr brueder meldet, der feindt halte es für ein bagatella, daß Römische Reich
zu bekriegen, daß wir unsere miserias nit erkhennen, sonsten unchristlich wehren, daz
wir unsere herren, die religion, daz Reich und was darin desoliert, also verlohren gehen
liessen, darauf waiß ich nichts anders zu melden, alß daß ich mich nit verwundere, daz
der feindt daz Reich vor ein bagatella zu bekriegen halte, dan allein ist es notorie nit
bastant, sich zu defendieren, anderer, die denn feindtlichen last mit helffen tragen, ci
pare mille anni quit zu sein. Daz wir aber ignorantes sein unsers status, unchristlich, daz
wir nit erkennen, was wir verliehren? Daz erste seindt wir nit, dan wir erkhennen nit
allein unsere miserias, sondern zum überfluß, daz wir durch massimas, die uns
intempestive disarmieren, noch miserabler sein, alß wir sonst wehren. Unchristlich
seindt wir derentwegen nicht, dan wir wollen daz Reich nit verlohren gehen lassen,
sonder friedt machen, wan die feindt nur wollen, [ und ] unß wöhren, wan sie nit wollen.
Keines aber können wir thuen, wan wir unß perpersi, falliti, et vinti coniunctim oder
divisim publicieren. Ein kranckher, der nit allein schwach ist, sondern was ihne noch
sterckhen und erhalten kan, nit brauchen will, der kombt selten darvon. Das ‘nosce te
ipsum’ ist bey unß nit ungiltig worden, aber daz ‘nosce et alios’ haben wir auch
gelehrnet und dabey sovil, daz wir von der Franzosen und Schweeden mit dem ‘nosce te
ipsum’ kheinen friedt erlangen, daz wir aber den Franzosen und Schweeden solches zu
erkennen wollen geben, daz macht sie dessen sich zu praevalieren, was wir nit, sie aber
wohl erkhennen und zu gebrauchen wissen. Daz der verstosß in titulo maiestatis
armistitium vil verhindert und den verluest deß Bodensee verhüetten hette können, daz
glaube der herr brueder nit. Die Franzosen haben die ambition nit, daz sie auch noch
umb einen weit größern titul die occasion, den Bodensee zu gewinnen, einem armistiti-
tractat solten postponieren. Wir werden in armistitio unß nit weniger als im frieden
prompti erweisen, aber was der feindt und sonst maniglich zum maisten darvon glaubt,
gibt beykommendes Schweedisches schreiben, warin der teüffel den koler zu friedtli-
chen gedanckhen anmahnt. Und dise sein die principales, so es iezo zu tractieren, dan
die Franzosen nur accessorie Schwaben und Bayern ruinieren. Daz ‘uti possidetis’
begehren die feindt selbst nicht, oder wan sie es begehren, so ists ad occupanda, non ad
occupata angesehen; warumb sollen wirs verlangen? In summa, ich mache mir eine und
kheine reflexion auf den frieden aus denen maximis, die meine herren haben, und aus
allem deme, so auf der Franzosen guetwilligkeit, zelo di religione, christlichen lieb et his
similibus bestehet, halt ich nimmermehr, daz friedt wirdt werden. Aus deme, daz die
Hollender die Franzosen nit höher wollen wachßen lasßen, es auch ihrer und aller
vernünfftigen republicklichen status nit zulest, aus den convenientiis, so den Franzosen
und Hollendern die Spanniern zugleich gemacht haben, glaube und hoffe ich den friedt
mehr als nie, es seye dan, das wir im Reich Franckhreich, Hollandt und Schweeden in
momento concludendae pacis zeigen, daz wir keinen friedt [ wollen ], sondern durchge-
hendt dividiert, dissolviert, opprimiert und verlohren wollen sein.
Der herr Hazfeldt
Reichsgf. Melchior von Hatzfeldt (1593–1658); 1635 Reichsgf.; 1625 in militärischen Dienst
des Ks.s, 1635 Feldmarschall ( NDB VIII S. 64–65 ).
der condotta.
PS Iezo gleich kombt mir deß herrn bruedern schreiben vom 25. Januarii .
Es were besser, herr generalleütenandt were vor Weissenburg
presa würdt nit so groß sein alß die noth, so man darvor zu leiden hat unnd den feindt
von nichts divertiren. Die profiant in Böheimb ist unfehlbar vorhanden. Mein herr
brueder sehe allein, daß man inmittels auch mit wechsel, wo es meine heren nahener
habe[ n ], helffe; es ist doch damit beiden armaden und ländern geholffen unnd die
ersezung unfehlbar. Daß mein herr brueder vermaint, wir thuen nichts, darinnen irret er
sich. Wir recrutiren in den erblanden, haben geschickht gelt in Pohlen, wollen
remontiren überal, aber graff Gallas schreibt mir bey gesterigem currier , daß meine
herren alles erligen lassen, nit ein nagel an einer lavet repariren, alles sub certitudine
pacis. Unnser Herr gebe es, aber ich glaube, daß nichts den frieden kann unsicherer
machen alß eben dieses. Nach eroberung Weissenburg mueß man al coperto gehen,
überal recrutiren unnd sich versterckhen, daß würdt neben den Hollendern die
Franzosen von qualibuscunque conditionibus pacis zu ernstlichem nachdenckhen
bringen und haissen, quae non prosunt singula, multa iuvant, id est, unsere, deß Reichs,
die Spannische oblationes, die Hollendische secessiones, dann die garandia wirdt sich
auch noch wohl finden.
Greiffenklau in Konstantinopel.
Daß armistitium betreffendt, so wollen wir gleichwohl hoffen, die herren werden unser
unwissendt nichts schliessen unnd die ihrigen befehlch haben, mit den unserigen
communicato consilio zu gehen, massen die unserigen befelcht sein, mit den ewrigen zu
handlen. Solte ein widriges geschehen, so were es unveranthworttlich unnd den
allseittigen vinculis sehr ungemeeß. Ich will auch nit hoffen, daß der herr brueder es
dahin wurde kommen unnd damit den feindten occasion zuefallen lassen, unns anfangs,
negstens euch zu opprimiren unnd alle friedenstractat auff einmahl uffzustossen. Der
Spannische pottschaffter hat ia nicht weniger ursach, alß umb den Burgundischen craiß
sorgfeltig zu sein. Wann der Burg[ und ]ische craiß ein armistitium tractirte, so wurde der
Schwabisch unnd Bayerische ein ebenmessiges thuen. Daß auch nit bedenckhlich soll
sein, immittels unnd stante armistitio die Undere Pfalz preiß zu lassen, ist ein schlechte
charitet. Rationem, daß eben durch diesen weeg Churbayern an unns solte gehalten
werden, hab ich nie gehört, könte sie auch nit approbiren. Unnd wann Spannien deß
herrn churfürsten zusammensezung auff nichts anders alß dergleichen fundirte, so hette
alles ein schlechtes fundament. Ob meine herrn vermainen, daß die notturfft erfordert,
daß der Salamanca
stehet dahin. Ich glaub, der könig von Hispannien hats am allerwenigsten vonnötten,
und würdt sich lenger ohn unns alß wir ohne seiner defendiren. Es bleibt in summa
darbey, regnum in se divisum desolabitur. Daß duc d’Anquin brueder
Armand de Bourbon Pz. von Conti (vgl. [ nr. 174 Anm. 3 ] ).
umb die coadiutoria, mueß man geschehen lassen, er ist darumb noch nit weder
coadiutor noch churfürst. Man sagt aber, Oßnabrugg ambire auspiciis Gallicanis das
churfürstenthumb Mainz
Spannier nie gesuecht, ungeacht sie alte concives Romani Imperii sein, die Franzosen
hergegen, so newe oder vielmehr gar keine. Mein herr brueder verzeihe mir, daß ich in
fraterna charitate so offenherzig schreibe. Einmahl were mir von herzen laidt, wann ihr
herrn, die ihr bißhero so fest eüch pro pace bemüehet, loco promotorum endtlich den
nahmen destructorum pacis solt darvon tragen, unnd kann leicht sein, wann man nit
usque ad extremum in armistitii et pacis tractatibus beysammen bleibt, darzue ich wohl
waiß, daß der herr brueder nie cooperiren würdt.
[2] Kurz (Bayern) an Kurz (Kaiser), Wasserburg 1647 Februar 1. Kopie: TA Ka. 110 (Teil I)
fol. 46–47’, 49.
Sein schreiben von dem 23. passato hab ich zurecht erhalten und darauß ersehen, daß
er daß mein, darinen ich ihme den statum praesentem nostrarum miseriarum beschri-
ben , auß hinderung anderer occupationen, bevorab der handlung, so er mit den
Hungarn obhannden, nicht beantworthen kan, so auch nicht vonnöthen, dan ich diß
alles nicht schreibe, antworth darauf zu haben, sondern nur reflection auf ewere miserias
zu erweckhen, welche, wan sie solte erhalten können werden, die remedia befürderen
wurde, selbige aber mir zu genuegsamber antworth und contento geraichen, weiln sie
ihrer und unßerem undergang dardurch vorkohmen undt deme abhelfen theten.
Dißmahl ist zu communiciren, waß der herr graff von Trautmanstorff dem Dr. Krebsen
gesagt, so die beylag zaigt. Darauf muß ich nothwendig erinneren: Primo, daß meinem
genädigsten herren hertzlich laydt ist, daß er ad ista extrema nunmehr reducirt worden,
daß ihme pro salvatione propria nichts mehr alß dieße particulartractaten übrig, und er
umb eür und deß Reichß willen dießem werckh solang zugesehen, biß er gantz
untüchtig worden und also sich anderer discretion gleichsamb underwerffen muß, da er
zu zeitten, da seine waffen besßer florirt, hette können mit ehr, reputation und vortl von
dem krieg desistiren und anderen, die damit zugrundt gehen wollen, zusehen. Secundo,
daß zu wünschen wehre, ihr hettet die consilia pacis zu rechter zeith ergriffen undt nicht
zugewartet, biß der feindt alle craiß eüch entzogen, alle mitl benohmen und gleichsamb
in die erblandt eingeschlossen, auß welchen ihr nun den krieg führen müsßt. Wie lang
aber dießes tawren wirdt, daß waiß Gott; mit waß für nutz, werden die effectus zaigen.
Tertio, daß eüch auß sorg, den Spanniern disgusto zu erweckhen, lieber gewest, selbigen
consiliis zu adhaeriren alß den redlichen Teütschen, mit dem vinculo sanguinis und
Germana sinceritate becräfftigten erinnerungen statt zu geben, und nie erkhent, daß die
Spannische consilia nie angesehen geweßt, daß Reich oder eüch in particulari zu
salviren, sonder nur für ein medium und instrumentum dienen solten, ihr öffters
verderbte und verwahrloßte oeconomiam zu redressiren, es möge dabey dem Reich in
particulari gehn, wie es wolle. Quarto, daß nicht erkhennt, daß weder volckh noch geht,
weder proviant noch munition, weder genuegsambe quartir noch underhalt, weder capi
noch die condota bey der militia ewerseits weiter zu erheben, daß aber respect den
generalen im feldt und dem Khayser in seinem thron von der soldatesca entzogen und
verlohren gangen. Ewere landen haben erfahren, waß die soldatesca für muthwillen zu
treiben sich ohne hinderung undernehmen dörffen, daß Reich, waß man sich auf selbige
in casu necessitatis und da man an den feindt gehen sollen, zu verlassen, also daß ewer
armada nunmehr von geraumer zeith mehr ewer und anderer getrewer patrioten und
reichßständ landen ruinirt, feindtlich verfolgt und außgeraubt alß die feindt. Auß
welchem 5. erfolgt, daß nicht allein bey Nidda
Vgl. [ nr. 124 Anm. 3 ] .
mäniglichen ins verderben undt den Khayßerischen scepter selbsten periclitiren macht,
sonder dem feindt zeith und weil gelassen, biß er in dieße landen ohne aintzige
hinderung eingebrochen undt einen vesten fueß gesetzt, und ob gleichwohlen ewer
völckher endtlichen deme auch nachgangen und meinen herren zu schützen sich
vernehmen lasßen, so ist doch solcher schutz unß soviel unnutz kohmen, alß euch
zuguthen kohmen wirdt, wan ihr eüch under Türckhische protection ergeben werdet,
welches ich gleichwol nur für ein rodomontada halte und wohl waiß, daß ihr so
khindisch nicht sein und eüch selbst sub iugum geben werdet, wohl aber mich
verwunder, daß ihr uns für so khindisch halt und glaubt, daß unß dieser braite worth
schreckhen werden, sachen zu underlassen, die wir nicht per capriccio, sonder per
necessitá, nicht auß disgusto, sonder pro salvatione propria an handt nehmen müssen.
Undt möcht daß erste wohl wissen, wan ein Römischer khayser, umb willen daß ein
hertzog in Bayern lenger nicht im krieg bleiben khan, ungeacht er seine erbkönigreich
und landen meistentheils noch in salvo hatt, der Spannischen assistenz, auf welche man
meniglich vertröstet, nach seinem favor, die ständt deß Reichß zu guthem theill zu
seinem willen, also, wie mann es anderen vorbildt, noch mitl genug hatt zu der
erforderten resistenz, gleichwohl will desperata consilia fassen, sich zu den Schweden
und protestirenden schlagen, ia deß Türckhen tributarius werden, umb seine protection
zu erhalten, wer meinen gnädigsten herren mit fueg wird verdenckhen khinden, wann
er, aller hülff und assistenz destituirt, mit deß feindts völckher in und außer landts an
den confinen umbgeben, von der Kayserlichen armada auf den eüßersten grad anstatt
verhoffter verthädigung außgesegert, aller benachbarten kraißbeytrag durch den feindt
entsetzt, aller mitlen beraubt, nachdem er seinen leib, seine cräfften, seinen vorrath,
seine landt und leüth, sein credit dem Khayßer und Heiligem Reich zu diensten biß auff
den letsten heller aufgesetzt und doch nichts mehr in 28 jahren alß seinen undergang
erworben, sich endtlich gleichwohlen in eines catholischen königs, der fast über daß
gantze Reich triumphirt, deme niehmandt mehr zu resistiren vermag, protection so weit
gibt, daß er seines völligen undergangs dergestalt, weil kein anders mitl mehr vorhan-
den , sich versichert.
Ich find endtlichen weder in der Guldenen Bull noch in der churfürstlichen verein, noch
in demiehnigen iurament, welches mein gnädigster herr einem Römischen khayßer und
dem Reich gethan, daß er schuldig sey, sich, die seinigen und seine landen für daz Reich
oder den khayßer zu sacrificiren. Ich find khein chur-, fürsten und stand deß Reichs, der
bey dem gemeinen wesen dieße betrübte zeiten mehrers gethan alß mein gnädigster
herr. Also main ich auch, eß seye keinem mehrers zu gunnen, daß er sich endtlich salvire
alß dem, der pro salvatione aliorum alles und meistentheills durch dieselbsten verlohren,
die hetten sollen danckhbar sein und die beneficia erkhennen. Man mißgunt ihrer
churfürstlichen durchlaucht ihr aigne salvation, die nur ein armes Bayerland haben, und
hatt bedenckhen, daß gantze Römische Reich mitls einer bar thaler fürstenthumben
Schlesien zu salviren, vergibt ehe Gott und der khirchen daß seinige, alß daß man sich
reflectiren thete, für wen und zu wessen conservation der krieg geführt wirdt, und
dahero de proprio die liberalitet mit verantwortung excerciren thete, die man ex alieno
corio larga manu profundirt.
Dießes alles, herr bruder, schreibe ich nicht, ewere actiones zu dadlen oder mich anderer
händl anzunehmen, sonder aintzig unnd allein in etwaß zu entwerffen, wie unbillich ihr
unß thüet, wan ihr unß unßer salvation mißdeüten und mißgönnen wollt, die ihr unß
rebus sic stantibus viel mehr rathen, dazu helffen und dergestalt danckhbar sein sollet.
Ich bin versichert, wan ihr hertzog auß Bayern und wir an ewer statt weren, ihr würdet
nicht viel in casu tam extremo nach ander leüth contradiction fragen, weil ihr eüch
dermahlen wollet zu dem Türckhischen joch bekhennen, da ihr noch voller mitlen zu
fortsetzung deß kriegs seyt. Sollt ihr aber gleich wir auffgezehrt haben, so thuet ihr eüch
ein torto, daß ihr eüch versaumbt, unß aber noch ein größern, daß ihr unß mit schönen
worten, mit lehren versprechen und mit unnöthigen trohungen wollet machen, neben
euch zu grundt gehen.
[1] Krebs an Kurz (Bayern), Osnabrück 1647 Januar 20. Kopie: TA Ka. 110 (Teil I) fol. 48.
Herr graf von Trautmanstorff hatt gestern schreiben vom Frantzösischen hoff
empfangen und hoch beclagt, daß unser gnädigster churfürst und herr sich will
particulariter salviren, darbey vermeldet, wan wir die Frantzösische parthey anneh-
men , müsßen sie die Schwedische amplectiren und ihnen permittiren, waß sie
begehren in gravaminibus und sonsten. Er lasße unß bedenckhen, wan sie die
stüffter hinweegg geben und den pfaltzgraffen wolten vollkohmenlich restituiren
lasßen (so sie doch nimmermehr thuen werden), ob sie nicht bald rhue und den
friden erlangen khündten. Wan ihre churfürstliche durchlaucht sich separire und
absonderlich handlen, so müeßte der Khayßer deß Großtürckhens protection
annehmen; seye umb einen jährlichen tribut von 30 000 ducaten zu thun, wie der
Ragozi iährlichen 50 000 dem Türckhen gebe
F. Georg Rákóczy mußte einen jährlichen Tribut von 10 000 Dukaten für das Ft. Siebenbür-
gen , das seit 1541 ein osmanischer Vasallenstaat war, und von 20 000 Dukaten für die sieben
ungarischen Komitate (vgl. [ nr. 225 Anm. 5 ] ), zusammen 30 000 Dukaten, an die Hohe Pforte
bezahlen ( Zinkeisen IV S. 866; Meienberger S. 260 Anm. 87).
[3] Kurz (Bayern) an Kurz (Kaiser), Wasserburg 1647 Februar 4. Kopie: TA Ka. 110 (Teil I)
fol. 44.
Bey zaigern dits Kayserlichen currier, hab ich ein langes schreiben von ihme undt
darinnen die antworth 3 der meinigen empfangen. Die notthurfft het erforderet, daß er
eylfertig wider zurugg spedirt und ihr majestät avertirt werden, daß sich dero zu dem
armistititractat verordnete gesandten von den unßerigen separirt, zu tractiren verwegert
und unß dahero, alß die wir dem feindt im rachen steckhen, necessitirt, ein particularar-
mistitium zu proponiren
Vgl. [ nr. 260 Anm. 3 ] .
noth entschuldiget, mit welcher sein gantzes schreiben könndte beantwortet werden.
Will aber nechstens selbiges in brüderlichem vertrawen de puncto in punctum beant-
wortten , dißmahl allein melden, daß wir den ultimo sforzo, von dem ihr meldet und auf
welchen ihr unß animirt, dieße campagnia vertreplet, anietzt also auffgezehrt undt mit
dem credit den unwillen der soldatesca, der nunmehr laider auch außgebrochen, indeme
sie bey Weisßenburg nicht recht fechten wollen, nicht stillen khönden. Wan euch aber
diß alles, waß ihr vor augen sehet und waß sich täglich, ia stündlich mehr herfürthuet,
nicht macht accorti sein und eür salvation befürderen, so ists ia satis, daß allein muest zu
grundt gehn. Gott wölle es gnädiglich verhüetten.
[4] Kurz (Kaiser) an Kurz (Bayern), Preßburg 1647 Februar 8. Kopie: TA Ka. 110 (Teil I) fol.
185–188’ = Druckvorlage – Konzept: RK KrA Fasz. 164 fol. 203–209.
Gleich bey abgehung dises curriers kombt mir des herrn brudern schreiben de dato 1.
Februari , warinnen man sich über die von ihr excellenz dem herrn obristen hoffmaister
gegen dem Dr. Krebsen gethane erwehnung haubtsachlich beschweren thuet. Daß nun
der herr brueder vermeint, daß es bey unß groser stimulorum zu erkantnus der
allgemeinen miserien bedarff, daß würdt unserseiths nicht anders aufgenommen, alß das
es von gueter affection herfließ. Er glaub aber, daß wir dieselbige so guet alß die herrn
erkennen und auf ewern selbsteignen gefehrlichen und betrüebten zuestandt, wan sie
sich die consilia separationis übergehen liessen, alß sie selbst reflexion machen und in
ihren unsere miserias, dieweil billich alles für ein geblüet zu schäzen, umb soviel
mehrers erkennen und betauren, dieweil wir sehen, daß man ihnen wohl entgehen
kunte, wan man nur wolte, in selbige aber sich und unß praecipitiert, nit das unnß das
unglückh so weit stürzt, sondern dieweil man in mehrers unglückh sich selbsten stürzen
will.
Seithero würdt der herr brueder mein beantworttung auf seine schreiben empfangen
haben. Anlangent wessen sich des herrn graffen zu Trautmanstorff excellenz gegen dem
Dr. Krebs vernemmen lassen , einer der vil gedultiger alß der Job wer, müeste die
patienz verliehren, wan er ein werkh, waran der ganzen christenheit heil und wohlfart
gelegen und darüber man 16 jahr zu tractiern consumirt, so weit gebracht sähe, daß man
fast beim schlues, hingegen alles, was verhandlet und waran alle potentaten der welt
gearbeittet, durch ein unzeittige praecipitanz eines einzigen so hoch dabey interessirten
disturbierter, wo nit gar verderbter sähe. Ihr herrn müest und habt selbsten dem herrn
obristen hoffmaister die zeugnus geben, daß er sich ewers interesse so guet alß ihrer
Kayserlichen majestätt angenommen, und ungeacht ihme stimuli nit gemangelt, in der
Pfalzischen sachen nicht so genaw zu gehen und der ganzen christenheit tranquilitet
deretwegen in compromiss zu sezen, so hat er sich doch dergleichen nie schrekhen, nie
alteriern lassen, die herrn aber, gleich indem man in conclusione pacis ist und umb
deren willen so viel provinzen, landt und leüth nachsicht, wollen, quidquid pro spe
pacis supererat, mit einziger ihrer unzeittiger resolution alterieren und alle beim
friedenswerkh interessirte theill andere consilia machen fassen, gestaltsamb iüngst
einkommenes prothocoll mit mehrerm zeigt.
Anlangent waß der herr bruder auf des herrn obristen hoffmeisters erinnerung erwehnt,
das ihrer churfürstlichen durchlaucht herzlich leid sey, daß sie ad ista extrema nunmehr
reduciert worden, daß ihro pro salvatione propria nichts mehr alß dise particulartracta-
ten überig und sie umb unser und des Reichs willen disem werkh so lang zugesehen, biß
sie ganz undüchtig worden und also sich anderer discretion gleichsamb underwerffen
müessen, da sie zu zeiten, daß ihre waffen besser floriert, hetten können mit ehr,
reputation und vortheil von dem krieg desistieren und anderen, die damit zu grundt
gehen wollen, zuesehen, da glaub der herr brueder, daß ihrer Kayserlichen majestätt nit
weniger alß der churfürstlichen durchlaucht leid ist, daß sie in solchen standt gebracht.
Es seye aber seiner churfürstlichen durchlaucht andere eluctationsmittel alß einzige
particulartractat überig und leichtlichen zu erachten, daß die gegenthail, wan sie es
aufrichtig mit dem herrn churfürsten meinen, ihro ebenso gern ihr salvation mit unß alß
ohne unß, von denen sie gleichwol so statliche emolumenta zu empfangen, gönnen
werden. Ihre churfürstliche durchlaucht, unser gnedister herr, haben nie anderst alß
löblich und rühmblich gethan, daß sie umb ihrer Kayserlichen majestätt und des Reichs
willen so lang zuegesehen; sie seindt auch so undüchtig nicht worden, daß sie dem
werkh biß zu endt deß so weit gebrachten friedens nit zuesehen können. Solten sie zue
den zeitten, da ihre waffen besser floriert, abgesezt und vom krieg desistiert haben, ist
ungewiß, ob sie sich nit in weit ärgerm standt befänden, alß sie sich iezo befinden. Alle
zeit aber wurd die ehr und reputation bey weitem so groß nit sein, alß ihre
churfürstliche durchlaucht also solche erhalten haben, und pflegt wohl zu geschehen,
daß in dergleichen coniuncturen dieiehnigen, so die nachbarn zu grundt nur wollen
sehen gehen, spectando eher alß andere sich verliehren.
Daß nun fürs ander der herr brueder wünscht, daß wir die consilia pacis zu rechter zeit
ergriffen und nicht zugetrawet [!] hetten, biß der feindt alle creiß unß entzogen, alle
mittel benommen und gleichsamb in die erblandt eingeschlossen, auß welchen wir nun
den krieg füehren müesten, wie lang aber dises tauren werde, Gott allein wissent seye, so
gehe der herr bruder doch umb Gottes willen in die acta pacis zuruckh unnd lasse
darinnen aufsuechen, wehr früeher oder späther in negotio pacis zue zuruckhlassung
landt, leüth, vestungen, iurium und dergleichen sich resolviert. Man lege die Österrei-
chischen erklärungen neben allen andern in puncto praetensae satisfactionis interessirten
und sehe, wer die ersten und wer die leisten gewesen, denen die liebe der allgemeinen
ruehe mehr und weniger extorquiert. Die crais und vil mehrers seindt auch andere mahl
verlohren gewesen, aber auch wider recuperirt worden. Dan würdt man sagen, daß dem
Reich sehr grosse mittel benommen, wan ein ganzes corpus wie das churfürstliche ohne
verlust eines manns, nur umb verlust eines winterquartiers, die waffen niderlegt. In die
erblandt seindt wir nur eingeschlossen bis uf künfftige campagna, daß unser armada
wider auf den bainen ist. Begern auch nit, das es lang, sondern nur bis zum friden daure,
den wir haben können, wan die herrn sich und unß solchen nicht auß den händen
ziehen.
Betreffendt vors dritte, daß wir die Spannischen consilia redlichen Teütschen, mit
vinculo sanguinis und Germana sinceritate bekräfftigten erinnerungen sinceriert, waiß
ich in der warheit nit, waß der herr bruder eigentlich vermeint. Solte es gezogen wollen
werden, daß man sagt, sie seyen ein uhrsach gewest, daß man anno 1627 nit friedt
gemacht
Im Jahre 1627 hatte Kf. Maximilian I. von Bayern (1573–1651; 1623 Kf.) die maritimen
Pläne Spaniens und die Kriegsführung Wallensteins (1583–1634; 1625–1630 und 1631/
1632–1634 Generalissimus der ksl. Armee) nicht unterstützen, sondern mit Hilfe frz.
Vermittlung einen Frieden mit Dänemark abschließen wollen ( Ritter III S. 354–361).
mans aber außdeüten, daß sie etwan von unß unterschietliche succurs empfangen, so
werden sie vermelden, sie hetten unß nit weniger zu mehrmahlen geholffen. In summa
ich waiß nit und kans nit begreiffen, warumben euch herrn die Spanier ein solcher dorn
in augen seindt, da sie doch allezeit für eüch, die Franzosen allzeit wider eüch gestritten,
da doch ewer conservation mit der Spanier erhaltung connexa, ewer und der Franzosen
subsistenz incompatibilia seindt.
Daß wir nit erkennen sollen, wie es mit unserm gelt, profiant, officier, unterhalt etc.
beschaffen, daß kan man unß nicht zeichen, dan wan wir nicht diß alles miteinander
genuegsamb erkhenten, so wurden wir nit so viel landt und leüth, umb das kriegs quitt
zu sein, dahinden lassen. Im übrigen so seindt die pacta zwischen beeden heüßern klar;
es ist darinnen begriffen, wie man sich in krieg einlassen, wie man beysammen stehen
und wan einer ohne den andern friedt könne machen
Im ksl.-bayerischen Münchener Vertrag vom 8. Oktober 1619 (Druck: BA I.1 S. 242–247)
hatten sich beide Vertragspartner verpflichtet, nicht ohne Wissen, Zuziehung und Zustimmung
des anderen einen Waffenstillstand, ein Neutralitätsabkommen oder einen Friedensvertrag
abzuschließen. Auch im Stuttgarter Vertrag vom 19. November 1634 (Druck: Aretin S.
183–187) war Ähnliches vereinbart worden. Nach ksl. Auffassung war die kurbayerische
Armee nach 1635 ein Teil der dem Ks. unterstehenden Reichsarmee ( Haan , Reichsabsolutis-
mus ).
geringste unterlassen, wan man nit alle ewere consilia gern und ultro acceptiert, wan wir
eüch mit allem demiehnigen, waß unnß noch übrig gewesen, nur einmahl verlassen
hetten, wan ein einziger dergestalt noch armierter und mit ihr Kayserlicher majestätt
vinculierter churfürst dergleichen gethan hett, wan der friedt so weit were, daß ihre
churfürstliche durchlaucht nit mit mehrerer sicherheit demselben zuewartten alß sich
allein also precipitieren kunten, so liessen sich villeicht des herrn brudern argumenta
hören. Dergestalt aber wüste und kunte ich sie einmahl nit defendieren, nicht allein
deretwegen, daß es einmahl wider die allerseittige obligationes lauffen thuet und indeme
ihre Kayserliche majestätt in keiner sachen, soviel in ihrer macht, es seye in fridens- oder
kriegshandlungen, iemahls gegen den herrn churfürsten in mora gewesen, sondern daß
ich auß dergleichen praecipiti consilio anstatt des herrn churfürsten mehrern salvation
desselben und seines ganzen hauß mehrere gefahr und ruina für augen siehe, der mit
einer bestendigen zusambensezung auf ein kurze zeit noch gesteürt kan werden.