Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
249. Nassau an Trauttmansdorff Münster 1647 Februar 9
Münster 1647 Februar 9
Kopie: RK FrA Fasz. 54a (Teil II) fol. 80–82’, PS fol. 83 = Druckvorlage – Konzept: KHA A
4 nr. 1628/21 unfol., PS ebenda .
Privata. Vulteius: Satisfaktion Hessen-Kassels; Beilegung des Marburger Erbschaftsstreits auf dem
Westfälischen Friedenskongreß. – PS Bereitschaft Longuevilles zu Waffenstillstandsverhandlun-
gen
Besuch von Vulteius: Gf. Moritz Heinrich von Nassau-Hadamar
gelegenheit hat vorgedachter herr Vulteius anregung gethan, wie das sie,
fürstlich Hessen Casselische, hoch verlangerten, das ire sachen mögten
vorgenommen und abgehandlet werden. Verspührten aber, das sie gar
zuerückgesetzt und biß auf die letzt gespahret werden wolten. Ob nun wohl
sie sich selbsten zu beschaiden wüsten, das der cronen unnd höchere
importirende sachen ihrem als geringerern vorzuziehen seien, dahero sie
billich biß anhero sich entblödet, Ewer Excellentz und ubriger Kayserlicher
gesandtschafft viel importun zu fallen, sonsten sie Euer Excellence offter und
fleissiger uffgewartet haben wolten. Weilen sie aber numehr erfrewlichen
vernehmen, das zu verhoffentlichen friedensschluß es sich wohl veranlasse,
müsten sie sich befahren, das bey fernerm stillschweigen und nachdeme alles
ubrige würde verglichen sein, mann alßdan sie gahr in vergeß und zurückh
stellen würde. Wolten hoffen, Euer Excellence ire sachen (wie ires darfürhal-
tens woll geschehen könte) mit und zugleich der Schweedischen satisfaction
tractirn und abhandtlen würden lassen wolten. Sie vernehmen zwar, als wolte
darvor gehalten werden, ob solten zwischen beyden fürstlich Hessen Cassel-
und Darmbstattischen häussern güttliche tractaten und vergleich obhanden
sein, und darauff einige reflexion gemacht werde, eß were aber zumahlen
nichts darahn und nur ein blosses zue ihrem nachtheil und zeitgewinnung
von Darmbstadt angesohnnenes furgeben. Dan weilen das fürstlich Hessen
Casselische hauß biß anhero in viele weege verspühret und im werck
empfunden, das sie mit dem fürstlich Darmbstattischen hauß durch keine
freundtliche privattractaten zue einigem pillichen und erträglichen vergleich
glangen würden, alß hette ihre gnädige fürstin und fraw einmahl vor all
beständiglich sich vorgenommen und resolvirt, inn diesen sachen mitt
Darmbstatt sich in keine fernere privattractaten noch underhandtlungen
einzulassen, sondern ihrer sachen accommodation denen cronen, mit denn
Kayserlichen abzuhandtlen, gäntzlichen anhaimbgestellet, welche sie versi-
chert hetten, zue keinem schluß zu tretten, es habe dan die Casselische
satisfaction auch ihre gäntzliche richtigkeit erlangett; darauff sie sich woll
versicherlichen zu verlassen hetten. Mann würde im werck selbsten verspü-
ren , wan man ihrer sachen würde abgeholffen haben, das es den frieden-
schluß sehr befürderen würde. Er, Vulteius, hat sehr beklagt, das durch
ungleiche, ungüttliche informationes und anbringen bei voriger allerglorwür-
digster Kayserlicher mayestät daß fürstliche hauß Cassel sehr schwartz und
odios gemacht worden sey und das fürstliche hauß Darmbstatt in damahligen
schwebenden processen sich dessen sehr praevaliret haben und dadurch, wie
weltkündig, daß fürstlich Casselische hauß in solche necessitet und desespe-
ration gesetzt, das sie zu ihrer rettung und conservation nothwendig mit den
außwertigen cronen sich dergestalt hetten inlassen und verbinden müssen.
Dah nun diesen ihren hohen beschwerdten abgeholffen würde, were das
fürstlich Hessen Casselische hauß erpietig, aufrichtig resolviret und intentio-
niret , allezeit gegen ihre Kayserliche mayestät und dero höchstlöblichsten
ertzhauß mit allerunderthänigsten trewstwilligsten diensten sich zu erweißen,
alß einem trewgehorsambsten reichsfürsten gebühret und anstehet. Wolten
versichern, ihre Kayserliche mayestät und dero allerhöchstlöblichstes
ertzhauß alßdan mehr dienst und vortheils vonn dem hauß Cassel als nit von
Darmbstatt erlangen und überkommen würden; mich darbey instendig
ersucht, bey Euer Excellentz dieses gehorsamblichen zu überbringen und das,
Ewer Excellentz sie unterthänig ersuchten und pätten, ihre accommodation
und satisfactionsbefürderung an ihrem hochvermogenden ohrt sich zum
besten wolten recommendiret sein lassen. Dieselbe versicheren, solches, wie
[ es ] zu irer Kayserlichen mayestätt und dero höchstlöblichstem ertzhauß
bessern diensten und mehrer schleuniger befürderung des friedens, wie
albereit obgedacht, gereichen würde, ihre principalen auch umb Ewer
Excellentz zu allen begebenden gelegenheiten es freundtdanckbarlichen
hinwiederumb zu verdienen sich würden angelegen sein lassen.
PS Anitzo hat der Venetianisch gesandter mir sagen lassen, das er neben dem
Päbstlichen herren nuncio gestern zue dem duca di Longevilla gefahren und
demselben wegen deß stillstandts der waaffen eben dasihenig, waß mir
vorigen tags (davon Ewer Excellence ich gestern gehorsamblichen überschrie-
ben ) vorgehalten. Der hette es zumahlen approbirt und für guet befunden,
auch dabey angezeigt, daß er albereit ahn den comte d’Avaux deßhalben
geschrieben und heut abermahlen auf ihr, der herren mediatoren, instantz
ihme zuschreiben wolt. Wehre selbsten auch der meinung, das es besser, das
der stillstandt zu Oßnabrück von allerseits gesandten alß droben von den
generalen geschlossen würde. Waß anlangte die außtheilung der quartier,
könte dern vergleichung ahn die generalen remittirt werden.