Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
236. Nassau an Ferdinand III Münster 1647 Februar 1

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–/ 236/–

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Nassau an Ferdinand III.


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Münster 1647 Februar 1

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Ausfertigung: RK FrA Fasz. 54a (Teil II) fol. 59, praes. 1647 Februar 14.

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Einspruch Pfalz-Neuburgs gegen die Übertragung der pfälzischen Kurwürde auf die wilhelmini-
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sche Linie des Hauses Wittelsbach.

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Verweis auf die Beilage.


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Beilage

[p. 456] [scan. 532]


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1 Protokoll, [Münster] 1647 Januar 30. Kopie: RK FrA Fasz. 54a (Teil II) fol. 66–67 =
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Druckvorlage; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol.

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Seindt die Pfaltz Neuburgische gesandte

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Pfalz-Neuburg wurde auf dem WFK durch die Ges. Caspars (seit 1645), Althoven, Cloet,
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Labrique (alle drei seit 1646 Juni), Weschpfennig (1645–1646 Februar und ab 1646 August)
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( APW III C 3 S. 402 Z. 1–5) und Griesheim (seit 1646 August) vertreten ( MEA Corra
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Fasz. 9 unfol.; APW III C 2 S. 717 Anm. 1). Dr. Johann Dietrich (Theodor) Caspars (um
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1617–1680); 1644 Hofgerichtskommissar, 1671 Hofgerichtsdirektor ( Jaitner S. 58–60). Dr.
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Dietrich Althoven (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden); GR , 1635 Lehndirektor,
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1636–1655 jülich-bergischer Vizekanzler ( Leffers S. 96–98). Lic. Reinhard Cloet (Lebensda-
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ten konnten nicht ermittelt werden); Hofrat ( Leffers S. 96). Simon de Labrique (Lebensdaten
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konnten nicht ermittelt werden); 1605–1622 Professor für Zivilrecht an der Universität
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Ingolstadt; später Vizekanzler in der Pgft. Pfalz-Neuburg, 1627 an der Wiedereinführung der
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kath. Religion in der Pgft. Pfalz-Sulzbach maßgeblich beteiligt; 1649 Ges. auf dem Nürnber-
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ger Exekutionstag ( Jöcher VII Sp. 1020; Repertorium S. 405; Bosls Bayerische
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Biographie S. 459). Johann Bertram von Scheidt gen. Weschpfennig (1580–1661); GR ,
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Kämmerer und bergischer Landmarschall, später Obersthofmeister; 1652–1654 Ges. auf dem
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Regensburger RT ( Repertorium S. 406, 745; Leffers S. 104–105). Heinrich Christoph von
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Griesheim (vgl. [nr. 149 Anm. 2] ).
bey mir, dem graven von Nassau, erschienen
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und praemissis curialibus angezeigt, daß von ihrer fürstlichen durchlaucht, ihrem
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gnädigsten herren, sie abermahlen auffs newe befelch empfangen, bey der Kayserlichen
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gesandtschafft sich anzugeben, wegen ihrer durchlaucht zue underschiedlichen mahlen
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vorgebrachten praetension und interessi inn der Pfaltzischen chur und davon dependiren-
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den sachen erinnerung zu thun und nochmahls zum besten zue recommendiren, damit
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bey diesem friedenßschluß in selbiger sach ihrer durchlaucht in aurea bulla

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Die Goldene Bulle vom 10. Januar und 25. Dezember 1356; hier besonders Kapitel VII De
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successione principum electorum (Druck: Weinrich S. 314–395, hier S. 344–349).
, auch in denn
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von unterschiedlichen Kayserlichen confirmirten statutis familiae

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Seit dem Hausvertrag von Pavia im Jahre 1329 hatten die bayerischen und pfälzischen
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Wittelsbacher miteinander weitere ähnliche Vereinbarungen getroffen, z. B. 1392/93, 1410,
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1451, 1472, 1487, 1490 und 1524 ( Krieger; Wittelsbacher Hausverträge).
und sonderlich in
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dennen offtmahligen kaysers Ferdinandi Secundi, allerglorwürdigsten memori, ertheilten
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decretts, zusag und Versicherungen

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Nachdem dem Pgf.en Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578–1653; 1614 Pgf.) die
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1566 erteilte Anwartschaft Pfalz-Neuburgs auf die pfälzische Kur 1615 und 1623 bestätigt
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worden war, hatte Ferdinand II. (1578–1637; 1619 Ks.) mit Reskript vom 23. Oktober 1623
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entschieden, daß, falls im Rechtsstreit Pfalz-Neuburg contra Bayern ein Entscheid zugunsten
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des ersteren ergehe, dieser nach dem Tod des bayerischen Kf.en vollzogen werde oder, falls die
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Kur der Münchener oder Heidelberger Linie bleiben solle, daß Pfalz-Neuburg die Anwart-
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schaft nach dem Erlöschen beider Linien besitze oder, wenn kein Urteil vor dem Tod Kf.
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Maximilians I. ergehe, die Kur nur mit Zustimmung aller Kf.en weiter verliehen werden
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dürfe. Am 4. Mai 1628 hatte der Ks. zusätzlich versprochen, die Rechte der wittelsbachischen
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Agnaten auf dem nächsten RT prüfen zu lassen – allerdings ohne seine endgültige Festlegung
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gegenüber Bayern (Münchener Vertrag vom 22. Februar 1628; Druck: Londorp V S.
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796–799) zu erwähnen ( Bezzel).
fundirten und gegründeten rechten nichts praeiudi-
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cirliches oder denselben zugegenlauffendes geschlossen werde, mit dem anhang, das ihre
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durchlaucht, ohnangesehen ihres so bevestigten und wollgegründeten rechtens, zue
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mehrer bezeugung ihrer zue ihrer Kayserlichen mayestät allerunterthänigsten biß anhero
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gehabten devotion (dabey sie auch biß in todt gehorsambst zu continuiren gewillett), auch
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ihres friedliebendes gemüths und dan in ansehung der nahen bludtsverwandtschafft, so

[p. 457] [scan. 533]


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mit ihrer churfürstlichen durchlaucht zue Bayern, sie haben sich erklehrt, das im fall die
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Pfaltz Heidelbergische lini nit gäntzlichen in vorige churdignitet und landen solten
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restituirt werden, sondern es mit solcher dignitet und der Oberpfaltz, wie sie vernehmen,
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das alhie schon solle proiectirt sein, gehalten werden, damit zufrieden zu sein, wan
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solches allein auf die Maximilianische, nitt aber auf die gantz Wilhelmische lini

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Gemeint sind die Nachkommen Hg. Wilhelms V. von Bayern (1548–1626; 1579–1597 Hg.),
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des Vaters Kf. Maximilians I. von Bayern (1573–1651; 1623 Kf.) ( Stammtafeln I Tafel
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25).

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extendiret werden solte, insonderheit weilen dieses der Maximilianischen lini in ansehung
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von derselben ihrer Kayserlichen mayestät und dem Reich geleisteten trewen diensten
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und hohen meriten geschehen, ihre durchlaucht aber nit sehen könten, warumb sie denen
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ubrigen der Wilhelmischen lini, weilen selbige ihres erachtens irer mayestät und dem
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Reich mehrer dienst alß sie nitt geleistet oder sich meritirt gemacht, in ihrenn acquirirten
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und von Kayserlicher mayestät offtmahlen allergnädigst confirmirten rechten zu weichen
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ursach hetten. Wehren also der unterthänigsten hoffnung, ihre Kayserliche mayestät diese
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ihre wohlmeinende allergehorsambste erklärung in Kayserlichen gnaden wohl auffneh-
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men und die sachen dahin disponiren lassen würden. Im unverhofften gegenfahl aber
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wolten sie ihr außtrücklichen vorbehalten und bedingt haben, das diese ihre erklehrung
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ihro unpraeiudicirlichen und als niemahlen geschehen zu sein gehalten werden solle.

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Ego: Zweiffelete mir nit, ihnen zuvor genugsamb bekandt, in waß terminis die Churpfalt-
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zische sache stehe und wie weit es albereit damit kommen. Wolte mir, als der ich mich
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vor diß mahl von der Kayserlichen gesandtschafft allein alhie befünde, nitt gepühren,
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mich in etwas in solcher so hoher sachen allein einzulassen, wolte aber nit unterlassen, da
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von ihrer excellentz herrn obristhoffmeister und ubrigen Kayserlichen gesandten zu
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referiren, nitt zweifflendt, sie bey denselben gleichfalß dies werck albereit würden
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angebracht haben. Und wehre ich der gutter hoffnung, wan dies friedenswerck facilitirt
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und zu guttem schluß gebracht, ihrer fürstlichen durchlaucht und dero landen dadurch
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mehren vorthel und nutzen alß durch dessen verlängerung und auffenthalt zuwachssen
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würde.

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