Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
213. Trauttmansdorff, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 Januar 14
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Osnabrück 1647 Januar 14
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53a fol. 33, praes. 1647 Januar 28 = Regestvorlage – Kopie: KHA
A 4 nr. 1628/21 unfol.; Giessen 208 nr. 101 p. 397; ebenda nr. 106 p. 411–412; Giessen
209 nr. 9 p. 42.
Konferenz mit den schwedischen Gesandten: Zukünftiger Modus der Religionsverhandlungen;
reichsständische Garantie der schwedischen Satisfaktion; Hessen-Kassel; Baden-Durlach. Nächste
Konferenz: Streichen der reichsständischen Garantie; schwedisches Projekt für ihre Satisfaktion;
noch mögliche Überlassung von Hinterpommern an Kurbrandenburg im Falle von dessen
Zustimmung. Konferenz mit den protestierenden Ständen: Modus der Religionsverhandlungen;
reichsständische Interposition zugunsten Kurbrandenburgs bei der schwedischen Satisfaktionsver-
handlung ?
Auf die ksl. Weisung vom 25 Dezember 1646
3.
1 Protokoll, [Osnabrück] 1647 Januar 11. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 34–37 = Druckvor-
lage ; RK FrA Fasz. 91 II fol. 269–272; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol.; Giessen 208 nr. 102
p. 397–403; Giessen 209 nr. 8 p. 35–42.
Sein ire excellentz herr graff von Trautmansdorff von denen königlich Schweedischen
gesandten heimbgesucht worden. Weilen dieselbe aber besorget, es dörfften sich die
Schweedische bey selbiger visita nur ploß in terminis complimentorum aufhalten und zu
kheinen materialien tretten wöllen, haben sie, umb deme fürzukommen, für gut angese-
hen , daß sich auch herr graff von Lamberg sambt Volmar und Crane darbey einfinden
söllen. Ist auch wol außgeschlagen, dan obzwar die Schwedische sich anfenglich nur in
curialien aufgehalten und außtrücklich vernhemmen laßen, daß sie nit herzukommen
wehren, umb negotia zu tractirn, sondern nur allein, umb ire excellentz zu entfangen, so
haben sie sich iedoch hernacher zu den materialien, wie ihnen durch ein und andern
discurs darzu anlaaß gegeben worden, algemach angefangen zu lencken, und anfänglich
der Oxenstern erinnert, daß die protestirende stendte bey ihnen gewest und ansuchung
gethaen, den punctum gravaminum mit unß immediate, doch dergestalt under handen zu
nhemmen und abzuhandtlen, daß man sich zuvorderist darbey eins gewißen modi
vergleichen möegte. Die protestirende wölten gern sehen, daß ein oder vier auß ihnen mit
zu der handlung möegten gezogen werden, die ubrige deputirte aber sich in der nähe
halten, dhamit, aufm fall einiger punct von weiteren nachdencken fürfallen möchte, mit
denselben alsogleich dhavon communicirt werden könte. Man hat sich aber dießeits
solchen vorschlag gleich gefallen laßen und dhamit alle weitlauffigkeit bey dieser materi
abgeschnitten.
Darauf der Oxenstern ferners zu dem puncto satisfactionis pro corona Sueciae kommen
und darbey erinnert, daß es selbigs puncti halber vornhemblich ahn der reichsständte
erclehrung, wie es der versicherung und guarantigiae halben gehalten werden solte,
erwende. Solten sich die stendte darüber wol erclehren, so seie der punctus satisfactionis
baldt richtig zu machen. Es wehre aber dhabey zu considerirn, daß man itzo in andern
terminis schwebe alß zuvor, dho man in hofnung gestanden, daß Churbrandeburg seinen
consensum wegen halb Pommern würde hergegeben haben. Itzo habe sich die cron
erclehrt, gantz Pommern invito electore zu behalten, werde sich auch mit solcher
erclehrung nit ändern, consequenter ire churfürstliche durchlauchtt und dero gantzes
churhauß pro perpetuo contradictore haben wie auch die hertzogen von Mecklenburg,
herrn administratorem zu Bremen sambt selbiger statt, dhahero sich so viel desto mehr
der manutention halber versichern und in acht nhemmen müste, zumahl sich auch die
stendte und unterthanen in Pommern zu untergebung unter andere herrschafft wegen des
homagii, so sie dem churfürsten geleistet, waß schwihrig bezeigten.
Ire excellentz herr obristhoffmeister haben geantwortet, daß es der unterthanen und
stendte halben kheine sonderbahre difficultet geben werde. Habe diesorts seine gewiße
maaß und ordtnung im Reich; deme Kaißerliche mayestätt die unterthanen zum
gehorsamb zuweißen würden, deme würden sie auch folgen. Bedörffte deswegen kheiner
andern ledigzehlung von voriger pflicht, alß Kaißerliche majestätt auß oberkeitlichen
gewaldt selbst thuen. Waß aber daß begehren anlangt, daß die sach zuvorderist solle ahn
die ständte gebracht werden, dha wolle es gleichwol die notturfft erfordern, sich vorhero
der condition halber, warauf die cron eigentlich die manutention und guarentigiam setzen
möegte, zu vergleichen. Wan solches vorgangen, so würde man alßdan denen reichsständ-
ten alles vortragen und dern consensum und gedancken darüber einfordern. Die sach aber
itzo, dha sie noch nit praeparirter ist, den stendten also crude vorzutragen, werde daß
werck nit befordern, sondern mehr involvirn und die stendte nit wißen, weßen sich
erclehren solten. In die cession und uberlaßung bemeltes Pommerlandts hetten die
vornhembste stendte, alß das churfürstliche collegium, auch Chursachßen, selbst schon
gewilligt, und seie unnötig, sich derentwegen aufzuhalten oder von den stendten einige
weitere erclehrung einzuholen. Würde es auch das werck selbst zeigen und die stendte,
wan sie anderst des kriegslasts enthoben sein wolten, wol consentirn müeßen; und wehr
nit consentire, der habe seine gefahr dhabey zu erwarten.
Illi: Sie sorgten, es möegten sich noch under den stendten einige herfürthuen, die sich
wegen des consensus difficultirn möegten. Seie also beßer, daß man vorhero der stendte
meinung wiße und dern consens versichert seie. Ist geantwortet worden, daß man denn
sachen waß nachdencken und, wan es immer practicabl, auf solchen schlag vortzukom-
men , sich darin gern zu beforderung der sach bequemen wolte. Man werde das werck zu
papyr bringen, sich mit denen Schweedischen daruber eins gewißen proiects, wie sie es
vermeindten, daß mit denen ständten darauß zu communicirn, vergleichen und bey
negster conferentz und visita ferners dhavon reden. Quod placuit hinc inde, und seien die
Schwedischen dhamit abgeschieden. Im herausgehen fragte der Oxenstern, wan man mit
der cron Schweeden in puncto satisfactionis werde richtig sein, wie es alßdan mit Heßen
Caßel, Baden Durlach
Die Mgf.en von Baden stritten sich untereinander um die Herrschaft in der Mgft. Baden-
Baden („obere Mgft.“). Nachdem der ev. Mgf. Ernst Friedrich von Baden-Durlach
(1560–1604; 1577 Mgf.) sie 1594 besetzt hatte, war sie durch ein RHR -Urteil vom 22. August
1622 seinem Bruder und Nachfolger, dem Mgf.en Georg Friedrich (1573–1638; 1604–1622
Mgf.), abgesprochen worden. Dessen Sohn, Mgf. Friedrich V. Magnus von Baden-Durlach
(1594–1659; 1622 Mgf.), hatte sie aber zwischen 1633 und 1635 mit schwed. Hilfe wieder in
Besitz genommen und wurde deshalb vom PF (1635 Mai 20/30; Druck: Londorp IV S.
458–470) ausgeschlossen. Seitdem regierte dort wieder der kath. Mgf. Wilhelm V. von
Baden-Baden (1593–1677; 1622 Mgf.) ( Weech S. 157–173, 293–354; Köhler ).
vergliechen werden. Responsum: Die zeitt werde es geben. Man müße erst mit der cronen
vergliechen sein. Uber die Heßische sachen seie man schon anderwerts in handtlung
begrieffen
Vgl. [ Nr. 189 Anm. 2 ] .
vergleich gebracht werden. Die Badische sach seie eine so gerechte sach, daß die
Schweedische selbst darin der iustitzi würden beyfall geben, wan sie nur recht würden
informirt sein.
2 Protokoll, [Osnabrück] 1647 Januar 14. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 38–38’, 51 = Druck-
vorlage ; RK FrA Fasz. 91 II fol. 279–279’, 284–284’; Giessen 208 nr. 105 p. 408–411;
Giessen 209 nr. 11 p. 46–49; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol. – Vgl. APW III C 2 S. 786 Z.
28 – 787 Z. 33.
Circa horam nonam haben ire excellentz herr obristhofmeister die königliche Schweedi-
sche gesandten in beysein graven von Lamberg, Volmar und meiner, Cran, revisitirt, sich
der vor zween tagen iro erwiesener ehr, indem sie von denen Schweedischen gesandten in
irem losament sein heimbgesucht worden, bedanckt, des dhomals genhommenen
abschiedts, wie nhemblich die Schweedischen gesandten verlangt gehabt, daß ein gewißes
proiect in puncto assecurationis et guarantigiae wegen uberlaßung Pommern möegte
aufgesetzt und ahn die stendte des Reichs, umb dern consens darüber zu erlangen,
gebracht werden, erinnert, mit vermelden, daß man mit selbigen aufsatz gefast seie und
ihnen, Schweedischen, wan es ihnen also gefällig, itzo vorlesen wölte. Würden sich
darnach darüber zu erclehren haben, ob sie es für rathsamb erachten wollen, selbigs
derzeit ahn die stendte zu bringen oder biß dhahin, daß man sich eins gewißens hirüber
würde vergliechen haben, dhamit zurückzuhalten, dan laße sich ansehen, ob wölten auch
die alhie gestrigs tags angelangte Holländische gesandten sich des wercks mit annhem-
men und bey ihnen noch waß anbringen.
Illi bedanckten sich höflich der revisiten halben und ließens ihnen gefallen, daß das
concept abgelesen würde; maßen beschehen, und ist die abschrifft dhavon sub litera A
hiebeygelegt. Nach deßen verlesung sie sich underredet und endtlich dhahin erclehrt, daß
das concept zwar der iüngsten abred allerdings gemeeß wol seie abgefast, müsten es aber
selbst bekhennen, daß es auß eben selbigen von ir excellentz herr obristen hoffmeister
angezogener ursach schicklicher sein wolle, dhamit noch waß zurückzuhalten und sich
zuvorderist der conditionen halber zu vergleichen. Seindt darauf mit iren gedancken
herausgangen und die conditiones, warauf sie die satisfaction unndt assecuration gern
gerichtet haben wölten, auß einem memorial fürgelesen und summarie durchlauffen, sich
auch zu dern schrifftlichen communication erpotten, so geliebts Gott, zum negsten wirdt
eingeschickt werden. Es sein zwar auch die Schweedische auf irer vorigen erclehrung
wegen einbehaltung gantz Pommern immerfort bestanden, ir excellentz herr obristhof-
meister aber trewlich dhagegen erinnert, wohferne die churfürstliche durchlauchtt zu
Brandeburg noch endtlich in den iüngst deroselben fürgehaltenen vorschlag wegen
uberlaßung Vorpommern sambt Stettin, Gartz und der insul Wollin noch endtlich
einwilligen und iren consensum darzu geben möegten, daß die cron Schweden solches nit
solte außchlagen; würde die beste assecuration und guarantigia sein. Warauf man von den
Schweedischen abgeschieden.
A Kaiserliche Proposition betreffend die reichsständische Garantie für die schwedische
Satisfaktion – kaiserliches, von den schwedischen Gesandten verworfenes Projekt, [ Osna-
brück 1647 Januar 14]. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 39–42’; ebenda fol. 43–45’,
48–50’; RK FrA Fasz. 91 II fol. 280–283’; KHA A 4 nr. 1628/21 unfol.; Giessen 208
nr. 99 p. 387–395; Giessen 209 nr. 15 p. 60–68 – Konzept: GehStReg Rep. N Ka. 95
Fasz. 68 pars 3 nr. 7.
3 Protokoll, [Osnabrück] 1647 Januar 13. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 52–52’, 55; RK FrA
Fasz. 91 II fol. 273–274’, 277; Giessen 208 nr. 103 p. 403–407 – Druck: APW III C 2 S.
785 Z. 16 – 786 Z. 27. Vgl. Meiern , APW IV S. 232.
A Krebs an Volmar, [Osnabrück 1647 Januar 13]. Kopie: RK FrA Fasz. 53a fol. 53–53’ =
Druckvorlage; RK FrA Fasz. 91 II fol. 275–275’; Giessen 208 nr. 104 p. 407–408.
Umb ein uhr ist her von Vorburg, fürstlich Würtzburgischer gesandter, bey mir
gewesen und mir angezeigt, es hette herr Dhumbshirn und andere protestirende ihme
gestern communicirt, daß die herren Churbrandeburgische an sie begehrt
Schweedische satisfaction so lang ruckstellig zu machen, biß herr graff von Witgen-
stein wieder anglangt
zu ziehen. Dieses wehre aber der protestirenden meinung nit, sondern vielmehr, daß
man quovis modo et secundum necessitatem Imperii frieden mache. Haben dhahero
ahn den von Vorburg begehrt, die sach bey denn herren Kaißerlichen dergestalt zu
unterlegen, daß, wan sie heüd umb 3 uhrn zu herrn graven von Trautmansdorff
kommen, ire gräffliche excellentz ihnen vorhalten, daß sie obiges vernhommen und
selbige dhahero dehortirn wolle, würden sie die occasion erlangen, sich gegen den
Churbrandeburgischen zu entschuldigen, auch sich gegen denn herren Kaißerlichen
etwaß mehrers herauszulaßen.
Es wirdt dhahero unnötig sein, die garantie in den reichsräthen deliberirn zu laßen,
dan catholische und uncatholische dhamit zufrieden. Sonsten wurdt man nur 8 tag zeit
verlieren, dha wir doch khein stundt versaumen sollen, darauf wir von irer churfürstli-
chen durchlauchtt strictissima mandata haben.