Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
153. Trauttmansdorff an Ferdinand III Münster 1646 Dezember 7
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Münster 1646 Dezember 7
Konzept: TA Ka. 112 Z 6 nr. 73 fol. 83–83’.
Bemühungen der kaiserlichen Gesandten um den Frieden; Sendung Volmars nach Osnabrück.
Konferenz mit Longueville: Verdienste Trauttmansdorffs bei den bisherigen Verhandlungen; die
kurbrandenburgische Entschädigung; Satisfaktion Hessen-Kassels.
Auf nr. 124. Nun erscheinet auß des Dr. Mandels anbringen, das man ahm
Churbayrischen hoff vast in denen gedancken begriffen, alß wan man an
seiten Euer Kayserlicher Majestät kein rechten ernst zum frieden hette, da
doch unsere bißherige handtlungen und relationes ein anders außweisen. Es
ist demselben dahero in dem ihme gegebenen bescheidt recht und wohl
geantwortet, und ersehen Euer Kayserliche Majestät auß unsern allerseits
einkommenden relationibus et protocollis, das man in den tractatibus waß zu
fürderlichster beschleünigung derselben unserseits weder zeit noch stundt
versaumbt, noch ichtwas underlassen habe, waß immer mensch- und müglich
gewesen. Ich schicke auch meinen mitabgesandten, den Vollmayr, mit
solcher instruction und eüsserister erklerung auff Oßnabrugg, das, wans den
Schweden sowohl alß den protestierenden nur ein rechter ernst zu schliessen,
unserseits nichts mehr übrig sein wirdt.
Verweis auf die Beilage.
[1] Protokoll, [Münster] 1646 Dezember S. Konzept: TA Ka. 112 Z 6 nr. 73 fol. 84–86.
Ist zu dem Kayserlichen principalgesandten, dem Maximilian graven von Trautmans-
torf , der königlich Franzosischer plenipotentiarius herzog von Longuevilla kommen,
und zwarn underm schein einer visita. Nach abgelegten complimenten aber hat er von
den negotiis angefangen zu reden, waßmassen sy mit den königlich Spanischen ministris
fort tractirten. Und dweillen sy in vielen unabgehandelten puncten nachgeben oder
doch solche moderamina vorschlagen theten, die wohl einzugehen sein wurden, also
wolten sy der hoffnung leben, auch mit denen Spanischen ministris vermittelst sein,
herrn graven von Trautmanstorff, noch ferner anwendender hochvernünftiger direction
zu einem schluß zu kommen. Wie dan seine authoritet bey der cron Franckreich in
solcher aestimation seye, daß er nit allein fur ihr Kayserliche mayestätt, sondern auch
vor die cron Spanien sachen erheben werde können, die er ihme nicht eingebildet hette.
Und verseche sich hinwiederumb die cron Franckreich zu seinem in allen diesen
friedtshandtlungen verspürten candor und realitet, wan dieselbe hinwiederumb nach
geschlossenem frieden von allerhöchstgemelt ihrer Kayserlichen majestät etwas begern
solte, das sy solches durch seine vielvermögenheit nit weniger werde erhalten können.
Wie dan ihme, dem Kayserlichen principalgesandten, die ehr einzig und allein gebürte
ales dessen, was bißhero in dem friedenswerck fruchtbarlichs gehandtlet worden.
Allerseits tractirende theil müesten bekendtlich nachgeben, undt gestündtens die
protestirende auch in ihrer compositionshandtlung offentlich, das weder die inner- noch
eüsserliche berühigung ohne sein, herrn graven von Trautmanstorf, embsige bemühung
und hochverstendige direction so weit nicht hette gebracht werden können, und restirte
ihm nur allein die laurea des ehist verhoffenden schlusses, und waß dergleichen
complimenta und wortsbezaigungen mehr gewesen (ultra omnia merita laudati).
Kam disemnach auff die Churbrandenburgische satisfaction in puncto aequivalentis
wegen Vorpommern. Recommendirte ihrer churfürstlichen durchlaucht interesse und
batte, daß deroselben neben dem stifft Halberstatt auch die expectanz auff den erzstifft
Magdenburg nach ableben des iezigen inhabers gegeben werden möchte. Alß ihme aber
von dem Kayserlichen principalgesandten remonstrirt worden, das diser erzstifft wohl
soviel wehrt were alß ganz Pommern, inmassen dan derselb in friedenszeiten von zwey-
biß in dreymahlhunderttausent reichsthaler eintrüege, und daß der stifft Halberstatt
allein pro aequivalente gnueg were, oder, wan die expectanz auff Magdenburg gegeben
werden solte, Churbrandenburg sich damit allein begnuegen und Halberstatt ganz
fahren lassen müeste, ist obgemelter herzog von Longueville sodan auff das stifft Camin
gefallen, das doch ihrer churfürstlichen durchlaucht, wan die expectanz auff Magden-
burg ie nit zu erhalten, gedachtes stifft Camin deroselben noch darzue gelassen werden
möchte. Und alß ihme dasselb ebenergestalt abgeschlagen worden umb willen, der
herzog von Croy
Hg. Ernst Bogislav von Croy und Aerschot (1620–1684); mütterlicherseits Neffe des letzten
Hg.s von Pommern, Hg.s Bogislav XIV. (1580–1637); 1633/1637 zum Bf. von Kammin
gewählt, konnte aber dieses Amt wegen eines schwed. Einspruchs nicht antreten, 1650 Verzicht
auf alle Rechte zugunsten Kurbrandenburgs, 1665 kurbg. Statthalter des Hgt.s Hinterpom-
mern und des Ft.s Kammin, 1670 Statthalter des Hgt.s Preußen ( NDB III S. 426–427 ).
Während des WFK versuchte er seine Ansprüche gegenüber Schweden und Kurbrandenburg zu
verfechten ( Szczeponik S. 27–35).
die expectanz getrungen und vermeint, das ihr churfürstliche durchlaucht sich darmit
endtlichen auch begnüegen lassen würden. Approbirte sonst des graven von Witgen-
steins mit denen Schwedischen plenipotentiariis angelegte handtlung zu anderwertlicher
satisfaction der cron Schweden ahnstatt Vorpommern gar nit. Lobte hingegen, das herr
Vollmayr hinüber auff Oßnabrueg [ reisen ] wurde, denen tractaten mit Schweden und
den protestirenden beyzuwohnen, und das gar recht daran geschehen, das das reserva-
tum ecclesiasticum im Reich stabilirt worden; also seye man auch dißorths in ruhe und
sicherheit. Machte dabey wegen der landtgravin von Hessen
instanz, mit bitt, mehrbesagter Kaiserlicher principalgesandter wolte ihme solche
bestermassen angelegen sein lassen, dan sie sey ein tugentsame dame, dern die cron
Franckreich hoch obligirt seye. Ihr excellenz, der Kayserliche plenipotentiarius, replicir-
te , daß man wegen Marpurg zwischen des herrn landtgraf Geörgs zu Darmbstatt
fürstlichen gnaden und der fraw landtgravin einen vergleich verhoffe, mit deme sich die
fraw landtgravin zuversichtlich wohl begnuegen lassen wurde. Ille repetiit priora et
decessit.