Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
82. Lamberg und Krane an Ferdinand III Osnabrück 1646 Oktober 22
Osnabrück 1646 Oktober 22
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 51a fol. 49–51’ = Druckvorlage – Kopie: Giessen 207 nr. 346 p.
1298–1303.
Diskurs de la Courts über den französischen Friedenseifer und das Interesse an der katholischen
Sache. Krankheit von Salvius.
Auf die ksl. Weisung vom 2. Oktober 1646 . Die cron Franckreich hat den
monsieur de la Court
nen freytag, den 19. dieses, alhie ankommen. Hat unß gestern heimbgesucht,
bey ablegung der curialien dieses erinnert, daß er von dem könig , der
königlichen fraw mutter und dem cardinal Mazarini deütlich instruirt, die
Kayserliche ministros zu versichern, daß die cron Frankreich nichts höhers
verlange alß den schluß dieser tractaten. Man würde an seithen der cron
Franckreich allen möeglichen fleiß anwenden, dhamit zum weinigsten diesen
winter die sachen zum schluß möegten gebracht werden, und waß er für sein
particulier darin mit würde beytragen können, erachte er, seine schüldigkeit
zu sein, dan er auf nichts anders instruirt. Wir haben nach beschehener
dancksage für so viel höflichs erpiethen geantwortet, daß es auch die noth
erfordern wolle, wan anderst die catholische religion im Reich sölle erhalten
und nit etwoh gar exterminirt werden, daß man paldt darzu thue und
sönderlich die cron Franckreich die gefahr nit laße zu weith kommen. Könte
an einen unglücklichen treffen liggen, dha Gott für seie, daß nit allein die
religion in Teütschlandt, sondern auch in Franckreich, ia wol gar in Europa
periclitirn dörffte. Seie nit zu glauben, daß die gefahr an seithen der cron
Franckreich recht apprehendirt würde, sönsten würde es unmöeglich sein,
daß dieselbe denen Schweeden und protestirenden in Teütschlandt dergestalt
sölte calor geben wöllen. Seie auch eine große gewißenssach, so viel million
seelen ins verderben zu setzen und umb die ewige wolfahrt zu pringen.
Ille: Wir sölten unß versichert halten, daß die gefahr, so der religion, ia
Franckreich selbst gleichsamb angedrawet würde, gnugsamb bey Frantzösi-
schen hoff behertzigt würde. Wüsten wol, wieviel Hugonotten in Franck-
reich seien, wie leichtlich es sich zutragen könte, daß sich dieselbe mit andern
iren religionsgenoßen veralliiren und das gantze konigreich in eüßeriste
gefahr setzen könten. Darumb würde es die cron Franckreich nit weiter
kommen laßen, sondern alle möegliche mitle und weege ergreiffen, den
frieden zu befordern. Und sölte man so viel desto mehr glauben, daß es der
cron Franckreich, umb den frieden zu befordern, rechter ernst seie, weilln
auch in Franckreich solche betrangnuß unter dem gemeinen man, daß es
denselben nit möeglich, lenger außzudauren. Er komme immediate von Pariß
und bringe etliche wochen auf seiner reiß zu, weiln er wegen des contrari-
windts ein gantz monatt zu Cales still ligen müßen. Hette mehr armbseelig-
keit auf seiner reiße von Pariß nacher Holland alß von Hollandt hiehero
gefunden. In Holland clage man uber betrangnuß, seie aber aldha eine
abundantz gegen Franckreich zu rechnen. Er wiße wol, daß alles an den
Schweeden haffte. Er habe in befehl, denselben deswegen zuzusprechen, hette
auch schon das seinige gethaen und wölte es ferners thuen. Vermercke aber,
daß mit denselben für einlangender erclehrung auß Schweeden nit würde
fortzukommen sein. Man sölte noch biß dhahin zuwarten. Sölte kheine gute
erclehrung auß Schweden erfolgen, so würde es die cron Franckreich
bezeigen, wie aufrichtig es dieselbe mit dem frieden meine. Er vermercke es
sönsten ahn den Schweeden gar wol, daß sie ihr absehen auf den ausschlag
der waapffen hetten, wie auch die protestirende. Diese aber hetten kheine
cräfften mehr ubrig, seien außgesogen und under macht der Schweeden. Es
würde sich alles noch beßer schicken, alß man vermeindte. Man müeste der
antwort von Stockholm erwarten und die Schweeden also constringirn,
dhamit sie kheine außred mehr haben könten. Alßdan stünde bey der cron
Franckreich, auch ire sach in acht zu nhemmen. Wan sie sich von Schweeden
separirn würden, müste endtlich sich Schweeden wol nolens volens accom-
modirn.
In summa, dieser resident hat unß in seinen ersten discursen zimbliche
satisfaction geben, sich aber nit lang bey unß aufgehalten. Wir müßen aber es
so viel desto mehr dhafürhalten, daß die Schweeden und protestirende auf
den successum armorum ir absehen haben müeßen, weiln beyde mit iren
erclehrungen alnoch zurückpleiben.
Salvius hat eine geplante Konferenz mit dem kurbayerischen Ges. Krebs nach
dessen eigener Aussage wegen Krankheit abgesagt.