Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
79. Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Ferdinand III Münster 1646 Oktober 19
Münster 1646 Oktober 19
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 52a fol. 53–55, praes. 1646 November 1 = Druckvorlage –
Kopie: KHA A 4 nr. 1628/41 unfol .; Giessen 207 nr. 345 p. 1293–1298 – Konzept: RK FrA
Fasz. 92 X nr. 1489 fol. 526–527’.
Post. Absendung des französischen und des kaiserlichen Boten zu den Armeen. Stocken der
Verhandlungen bis Ende Oktober. Protest der kurbrandenburgischen Gesandten gegen die
Abtretung Pommerns; ihre undurchsichtigen Bemühungen um die Interposition aller Reichsstän-
de . Kurbrandenburgisch-schwedisches Einvernehmen? Kein Fortschritt in den Religionsverhand-
lungen .
Auf die beiden ksl. Weisungen vom 2. Oktober 1646
mit der Post aus Italien haben wir bei den frz. und den schwed. Ges.
vorgesprochen. Gestern ist der frz. Bote, Marcilly-Croissy, zu Turenne und der
ksl., von Rosenberg, zu Ehg. Leopold Wilhelm von Österreich geschickt worden.
Im übrigen beruehet es noch uf erwarttung der Schweeden resolution aus
Stockholm, und scheint, das die Franzosen vor außgang dises monats weiter
im haubtwerckh nichts vornemmen werden.
Sodan haben uns negstverwichnen zinstagsnachmittag die alhiesige Chur-
brandenburgische gesandten angebracht: Weil sie vernemmen, daß denn
Schweeden Vorderpommeren loco satisfactionis pure offeriert, ohne das mit
inen oder iren collegis zu Oßnabrugg anstatt ihre gnädigsten herren darvon
were communiciert worden, so köndten sie anderst nit, dann daß sie vermög
habender instruction darwider hiemit in optima forma protestieren und
seiner churfürstlichen durchlaucht alle ihre iura reservieren und vorbehalten
müesten, dann sie einmal nit gemaint weren, sich dergestalt dess irigen
privieren zu lassen. Diss were der weeg nit zum friden, sondern wurde nur
newe ursach zum krieg causieren.
Wir haben inen kürzlich geantwortet, wir köndten inen diss ir protestieren in
unguetem nit aufnemmen, auch wol erachten, daß sie dessen also bevelcht
sein werden, und liessens an sein orth gestelt sein. Es were aber ihrem herren
schon lange zeit bewust gewesen, das die Schweeden sich vom Pommern nit
wolten abweisen lassen. Und were auch dessentwegen mehrmaln mit inen
alhier und ihren collegis zu Oßnabrugg davon communiciert worden, daß ia
der herr churfürst Gott dancken solt, wan er mit hinderlassung Vorderpom-
mern durchkommen möcht. Eur Mayestät könte mit fueg nit zuegemuetet
werden, das sie wegen Pommern den krieg uf ihren costen lenger füehren
solten, da der herr churfürst selbst gleich anderen entzwischen stillsizen und
sich der neutralitet
Der zuerst nur auf zwei Jahre vereinbarte schwed.-kurbg. Waffenstillstand vom 14./24. Juli
1641 (Druck: ST V.2 S. 475–483) wurde als abgeschlossener Vertrag behandelt und blieb auch
über die vereinbarte Zeit hinaus in Kraft, obwohl die Ratifikationsurkunden nie ausgetauscht
worden waren ( Opgenoorth I S. 99–102).
meldung gethan, das seine churfürstliche durchlaucht uffm weeg begriffen
weren, in die Bergische lande zu kommen, wann sie dan derselben ankonfft
gewärttig weren, haben sie fast zweifelhäfftig geantwortet und es etwan uf
drey wochen hinaußstellen wollen, da sie doch iungst gesagt, der herr
churfürst were den 8. diss von Berlin aufgebrochen und wurde innerhalb 12
tagen zu Ravenspurg ankommen.
Wir seint auch vom Churmainzischen directorio berichtet worden, das,
obzwar dise Churbrandenburgische abgesandten den ersten diss angesuecht,
bey denn reichsständen nochmalen in deliberation zu proponieren, das auß
allen dreyen reichscollegiis ein gesambte deputation an die Schweedischen
plenipotentiarios vorgenommen werden möcht, umb bey denselben zu
intercedieren, das sie ihre praetensiones uf das herzogthumb Pommern
vermilteren wolten, solches auch vom directorio verwilligt, iedoch dabey
begert worden, das die Churbrandenburgischen vorderist ein memorial, wie
sie solche proposition einzurichten sein vermeinten, übergeben solten, wie sie
auch zu thuen versprochen, so heten sie iedoch hernach uf anvermahnen zur
antwortt geben, sie müesten deßwegen vorderist mit iren collegis communi-
cieren und möchte man mit der proposition bis uf weitern bescheidt
einhalten .
Dieweil dann die Schweeden sich rundt erclären, das sie ohne dess churfür-
sten zu Brandenburg freyen consens mit einiger offerta uf Pommeren nit
zufriden sein köndten, hingegen aber wol wissen, das diser nit consentieren
will, so hat es fast das ansehen, das dißortts ein haimbliche collusion
zwischen inen allerseits undterlauffen thue.
Von denn protestierenden haben wir auch einige erclärung nit erhalten, ob sie
sich uf die vom 12. Julii außgehendigte compositionsvorschläg mehrers
nächeren wolten oder nit.