Acta Pacis Westphalicae II A 5 : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 5: 1646 - 1647 / Antje Oschmann
66. Trauttmansdorff, Nassau und Volmar an Lamberg und Krane Münster 1646 Oktober 12
Münster 1646 Oktober 12
Kopie: RK FrA Fasz. 52a fol. 46–47’ = Druckvorlage; Giessen 207 nr. 337 p. 1259–1264 –
Konzept: RK FrA Fasz. 92 X nr. 1480 fol. 493–494’.
Drängen auf kategorische und zugleich maßvolle Erklärung der schwedischen Gesandten über
das kaiserliche Satisfaktionsangebot. Ermahnung der protestierenden Stände zum Einlenken.
Verschiebung der Abreise Trauttmansdorffs.
Wir haben uns in Eur Liebden und Exzellenz, auch dess herrn vom 8. dis uns
communicierten und hiemit wieder zuruggfolgenden prothocoll und relation
ad Caesarem nach nothdurfft ersechen, sonderlich aber erwogen, waß denn
Schweedischen plenipotentiariis uf ire unß gegengesezte conditiones zu
antworten sein möchte. Und befinden zwar selbige also bewandt zu sein, das
darauf leicht zu replicieren were, wie dan von Euer Liebden und Exzellenz,
auch dem herrn uf etlich derselben sehr vernunfftig und wol geantwortet
worden. Dieweiln aber von dennselben sich vil heraußzulassen und in einig
handlung einzutretten ein ganz vergeblich ding und nur zu erweckhung
unnötiger disputaten, verliehrung der zeit und steckhung dess haubtwerckhs
dienstlich sein wurde, immer solang und -vil die Schweedischen herren
plenipotentiarii sich nit rotunde erclären thuend, ob sie uf einigen vorschlag,
wie der iezt beschechen ist oder anderwerts beschechen möcht, endtlich und
ohne hindtersichbringen zu schliessen bemächtigt und ob sie den schluss auf
Vorderpommeren und übrige in vorschlag gebrachte stuckh sezen wolten,
also halten wir vor das rathsamist, das Eur Liebden und Exzellenz, auch der
herr inen anzeigen möchten, sie weren zwar nit ungenaigt, uf ieztbemelte
conditiones ire mainung vernemmen z[ e ] lassen, dieweil aber vergebens sein
wurde, vil de qualitatibus zu reden und zu handlen, wan man vorderist dess
quanti halber noch zum wenigisten eventualiter nit verglichen wer, also und
im fahl ie denn Schweedischen plenipotentiariis ein rechter ernst zum friden
wer, so wurde einmal die notdurfft erforderen, das sie sich uf vorangezogene
frag categorice erclären thuend, dann sonsten könte man nit wissen, waß in
die reichsräthe ad consultandum zu proponieren sein solte. Dabei kan zwar
gar wolh angehengt werden, alldieweil sie sonderlich ein grosses fundamen-
tum uf dess herrn churfürsten zu Brandenburg consensum sezen theten,
derselbe aber durch seine deputatos unaussezlich sich rundt erclären lassen,
das er einmahl in verlassung der gesambten Pommerischen landen nit
einwilligen, sondern neben innbehaltung eines benambsten theils auch der
freyen seefahrt versichert sein wolte, also wurden sie, herren Schweedische
gevollmächtigte, sehr wol thuen und ire fridensbegird desto mehrer glaublich
machen, wan sie ir postulatum also moderieren und mesßigen theten, das sein
churfürstliche durchlaucht desto weniger ursach haben köndt, sich dess
consensus zu verwaigern.
Waß dann die religionsgravamina anlangte, da verspürte man Kayserlicher-
seiten gar wol, das die protestierende allerdings uf iren extremis zu verharren
sich anmaasten, wessentwegen inen Euer Liebden und Exzellenz, auch der
herr die ferrer notdurfft vorzuhalten gedächten, nit zweiflend, selbige werden
alßdan hierunter mit inen, Schweedischen plenipotentiarien, zu communicie-
ren nit underlassen. Alßdan möchten sie denselben beweglich zusprechen
und sie ermahnen, das sie sich uf unsere compositionsvorschläg anderst und
solchergestalt erclären wolten, uf das man auf [!] catholischentheils mit
unverleztem gwissen darüber zum schluss tretten könte – wie wir dann heüt
vormittags die alhießige protestierende vor uns erfordert und inen gleichen
innhalts, wie wir Eur Liebden und Exzellenz, auch dem herrn bey negstvor-
gehender post zuegeschriben haben , zusprechen werden, also das sie nun-
mehr auch irestheils damit lenger nit einzuhalten. Und haben hiebey aus dem
Churmainzischen prothocol zu ersechen, was die stände, bei solcher verrich-
tung für bewegliche umbstände anzuziechen seyen, vermainen wollen, dern
man sich pro discretione gebrauchen kan.
Undter anderen würdet nit zu underlassen sein, nachdem die protestierende
aldort zu Oßnabrugg umb mein, grafens von Trautmanßdorf, lenger alhiever-
bleiben unlengst ansuechens gethan, auch solches uf ir erinneren gleicherge-
stalt alhier durch ein aigne deputation von gesambten ständen geschechen
inen anzuzeigen, das ich zwar dem gmainen weesen zum besten gar gern
mich noch lenger diserorten aufhalten und den fürlauffenden fridenshandlun-
gen abwarten werde. Ich wolle mich aber versechen, es werden sonderlich die
protestierende, als an denen dißorts das mehriste hafften thue, sich also
bequemmen, uf das ich nit ursach hab, mich ihrenthalben zu beclagen, ich
were vergeblich ufgehalten worden.
Verweis auf nr. 70.