Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
117. Ferdinand III. an Lamberg, Krane und Volmar Prag 1648 Februar 8
Prag 1648 Februar 8
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 92 XIV nr. 1968fol. 260–263, praes. [1648 Februar 19] =
Druckvorlage – Korrigierte Reinschrift
Gutachten deputierter Räte (Kurz, Lobkowitz, Trauttmansdorff, Carretto, Gebhardt,
Söldner, Walderode, Kaltschmitt) und Conclusum im Geheimen Rat (Lobkowitz, Trautt-
mansdorff , Martinitz, Kurz, Kollowrat, Colloredo, Waldstein, Prücklmaier, Gebhardt. Söld-
ner ), Prag 1648 Februar 7, 8. Kopie: RK FrA Fasz. 55c (1648 I–III)fol. 90–94.
Drängen bedeutender Reichsstände auf einen schnellen Friedensschluß. Erklärung der pro-
testantischen Reichsstände über das gesamte Friedensinstrument dringend erforderlich; An-
kündigung einer neuen kaiserlichen Resolution.
Weisung betreffend Hessen-Kassel (Sicherheitspfänder; Höhe der Armeesatisfaktion,
schaumburgische Ämter, Marburger Sukzessionsstreit) und die Amnestie in den kaiserlichen
Erblanden.
Schnellstmögliche Herausgabe des neuen Gesamtentwurfs nach Maßgabe der Haupinstruk-
tion ; Inanspruchnahme kurmainzischer, kurbayerischer und kursächsischer Unterstützung.
Verweis auf die Weisung vom 5. Februar 1648 (Nr. 112). Rezepisse auf die
Relation vom 27. Januar 1648 (Nr. 99). Nun hat unnß seither unser secre-
tarius Schröder sein relation und beschaidt von Dreßden eingeschikht, so
ihr auch hiebey zu empfangen, also das nunmehr der protestirenden reso-
lution
Declarationes ultimae der prot. Rst. , praes. [Osnabrück] 1648 Januar 21 ( [ Nr. 96 Beilage B ] ).
churfürsten von Sachssen erklärung
Vgl. die Beilagen [1] und [2]. Das ksl. Werben um militärische Konjunktion hatte der Kf.
gesondert beantwortet (Geheime Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen für Schröder,
Lichtenburg 1648 I 22[/II 1]. Text: APW [ II A 8 Nr. 2 Beilage [1] zu Beilage [2] ] ). – Am 30.
November 1647 hatte Leuber den ksl. Ges. bereits ein Memorial mit kursächsischen und
hessen-darmstädtischen Änderungswünschen am KEIPO4A übergeben (Osnabrück 1647
November 19[/29]. Ausf.: GehStReg Rep. N Ka. 92 Fasz. 66 pars 2 Nr. 29).
sten zu Mainz mit Churbayern starkhe einwendung vermittels ihrer abge-
ordneten alhie concurriren, das man an schließung des fridens und con-
tentierung der protestirenden kein augenblickh verlihren solle, allermas-
sen ihr zum theil solches von mitkommenden Churmainzischen anbrin-
gen , so mit den Churbayerischen allerdings concurrirt und de concerto
gehet, mit mehrerm zu ersehen.
29 ersehen] Im Ga. ausführlicher (fol. 90’–91): […] und ob sie [die dep. Räte] schon daß
werkh mehrers maturirt als hiebevor befinden, indeme die protestirenden sich der-
mahleneins zu dem hinausgegebnen instrumento pacis, soweit solches utriusque par-
tis consensu nit mutirt ist [d.i. *KEIPO4B* , soweit unstrittig], bekennet, auch nit zu
zweiflen ist, daß sie sich in puncto satisfactionis Suecicae et Hasso Casselanae et exe-
cutionis erklert haben wurden, wann die Kayserlichen gesandten etwas stärckher in sie
getrungen hetten, zu disem auch nunmehr des herrn churfürsten zu Sachsen intention, so
sich vast 〈…〉 mit Euer Kayserlicher Mayestät instruction [Nr. 29] conformirt, bekandt
ist, so finden doch die gehorsambiste räth hingegen auch, daß dz werckh derentwegen
noch was unlautter, 1. dieweil das conclusum der catholischen [ Nr. 109 Beilage [1] ] sehr
dunckhel, 2. daß die protestirende sich in puncto executionis nichts erclärt, 3. das die
Kayserlichen widerumb von den protestirenden ein absprung zu den Schweedischen ge-
nommen , bei welchem die gehorsambiste räth darfürhalten, das die Kaiserlichen gesand-
ten besser gethan, wan sie solches underlassen und von den protestirenden nit gewichen,
bis sie super toto instrumento pacis ein resolution gehabt hetten.
Bey so beschaffenen sachen hetten wir zwar gern gesehen, daß sich die
protestirende auch über den punctum satisfactionis et executionis
Gemeint ist Art. XVI *KEIPO5* ( [ Nr. 29 Beilage [3] ] ). Die prot. Rst. hatten sich in ihren
Declarationes ultimae (wie Anm. 2) nur zu Präambel und Art. I–V *KEIPO4B* und
*KEIPO5* geäußert.
ret und ihr unß solches überschikhen hett künnen, und ist nochmahlen
unser bevelch, das ihr eüch bemühet, super toto instrumento ein resolu-
tion von ihnen zu erheben, allermassen sie in puncto amnistiae et grava-
minum gethan, und, da sie etwan in etlichen passibus sich remissive an die
Schwedischen erklären, das ihr gleichwohl in sie sezet und von ihnen
wenigst soviel heraußbringet, wessen man sich nemblich in dergleichen
passibus, die sie uf die Schweeden remittiren, gegen sie zu versichern,
dan wan man ihr erklärung über alles haben kundte, so würdt villeicht
eins das andere noch facilitieren und alle difficultates desto mehr sich su-
periern lassen, gestaltsamb auch wir im werkh begriffen, eüch nun ehist
ein ferrnere erklärung zuezuschikhen
Vgl. die Weisung vom 15. Februar 1648 ( APW [ II A 8 Nr. 7 ] ).
friedenschlues zuendt zu bringen eüch bearbeiten sollet.
Entzwischen
werkh vor dißmahl ufhalten, nemblich den Hessen Casselischen und dan,
was die Schweedischen in den § „Tandem omnes“
Bezug auf den ksl. Textvorschlag betr. die Amnestie in den ksl. Erblanden, praes.s.l. 1648
Januar 26 ( [ Nr. 99 Beilage 4 ] ).
ecclesiasticis“ moviren
Vgl. das Protokoll vom 26. Januar 1648 ( [ Nr. 99 bei Anm. 53 ] ).
lassen wir es nochmahlen bey unserer haubtinstruction de dato sechsten
Decembris verbleiben, das nemblichen dahin solle getrachtet werden,
daß anstatt der wort „teneatque sibi obnoxium dimidium commitatum
Arnsbergensem“
Art. XIV Abschnitt beginnend mit 3 ) Pendantur KEIPO4A betr. die Höhe der Armee-
satisfaktion für Hessen-Kassel (600 000 Rt.) und die Übertragung der halben Gft. Arns-
berg als Sicherheitspfand (Text: Meiern IV, 587 dritter Absatz; später Art. XV,4–5IPO =
§§ 51–52IPM).
dio firmata donec etc.“, deren man sich nun zu vergleichen wirdt haben.
Die sechsmahl hunderttausendt reichstaller betreffent, wan es nicht auf
ein wenigers zu bringen, hats darbey sein bewenden, und ist sich wegen
der summa noch der 4 ampter halber nicht aufzuhalten, dan wir unß nit
versehen können, das sich die landtgräffin auf ein allgemaine contribution
14 sollet] Im Ga. ausführlicher (fol. 91’–92’): So könte fürs ander die churfürstlich Sachßi-
sche resolution ihnen communicirt werden, mit dem befelch, daß sie in ansehung dersel-
ben den protestirenden nit allein vor sich selbsten, sondern auch durch den Dr. Leüber
zusprechen sollen, auf daß man endtlichen eine cathegorische resolution von den pro-
testirenden erhalten möge.
Anlangendt die subscription von puncten zu puncten wolten die gehorsambiste räth der
mainung sein, das man uber solche nicht eher etwas einrathen könte, bis man der pro-
testirenden vorgemelte cathegorische resolution und consequenter uber alle puncta super
toto instrumento haben thete. Wann solches erhoben, wie die gehorsambiste räth hoffen
wollen, das es mit negster ordinari einlangen möchte, so könte alßdan ein haubtresolu-
tion gefast werden.
Wegen des vorgriffs, demnach Chursachsen darzu nit inclinirt, als ist leichtlichen zu
erachten, das er bey den protestirenden kein grossen effect, bey den Schweedischen
aber gar keinen haben wurde. Ist man also nachfolglich der gehorsambisten mainung,
das man zum vorgriff sich nit zu praecipitiren, sondern noch zur zeit in terminis einer
handlung und tractat verbleiben und sehen solle, wie weit die sachen zu bringen.
Waß im ubrigen auf die Chursachßische resolutiones zu thuen, weiln die beschaidt vor
dißmahls nuhr in ordine ad instruendos legatos Caesareos in deliberation gewesen
〈worden〉 [!], so solle mit negstem, was hieruff zu thun, Euer Kayserlicher Maje-
stätt mit außführlichen guettachten vorgebracht werden, und weilen man für rathsamb
erachtet, dz die Chursachssische resolution 〈uber〉 dz instrumento pacis Churmainz
und Churbayrn geschehen solle, solche aber deroselben anwesenden gesandten [ Walden-
burg und Mändl] alberait zugestelt worden, hat es darbey sein bewenden.
übriges alles und in specie, was die Marpurgische sach anlanget, es bey
dem getrukhten instrumento verbleibet, dessen ihr eüch dan ie eher, ie
besser gegen die Schweeden zu erklären het.
Sodan und vor das andere, soviel die wort „tam in ecclesiasticis quam
politicis“ anlangt in den § „Tandem omnes“
Gemeint ist hier Art. IV § „Qui vero“ KEIPO4A betr. das Rückkehrrecht und die persön-
liche Amnestie für die ksl. Untertanen und Vasallen (Text: Meiern IV, 564 vorletzter
Absatz beginnend Et hæc quidem; später Art. IV,52IPO = § 41IPM). Zum Verständnis
des Oberbegriffs § „Tandem omnes“ vgl. [ Nr. 17 Anm. 53 ] .
hen lassen, das die wort „in ecclesiasticis et politicis“ außgelassen und
allein die wort „teneantur se accommodare legibus patriae“ verbleiben.
Im übrigen allen so bleibt es bey obbemelter unserer instruction de dato
sechsten Decembris 1647, nach inhalt derselben ihr das instrumentum ie
eher, ie besser hienaußgeben sollet (ausser dessen, was die Schweeden und
protestirende schon nachgeben haben), und da ihr in was anstehet, nach-
dem Churmainz und Bayerns liebden abgesandte zur stelle, also wollet
eüch forderist ihres raths, wan ihr mit den andern ständen nit fortkom-
men köndt, wie dan nit weniger des Chursächßischen gebrauchen, nit
zweifflendt, werden eüch also fleissig, wie sie alhier inständig den schlues
des fridens, der doch an unß allein nit hafftet, urgiren, getrewlich an die
handt stehen.
Beilage [1] zu Nr. 117
Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen für Schröder, Lichtenburg 1648 Januar 20[/30].
Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol. 469–474 – Kopie: ebenda Fasz. 56a (1648 I)fol. 238–244;
ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1968fol. 264–269.
Verweis auf die Verhandlungen zwischen beiderseits stände gesandten in Osnabrück, daß
man in durchgehung des besagten instrumenti in vollem werck begriffen und zu ehistem
vergleich unter den ständen gute hofnung were, so daß es einigen vorgriefs oder anderer
zwangsmittel unter ihnen nicht bedürffen. Ersuchen des Kurfürsten um mehrere und mildere
Kayserliche erclerung bezüglich der Autonomie für die Augsburgischen Konfessionsver-
wandten in Schlesien .
Beilage [2] zu Nr. 117
Resolution Kf. Johann Georgs von Sachsen zu den ksl. Notae zum KEIPO4A , nach welchem
dz instrumentum pacis Caesareano Suecicum einzuerichten, s.l. [vor 1648 Februar 2]. Ausf.:
RK FrA Fasz. 54ffol. 577–582 – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1972 fol. 309–315’
Text einer gekürzten lat. Fassung: Meiern IV, 1013 –1016.
ebenda Fasz. 56a (1648 I)fol. 18–36’ (Synopse) .
Beilage [3] zu Nr. 117
Schröder an Ferdinand III., Lichtenburg 1648 Februar 3. Ausf.: RK FrA Fasz. 54ffol.
575–575’ – Kopie: ebenda Fasz. 92 XIV ad nr. 1968fol. 270–270’.
Beilage [4] zu Nr. 117
[Proposition Waldenburgs an Ferdinand III.],s.l. [vor 1648 Februar 8]. Fehlt [Kopie: FA
Harrach HS 102 (1648/49) Tom. III nr. 24 unfol.; MEA FrA Fasz. 10 unfol.]
Das Rezepisse auf die Proposition Waldenburgs ist gedruckt in APW [ II A 8 Nr. 21 Beilage [1] ] .