Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
101. Nassau an Ferdinand III Münster 1648 Januar 28
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Münster 1648 Januar 28
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 38–40, praes. 1648 Februar 6 = Druckvor-
lage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.
Warten auf Entscheidung des französischen Königshofs über das Lothringen-Angebot der
französischen Gesandten; Festung Nancy.
Schreiben Bagnos: Innere Unruhen in Frankreich.
Unterredung mit Longueville über das Lothringen-Angebot (1648 I 26): Schleifung der
Festung Nancy; Verwunderung der französischen Gesandten über spanische Unnachgiebig-
keit in dieser Frage.
Unterredung mit Knuyt (1648 I 27): Informationen über anhaltende Unzufriedenheit in der
französischen Bevölkerung; Drängen der niederländischen Gesandten auf spanisch-französi-
schen Friedensschluß, Unterzeichnung des spanisch-niederländischen Friedens in drei oder
vier Tagen.
Empfangsbestätigung.
Dießmahl ist nichts von diesen tractaten zu berichten, weiln alles auff
widerkunfft dessen von den Frantzösischen plenipotentiariis gehn Paris
wegen restitution deß hertzogs von Lothringen und demolirung der
vestungen im hertzogthumb Lothringen abgeschickten courriers, wavon
Ewer Kayserlicher Mayestät bey letzt abgeloffener post allerunderthä-
nigst referiret hab
Relation vom 24. Januar 1648 ( [ Nr. 98 ] ).
den Frantzosen nicht recht geben sollen, daß selbige also hart auff die
demolirung der vestung zu Nancy gehen.
Von Paris wirdt fur gewiß und vom herren nuntio daselbsten
ben , daß es dero orthen wegen der newen aufflagen und schweren con-
tributionen unter dem gemeinen volck einige oppositiones und auffstandt
gegeben habe, seye aber, weiln die königin sambt dem königh persöhnlich
im parlament, solchem furzukommen, gewesen, durch deren gegenwart
alles wider gestillet und vom parlament die edicta der newen aufflag
darauff verificiret worden
Zum Konflikt zwischen der frz. Regierung und dem Pariser Parlement im Januar 1648 (15.
Januar 1648: „lit de justice“) vgl. Kossmann , 41ff; Moote , 107–117; Méthivier , 106f;
Sonnino , 231. In der Sache ging es um die Bewilligung neuer Finanzgesetze vor dem
Hintergrund der katastrophalen finanziellen Lage des Kgr.s.
Den 26. dießes hab dem herrn duca de Longeville die revisitam erstattet,
dabey nur die gewöhnliche complimenten und gemeine discursen fürge-
fallen , unter welchen er auch gedachte, daß sie, Frantzösische gesandten,
wegen der Lothringischen restitution, doch daß die vestung zu Nancy
(damitt sie deß hertzogs versichert sein könten, der ihnen sonst hernach
mitt hülffershulffe leicht biß nach Pariß kommen könte, dan sie anderer-
gestaldt demselben nitt vertrawen könten) demoliret wurde, also favorabl
ahn Parisischen hove geschrieben
rige resolution mitt dem uberschickten courrier in wenig tagen uberkom-
men wurden. Sie verwunderten sich nur, daß die Spanische wegen obge-
melter demolirung der Nancischen vestung so große difficulteten mach-
ten , hetten vielmehr darfurgehalten, die Spanische wurden sie beym wort
genommen und also den friedenschluß beschleuniget, auch dardurch die
den Spanischen zu großem nachtheil und gefahr so weit außsehender
Neapolitanischer sach wider zu ihrer sicherheit zur ruhe gebracht haben,
dan seines darfürhaltens die Spanische durch kein ander mittel alß durch
einen schleunigen friedenschluß solche sach wider wurde redressiren kön-
nen .
Ich hab wie mehrmahln geantworttet
Vgl. die Relation Nassaus vom 6. Dezember 1647 ( [ Nr. 31 ] ).
Spanische den hertzog von Lothringen alß ihren assistirenden und adhae-
renten nitt also gantz ploß und ohne einige sichere retraicte lassen wolten,
und daß im ubrigen die Spanische biß dahero jederzeit im werck ihr auf-
frichtige friedensbegirdte uberflußig erzeigt hetten.
Gestern hab ich dem herrn Knuyt gesprochen, welcher mich in vertrawen
berichtet, daß von Ambsterdam für gewiß geschrieben wehre, daß zwar,
wie obgedacht, die königin in Franckreich sambt dem könig im parlament
gewesen, eine bewegliche peroration thun lassen und darauff die edicta der
newen aufflag vom parlament verificirt worden seien, es seie aber damitt
der unwill bey dem gemeinen volck nitt allerdings sopirt und gestillet wor-
den , sondern liessen sich bey dem gemeinen volck noch große schwirig-
keiten verspühren, massen auch selbiges weder im ein- oder außfahren
deß parlaments dem könig noch der königin, ohnangesehen der könig
lange zeit nitt außgefahren, auch gefährlichen schwach gewest, anitzo,
wie sonsten auch in der geringsten occasion zu geschehen pflegte, congra-
tulirt oder zugeruffen habe, sondern alles volck gantz still gewesen. Eß
wehren auch viele stätte in underschiedlichen provincien annoch fast im
auffstandt und großen widerwillen wegen dieser schweren newen aufflage.
Berichtet benebenst, daß sie, Holländische gesandten, noch selbigen tags
alß gestern zu den Frantzösischen fahren und in dieselbe starck setzen
wolten, damitt sie mitt Spanien endtlichen den schluß machen möchten,
dan einmahl sie mitt öffentlicher vollnziehung ihres friedens uber 3 oder
vier tagh nitt länger einhalten könten und verhoffeten, noch ein tempera-
ment wegen der Nancischen vestung demolirung zu finden.
Empfangsbestätigung .