Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
94. Nassau an Ferdinand III Münster 1648 Januar 21
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Münster 1648 Januar 21
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 30–30’, 35, PSfol. 31–31’, praes. 1648
Februar 2 = Druckvorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.
Abreise eines französischen Kuriers nach Paris.
Unterredung mit Sannazaro (1648 I 20): Mantuanische Forderung nach Offenhaltung des
Rechtswegs gegen Savoyen und Aufhebung der Gebietszuweisungen an Herzog Ferdinand
III. von Guastalla.
PS Unterredung mit spanischen Gesandten (1648 I 21): mantuanische Forderungen gegen-
über Frankreich nicht durchsetzbar; Gebietszuweisung an Herzog Ferdinand III. von
Guastalla.
Empfangsbestätigung.
In sachen der generalfriedenshandtlung ist dießes orths nichts vorge-
lauffen , allein vernemme ich, daß der Frantzösisch courrier, so die reso-
lution wegen der Lothringischen restitution (wavon Ewer Kayserlicher
Mayestät bey letzter den 17. dießes von hier abgelauffener post aller-
underthänigst particulirliche relation gethan ) von Pariß einholen soll,
von den alhiesigen Frantzösischen gesandten fortgeschickt seie
Der frz. Kurier Héron (Lebensdaten und -umstände konnten nicht ermittelt werden) war
am 17. Januar 1647 nach Paris abgereist (vgl. Saint-Romain an Chavigny, Münster 1648
Januar 21, 22 [wird ediert in APW II B 7]). – Zu den Personen: Melchior de Harod de
Senevas, (marquis?) de Saint-Romain (1611–1694), 1643–1648 frz. Res. in Münster. – Léon
(le) Bouthillier, comte de Chavigny et de Busançois (Buzançais) (1608–1652), 1632–1643
secrétaire d’Etat aux affaires étrangères, seit September 1643 ministre d’Etat.
Gestern ist der graff Sannazari, so wegen Mantua sich hier befindet, zu
mir kommen, daß in abschrifft hiebeygehendes creditif praesentirt und
nach abgelegten complimenten benebenst angezeigt, daß der hertzog von
Mantua wegen seiner particularinteressi den friedenschluß zwar nitt auff-
zuhalten suche, gleichwohln aber zu verhuetung künfftiger newer unruhe
und ihme befahrenden praeiudicien, weiln er den vertrag zu Cherasco
niemahln eingangen hette noch sich iemahls darzu verstehen könte, gern
wünschen, unß Kayserliche gesandten auch darumb ersucht haben wolte,
daß beym articulo wegen Savoyen verwahrt und außtrücklichen beyge-
setzt werden mögt, daß ihme, hertzogen von Mantoua, gleichwohln frey-
stehen solle, via juris seine beschwerden hernegst anzubringen und auß-
zuführen .
Waß deß printzen von Guastalla im Cherasischen vertrag beschehene
assignation anlangt
Nach dem Tode des letzten Hg.s von Mantua (1627) hatte Hg. Ferdinand II. Gonzaga,
Hg. von Guastalla (gest. 1630; ksl. Generalkommissar in Italien) vergeblich die Nachfolge
in Mantua und Montferrat beansprucht. Im ersten Frieden von Cherasco waren dem Hg.
von Guastalla die Territorien Reggiolo und Luzzara im Hgt. Mantua zugesprochen wor-
den ( Parrot , 38–64; Externbrink , Le cœur, 87–99, 145–153).
gehebt werden mögt, dan seiner meinung nach selbiger printz ahn dem
hertzogen von Mantoua zumahln nichts mitt fuegen zu praetendiren
hette, hielte auch dafur, man wurde Kayserlicherseits anitzo deßhalber
do weniger bedenckens haben, weiln gedachter printz nunmehr in dien-
sten wider Ewer Kayserlicher Mayestät allerhöchstlöblichsten ertzhauß
zu dem duca de Modena
communicandum mitt meinen herrn collegen angenohmen, allerunder-
thänigst erwartendt, waß in hoc puncto Ewer Kayserliche Mayestät aller-
gnedigst befehlen wollen.
PS Weiln der graff Sannazari mir gesagt, daß er auch mitt den herrn Spa-
nischen auß obigem communicirt habe und dieselbe ihme geantworttet
hetten, daß mitt mir davon reden wolten, alß bin ich noch vor abgelauf-
fener post zu den herrn Spanischen gefahren und dennselben hievon rela-
tion gethan, welche mich berichten, daß sie wegen deß beysatz im arti-
culo wegen Savoyen, nemblichen, daß Mantua die freye handt zur justitz
behalten solle, ein gantz jahr mitt den Frantzosen disputirt, aber nichts
außgerichtet hetten, zumahln selbige sich allemahln dahin bezögen, daß
sie sich also mitt Savoyen vereinbaret hetten,
bey Cherasichen vertrag zu manuteniren, biß endtlich die herrn media-
tores zu ihnen, Spanischen, kommen und sie ersucht hetten, daß sich deß-
halber nitt länger auffhalten wolten, weiln die Frantzosen einmahl darin
nitt willigen wurden, welches sie dan auch also hetten geschehen lassen
mussen
lehenherrn principaliter betreffe.
Waß den printzen von Guastalla anlangte, vermeindten sie, daß dem-
selben solche landt von Ewer Kayserlicher Mayestät reichshoffraht mitt
recht zugesprochen seien
Ewer Kayserliche Mayestät principaliter concernirendt, sich nicht zu
erclehren gewust. Ob aber selbiger nuhn sich in diensten wider dero aller-
höchstlöbliches ertzhauß begeben, davon wehre ihnen nichts bewust.
Rezepisse auf Schreiben vom 8. und 11. Januar 1648 .