Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
85. Nassau an Ferdinand III Münster 1648 Januar 14
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Münster 1648 Januar 14
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 58a (1648 I–VI)fol. 13–14’, praes. 1648 Januar 23 = Druck-
vorlage – Konzept: KHA A 4 nr. 1628/23 unfol.
Unterredung mit Chigi (1648 I 13): Vermittlungsbemühungen der niederländischen Gesand-
ten in den spanisch-französischen Verhandlungen; Streitpunkte: Lothringen und die Assistenz
für Portugal. Zurücknahme und Erneuerung des französischen Angebots zur Restitution
Herzog Karls IV. von Lothringen; Ablehnung der französischen Forderung nach Aufschub
des spanisch-niederländischen Friedensschlusses seitens der niederländischen Gesandten, bal-
dige Unterzeichnung des spanisch-niederländischen Friedens wahrscheinlich.
Gestern hab ich den Päbstlichen nuncium besucht und von demselben
verstanden, daß die Holländische gesandten sich sehr starck bemuheten,
die tractaten zwischen Spanien und Franckreich zum schluß zu bringen,
auch etlich mahln mitt den Frantzosen auff ihr starckes zusprechen hart
ahneinander gewest wehren . Er hielte alle puncten wie verglichen, außer
den wegen deß hertzogs von Lothringen restitution, sodan noch einem,
welcher im auffsatz noch nitt gar zur richtigkeit kommen; ist, soviel ich
auß seinen discursen verspühret, der punctus wegen der assistentz ahn
Portugal
In der am 22. August 1647 erzielten Vereinbarung über die Frage der Assistenz Frk.s und
Spaniens für ihre jeweiligen Alliierten war Portugal nicht namentlich aufgeführt (span.,
von der frz. Gesandtschaft akzeptierter Entwurf des Art.s 3 des span.-frz. Friedensvertrags,
die Assistenz der Alliierten betreffend, [Münster 1647 August 22]; vgl. APW [ II B 6 Nr. 130 Beilage 2 ] ) und die Lösung dieser Streitfrage damit weiter offen. Für Frk. bedeutete die
friedensvertragliche Zusicherung des Assistenzrechts für Portugal ein wichtiges Mittel zur
Friedensassekuration, Spanien dagegen wollte jegliche Möglichkeit für Frk. ausschließen,
über den Umweg einer vorgeblichen Assistenz für Portugal militärisch gegen Spanien aktiv
zu werden, ohne damit den Frieden zu brechen ( Tischer , Diplomatie, 396f; APW [ II B 6, XCVf ] ; Rohrschneider , Frieden, 395–399).
sie deßwegen etwas in pectore hetten und daß solcher punct seine richtig-
keit bekommen wurde.
Berichtete weiter, daß zwar die Holländer den herrn Spanischen vor etli-
chen tagen angebracht, ob hetten sich die Frantzosen erclehrt, dem hert-
zogen von Lothringen daß hertzogthumb Lothringen zu restituiren, daß
hertzogthumb Baar aber und ihrer fürstlichen durchlauchtt in den dreyen
bistumber Metz, Tull und Verdun ligende landt- und herrschafften fur die
cron Franckreich zu behalten
nischen gesandten, herrn graffen Peneranda, selbst vernommen und Ewer
Kayserlicher Mayestät unter dato 7. dießes allerunderthänigst berichtet
habe ), es wolten aber anitzo die Frantzosen sich darzu nitt bekennen,
sondern liessen sich vernemmen, daß sie dem hertzogen nichts restituiren,
iedoch wohl gestatten wolten, daß man commissarios zu abhandtlung und
vergleichung selbiger sach verordne und, wan schon in diesem jahr damitt
zum außschlag nitt zu kommen, daß alßdan daß folgende und andere
jahrn ihnen substituirt und zugeben werden mögten .
Herr nuncius vermeinte, daß heutiger tag den tractaten den außschlag
zeigen wurdt, begehrendt, daß ein stundt vor abgehen der post meinen
secretarien zu ihme schicken wolt, deme er anzeigen mögt, waß haubt-
sächlichs weiters vorgelauffen. Welches dan also beschehen, und bringet
derselb zurugg, daß sich die Frantzosen gestern abendts spath nunmehr
widerumb auffs new erclehrt hetten, die alte souverainitet Lothringen
Zu „Altlothringen“ und Bar vgl. [ Nr. 77 Anm. 4 ] und [ 5 ] .
dem hertzogen zu restituiren, daß hertzogthumb Baar aber beneben den
lehenschafften, so ihre furstliche durchlauchtt von den dreien stiffter
Metz, Thul und Verdun hette, fur die cron Franckreich einzuziehen,
doch mitt der condition, daß sie alle vestungen im hertzogthumb Loth-
ringen abwerffen lassen wolten. Die Frantzosen vermeinten, daß dorauff
die handlung zwischen beyden cronen fortgesetzt werden könte und daß
so lang die Holländische mitt ihrem frieden sich pillig auch auffzuhalten
hetten.
Es betten aber die Holländer sich resolvirt, länger sich nitt auffhalten zu
lassen, sondern wehren anheut zum letzten mahln bey denen Frantzosen,
umb deren endtliche erclehrung zu vernemmen, und wolten diesen nach-
mittag zu den Spanischen. Wurde dahero paldt zu hören sein, ob die
Frantzosen fridt machen wolten, dan in fahl sie sich gegen die Holländer
zu deren begnugen nitt erclehren, so wurden selbige iedoch annoch heut
mitt den herrn Spanischen ihren frieden unterschreiben .