Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
33. Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 Dezember 9

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[ 14/ ] 33 /–

27

Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III.


28
Osnabrück 1647 Dezember 9

29
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XII)fol. 37–40, PSfol. 41, praes. 1647 Dezember 25
30
= Druckvorlage – Kopie: KHA A 4 nr. 1628/44 unfol. (ohne PS) – Konzept: RK FrA Fasz.
31
92 XIII nr. 1897fol. 220–221’ (ohne PS)

37
Das PS auffol. 222 gehört ebenso wie der Textvorschlag Langenbecks zu der zweiten Rela-
38
tion vom 9. Dezember 1647 ( [ Nr. 34 ] ). Die Zuordnung zu dem vorliegenden Schreiben in
39
APW III C 2/3, 177R ist falsch.
.

[p. 153] [scan. 247]


1
Baldiger Abschluß der Beratungen der katholischen Reichsstände erwartet; Spaltung des
2
Corpus Catholicorum.

3
Vergebliches Bitten um Kompromißvorschläge der protestantischen Reichsstände, diese beste-
4
hen auf der Beibehaltung des KEIPO4A ; weiteres Bemühen um Einlenken der Protestanten
5
in dieser Frage. Kurkölnischer Tauschplan: verschwindend geringe Erfolgsaussichten.

6
Aufenthalt Serviens in Osnabrück; Kurmainzische: Servien sieht die Frage des kaiserlichen
7
Assistenzverbots für Spanien als letztes entscheidendes Hindernis für den kaiserlich-franzö-
8
sischen Frieden; zentrale Bedeutung des Assistenzverbots für Frankreich.

9
PS Abreise Oxenstiernas nach Minden, Stillstand der Verhandlungen bis zu seiner Rückkehr;
10
Zusammenhang mit dem Aufenthalt Serviens vermutet.

11
Die Weisung vom 27. November 1647 (Nr. 14) sambt Beilagen haben wir
12
gestern empfangen und darauß gehorsamst verstanden, daß dieselben fast
13
mit deme, waß wir mit denen Churmayntz-, Trier- und Bayrischen ab-
14
sonderlich beredt und Euer Majestätt albereith vor 8 tagen uberschickt
15
haben

31
Gemeint sind die ksl., dem CC vorgelegten Korrekturvorschläge zu Art. I–XV *KEIPO4B*
32
(praes. 1647 Dezember 3; s. [ Nr. 22 Beilage [1] ] ).
, gleichstimmendt seien, dahero wir auch desto beßer damit fort-
16
zukommen getrawen. Es sein zwar die catholische noch mit ihrn delibe-
17
rationibus nitt fertig, wir verhoffen aber, sie sollen heudt ein ende darvon
18
machen

33
Gemeint sind die Beratungen der kath. Rst. über die in Anm. 2 gen. Korrekturvorschläge
34
der ksl. Ges. (vgl. auch Nr.n [ 22 ] und [ 27 ] ). Den 1. Teil des zweiten kath. Ga. s übergaben die
35
kath. Rst. am 13. Dezember 1647 (vgl. [ Nr. 48, dort Beilage A ] ).
, also daß wir entweder morgen oder doch ubermorgen die
19
handtlung mit denen Schwedischen im nahmen Gotts werden antretten
20
mögen

36
Die erste Konferenz zwischen den ksl. und schwed. Ges. über Sachfragen fand indes erst
37
am 31. Dezember 1647 statt (vgl. [ Nr. 70 ] ).
. Soviel haben wir nachricht, daß die churfürstlichen, alß Mayntz,
21
Trier, Cöllen und Bayeren, auß denen fürstlichen Burgundt, Saltzburg,
22
Würtzburg, Bamberg, Aichstätt, Constantz

38
Das Hst. Konstanz wurde bis November 1647 vertreten durch Dr. iur. Johann Georg
39
Köberlin (um 1600–1664), ab 1645 Ges. des Hst.s Konstanz; vor 1645 fbfl. konstanzischer
40
Vizekanzler und spätestens ab Dezember 1649 Kanzler. Er vertrat außerdem die Abteien
41
Buchau und Kempten sowie, gemeinsam mit dem württembergischen Ges. Dr. Andreas
42
Burckhardt (1594–1651), den schwäbischen Reichskreis ( APW [ III A 3/1 Nr. 2 Anm. 13 ] ;
43
Lehsten II, 46f). Von wem das Votum für Konstanz nach der Abreise Köberlins geführt
44
wurde, ist aus den CC -Protokollen nicht ersichtlich.
sich von Ewer Mayestätt in-
23
tention nit separirn werden, die ubrige aber werden allein ihrn privatis
24
inhaerirn und also auch kein conclusum in contrarium machen.

25
Waß aber die protestirende anlangt, nachdem Ewer Kayserliche Maye-
26
stätt unß zu mehrmahlen und noch letztens vom 20. passato allergnädigst
27
erinnert , denselben zuzusprechen, ob und waß auch ihrestheils für tem-
28
peramenta zu verhoffen sein mögten, so haben wir, unangesehen ihr in-
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tention iederzeitt dahin vermerckt worden, daß es allerdings bey deme,
30
waß ihrm erwöhnen

46
Von Wahn im Sinne von „Meinung“ ( Grimm XXVII, 610; vgl. auch wähnen im Sinne von
47
„meinen, annehmen“, ebenda , 652).
nach in instrumento vergliechen worden

48
Gemeint ist wohl *KEIPO4B* (s. Einleitung, LXVIII).
, sein ver-

[p. 154] [scan. 248]


1
bleibens haben müste, iedoch zu gehorsamster folg Ewer Mayestätts be-
2
fehlichs und denen catholischen auch ein mehrers gnügen zu leisten, be-
3
sagte protestirende vorgestrigen sambstags für unß erfordert und ihnen,
4
auff das best unnd glimpffigst möglich wahr, zugesprochen. Sie haben
5
unß aber gestrigen tags eben auff ietz bedeute weiß beanthworttet und
6
wöllen fast für ubel auffnehmen, daß man sich unßerseits nit darzu obli-
7
gatorie erclehrn wölte,

30
7 scheuhen] In der Kopie: schicken.
scheuhen sich auch nit, auff die derentwegen unß
8
vom 14. Octobris, 2. Novembris ergangne befehl

32
Text: APW II A 6 Nr.n 249 und 266.
, dern und andere
9
(wißen nit, durch waß mittl

33
Volmar hatte in diesem Zusammenhang die Kanzleien in Verdacht: Ich mag nit wissen,
34
woher dise untrewe handlung herkombt, besorg aber, es gehe nit allzeit bei denn cantz-
35
leyen richtig zu. Allzeit finde ich die an unß einkommende Kayserliche pacquet dergestalt
36
verw〈a〉h〈r〉t, daß mans underweegs gar leicht öffnen kan und zwar allerdings unver-
37
merkht . Es macht unß grosse unglegenheit (Volmar an Trauttmansdorff, Osnabrück 1647
38
Dezember 9. Eigh. Ausf.: TA Ka 115 Z 9 N 81 unfol.).
) ihnen zu handen glangte schreiben zu
10
beziehen,

31
10–11 allermaßen – wöllen] Fehlt in der Kopie.
allermaßen Ewer Kayserliche Mayestätt auß beyliegendem
11
extractu protocolli allergnädigst anzuhörn geruhen wöllen. Wir befleißen
12
unß aber, dieselbe also zu besänfftigen, daß wir verhoffen, sie sollen sich
13
in erfolgender particularhandtlung mehrers accommodirn, sonderlich
14
weilen die Schweden und sie, protestirende, woll begreiffen können, daß
15
alle diese pacificationshandtlung ohne consenß der catholischen, der seie
16
nuhn dispositivus oder permissivus, nit bestehen möge, daß auch die tem-
17
peramenta nit so schwehr fallen werden, alß sie, protestirende, sich noch-
18
weills einbilden thuen.

19
Das gröste obstaculum ist mit diesem bisthumb

39
Gemeint ist das Hst. Osnabrück bzw. der diesbezügliche kurkölnische Tauschplan (vgl.
40
[ Nr. 4 Anm. 4 ] ).
, da wir einmahl weder
20
mittl noch weege sehen, wie der sachen zu helffen sein konte ohne gantz-
21
liche auffstoßung der tractaten. Dan daß man der fraw landtgraffin zu
22
Caßel kein satisfaction in geldt zu leisten, gehet hin und beruhet auff ver-
23
nünfftigen ursachen, sönderlich daß sölches denen geistlichen ständen nit
24
auffzubördn

41
Zum kurkölnischen Widerstand gegen die geforderte Geldentschädigung für Hessen-
42
Kassel vgl. [ Nr. 25 ] Anm. 4.
. Daß man aber die Schaumburgischen ambter zurückneh-
25
men und dardurch ein außwechßelung gegen hiesigen stifft practicirn
26
wölt, ist ohne freywilligen consens der cronen und anderer interessirten
27
ein gantz vergeblicher gedancken, dieser consens aber nimmermehr zu
28
verhoffen, dan der stifft Minden fallet wegen des termini a quo cum
29
omni causa et accessione zurück ad protestantes

43
Bereits in den 1520er-Jahren hatten lutherische Prediger in der Stadt Minden Einzug ge-
44
halten , 1531 hatte der Magistrat der Stadt eine lutherische Kirchenordnung erlassen. Das
45
Hst. war im Zuge der in der Stadt Minden durchgeführten Reformation ebenfalls bereits
46
im 16. Jhd. lutherisch geworden. Auch im vorgesehenen Normaljahr 1624 war das Hst.
31
Minden unter einem luth. Administrator ev. gewesen – Wartenberg hatte das Hst. erst
32
1629 übernommen ( Nordsiek , 37; Gatz , Bistümer, 475, 477).
. Es habe nuhn Bran-

[p. 155] [scan. 249]


1
denburg oder ein ander ex protestantibus, so wirdt er mit diesen dem
2
stifft Minden anhengigen Schaumburgischen lehenstücken denen catho-
3
lischen zu gefallen den stifft Oßnabrück mit guttem willen nimmehr auß-
4
wechßelen laßen

33
Auf den zu erwartenden Widerstand der betroffenen Rst. Kurbg., Hessen-Kassel und
34
Lippe hatte Volmar Wartenberg bereits Ende Juni 1647 hingewiesen ( Knoch , 168).
. Es stehet demnach dahin, waß hieruber unnd in an-
5
dern Ewer Kayserliche Mayestätt sich haubtsachlich resolvirn werden.
6
Wir wöllen unß auch angelegen sein laßen, die handtlung also zu führn,
7
auff daß zu solcher allergnädigsten resolution eine offne handt verbleibe.
8

28
8–20 Freytags – sein] Fehlt im Konzept; stattdessen wurde dort von Volmar am Rand ver-
29
merkt
: NB: wegen deß Servients ankunfft und abraiß ze melden.
Freytags, den 5. [!] dieses, ist der Frantzosischer gesandter, graff von Ser-
9
vient , alhie einkommen, heudt aber wieder nacher Münster zurück ver-
10
reiset . Waß deßen verrichtung alhie gewest sein möge, davon haben wir
11
noch nichts eigentlichs vernehmen können

35
Servien reiste am Freitag, dem 6. Dezember 1647 (der 5. Dezember 1647 war ein Don-
36
nerstag ), nach Osnabrück (vgl. Nr. 31). Zu den Hintergründen seiner Reise vgl. [ Nr. 31 ]
37
Anm. 1.
. Die Churmayntzische ha-
12
ben ihne gestern visitirt, soll sich under andern, wie unß dieselben berich-
13
tet , haben verlauten laßen, daß er den friedenschluß, wan nuhr Ewer
14
Mayestätt zu renunciation auff die Spanische assistentz zu bewegen sein
15
mögten, gleichsamb für augen sehe, zwar auff ihr, der Churmayntzischen
16
gesandten, gegenremonstration, daß solches waß hardt und unbillich zu
17
sein scheinen wolle, nit viel zu replicirn gewust haben, doch endtlich

30
17–18 auf deme] Ergänzt aus der Kopie.
auf
18
deme, daß der cron Franckreich siecherheit ahn dieser renunciation für-
19
nemblich hafften und ohne dieselbe nit woll zum frieden zu glangen sein
20
wölle, bestanden sein.

21
PS Gleich bey beschließung dieses vernehmen wir, daß der Oxenstirn die-
22
sen nacht von hier nacher Minden, alwo er sich mit der Schwedischen
23
generalitet zu underreden gesinnet sein sölle, verreiset, also wirdt mitt
24
vorgehabter reassumption der haubthandtlung, wan schon die catho-
25
lischen stände morgen mit ihrn deliberationibus fertig werden söllen, für
26
deßen zurückkombst nit vortzukommen sein, und dörffte ethwo diese
27
geschwinde abreiß ein effect von des conte de Servient verrichtung sein

38
Oxenstierna reiste mit Alexander Erskein (1598–1656; 1634–1637 und 1642–1648 Kriegs-
39
und Assistenzrat, 1647 mit den Verhandlungen über die schwed. Armeesatisfaktion be-
40
traut ; zu ihm: SMK II, 455f; Croxton / Tischer , 84) zu Wrangel nach Minden. Dabei
41
ging es angesichts der akuten finanziellen Probleme des Kgr.s Schweden in erster Linie um
42
die weitere Finanzierung der schwed. Armee für einen neuen Feldzug gegen Kurbayern.
43
Servien hatte den schwed. Ges. offenbar zuvor die weitere Unterstützung Schwedens
44
durch Frk. definitiv zugesichert (vgl. das PS von Nr. 45; vgl. auch APW [ II C 4/1, XXXI ]
45
sowie Nr.n [ 73 ] , 77).
.

[p. 156] [scan. 250]


1
Beilage [1] zu Nr. 33

2
Protokoll, Osnabrück 1647 Dezember 7, 8. Fehlt [Kopie: RK FrA Fasz. 46c

33
Das Protokoll ist irrtümlich unter 1643 eingeordnet.
fol. 175–178 –
3
Druck: APW III C 2/2, 914 Z. 25 – 918 Z. 29].

4
7. Dezember 1647. Die Kaiserlichen tragen den Protestanten die Notwendigkeit vor, die Be-
5
ratungen der katholischen Reichsstände abzuwarten und deren Meinung über die Bestimmun-
6
gen des Friedensvertrags angemessen zu berücksichtigen. Man könne sich nicht an die Bestim-
7
mungen des KEIPO4A binden lassen, wenn die Katholischen nicht darin einwilligen; die Zu-
8
stimmung aller Beteiligten sei für die Dauerhaftigkeit des Friedens unerläßlich. Des weiteren
9
tragen sie den Protestanten die aktuellen Hauptkritikpunkte der katholischen Reichsstände
10
vor und erbitten eine kompromißfähige Erklärung der Evangelischen zu diesen Punkten. Sie
11
selbst wollen weiter versuchen, eine Einigung zwischen den Reichsständen zu befördern.

12
8. Dezember 1647. Die protestantischen Reichsstände antworten auf das Anbringen der Kai-
13
serlichen und legen dar, warum es beim KEIPO4A verbleiben müsse und nur noch die un-
14
verglichenen Punkte verhandelt werden sollen. Die Kaiserlichen betonen dagegen erneut die
15
Bedeutung einer Zustimmung aller Beteiligten zum Friedensinstrument. Daß man sich auf
16
keinerlei Kompromisse einlassen wolle, sei kein geeigneter Weg zur Einigkeit zwischen den
17
Reichsständen und einem dauerhaften Frieden. Beide Seiten sollten daß werkh mit fridlie-
18
benden gemüettern antretten.

19
Landsberg trägt Partikularforderungen des Kurfürsten von Köln vor.

20
Ernst drängt wegen schlechter militärischer Neuigkeiten auf einen schnellen Verhandlungs-
21
fortgang .

Dokumente