Acta Pacis Westphalicae : Die kaiserlichen Korrespondenzen, Band 7: 1647 - 1648 / Andreas Hausmann
2. Nassau, Lamberg, Krane und Volmar an Ferdinand III Osnabrück 1647 November 18
Osnabrück
Ausfertigung: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 11–13 = Druckvorlage – Konzept: ebenda
Fasz. 92 XIII nr. 1878bfol. 42–43.
Warten auf Ankunft der katholischen Gesandten in Osnabrück; Verzögerung deren Ankunft
durch Kurköln, diesbezügliches Schreiben an Kurmainz.
Leuber: Führung der Verhandlungen über die strittig verbliebenen Punkte zwischen Kaiser-
lichen und Schweden, erst bei Uneinigkeit Hinzuziehung der Reichsstände.
Rezepisse auf die Weisung vom 2. November 1647 (APW II A 6 Nr.
266). Nuhn haben Ewer Majestätt auß unßerm nebenschreiben
digst vernohmen, daß ich, Volmar, albereit den 14. huius alhier einkom-
men und waßgestalten wir mordrigen tags denen protestirenden nach
inhalt des vom 14. Octobris ergangenen befehlichs einen vortrag zu
thuen vorhabens wehrn, welches wir auch der ursachen so lang verscho-
ben, damit immittls denen catholischn ständen zu Münster mehrers zeitt
gewunnen werde, ihre vorhabende und vor meinen, Volmars, abreiß
starck vertröstete deputation ins werck zu setzen und alhier damit ein-
zukommen, welche laut Osterreichischen protocolls bey ihrer aldort
noch letztens, den 14. huius, deßwegen gehaltener conferentz allein an
deme erwunden, daß sie vorderist des herrn bischoffs zu Oßnabrück
Reichsgf. Franz Wilhelm von Wartenberg (1593–1661), 1644–1649 kurkölnischer Primar-
ges.; 1625 Fbf. von Osnabrück, 1629 Fbf. von Minden, 1630 Fbf. von Verden, 1642
Koadjutor des Fbf.s von Regensburg, 1645 Apostolischer Vikar für das Ebt. Bremen. War-
tenbergs Einfluß im CC war beträchtlich, da er dort die Voten für 15 (bis 1646 16) Rst.
führte ( Knoch; Gatz, Bischöfe I, 558–561; Struif). Die kurkölnische Gesandtschaft
führte unter dem Namen Wartenbergs von 1644–1648 ein Diarium (Text: APW III C 3).
und dan der Churcöllnischen
Zur kurkölnischen Gesandtschaft gehörten außerdem Dr. iur. Peter Buschmann (1604–
1673), 1645–1648 kurkölnischer Sekundarges. und Ges. der Hst.e Paderborn und Hildes-
heim; 1632 Kanzler des Hst.s Paderborn, 1639 kurkölnischer GR ( Honselmann; Teske,
177). – Dr. iur. Dietrich Adolf von der Reck (1601–1661), 1645–1649 kurkölnischer Sekun-
darges. und Ges. des Hst.s Paderborn; 1643 Dompropst in Paderborn ( Gatz, Bischöfe I,
363f.). – Arnold von Landsberg (Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden), kurkölni-
scher Sekundarges. und Ges. des Hst.s Minden; 1638–1646 Domherr in Köln ( Foerster,
Ferdinand, 10 Anm. 35; Lehsten II, 52). – Dietrich Hermann von Merfeldt zu Westerwin-
kel (1598–1658), 1644–1649 kurkölnischer Sekundarges.; 1636 Kanzler des Hst.s Münster
( Foerster, Ferdinand, 5 Anm. 16; Lehsten II, 61).
Am 7. November 1647 hatten die kath. Rst. den Aufschub der Deputation nach Osnabrück
beschlossen, um u.a. die Rückkehr Wartenbergs aus Bonn abzuwarten (Conclusum der
kath. Rst. , [Münster] 1647 November 7. Kopie: RK FrA Fasz. 92 XII nr. 1872fol. 714).
In der Folge konnten sie sich allerdings weder über die Mitglieder der Deputation noch
über deren Instruktion einigen und beschlossen am 14. November, daß ein ieder vor sich
selber dahin kombt (vgl. Beilage [1], hierfol. 24’; zur deputatio ordinaria der kath. Rst.
vgl. Wolff, 75f.) Volmar war bereits am 8. November davon ausgegangen, daß die Ka-
tholischen sich nit in forma deputationis collegialis, sed ut singuli auch einstellen werden
(APW II A 6 Nr. 272; ebenso später in Volmar an [Kurz], Osnabrück 1647 November 21.
Eigh. Ausf.: RK FrA Fasz. 54a [Teil I]fol. 41–41’). Wolff, 173, irrt sich mit der Behaup-
tung , die Katholischen hätten an diesem Tag beschlossen, sich in corpore zu den Verhand-
lungen nach Osnabrück zu begeben. – Zu Kurz vgl. [Nr. 3 Anm. 1] .
rentwegen unnd waß sie immittels für ein praeiudicirliche anfrag ahn
die protestirende zu thuen vermeinen
Die kath. Rst. hatten in ihrer Sitzung am 14. November 1647 zur Bedingung für ihre Teil-
nahme an den Verhandlungen in Osnabrück gemacht, daß auch die Punkte, für die im
KEIPO4A bereits eine Regelung getroffen war, in den Verhandlungen wieder zur Disposi-
tion stehen müßten ( RK FrA Fasz. 53b [1647 XI]fol. 25). – Der KEIPO4A (zeitgenössisch
Instrumentum Trauttmansdorffianum ) war mit den schwed. Ges. bis zum 30. Mai 1647 in
Osnabrück verhandelt und die unvereinbarten Punkte zu weiteren Verhandlungen nach
Münster verwiesen worden (vgl. APW II A 6 Nr. 135. Text: Hoffmann, Series rerum II,
112–148; Text mit wenigen Fehlern: Meiern IV, 557–590 ; eine Edition des KEIPO4A folgt
in APW III B 2/2). Erhalten ist das Handexemplar Volmars, das dieser offenbar während
der abschließenden Konferenz am 30. Mai 1647 und in der Zeit danach für weitere Kor-
rekturen benutzte (Kopie mit vielen Vermerken: GehStReg Rep. N Ka. 98 Fasz. 69 pars 3
nr. 14; Eigh. Titel: Instrumentum pacis cum Suecis examinatum et correctum in ultima
conferentia Osnabrugis habita 30. Maii stilo novo anno domini 1647 in aedibus domini
comitis a Lamberg).
ler
reiths alle notturfft zugeschrieben und die unendtbährliche nottwendig-
keit dieser deputation nochmahlen beweglich remonstrirt worden . Wir
wollen also verhoffen, sie werden sich lenger nit saumen.
Belangendt aber die conferentz ahn sich selbst, so ist auß des Chursach-
ßischen abgesandten
dahin gerichtet, alsogleich ohne mittl selbige zwischen denen ständen ins
werck zu richten, sondern daß vorderist die tractaten mit denen Schwe-
den
Die Ges. Schwedens waren: Gf. Johan Axelsson Oxenstierna zu Södermöre (1612–1657),
1643–1649 schwed. Prinzipalges.; 1640 RR (SBL XXVIII, 473; Kaster/ Steinwascher,
214f.; Öhman, 227). – Dr. Johan Adler Salvius (1590–1652, 1629 geadelt, 1651 Fh.),
1643–1649 schwed. Sekundarges.; 1634 Hofkanzler und GR , 1648 RR ( Lundgren; Eng-
ström ; Droste).
obristen hoffmeisters, des hoch- und wollgebornen herrn Maximilian
graffen zu Trautmanstorff
Reichsgf. Maximilian von Trauttmansdorff-Weinsberg (1584–1650, 1623 Reichsgf.), von
November 1645 bis Juli 1647 ksl. Prinzipalges. für die Verhandlungen mit Frk. und
Schweden; 1618 GR ; 1637 Obristhofmeister Ferdinands III. und Präsident des GR
( Repgen, Trauttmansdorff). Trauttmansdorff war auf ksl. Seite an allen wichtigen politi-
schen Entscheidungen des DK beteiligt. Ein Nachfolger Trauttmansdorffs als Prinzipalges.
wurde nicht entsandt.
renden zu Münster ad consultandum proponirt worden und darahn sich
hernach die gantze handtlung gestoßen
Am 14. Juli 1647, d.h. zwei Tage vor Trauttmansdorffs Abreise, hatte Oxenstierna den
Ges. der prot. Rst. die hier angesprochene Aufstellung von zehn strittigen Verhandlungs-
punkten übergeben, über welche die prot. Rst. noch einmal berieten (vgl. das CE -Proto-
koll vom 14. Juli 1647: Meiern IV, 655 –683). Dort werden als strittige Punkte genannt:
1.) die Frage der Assistenz des Ks.s für Spanien, 2.) die hessen-kasselische Satisfaktion und
die Marburger Sukzession, 3.) die badische Frage, 4.) die Amnestie und Autonomie der ksl.
Untertanen und Vasallen in den ksl. Erblanden, 5.) das Proskriptionsrecht des Ks.s, 6.) die
konfessionelle Parität der Assessoren im RHR und am RKG , 7.) die Religionsverhältnisse
im Rat der Stadt Augsburg, 8.) der oldenburgische Weserzoll, 9.) die schwed. Armeesatis-
faktion und 10.) die Exekution des Friedens ( Odhner, 223 Anm. **; zur Antwort der
prot. Rst. vgl. [Nr. 60 Anm. 11] ). Die von den schwed. Ges. an Kg.in Christina überschickte
Aufstellung der Streitpunkte ( APW II C 3 Nr. 266 Beilage H) umfaßt dagegen 11 Punkte;
dort ist als Punkt 4 zusätzlich die causa Megapolitana, also die Entschädigung für Meck-
lenburg, genannt. – Kg.in Christina von Schweden (1626–1689), 1632–1654 Kg.in, bis
1644 unter Vormundschaftsregierung. Sie dankte 1654 ab und konvertierte zum kath.
Glauben ( SBA B-046, 245–301; Stolpe; Katalog 1997, 111–237).
len mit ihnen, Schweden, darüber nit zurechtzukommen, alßdan erst die
handtlung inter status und Ewer Majestätt commissarien exclusis Suecis
fürgenohmen werden sölle. Es wirdt aber dieß alles von ihr, der protesti-
renden, auff unßere mordrige proposition erfolgenden anthwortt mehrer
erleuterung entfangen und wir darvon mit negstkommender post ferner
specialia berichten konnen.
Beilage [1] zu Nr. 2
Österreichisches Protokoll der Konferenz der katholischen Reichsstände, [Münster] 1647
November 14. Kopie: RK FrA Fasz. 53b (1647 XI)fol. 24–25’ .